Hof, Franziskanerkloster


 

GESCHICHTE

Die Franziskaner in Hof ? eifrige Missionare der Bürgerschaft

Aufstieg und Verbreitung des Franziskanerordens erfolgten im 13. Jahrhundert außerordentlich rasch, obwohl die Ordensregeln von den Mitgliedern strengste Entsagung und völlige Besitzlosigkeit verlangten. Bereits 1221 kamen die ersten Minderbrüder im Auftrag des hl. Franz von Assisi nach Bayern. Ihre Gesamtzahl in Deutschland wird um das Jahr 1300 auf rund 40000 geschätzt. Die Minderbrüder ließen sich meist in den Städten nieder, um hier durch Predigt und Seelsorge Mission zu betreiben. Da sie selbst in vorbildlicher Bescheidenheit lebten und sich auch um die untersten Volksschichten kümmerten, genossen die Barfüßer allseits große Anerkennung und Beliebtheit.

Das Hofer Franziskanerkloster wurde 1292 gegründet und gehörte zur Ordensprovinz Sachsen. Die Pfarrei Hof lag wie heute im Bistum Bamberg, das Gebiet gehörte jedoch nicht zu Franken, sondern zu Thüringen, und befand sich im Besitz der Vögte von Weida. Ob die Vögte selbst maßgeblich zur Ansiedlung der Franziskaner beitrugen, geht aus den überlieferten Schriften nicht hervor. In der Nordwestecke der mittelalterlichen Stadt ? heute von Lessingstraße, Klostertor, Theaterstraße und Gymnasiumsplatz umrahmt ? erbauten die Barfüßer eine rechteckige Klosteranlage und weihten sie der Jungfrau Maria und dem Heiligen Kreuz. Später kamen die Heiligen Franziskus, Antonius und Klara als Patrone dazu. Mit zunehmender Feindseligkeit verfolgte die örtliche Geistlichkeit, wie sich immer mehr Bürger den Franziskanern zuwandten. 1322 eskalierten die Auseinandersetzungen, als der Oberpfarrer der St. Lorenzkirche, Johann von Schafstädt, wiederholt die Kirche der Brüder während der Messe betrat und den versammelten Gläubigen bei Strafe der Verbannung verbot, bei den Brüdern, die er als Ketzer beschimpfte, zu bleiben. Er bedrohte sogar die Kranken auf dem Totenbett, wenn sie sich im Kloster begraben lassen wollten. Nach diesen Vorfällen wurden den Franziskanern in höherer Instanz die Freiheiten zur Seelsorge in der Gemeinde Hof bestätigt und dabei blieb es auch.

Nach dem Willen des hl. Franziskus sollte sich der Orden ohne eigenen Besitz allein durch Almosen erhalten. Aber diese ideale Forderung stieß bald auf Widerstände bei den Brüdern, die eine geregelte Versorgung für erstrebenswert hielten. Manche Gönner des Franziskanerklosters wählten daher die benachbarten Klarissinnen als offizielle Eigentümerinnen, während die Nutznießung ihrer Schenkung den Barfüßern vorbehalten blieb. Der Hofer Konvent entschloss sich erstmals 1353 einen Bauernhof als Stiftung anzunehmen. Im Lauf der Zeit folgten weitere Liegenschaften, deren Besitz jedoch immer auf unsicherer Rechtsgrundlage stand. Weil die Franziskaner unter allen Orden die volkstümlichsten waren, galt es als besonders gutes Werk, ihre Klöster zu beschenken, und die Gaben strömten reichlich. Viele wohlhabende Bürger, Patriziergeschlechter und der Landadel stifteten Geld, Naturalien oder Sachwerte (Bücher, Messgewänder, Monstranzen, Kelche), vor allem auch für Seelenmessen, um in der Klosterkirche ihre Grabstätten anlegen zu dürfen. Heinrich XI. und XII. von Weida sowie eine Reihe benachbarter Adelsgeschlechter ermöglichten durch großzügige Unterstützung die Vergrößerung der Kirche und den Bau eines Kreuzgangs in den Jahren 1351 bis 1376.

Neben der Seelsorge hatten auch die Wissenschaften im Hofer Franziskanerkloster einen hohen Stellenwert. Die umfangreiche Bibliothek, in der sich viele Inkunabeln und Handschriften befanden, nahm im Sommerhaus der Mönche einen Saal von 14 Meter Länge und 9 Meter Breite ein. Im 15. Jahrhundert verleitete der wachsende Wohlstand auch die Brüder in Hof zu einem teils regelwidrigen Leben. Wie die meisten Klöster der sächsischen Provinz übernahmen sie jedoch die Reform der so genannten Martinianer. Moralisch gestärkt, gelang dem Konvent noch zu Beginn der Reformation im Jahr 1515 die Gründung des Klosters St. Jobst oder Jobstenberg bei Bayreuth.

Im Jahr 1525 wurde auch das Hofer Franziskanerkloster ein Opfer der neuen Glaubensbewegung. So ließ der Rat der Stadt die kostbarsten Kirchengeräte und Messgewänder in die Sakristei von St. Michael zur Aufbewahrung bringen, weil sich angeblich einige Mönche an den Schätzen des Klosters bereichert hatten. Das Kloster wurde aufgehoben. Die wertvollen Bestände seiner Bibliothek sind verschollen. Der Westbau der Klosteranlage musste 1864 einer Turnhalle weichen. Die Kirche mit ihren bedeutenden Grabmonumenten wurde 1902 abgebrochen. Der ehemalige Ost- und Nordflügel des Franziskanerklosters werden heute als Volksschule genutzt. Das ehemalige Sommerhaus und die Bibliothek der Franziskaner sind in das Gymnasium integriert.

(Christine Riedl-Valder)



 

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