Ingolstadt, Kloster o.d. Schutter


 

GESCHICHTE
Das Kloster an der Schutter ? Augustinereremiten und Franziskaner in Ingolstadt

Beschäftigt man sich mit dem Kloster ?an der Schutter? in Ingolstadt, so muss man zwischen dem alten Wallfahrtsort und der jüngeren Ordensniederlassung unterscheiden. Schon seit dem Mittelalter lässt sich die Wallfahrt zur Marienkapelle ?an der Schutter? belegen. Die Legende berichtet, dass das um 1380 entstandene Marienbild geraubt, in die Donau geworfen und aus der Schutter wieder geborgen wurde. Der daraufhin einsetzende Pilgerstrom zum Gnadenbild der ?Schuttermutter? zählt zu den ältesten Wallfahrten in Altbayern. Zur geistlichen Betreuung der Wallfahrer entstand bei der Kapelle ein eigenes Benefizium, also eine mit Einkünften versehene Stelle für einen Seelsorger. Über die Besetzung dieses Benefiziums entschieden die bayerischen Herzöge.

Am Beginn des 17. Jahrhunderts bat Felix Milensius, Generalvikar der Augustinereremiten in Bayern, Herzog Maximilian zu Ingolstadt ein Augustinerkloster zu gründen. Für Milensius lag es nahe, am Sitz der bayerischen Landesuniversität auch ein Studienseminar für den Ordensnachwuchs ins Leben zu rufen. Herzog Maximilian hatte als zentraler Akteur der Gegenreformation für die Augustiner stets ein offenes Ohr. Er handelte auch in diesem Fall entsprechend. Herzogliche Beamte fanden einen geeigneten Standort mit der Schutterkapelle. Unter der Bedingung, dass das Benefizium an die Ingolstädter Stadtpfarrkirche übertragen wurde, erklärte sich auch der zuständige Bischof von Eichstätt bereit, die Wallfahrt selbst an die Augustiner zu übergeben. Für die geplante Ordensniederlassung musste somit eine neue Finanzquelle erschlossen werden. Der nicht mehr aufzuhaltende Verfall des Chorherrenstiftes Schamhaupten trieb in diesem Fall gerade zur rechten Zeit seinem Ende entgegen. Im Frühjahr 1606 erreichte Herzog Maximilian bei Papst Paul V. die Auflösung des Stiftes; die Einkünfte kamen fortan der Ingolstädter Universität zugute. Davon sollte auch das neue Studienseminar der Augustiner in Ingolstadt jährlich 400 Gulden erhalten. Schon am 2. Mai 1606 übertrug der Generalvikar des Eichstätter Bischofs die Schutterkapelle dem Augustinerpater Augustin Fuess. Die Mönche fanden ein erstes Quartier im Benefiziatenhaus. 1610 begann man mit der Errichtung eigener Gebäude. Für den Bau spendete der bayerische Herzog 1000 Gulden. Erster Prior des Ingolstädter Seminars wurde P. Rupert Engelschal. Er stand einem Kollegium mit sechs Studenten vor, darunter Jordan Degler, späterer Münchner Prior und Provinzial.

Von der soliden theologischen Ausbildung, die in Ingolstadt vermittelt wurde, profitierte die gesamte Ordensprovinz. 1654 beschloss deshalb das Provinzkapitel in Salzburg die Aufwertung der Ingolstädter Niederlassung zu einem Vollkloster mit vier Patres. Dieser Beschluss stieß jedoch auf den Widerstand des Eichstätter Bischofs, der eine Rückstufung des Konvents verlangte, denn der Weltklerus und die anderen Klöster in Ingolstadt sahen ihre Einnahmen gefährdet. Fast dreißig Jahre und der Unterstützung des Kurfürsten Max Emanuel bedurfte es, bis das Bistum Eichstätt der Konventserhebung des Studienseminars zustimmte. Ab 1650, wohl auch aufgrund der eigenen ungewissen Situation, halfen die Ingolstädter Augustiner bei der Wallfahrtsseelsorge in Bettbrunn. Schließlich wurde 1690 die Bettbrunner Pfarrei dem Ingolstädter Kloster inkorporiert.

Für die prosperierende Ordensniederlassung wurde die alte Schutterkapelle zu klein. Prior German Auer (amt. 1734?1740) nahm den Neubau der Kirche in Angriff. Vom bayerischen Kurfürsten und späteren Kaiser Karl Albrecht kamen Sach- und Geldspenden, die dem Bau zu einem raschen Abschluss verhalfen. Bereits 1740 weihte Johann A. Nieberlein, Weihbischof von Eichstätt, die neue Wallfahrts- und Klosterkirche. Der zentral ausgerichtete Kirchenraum zählte zu den bedeutendsten Werken Johann Michael Fischers und galt als eines der schönsten Bauwerke des Rokoko in Ingolstadt. Der Münchner Hofmaler Johann Baptist Zimmermann schuf die Deckengemälde. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ging dieses Baudenkmal unter, letzte Mauerreste wurden 1950 beseitigt. An Stelle der ehemaligen Schutterkirche steht heute das Ingolstädter Stadttheater.

Wichtigste Aufgabe des Klosters im 18. Jahrhundert blieb wie schon in seinen Anfängen die Ausbildung der Kleriker. Als Prioren sollten nur erfahrene Dozenten zum Einsatz kommen, viele wirkten in weiterer Folge als Provinziale am Ausbau des Ordens mit. Klangvolle Namen aus der Ordensgeschichte, wie Euletherius Agricola, Jordan Degler, Augustin Höfler, Bonaventura Gästorffer, Alipius Gsodschneider und Agnellus Merz waren zeitweise Prior in Ingolstadt. Die seelsorgerischen Pflichten der Augustinerpatres beschränkten sich hingegen auf die Betreuung der Marienwallfahrt sowie auf die geistliche Leitung einer Sebastians- und einer Maria-Trost-Bruderschaft.

Die Säkularisation machte vor den Mauern des gelehrten Ingolstädter Augustinerkonvents nicht Halt. Am 20. Februar 1802 wurde die Aufhebung verkündet und bereits am 5. März wurden fünf Patres nach München in das Zentralkloster des Ordens versetzt. Zeitweilig verblieben noch drei Mönche in Ingolstadt und halfen bei der Abwicklung der klösterlichen Güter. Johannes Chr. Nikolai, letzter Prior der Augustiner, übergab das klösterliche Brauhaus am 20. März 1802 den Ingolstädter Franziskanern.

Das ehemalige Augustinerkloster war nun als Domizil für die Franziskaner vorgesehen, wurde jedoch erst ab 1827 von diesem Orden genutzt. Die Ingolstädter Franziskaner lebten dort bis zur Zerstörung der Klosteranlage im Zweiten Weltkrieg. Letzte Mauerreste wurden 1950 beseitigt.

(Laura Scherr)



 

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