Pfreimd, Franziskanerkloster


 

GESCHICHTE

Franziskanerkloster Pfreimd - Seelsorge im Dienst der Gegenreformation

Die Stiftung eines Franziskanerklosters in Pfreimd stand in engem Zusammenhang mit den Bestrebungen des Landgrafen Georg Ludwig von Leuchtenberg (reg. 1583-1613), seine Untertanen wieder der katholischen Lehre zuzuführen. Bereits 1591 hatte er mit bischöflicher Förderung einige Franziskaner aus Kelheim als Prediger berufen. 
1593/94 ließ der Landgraf in seiner Residenzstadt die Klosterkirche St. Johannes Baptist errichten. 1596/99 entstanden die Klostergebäude mit Sebastianikapelle, Badstube, Krankenzimmer und Bibliothek. Anfang 1599 bezogen ein Pater und ein Laienbruder die Klosteranlage, doch erst am 4. März 1601 kam es - nach längeren Verhandlungen mit der Straßburger Provinz der Observanten - zur feierlichen Übergabe des Klosters an den Orden. 
Im September 1621 wurde die Niederlassung von den Truppen des protestantischen Söldnerführers Ernst von Mansfeld geplündert und verwüstet. Mit großzügiger Unterstützung des Herzogs Maximilian I. von Bayern erfolgte die Restaurierung des Klosters. Im März 1622 kehrte der Konvent, der nach Passau geflüchtet war, nach Pfreimd zurück. 
Am 8. September 1628 wurde der bisherige Konvent abgelöst - Folge der Religionspolitik Maximilians I. Mit der Neuordnung des Klosters, das nunmehr zur bayerischen Provinz der Reformaten gehörte, glaubte der Kurfürst, "unsere benachbarte Oberpfälzische Lande desto besser und leichtsamer von ihrem Religionsirrtum abwenden und zu dem wahren Licht des Glaubens bringen [zu] können".
Als volksnahe Prediger, Beichtväter und Seelsorger erfreuten sich die Mönche großer Beliebtheit bei der Bevölkerung, die mit ansehnlichen Dotationen und Stiftungen zur wirtschaftlichen Fundierung des Klosters beitrug. 1667 erweiterte man die Niederlassung um ein Brau- und Malzhaus; 1675 bis 1680 erhielt die Klosterkirche eine neue Innenausstattung. Der Konvent übernahm zudem die Betreuung der Wallfahrtsstätte auf dem Eixlberg; dem Bedürfnis des Pfarrvolkes nach sinnlicher Glaubensunterweisung wusste man durch Ölbergpredigt und -umgang sowie die Einführung von Kreuzwegandacht (ab 1730) und Vierzigstündigem Gebet (ab 1742) zu genügen. Neben der Seelsorge widmeten sich die Franziskaner auch Aufgaben im pädagogischen und sozialen Bereich. Eine bemerkenswerte Rolle spielten sie beim Katechismusunterricht der Schuljugend und bei der Krankenpflege.
Im Jahr 1700 hatte das Kloster einen Personalstand von zwölf Patres und sechs Fratres erreicht. Als dann im Rahmen des Hausstudiums - zwischen 1717 und 1775 wurden in Pfreimd Kasuistik und Philosophie gelehrt - noch jeweils fünf bis sechs Kleriker untergebracht werden mussten, fiel im Provinzkapitel die Entscheidung für einen Neubau. 1728 entstand die Klosteranlage in ihrer heutigen Gestalt um einen Arkadenhof mit 32 ionischen und dorischen Säulen.
Am 29. April 1802 erreichte die klösterliche Gemeinschaft der kurfürstliche Aufhebungsbescheid. Die neun Mönche und sechs Fratres kamen zunächst mit ihren Mitbrüdern aus Amberg und Kemnath in das Zentralkloster Freystadt, im September 1803 nach Neukirchen beim Hl. Blut. 
Vom 22. bis 26. Juni 1802 wurde das gesamte Inventar des Klosters versteigert. Die Klosterkirche fand als Getreidekasten Verwendung. Teile der Klostergebäude beherbergten bis 1806 die Wohnung des Stadtpfarrers, von 1808 bis 1828 die städtische Realschule. Klostergarten, Brauhaus und Refektorium (wo ein Wirtshaus eingerichtet wurde) gingen 1809 in Privatbesitz.
Auf Bitten der Pfreimder Bevölkerung erteilte König Ludwig I. von Bayern am 27. Mai 1830 der Bürgerschaft die Genehmigung, das Kloster - zunächst als Hospiz - wieder in Stand zu setzen. Am 1. November 1831 wurden die restaurierten Gebäude von drei Patres und einem Laienbruder bezogen, die sich der praktischen Seelsorge widmeten. Die 1868 eingerichtete Tuchmacherei stärkte die Wirtschaftskraft der Niederlassung. Bereits 1870 folgte die Wiedererrichtung eines eigenständigen Konvents.
Am 1. September 1995 erlosch das monastische Leben in Pfreimd. Durch Beschluss der Provinzleitung der bayerischen Franziskaner wurde die oberpfälzische Niederlassung aufgehoben. 
Im ehemaligen Bräuhaus nahm 1996 der Franziskus-Kindergarten seinen Betrieb auf; die übrigen Klostergebäude werden seit 2000 einer Generalsanierung unterzogen.

( Manfred Knedlik )



 

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