Eva Eckert
geb. 1927 in München, Vater praktischer Arzt

Evas Vater Dr. Heinz Eckert (geb. 1892 in Rheydt) war evangelisch, er starb 1926, vier Monate vor Evas Geburt. Ihre Mutter war
Elisabeth (»Else«), geb. Kahn (geb. 1898 in Augsburg). Eva hatte einen älteren Bruder namens Wolfgang (»Wolf«, geb. 1922). Eine ältere Cousine von Eva war Ruth Kahn.
Eva wurde evangelisch getauft. Sie trat im Schuljahr 1937/38 in Klasse 1a der Maria-Theresia-Schule ein. Während des Krieges (Juli 1942 – Januar 1944) arbeitete ihre Mutter, zunächst freiwillig
, in einem Rüstungsbetrieb, was ihr für einige Zeit Schutz vor der Deportation gab. Im Dezember 1943 musste Eva gemäß Anordnung des Reichsministeriums als »Mischling 1. Grades« die Schule verlassen.
Evas Mutter wurde im Januar 1944 nach Theresienstadt deportiert, wo sie bis zu ihrer Befreiung im Frühjahr 1945 lebte. Wolf und Eva blieben in der Wohnung der Familie in Augsburg. Wolf hatte als »Mischling« die Ingenieurschule verlassen müssen. 1944 wurde er in ein Zwangsarbeitslager nach Jena gebracht.
Nach dem Krieg besuchte Eva zunächst wieder die Maria-Theresia-Schule. Dr. Georg Keßler, einer ihrer Lehrer, gab ihr private Lateinstunden.
Evas Bruder Wolf starb im Januar 1947 in Augsburg.
1948 emigrierten Eva und ihre Mutter Else nach New York. Eva besuchte abends das Hunter College und erhielt ihr Master's Degree an der Columbia-Universität. Während des Studiums arbeitete sie als Fremdsprachensekretärin, später als wissenschaftliche und medizinische Bibliothekarin. Um ihre Mutter pflegen zu können, die an der Parkinsonschen Krankheit litt, schrieb Eva keine Dissertation. Die Pflege ihrer Mutter dauerte 17 Jahre.
Bis heute (April 2007) lebt Eva Eckert in den USA.
 




(Eva Eckert gab uns über ihre Verwandte Joyce Meltz Informationen für diese Kurzbiografie.)

Literatur:
Wolfgang Graf, »Direktor Sohr und der jüdische Mischling«, in: 100 Jahre Maria-Theresia-Gymnasium. Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Maria-Theresia-Gymnasiums, Augsburg 1992, S. 60f.
Peter Wolf (Hrsg.), Spuren. Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus an der Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein Bericht der Projektgruppe »Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums, Augsburg 2005, S. 105f.

 
 
 
  Rosa Eigner
geb. ca. 1906, Vater Kaufmann (im Schul-Jahresbericht 1916/17 ist weder das Geburtsdatum noch der Beruf des Vaters angegeben)

Rosas Eltern waren der Möbelhändler Adolph Eigner (geb. 1876 in Lopasov, Österreich-Ungarn) und Katharina Lentner (?), die vermutlich nicht-jüdisch war.
Rosa besuchte die Maria-Theresia-Schule 1916/17 in Klasse 1a; sie könnte auch noch im folgenden Jahr, 1917/18, auf der Schule gewesen sein.
Rosas Vater wurde, wie viele Augsburger Juden, die in »Mischehen« lebten, erst relativ spät, im Januar 1944, nach Theresienstadt deportiert. Er erlebte die Befreiung des Lagers im Frühjahr 1945 und kehrte nach Augsburg zurück.
Adolph Eigner wurde 1947 oder 1948 zum zweiten Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde Schwaben-Neuburg gewählt. Er starb 1952 in Augsburg.
 
  Beate Einstein
geb. 1916 in Augsburg, Vater Kaufmann (»Gebrüder Einstein«), Wohnung Ulmer Straße 185, Firma Ulmer Straße 139

Beates Vater Isaak Einstein (geb. 1884 in Kriegshaber) war einer von sechs Teilhabern einer der führenden schwäbischen
Viehhandelsfirmen. Die Firma war in Kriegshaber ansässig (seit 1916 ein Stadtteil von Augsburg); die übrigen Teilhaber waren Isaaks Brüder Samuel (geb. 1870), Ludwig (geb. 1873), Heinrich (geb. 1878), Hermann (geb. 1880) und Moritz (geb. 1886 oder 1888). Isaaks Ehefrau hieß Ida, geb. Schloßberg oder -berger (geb. 1890 in Unterdeufstetten). Die Familie wohnte im ersten Stock des Hauses Ulmer Straße 185, im Erdgeschoss wohnten drei von Isaaks Brüdern: Heinrich, Moritz und und Max (geb. 1876). Max war der einzige, der nicht der Firma angehörte.
Beate ist eine Cousine von Erna, Brunhilde und Liese Einstein.
Beate besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1927 bis 1933 in den Klassen 1–6.
1939 emigrierte Beate nach Großbritannien. Sie heiratete 1946 Martin Ansbacher (geb. 1909 in Leutershausen), den sie in Augsburg beim Tennis kennengelernt hatte. Der Name »Ansbacher« wurde zu »Anson« anglisiert. Das Ehepaar bekam zwei Kinder.
Die Ansons gründeten 1958 in Schottland eine Textilfabrik, die heute in der dritten Generation in Familienbesitz ist (zunächst »Anson of Scotland«, heute »Abercairn of Scotland Ltd«). Die Firma produziert und verkauft – seit 1978 auch im Export – Strickwaren wie Hüte, Schals und Handschuhe. Ihr erster Markenname lautete »Maban« (gebildet aus den Anfangsbuchstaben von »Martin and Beate Anson«).
Beates Ehemann Martin starb 2003 in Glasgow.
Beate Anson, geb. Einstein, ist 2008 in Schottland gestorben.
 





Beates Eltern wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und sind dort verschollen, ebenso Beates Onkel Hermann Einstein mit seiner Frau Mina, geb. Schloßberg, und Beates Onkel Moritz Einstein mit seiner Frau Lydia, geb. Seligmann.
Beates Onkel Ludwig und Samuel Einstein starben 1936 bzw. 1939.
Beates Onkel Max Einstein und seine Frau Johanna, geb. Stern (geb. 1882), wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert und sind für tot erklärt, ebenso Beates Onkel Heinrich Einstein.
Beates Großmutter mütterlicherseits, Ernestine Schloßberger, geb. Neumetzger, wurde im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort.
Beates Cousin Martin Einstein heiratete 1935 in Palästina Marianne Veith.

NB:
Bei Heinz Landmann (Henry Landman) ist angegeben, dass Beates Eltern unter den vielen Augsburger Juden waren, die im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurden Isaak und Ida Einstein jedoch schon 1942 nach Auschwitz deportiert.

Siehe die zu Beate Anson und zu ihrer Textilfirma gehörenden Ausstellungsstücke und Texte im Jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben (2006).
Monika Müller, »Es ist ein hartes Los, das uns getroffen hat.« Der Weg der Familie Einstein aus Augsburg-Kriegshaber / “It’s a Cruel Hand We’ve Been Dealt.ˮ The Einstein Family of Augsburg-Kriegshaber, Augsburg 2012, S. 47 (zur letzten Wohnung und zur Deportation von Beates Eltern).

 
 
 
Brunhilde Einstein
geb. 1916 in Augsburg, Vater Viehhändler (»Gebrüder Einstein«), Wohnung Ulmer Straße 149, Firma Ulmer Straße 139

Brunhildes Vater Hermann Einstein (geb. 1880 in Kriegshaber) war einer von sechs Teilhabern einer der führenden schwäbischen Viehhandelsfirmen. Die Firma war in Kriegshaber ansässig (seit 1916 ein Stadtteil von Augsburg); die übrigen Teilhaber waren Hermanns Brüder Samuel (geb. 1870), Ludwig (geb. 1873), Heinrich (geb. 1878), Isaak (geb. 1884) und Moritz (geb. 1886). Ein weiterer Bruder, Max (geb. 1876), war der einzige, der nicht der Firma angehörte. Hermanns Ehefrau hieß Mina, geb. Schloßberg oder -berger (geb. 1889 in Unterdeufstetten).
Brunhilde (»Hilde«) war eine Cousine von
Beate, Erna und Liese Einstein.
Hilde besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1926 bis 1933 in den Klassen 1–6, wobei sie die dritte Klasse einmal wiederholte.
Eine Zeit lang arbeitete Hilde als Kindermädchen in Köln.
Um 1939 emigrierte Hilde nach England und arbeitete im Haushalt einer Familie in Manchester. 1940 kam auch ihre Cousine Liese Einstein in diesen Haushalt. Hilde wanderte später nach New York aus. Dort heiratete sie 1949 Martin Lehman aus Rothenburg ob der Tauber. Hilde arbeitete zunächst als Masseuse, dann in der Metzgerei ihres Ehemanns. Martin starb 1988 in New York.
Brunhilde Lehman, geb. Einstein, ist 1994 ebenfalls in New York gestorben.
Brunhildes Eltern wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und sind dort verschollen, ebenso Brunhildes Onkel Isaak Einstein mit seiner Frau Ida, geb. Schloßberg, und Brunhildes Onkel Moritz Einstein mit seiner Frau Lydia, geb. Seligmann.
Brunhildes Onkel Ludwig und Samuel Einstein starben 1936 bzw. 1939.
 





Brunhildes Onkel Max Einstein und seine Frau Johanna, geb. Stern (geb. 1882), wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert und sind für tot erklärt, ebenso Brunhildes Onkel Heinrich Einstein.
Brunhildes Großmutter mütterlicherseits, Ernestine Schloßberger, geb. Neumetzger, wurde im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort.
Brunhildes Cousin Martin Einstein heiratete 1935 in Palästina
Marianne Veith.

NB: Bei Heinz Landmann (Henry Landman) ist angegeben, dass Isaak und Ida Einstein unter den vielen Augsburger Juden waren, die im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurde das Ehepaar jedoch schon 1942 nach Auschwitz deportiert.

Lite
ratur:
Gernot Römer, »In der Fremde leben meine Kinder …«. Lebensschicksale kindlicher jüdischer Auswanderer aus Schwaben unter der Naziherrschaft, Augsburg 1996, S. 33f.

   
 
 
 
  Else Einstein
geb. 1910 in Augsburg, Vater Brauerei- und Gutsbesitzer (»Unterbaarer Bier«), Maximilianstraße B 5/7

Elses Vater hieß Gustav Einstein (geb. 1882 in Buttenwiesen), ihre Mutter Rika (Ricka, Richa), geb. Bissinger (geb. 1887 in Ichenhausen).
Else besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1926 in den beiden letzten Lyzeumsklassen, 5a und 6a; vermutlich war sie 1920 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Else zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen – darunter Ilse Thanhauser – ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
1926 machte Else den Lyzeumsabschluss an der Maria-Theresia-Schule. Auf dem Abschlussfoto der Klasse ist Else jedoch nicht zu sehen; Ilse Baehr, geb. Thanhauser, erinnert sich, dass Else sich nicht fotografieren lassen wollte und deshalb nicht zum Termin erschien (E-Mail vom 1. März 2006).
Elses Vater Gustav »kehrte 1933 von einem Schweiz-Urlaub nicht mehr nach Deutschland zurück. Die Nationalsozialisten entfesselten daraufhin bis 1935 eine wüste Hetzkampagne gegen ihn und bezichtigten ihn des Devisenschmuggels« (G. Römer).
Laut einem Steuersteckbrief des Finanzamts Augsburg (betreffs »Reichsfluchtsteuer«) wanderte Gustav, dessen Beruf hier als Güterhändler angegeben wird, 1933 zusammen mit seiner Ehefrau Richa nach Evreux bei Paris aus.
Über mehrere Stationen emigrierte das Ehepaar schließlich in die USA. Dort starb Rika 1953. Gustav kehrte 1956 nach Deutschland zurück. Das Renaissance-
 



Wasserschloss Unterbaar, das er 1928 gekauft hatte und das seit seiner Emigration durch verschiedene Hände gegangen war, konnte er in einem langen Rückerstattungsprozess zurückgewinnen. 1960 starb er in Unterbaar, 1962 verkaufte Else das Schloss.
Else war 1933 nach Paris gezogen und hatte dort als Gymnastiklehrerin gearbeitet. 1940 wurde sie im Lager Gurs in Südwest-Frankreich interniert, so wie auch Marie Bach. Aus Paris und Umgebung trafen am 23. Mai 1940 im Lager 2.364 Frauen ein, darunter auch viele Jüdinnen. Es handelte sich um ledige oder kinderlos verheiratete Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die, als Deutschland den Krieg gegen Frankreich ernsthaft zu führen begann, unter Generalverdacht gestellt und auf diese Weise festgesetzt wurden. Und nachdem am 22. Oktober 1940 etwa 7500 badische und saarpfälzische Juden nach Gurs deportiert worden waren (unter ihnen Rosa Lieblich), schickte die Polizei der Vichy-Regierung auch weiterhin Juden, die in Frankreich aufgegriffen wurden, in dieses Lager.
1941 konnte Else aus Gurs entkommen und emigrierte in die USA. In New York heiratete sie Charles Zdenko Sajovic. 1943 und 1945 bekam das Ehepaar zwei Kinder. Else arbeitete als Masseuse.
Anfang der 1970er Jahre starb Elses Ehemann und sie kehrte nach Deutschland zurück. In zweiter Ehe war sie mit David Spivak verheiratet.
Else Spivak, geb. Einstein, ist 1999 in München gestorben.
 





Siehe Kerstin u. Frank Wolf, »Reichsfluchtsteuer und Steuersteckbriefe 1932–1942«, in: Mitteilungen des Vereins »Biographische Forschungen und Sozialgeschichte e. V.«, Heft 2 (1997), S. 1–43.
Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 208 und 209 (Zitat).

Literatur:
Erwin Reichart, »Wasserschloss im Dornröschenschlaf. Unterbaarer Herrschaftsgebäude ist seit 1962 unbewohnt«, in: Augsburger Allgemeine Zeitung, Ausgabe Augsburg-Land, 3. September 1993, S. 25.

   
  Erna Einstein
geb. 1909 in Kriegshaber, Vater Kaufmann (»Gebrüder Einstein«), Wohnung und Firma Ulmer Straße 139

Ernas Vater
Ludwig Einstein (geb. 1873 in Kriegshaber) war einer von sechs Teilhabern einer der führenden schwäbischen Viehhandelsfirmen. Die Firma war in Kriegshaber ansässig (seit 1916 ein Stadtteil von Augsburg); die übrigen Teilhaber waren Ludwigs Brüder Samuel (geb. 1870), Heinrich (geb. 1878), Hermann (geb. 1880), Isaak (geb. 1884) und Moritz (geb. 1886 oder 1888). Ein weiterer Bruder, Max (geb. 1876), war der einzige, der nicht der Firma angehörte. Ernas Mutter hieß Sofie, geb. Mendle (geb. 1877 in Kriegshaber).
Erna war ein Cousine von Beate, Brunhilde und Liese Einstein.
Erna besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1926 in den Klassen 4a und 5b; vermutlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Erna wanderte 1934 nach Johannesburg (Südafrika) aus. Sie war mit Walter Levison (Levyson, geb. 1913 in Berlin) verheiratet, der in Augsburg bei der Firma Pflaunlacher & Schwab gearbeitet hatte. Das Ehepaar bekam eine Tochter. Walter gründete eine Firma für Gummistempel. Er starb 1943.
In zweiter Ehe heiratete Erna Walter Kuhn (geb. 1911 in Berlin). Er führte die Stempelfabrik weiter. Das Ehepaar bekam einen Sohn. 1993 starb Walter in Johannesburg.
Erna Kuhn, geb. Einstein, ist 1973 ebenfalls in Johannesburg gestorben.
Ernas Vater Ludwig starb 1936 in Augsburg. Die verwitwete Sofie Einstein wanderte wie Erna nach Südafrika aus und ist 1962 in Johannesburg gestorben.
Drei Geschwister Ernas haben die frühe Kindheit überlebt: Cäcilia (»Cilly«, geb. 1899), Max (geb. 1901) und Sigmund (geb. 1914). Alle sind sie wie Erna nach Südafrika ausgewandert.
 





Ernas Onkel
Samuel Einstein starb 1939, die anderen fünf Brüder ihres Vaters wurden deportiert und ermordet: Hermann mit seiner Frau Mina, geb. Schloßberg, Isaak mit seiner Frau Ida, geb. Schloßberg, und Moritz mit seiner Frau Lydia, geb. Seligmann, wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und sind dort verschollen; Max mit seiner Frau Johanna, geb. Stern (geb. 1882), und Heinrich wurden Anfang April 1942 nach Piaski deportiert und sind für tot erklärt.
Ernas Cousin Martin Einstein heiratete 1935 in Palästina Marianne Veith.

NB: Bei Heinz Landmann (Henry Landman) ist angegeben, dass Isaak und Ida Einstein unter den vielen Augsburger Juden waren, die im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurde das Ehepaar jedoch schon 1942 nach Auschwitz deportiert.

Siehe den Stammbaum von Erna Einstein im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: März 2007).
Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 209.

   
 
  Liese Einstein
geb. 1925 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»Gebrüder Einstein«), Wohnung Ulmer Straße 185, Firma Ulmer Straße 139

Lieses Vater Moritz Einstein (geb.
1886 in Kriegshaber) war einer von sechs Teilhabern einer der führenden schwäbischen Viehhandelsfirmen. Die Firma war in Kriegshaber ansässig (seit 1916 ein Stadtteil von Augsburg); die übrigen Teilhaber waren Moritz’ Brüder Samuel (geb. 1870), Ludwig (geb. 1873), Heinrich (geb. 1878), Hermann (geb. 1880) und Isaak (geb. 1884). Ein weiterer Bruder, Max (geb. 1876), war der einzige, der nicht der Firma angehörte.
Moritz war verheiratet mit Lydia (»Liddy«), geb. Seligmann (geb. 1900 in Lambsheim). Das Ehepaar hatte auch einen Sohn, Siegbert (geb. 1924). Die Familie lebte zusammen mit zwei Brüdern des Vaters, dem Junggesellen Heinrich Einstein und Max Einstein, der erst spät heiratete, im Erdgeschoss der Wohnung in der Ulmer Straße 185. Im ersten Stock wohnte ein weiterer der Einstein-Brüder, Isaak, mit seiner Familie.
Liese ist eine Cousine von Beate, Brunhilde und Erna Einstein.
Liese besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1935 bis 1938 in den Klassen 1–4.
Mit 13 Jahren war sie durch Ministerialerlass gezwungen, am 14. November 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss die Schule zu verlassen. Sie besuchte dann die jüdische Schule, die in der Synagoge in der Halderstraße eingerichtet wurde. Zusammen mit ihrem Bruder erhielt sie Privatunterricht in Englisch.
Beide Kinder emigrierten im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England, wie kurz zuvor schon ihre Cousinen Beate und Brunhilde Einstein. Die Geschwister kamen in Westgate on Sea unter. Dort starb Siegbert 1940 an einer Krankheit. Liese wurde nach Manchester in eine Familie geholt, wo schon ihre Cousine Brunhilde Einstein als Haushaltshilfe arbeitete. Eine solche Arbeit nahm Liese im
 



nächsten Jahr ebenfalls an. Später ließ sie sich zur Kinderkrankenschwester ausbilden und ging 1947 nach New York. Dort arbeitete sie am »Beth Israel«-Krankenhaus. 1954 heiratete sie Harry Fischer aus Breslau. Das Ehepaar bekam zwei Kinder. 2008 ist Harry gestorben.
Liese Fischer, geb. Einstein, lebt bis heute (August 2017) mit ihrem Mann Harry in den USA.
Lieses Eltern, Moritz und Lydia Einstein, wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und gelten als verschollen, ebenso Lieses Onkel Hermann Einstein und seine Frau Mina, geb. Schloßberg, sowie Lieses Onkel Isaak Einstein und seine Frau Ida, geb. Schloßberg.
Lieses Onkel Ludwig und Samuel Einstein starben 1936 bzw. 1939.
Lieses Onkel Max Einstein und seine Frau Johanna, geb. Stern (geb. 1882), wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert und sind für tot erklärt, ebenso Lieses Onkel Heinrich Einstein.
Lieses Cousin Martin Einstein heiratete 1935 in Palästina Marianne Veith.

NB: Bei Heinz Landmann (Henry Landman) ist angegeben, dass Isaak und Ida Einstein unter den vielen Augsburger Juden waren, die im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurde das Ehepaar jedoch schon 1942 nach Auschwitz deportiert.
 



Lite
ratur:
Gernot Römer, »In der Fremde leben meine Kinder …«. Lebensschicksale kindlicher jüdischer Auswanderer aus Schwaben unter der Naziherrschaft, Augsburg 1996, S. 28–37.

Monika Müller, »Es ist ein hartes Los, das uns getroffen hat.« Der Weg der Familie Einstein aus Augsburg-Kriegshaber / “It’s a Cruel Hand We’ve Been Dealt.ˮ The Einstein Family of Augsburg-Kriegshaber, Augsburg 2012.

Das USC Shoah Foundation Institute verzeichnet Video-Interviews von Überlebenden der Schoa, darunter Liese Fischer, geb. Einstein.
    Emma Einstoss
geb. 1898 in Augsburg, Vater Kaufmann

Emmas Eltern waren Simon Einstoss (geb. 1863 od. 1864) und Minna, geb. Kahn (geb. 1876 od. 1877).
Emma besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1910 bis 1915 in den Klassen 2–6.
1920 heiratete Emma Willy Adler (geb. 1888 in Neu-Ulm). Das Ehepaar wanderte 1937 in die USA aus.
Emmas Vater Simon ließ 1926 sein Wohn- und Geschäftshaus in der Karolinenstraße C 31 (Ecke Saugässchen) von dem Architekten Thomas Wechs umbauen. Der Entwurf zeigt eine durch einen Mittelerker, geschwungene Giebel und unterschiedliche Fensterformen reich verzierte Fassade. Das Haus wurde 1944 bei einem Bombenangriff völlig zerstört.
Emmas Eltern emigrierten nach Brasilien; Simon starb 1942 in Rio de Janeiro. Zwei Brüder von Emma, Paul und Justin, lebten zu dieser Zeit ebenfalls in Rio, ein anderer Bruder, Bernhard, in Tel Aviv, und drei weitere Geschwister, Amalie (verh. Lieblich), Erward und Morris, in den USA. Emmas Mutter Minna starb 1949 in Brasilien.
Emmas Ehemann Willy starb 1976.
Emma (»Emmy«) Adler, geb. Einstoss, starb im selben Jahr 1976 in Savannah (Georgia).

Siehe Werner Lutz, »Werkkatalog« für Thomas Wechs, in: Winfried Nerdinger (Hrsg.), Thomas Wechs 1893–1970. Architekt der Moderne in Schwaben, Berlin 2005, S. 105–336, hier S. 154, Nr. 71 (Fassadenentwurf für das Wohn- und Geschäftshaus Einstoss).
    Fanny Einstoß
geb. ca. 1905

Fanny besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1915 bis 1917 in den Klassen 1b und 2b; sie könnte auch noch im folgenden Jahr, 1917/18, auf der Schule gewesen sein.
    Frida Einstoß
geb. 1912 in Augsburg, Vater Kaufmann, Wertachstraße 19½

Fridas Vater hieß Feibisch – später eingedeutscht Philipp – Einstoß (geb. 1875 in Kurzany od. Kurjany, Polen), ihre Mutter hieß Sima (Selma), geb. Hilsenrad (geb. 1879 in Kolomea). Philipp führte ein Kaufhaus für Textilwaren.
Frida hatte drei Brüder: Leopold (geb. 1903), Max (geb. 1906) und Isidor (»Isi«, geb. 1909).
Frida besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1928 in den Klassen 3–6; vermutlich war sie 1922 in Klasse 1 eingetreten.
1934 heiratete Frida Dr. med. Kurt Blatt aus Hamburg. Nach der Hochzeitsreise emigrierte das Ehepaar in die USA und wurde dort im August 1940 naturalisiert.
Am 9. November 1936 beschloss die Vorstandschaft der »Vereinigung ehemaliger Schülerinnen der Maria-Theresia-Schule Augsburg«, bei Neuaufnahmen künftig die Nürnberger Rassengesetze zu berücksichtigen; angeblich erklärten daraufhin 21 ehemalige Schülerinnen ihren Austritt, darunter auch »Einstoß Frieda« (ihr  Ehename wird nicht genannt).
Fridas Vater Philipp wurde »im Juni 1938 vom Amtsgericht Augsburg wegen Betrugs zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt, woraufhin ihm die Stadtverwaltung unter Berufung auf die Reichsgewerbeordnung den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs verbot und ihm auftrug, sein Geschäft bis Mitte November 1938 aufzulösen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Inhaber bereits damit begonnen, nach einem Käufer für sein Geschäft zu suchen. Die Maßnahme der Stadtverwaltung setzte ihn jedoch zusätzlich unter Druck und verschlechterte damit seine Verhandlungsposition gegenüber einem potentiellen Erwerber« (M. Janetzko).
In Amerika arbeitete Kurt Blatt wieder als Arzt. Mit drei Kindern lebte das Ehepaar in einer Stadt in Rockland County, im Staat New York. Der älteste Sohn, Daniel H.
 


Blatt (geb. 1937), wurde zunächst Rechtsanwalt, dann Produzent von Kino- und vor allem Fernsehfilmen. Einige seiner Produktionen sind auch in Deutschland bekannt geworden, etwa die Verfilmung von Hannah Greens autobiografischem Roman Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen (I Never Promised You a Rose Garden, Regie: Anthony Page, 1977). Seiner Mutter hat Daniel in dem Fernsehfilm Ein Engel in der Stadt eine kleine Huldigung dargebracht (When Angels Come To Town, Regie: Andy Wolk, Hauptrolle: Peter Falk, 2004): Marina Lapina spielt hier eine Frau namens Fridl Einstoss, die 1962 mit Mann und Kind aus Ostberlin in den Westen zu fliehen versucht.
Kurt Blatt starb 1960. Frida arbeitete fortan als Assistentin des Dekans der Krankenpflegeschule von Mount Vernon. Nach nur kurzer Ehe starb 1973 Fridas zweiter Mann, Max Richter. Frida zog nach Florida und lebte dort bis zu ihrem Tod 2010.
Fridas Eltern und Brüder sind in den 1930er Jahren nach Argentinien ausgewandert, die Eltern 1939. In Buenos Aires gründete Vater Philipp ein Textilwarengeschäft, das nach seinem Tod 1940 von seiner Witwe Selma und seinem Sohn Max weitergeführt wurde. Selma starb 1967 in Buenos Aires.

NB: Die Schreibweise »Frida« herrscht in den Schul-Jahresberichten vor, einmal findet sich dort aber auch die üblichere und in anderen Dokumenten verwendete Form »Frieda«.

Siehe Die Vereinigung ehem. Schülerinnen der Maria-Theresia-Schule Augsburg (Hrsg.), Chronik vom Jahre 1936, o.O. [Augsburg], o.J. [1936] (Liste der ausgetretenen Mitglieder, darunter Frieda Einstoß).
»Wie eine Insel im braunen Meer ...« Der jüdische Sportverein Private Tennisgesellschaft Augsburg (PTGA), Wanderausstellung des Jüdischen
 




Kulturmuseums Augsburg-Schwaben, Augsburg 2008 (Tafel zu den vier Geschwistern Einstoß, die alle gute Sportler waren).

Literatur:
Maren Janetzko, »Die Verdrängung jüdischer Unternehmer und die Arisierung jüdischen Vermögens durch die Stadtverwaltungen Augsburg und Memmingen«, in: Sabine Mecking, Andreas Wirsching (Hrsg.), Stadtverwaltung im Nationalsozialismus. Systemstabilisierende Dimensionen kommunaler Herrschaft, Paderborn – München – Wien – Zürich 2005, S. 277–298, hier S. 288 (Zitat).
Luke Ford, Interview mit Daniel H. Blatt vom 7. Januar 2002, in: L. Ford, The Producers. Profiles in Frustration, New York – Lincoln – Shanghai 2004; auch auf Fords Website: www.lukeford.net/profiles/profiles/daniel_blatt.htm (Stand: Februar 2017).
Nachruf »Richter, Frieda Einstoss Blatt«, in: New York Times, 11. Januar 2010, im Internet: http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9404E3DA123AF932A25752C0A9669D8B63 (Stand: April 2019).

   
 
  Käthe Eisenmann
geb. 1909 in Augsburg, Vater Tierarzt, später Kaufmann und Fabrikant (»Binswanger & Cie.«), Ludwigstraße
 
Käthes
Vater Dr. Sigmund Eisenmann (geb. 1881 in Nördlingen) war u.a. Teilhaber einer Augsburger Weinkellerei und Likör- und Essigfabrik. Seine Frau hieß Karolina (Lina), geb. Binswanger (geb. 1887 in Augsburg).
Käthe besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1919 bis 1928 in den Klassen 1–G9, bis zum Abitur.
1931 heiratete Käthe den Musikkritiker Dr. Ludwig Unterholzner (geb. 1902 in Salzburg), einen Katholiken. Das Ehepaar emigrierte 1939 in die USA. Ludwig hatte sich geweigert, sich durch eine Scheidung von Käthe eine weitere berufliche Laufbahn in Deutschland zu ermöglichen. In den USA nannte sich das Ehepaar Lucas und Kathe Underwood. Sie lebten in Stockton (Kalifornien) und prägten für Jahrzehnte das Musikleben in ihrer Stadt. Lucas starb 1992, Kathe im Sommer 2008.
Käthes Vater Sigmund war 1937 gestorben. Mutter Lina gelang es nicht, eine Genehmigung zu erhalten, um mit Tochter und Schwiegersohn emigrieren zu können. Sie wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und gilt als verschollen. Etwa 30 Verwandte von Käthe erlitten ein ähnliches Schicksal.

Lit
eratur:
Gernot Römer, »Jüdisch versippt«. Schicksale von »Mischlingen« und nichtarischen Christen in Schwaben, Augsburg 1996, S. 25–30.
Ders., »Den 100. kann sie nicht mehr feiern. Nachruf – In Kalifornien verstarb die Augsburgerin Kathe Underwood«, in: Augsburger Allgemeine Zeitung, 5. August 2008, S. 31.
Lori Gilbert, »Opera award winner’s life imitates genre«, Interview mit Kathe Underwood auf der Website »Recordnet.com«, 2008: http://www.recordnet.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20080603/A_LIFE/806030303/-1/A_LIFE07 (Stand: Februar 2017)..
 

 
   
   
  Elisabeth Englaender
geb. 1915 in Augsburg, Vater Zahnarzt, Annastraße D 217 / II

Elisabeths Eltern waren Dr. Paul Englaender (geb. 1884 in Jarotschin) und seine Ehefrau Hedwig
, geb. Steinfeld (geb. 1891 in Augsburg). Elisabeth hatte einen jüngeren Bruder, Hans (geb. 1919).
Elisabeth (»Liesel«) besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1926 bis 1935 in den Klassen 1–G9.
Am 2. Juni 1930 feierte Elisabeth gemeinsam mit acht anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Bei der Reifeprüfung 1935 gab Elisabeth als Berufswunsch Medizin an. Sie emigrierte 1937 in die USA und arbeitete zunächst als Fremdsprachensekretärin. Später heiratete sie Paul Husserl (geb. 1907) und betrieb zusammen mit ihm einen Einheitspreisladen. Das Ehepaar bekam zwei Kinder. Paul starb 1977.
Elisabeth Husserl, geb. Englaender, ist 1980 in Long Island (New York) gestorben.
Elisabeths Vater Paul Englaender stellte einen Antrag, in Großbritannien als Zahnarzt zugelassen zu werden. Der Antrag wurde 1938 abgelehnt. Elisabeths Mutter Hedwig leistete von Ende April 1942 bis Anfang März 1943, wie viele andere jüdische Mädchen und Frauen, in der Ballonfabrik Augsburg Zwangsarbeit. Paul und Hedwig mussten in die Bahnhofstraße 18 1/5 ziehen, wo ein »Judenhaus« eingerichtet worden war. Sie nahmen sich am 7. März 1943 – einen Tag bevor sie nach Auschwitz deportiert werden sollten – zusammen mit den befreundeten Ehepaaren Friedmann und Guggenheimer durch Leuchtgas das Leben (siehe die Biografien von Anna Friedmann und Elsbeth Guggenheimer).
 




Hedwigs Eltern – Elisabeths Großeltern – Hugo Steinfeld (geb. 1864) und Lina, geb. Heilbronner (geb. 1869), hatten schon im November 1941 nur noch diesen Weg aus der Bedrängnis gesehen; laut Hedwigs Sohn John Englander wollten sie ihrer Tochter und deren Mann nicht im Wege stehen, falls diese doch noch hätten auswandern können.
Elisabeths Bruder Hans wanderte 1938 in die USA aus. Als der amerikanische Offizier John Englander kam er 1944 wieder nach Europa; 1945 sah er auch Augsburg wieder. Er starb 2007.

Vor ihrer Emigration schrieb Elisabeth Englaender einen Abschiedsbrief an Irmentrud Behr, ihre langjährige Klassenkameradin.
zum Text

Siehe
John Englander, Brief von Mai 1991, Auszug (über den Selbstmord seiner Großeltern) bei Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 354.
John Englander, Brief aus Augsburg vom Sommer 1945, Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 10, August 1945, ebd., S. 101–115, hier S. 112.

Literatur:
Gernot Römer, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 101–104 (zu John Englander).
Benigna Schönhagen, »Dr. Paul Englaender«, in: Dies., Michael Spotka, Augsburgs jüdische Ärzte im Nationalsozialismus. Ein Stadtrundgang, Augsburg o. J. (2016), S. 46–49.

   

  Adele Erlanger
geb. 1891 in Augsburg, Vater Kaufmann

Adeles Eltern hießen Jakob Erlanger und Emilie, geb. Neuburger.
Adele besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, nur für ein Jahr, 1906/07 in Klasse 5 – das war damals die Abschlussklasse.
Adeles ältere Schwester Berta (geb. 1884) besuchte vermutlich das A. B. von Stettensche Institut, eine private »höhere Töchterschule« in Augsburg. Sie legte in München das Abitur ab und promovierte 1910 in Heidelberg im Fach Medizin. Nach mehreren weiteren Stationen arbeitete sie als Kinderärztin in Mainz, wo sie 1934 oder 1935 starb.

Siehe
Freie Universität Berlin, »Dokumentation: Ärztinnen im Kaiserreich«, im Internet: geschichte.charite.de/aeik/index.html (zu »Erlanger, Bertha«; Stand: Februar 2017).
   

  Luise Erlanger
geb. 1890 in Ichenhausen, Vater Pferdehändler ebendort

Luises Eltern hießen Louis Erlanger und Jeannette, geb. Hainsfurter. Der Vater starb im Jahr von Luises Geburt (1890).
Luise besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1902 bis 1906 in den Klassen 1–5, wobei sie die zweite Klasse übersprang; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Luise wanderte nach Brasilien aus.