Schillingsfürst


 

GESCHICHTE

Schillingsfürst ? eine Hochburg der Gegenreformation

Zarte Bande sorgten im 17. Jahrhundert für ein Wiederaufleben des fast erloschenen katholischen Glaubens in Schillingsfürst (Kreis Ansbach). Der Ort befand sich seit dem Jahr 1337 im Besitz der Grafen von Hohenlohe. Bereits in den 1520er-Jahren war ein Großteil der Bevölkerung zum evangelischen Glauben übergetreten. Im Jahr 1540 führt+e Wolfgang von Hohenlohe dann in seiner Grafschaft offiziell die Reformation ein. Nachdem jedoch die beiden evangelischen Söhne Christian und Ludwig-Gustav des Grafen Georg Friedrich II. von Waldenburg-Schillingsfürst die zwei katholischen Schwestern Lucie und Marie von Hatzfeld geheiratet hatten, kehrten sie 1667 zur römisch-katholischen Kirche zurück. Im gleichen Jahr lebten in Schillingsfürst nur noch zirka 40 Katholiken. Nun aber bemühte man sich nach Kräften, wieder Katholiken ins Land zu bringen. Zuwanderern aus Österreich, Ungarn und anderen östlichen Ländern wurden Privilegien wie Steuerbefreiung oder die kostenlose Zurverfügungstellung von Land und Bauholz gewährt. Einzige Bedingung war das Bekenntnis zum katholischen Glauben. Viele Fremde folgten dem lockenden Angebot und siedelten sich in Schillingsfürst an. Um die Neusiedler besser betreuen und weitere Katholiken gewinnen zu können, beschlossen Christian und Ludwig von Hohenlohe die Berufung von Ordensleuten. 1673 wurde ein Hospiz der Franziskaner unter dem Titel der Kreuzerhöhung begründet. Es gehörte der thüringischen Rekollekten-Provinz an.

Anfangs wohnten die Mönche im Schillingsfürster Schloss und feierten ihre Gottesdienste in der Schlosskapelle. Doch schon 1677 fand die Grundsteinlegung der Kirche und des Klosters der Franziskaner statt. Den Aufbau unterstützten auch die Nichtkatholiken mit Baumaterial und Arbeitskraft. Weihbischof Friedrich von Würzburg konnte 1683 die einschiffige Klosterkirche, in der auch eine Gruft der Familie Hohenlohe eingebaut war, konsekrieren. Das Klostergebäude, eine einfache Vierflügelanlage südlich der Kirche, war im späten 17. Jahrhundert fertiggestellt. Die Franziskaner waren durch ihr freundliches Auftreten bei der Bevölkerung sofort beliebt und geachtet. Sie übernahmen den Unterricht der adeligen und bürgerlichen Kinder, stellten den Professor in der Lateinschule, lasen die Messen und machten Krankenbesuche. Durch ihr großes Engagement in allen seelsorgerischen Belangen gelang es ihnen, viele Andersgläubige zu gewinnen. Bald entstand eine blühende Katholikengemeinde in Schillingsfürst. Die Zahl der Patres musste vermehrt werden. Auf dem Provinzkapitel zu Limburg im Jahr 1686 beschloss man, das Hospiz in einen Konvent umzuwandeln. Nach wenigen Jahren zählte er bereits 16 Patres. Auf Fürsprache von Gräfin Lucie gestattete der Fürstbischof von Würzburg den Franziskanern Kollektensammlungen, sodass sie selbst ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten.

Als zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Pfarrkirche beim Schloss abgebrochen wurde, übernahm die Klosterkirche deren Funktion. Vermutlich aufgrund der steigenden Zahl an Katholiken musste die Kirche im Jahr 1726 wesentlich erweitert werden. Damals wurden auch ein Taufstein und Chorgestühl angeschafft und das Innere mit Stukkaturen und Malereien im Barockstil dekoriert. Der Konvent in Schillingsfürst war in jenen Jahren so stark, dass die Franziskaner von hier aus die zwei Hospize Kupferzell und Waldenburg in der Nähe von Schwäbisch-Hall begründen konnten. Als das gräfliche Haus Hohenlohe zu Schillingsfürst 1744 in den Fürstenstand erhoben wurde, galt der Unterricht der fürstlichen Nachkommen durch die Schillingsfürster Franziskaner als nicht mehr standesgemäß. Fürst Karl Albrecht gründete daher ein Erziehungsinstitut für männliche Zöglinge von Adel und berief zur Leitung drei Jesuiten. Diese hatten nun auch den Gottesdienst in der Hofkapelle zu besorgen, mussten französisch predigen und fungierten als geistliche Berater. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 übernahmen dann wieder die Franziskaner diese Aufgaben.

Im Zuge der Säkularisation 1803 wurden die geistlichen Güter eingezogen, doch der letzte Guardian, Pater Cölestin Kirst, konnte als Pfarrverweser an der Schlosskirche zusammen mit seinen Mitbrüdern bleiben. Fürst Franz von Hohenlohe-Schillingsfürst gewährte allen Franziskanern die Versorgung auf Lebenszeit. 1825 wurde Schillingsfürst zur Pfarrei erhoben und neu dotiert. Die ehemalige Klosterkirche wurde als Pfarrkirche bestimmt. Sie erhielt 1835 einen dreistöckigen quadratischen Turm. Die Klostergebäude dienten fortan als Schule und als Wohnung für Pfarrer und Lehrer.

(Christine Riedl-Valder)



 

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