Neuburg a.d. Donau, St.Maria


 

GESCHICHTE
Neuburg an der Donau ? Mutterkloster der Ursulinen in Süddeutschland

Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (reg. 1690-1716) residierte in Düsseldorf, das seit dem Teilungsvertrag von Kleve zum Herrschaftsbereich der Pfalz-Neuburger zählte. Dort lernte der Wittelsbacher im Jahr 1696 den Orden der Ursulinen kennen. Der Kurfürst befahl die Gründung eines Instituts der Ursulinen auch in Neuburg an der Donau. Ein Stiftungsbrief wurde bereits zum 22. März 1698 ausgestellt. Sehr zum Missfallen des städtischen Magistrats kaufte man zur Errichtung des Klosters vier Bürgerhäuser mit ihren Gärten. Am 15. April 1700 fand die Grundsteinlegung statt. Die Bauarbeiten schritten zügig voran, was nicht zuletzt an der Finanzierung durch Kurfürst und Landschaftskasse lag. Die ersten Nonnen aus Düsseldorf konnten bereits 1701 einziehen. Ebenfalls noch 1701 erfolgte die Weihe der Klosterkirche St. Ursula.

Mit seiner Neugründung an der Donau wollte der Pfälzer Kurfürst eine Unterrichts- und Bildungsanstalt für Mädchen aller Stände schaffen. Neuburg gilt als Mutterkloster der Ursulinen im süddeutschen Raum. Die Zahl der Ursulinen wuchs rasch von sechs auf 75. Vom Kurfürsten waren für das Kloster jährlich 600 Gulden Stiftungsvermögen sowie Naturalien angewiesen. Als Gegenleistung sollten die Töchter armer Eltern gratis ins Institut aufgenommen werden. Haupteinnahmequelle der Neuburger Ursulinen war freilich das Pensionat für Töchter aus vornehmen, zahlungskräftigen Familien. Mit der Gründung des Tochterinstituts in Ingolstadt geriet das Neuburger Kloster in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in eine finanzielle Schieflage und musste 1775 vorübergehend unter Aufsicht gestellt werden. Die finanzielle Situation besserte sich jedoch bald wieder.

Selbst überzeugte Vertreter der Aufklärung urteilten wohlwollend über die Ursulinen, sie bezeichneten Neuburg sogar als Musterinstitut. Allerdings scheint auch in diesem Fall die Schönheit im Auge des Betrachters zu liegen, hatte doch noch um 1800 ein höherer Staatsbeamter wenig freundlich konstatiert, dass nur etwa ein Dutzend der 70 Klosterinsassinnen tatsächlich unterrichte, während der Rest eher dem Müßiggang fröne. Letztlich nutzte das Lob den Ursulinen wenig, gerade die letzten Jahre von 1807 bis 1813 erwiesen sich als wenig angenehm: 1807 inventarisierten staatliche Beamte unter Kommissar Schilcher den Klosterbesitz; 1809 erfolgte die Erhebung Neuburgs zu einem Zentralkloster, in das die Ingolstädter Ursulinen eingewiesen wurden; 1813 traf auch den Konvent in Neuburg das Los der Säkularisation. Nach der Aufhebung standen Konventgebäude und Kirche leer und drohten schon bald zu verfallen. 1816 bezogen Studienseminar und Gymnasium die Anlage. Bis dahin war das Studienseminar nahezu 200 Jahre lang in der oberen Stadt gegenüber der Hofkirche in baulich zunehmend unbefriedigenden Räumlichkeiten untergebracht gewesen.

Der Kirchenbau St. Ursula ist mit dem Institutsgebäude direkt verbunden. Nur auf Nord- und Ostseite steht die Kirche frei. Während die Ostseite schlicht gehalten ist, weist die nördliche Fassade zeittypisch reiche Gliederungselemente auf. In der Mitte der Nordseite durchbricht die vorstehende Turm- und Portalzone die Fassade. Baumeister der Kirche war Valerian Brenner aus Bregenz, die Stuckarbeiten besorgte Nikolaus Petri. Der Kirchenbau selbst ist einschiffig und gegen Süden ausgerichtet. Das dreijochige Schiff hat ein Tonnengewölbe mit Stichkappen, die Wand gliedern Pilaster mit Profilkapitellen.

Heute nutzt die katholische Fachakademie das alte Kloster der Ursulinen, zudem werden hier und im Schlossmuseum Neuburg Antependien (Altarverhüllungen) und Ornate der Ursulinen ausgestellt. Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Neuburger Ursulinenkloster gefertigten Antependien in Seide mit Gold- und Silberfäden (sog. Nadelmalerei) zählen zu den wertvollsten erhaltenen Textilarbeiten dieser Epoche. Das Kloster war berühmt für seine feine Nadelarbeit. Derzeit wird der Kirchenschatz der Ursulinen restauriert.

(Laura Scherr)



 

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