Günzburg, Kapuzinerkloster


 

GESCHICHTE

Günzburg ? Kapuzinergruft für einen Habsburger

Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges berief Markgraf Karl von Burgau die Kapuziner nach Günzburg. Der Habsburger kannte den Orden aus Innsbruck. Dort hatte sein Vater, Erzherzog Ferdinand II., in den Jahren 1593/94 das erste Kloster der Kapuziner in den deutschen Landen begründet. Nach dem Tod des Vaters hielt Markgraf Karl engen Kontakt zu den Kapuzinern. Auch sein Beichtvater, Pater Damian von Venedig, war Angehöriger des Ordens. Nach seiner endgültigen Umsiedlung nach Günzburg holte der Markgraf den Beichtvater und einen weiteren Ordensbruder zu sich nach Schwaben. Ohne den Rückhalt eines Klosters war aber ein dauerhafter Aufenthalt der Mönche nicht möglich. Deshalb betrieb Karl die Gründung eines eigenen Kapuzinerklosters in Günzburg. Hierzu versicherte er sich der Unterstützung des Fürstbischofs Heinrich von Knöringen in Augsburg. Das Ordenskapitel der Kapuziner bewilligte probeweise vier weitere Kapuziner. 1615 zogen die Bettelmönche in ein ungenutztes Haus beim Pfarrhof, das ursprünglich für einen Kaplan vorgesehen war.

Der Unterhalt des kleinen Konvents wurde geregelt und der Markgraf gab einen Teil seines Hofgartens südlich der Altstadt als Bauplatz. So konnte schon 1616 mit dem Neubau für die Patres begonnen werden. Die Bauleitung hatte Mauritius Korn aus Innsbruck. Das Kloster mit seinen dazugehörigen Gärten bildete ein ziemlich regelmäßiges Geviert zwischen Hofgarten, Stadtbach (?Kapuzinerbach?) und einer Straße im Süden (?An der Kapuzinermauer?). Das Areal war mit einer Mauer eingefasst.

Markgraf Karl starb am 31. Oktober 1618 in Überlingen und erlebte also die Fertigstellung seines Klosters nicht mehr. Nach der Weihe der Klosterkirche am 30. November 1618 weihte man die Marienkirche mit den Nebenpatronen Karl Borromäus und Franz von Assisi. 1619 wurde der Leichnam des Stifters nach Günzburg überführt und in der Gruft bestattet. 1627 wurde auch seine Witwe Sibylla in der Klosterkirche beigesetzt.

Das Kloster bildete für fast 200 Jahre einen wichtigen Teil im geistigen Leben der Stadt. 1782 wurde das Kloster aufgrund des Befehls von Kaiser Joseph II.: ?Alle Klöster, die keine Schule haben, sollen von nun an in meinen Staaten aufgehoben sein?, formal aufgelöst. Allerdings durften die Konventualen weiterhin im Kloster wohnen.

Erst 1806 erfolgte die endgültige Säkularisation durch den bayerischen Staat. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch fünf Patres im Haus. Das Inventar des Klosters samt der Kirche wurde versteigert. Die Särge von Markgraf Karl und seiner Frau Sibylla überführte man von der Kapuzinergruft in die Pfarrkirche St. Martin. Die Klosterkirche und das Konventgebäude wurden auf Abbruch versteigert und aus den Steinen wurden am Bürgermeister-Landmann-Platz einige Häuser erbaut.

(Alexandra Kohlberger)



 

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