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Anna Gerstle
geb. 1891 in Augsburg, Vater Kaufmann
(»H & A Gerstle«), Annastraße D 216
Anna (»Aennie«) Gerstle war das einzige Kind von Hermann Gerstle
(geb. 1854 in Steppach bei Augsburg) und Kathy (»Ketty«), geb. Oppenheimer
(geb. 1863 in New York). Sie war eine Cousine von
Klara Berberich.
Anna besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
heißen sollte, von 1903 bis 1907 in den Klassen 2–5; die fünfte
Klasse war damals die Abschlussklasse.
Mit seinem Bruder Albert hatte Hermann Gerstle 1885 eine Damenmäntelfabrik
gegründet. Nachfolger in der Firmenleitung wurde Fritz Hirsch (geb.
1877 in Köln), den Anna 1913 heiratete. Hermann Gerstle überlebte
allerdings seinen Schwiegersohn, der schon 1930 starb.
Annas Mutter Kathy starb 1916, ihr Vater Hermann 1938.
Zusammen mit ihrer jüngsten Tochter Irmgard (geb. 1922) emigrierte
Anna 1939 nach England; ihre beiden anderen Töchter
Margot und
Käthe Hirsch waren schon früher
ausgewandert. Anna arbeitete zunächst als Hilfe in verschiedenen
Haushalten, dann in Manchester in der Leitung eines Heims für 30
jüdische Kinder, die mit einem Kindertransport aus Deutschland und
Österreich nach England gekommen waren.
Im Januar 1954 ist Anna Hirsch, geb. Gerstle, in Manchester bei
ihrer Tochter Margot gestorben.
Literatur:
Irmgard Hirsch-Erlund, Irmgard. Eine jüdische Kindheit
in Bayern und eine Vertreibung, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg
1999.
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Margareta Ginsberg
geb. 1889 in King William’s Town, Vater Fabrikbesitzer ebendort
Margaretas Vater Franz Ginsberg
(geb. 1862) stammte aus Beuthen in Oberschlesien, ihre Mutter Hedwig
(geb. 1867) kam aus der Familie Rieser aus Ichenhausen. Franz wanderte
nach Südafrika aus und gründete in den 1880er Jahren in King William’s
Town drei Fabriken zur Herstellung von Streichhölzern, Seife und
Kerzen. 1888 heiratete er in Rouxville Hedwig Rieser, wodurch sich
eine Verbindung nach Schwaben ergab. Später stieg Franz in das Diamantengeschäft
ein. 1904–1907 war er Bürgermeister von King William’s Town (die
Stadt hatte damals knapp 10.000 Einwohner, davon zwei Drittel Weiße);
auch gehörte er dem Parlament und später dem Union Senate an. Er
starb 1936, seine Frau Hedwig 1955.
Margareta (»Gretel«) war das erste von drei Kindern des Paares.
Sie besuchte die »Städtische Töchterschule« (die spätere »Maria-Theresia-Schule«)
in Augsburg nur für kurze Zeit, nämlich in Klasse 2 des Schuljahrs
1902/03. Die fünfköpfige Familie Ginsberg traf am 29. Dezember 1902
zu Besuch in Augsburg ein, wo Margaretas Großmutter mütterlicherseits
wohnte: Clothilde Rieser, geb. Wimpfheimer (geb. 1841). Nach genau
sieben Monaten, am 29. Juli 1903, reisten die Ginsbergs wieder ab;
Clothilde hat dies in ihrem Tagebuch festgehalten.
In Südafrika heiratete Margareta den Rechtsanwalt Alfred Friedlander
(geb. 1881). Einer ihrer Söhne, Richard Friedlander, wurde später
Bürgermeister von Kapstadt, wo die Familie lebte. Margareta und
ihr Mann Alfred sind 1964 gestorben.
Literatur:
Adam Yamey, »Out to Africa. The Migration of German Jews
to South Africa«, 2., überarbeitete Fassung, in: South African
Jewish Genealogy Special Interest Group Newsletter, Bd. 6, Heft
3, März 2006, S. 4–14; online: ...
hier |
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Karola Goldstein
geb. 1920, Vater Kaufmann
Karolas Mutter hieß Hedwig Goldstein.
Karola besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1935 in den
Klassen 1–4. Mit 14 Jahren
ging sie am 5. April 1935 ohne Abschluss von der Schule ab. Sie
wanderte in die USA aus. |
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Elsbeth Guggenheimer
geb. 1914 in Augsburg, Vater Kaufmann,
Beethovenstraße 1
Elsbeths Vater Julius A. Guggenheimer (geb. 1878 in Hürben) war
als Kaufmann in der Lederbranche tätig. Seine Ehefrau hieß
Anna, geb. Bruell (geb. 1890 in Bamberg).
Elsbeth besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1928 in
den Klassen 1–3, wobei sie die zweite Klasse einmal wiederholte.
1935 heiratete Elsbeth den Zahnarzt Rolf Fabian (geb. 1907 in Augsburg),
den Sohn von
Gisela Guggenheimer. Das Paar emigrierte 1936 nach Palästina
und lebte in Rechowot, südlich von Tel Aviv. Elsbeth bekam eine
Tochter.
Elsbeth Fabian, geb. Guggenheimer, ist 1990 in Rechowot, Israel,
gestorben. Elsbeths Zwillingsbruder Ernst wanderte in die USA aus,
ihr älterer Bruder Ludwig (geb. 1905) in die Schweiz.
Elsbeths Mutter Anna leistete in der Ballonfabrik Augsburg, so wie
viele andere jüdische Mädchen und Frauen, von April 1942 bis Anfang
März 1943 Zwangsarbeit. Sie und ihr Ehemann Julius mussten in ein
sogenanntes »Judenhaus« in der Bahnhofstraße 18 1/5 ziehen. Beide
nahmen sich am 7. März 1943, kurz vor der drohenden Deportation
nach Auschwitz, zusammen mit den befreundeten
Ehepaaren Englaender und
Friedmann das Leben (siehe
die Biografien von
Elisabeth Englaender und
Anna Friedmann).
Literatur:
Elisabeth König, »Gespräch mit Frau Hannah Gaywood, geb. Fabian,
im Herbst 2004 in Genf«, in: Peter Wolf (Hrsg.), Spuren. Die
jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus an der
Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein |
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Bericht der Projektgruppe »Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 2005, S. 57; auch auf dieser Website (s.u.). Michael
Spotka, »Dr. Julius und Dr. Rolf Fabian«, in: Ders., Benigna
Schönhagen, Augsburgs jüdische Ärzte im Nationalsozialismus.
Ein Stadtrundgang, Augsburg o. J. (2016), S. 32–37.
Zeitzeugen-Gespräche:
Gespräch
mit Frau Hannah Gaywood, geb. Fabian, im Herbst 2004 in Genf, geführt
und aufgezeichnet von Elisabeth König.
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Gisela Guggenheimer
geb. 1887 in Augsburg, Vater Kaufmann
Giselas Vater war Sigmund Guggenheimer (geb. 1855 in Harburg), ihre
Mutter hieß Betti, geb. Gunz (geb. 1863 in Fischach).
Gisela besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
genannt wurde, von 1899 bis 1903 in den Klassen 1–4; die vierte
Klasse war damals die Abschlussklasse.
Gisela heiratete 1906 den Augsburger Zahnarzt Julius Fabian (geb.
1880 in Stuttgart). Dieser war der Vorsitzende der Augsburger Sektion
des »Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens« und
aktives Mitglied in diversen anderen Organisationen. Das Ehepaar
bekam einen Sohn, Rolf Fabian (geb. 1907), der den Beruf seines
Vaters übernahm. Er heiratete 1935
Elsbeth Guggenheimer, Gisela wurde also bei gleichem Familiennamen
Elsbeths Schwiegermutter.
Ab 1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurden
Julius und Rolf Fabian in ihrer gemeinsamen Praxis behindert. Sie
durften keine Kassenpatienten mehr behandeln. Julius hatte im März
1933 »Schutzhaft« und einen Monat Gefangenschaft im Konzentrationslager
Dachau zu erdulden. 1935 wurde er angeklagt, für nicht geleistete
Behandlungen Gebühren berechnet zu haben. Als ihm, einen Monat nach
der Hochzeit seines Sohnes, die erneute Verhaftung bevorstand, erschoss
er sich.
Die verwitwete Gisela emigrierte 1939. Ihr Sohn Rolf war nach Palästina
gezogen, die Einreise in dieses Land wurde Gisela jedoch verwehrt.
Deshalb ging sie als Haushälterin zunächst nach England und von
dort erst 1946 nach Palästina. 1949 zog sie in
die USA, wo sie bis zum Alter von
70 Jahren arbeitete. 1957 kehrte sie nach Israel zurück. Ihre letzten
Jahre verbrachte sie, an Parkinsonsyndrom erkrankt, in einem Altersheim
am Stadtrand von Tel Aviv.
Gisela Fabian, geb. Guggenheimer, starb 1961 in Tel Aviv. |
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Giselas Vater Sigmund starb 1929 in Augsburg, ihre Mutter Betti
1941.
Literatur:
Elisabeth König, »Gespräch mit Frau Hannah Gaywood, geb.
Fabian, im Herbst 2004 in Genf«, in: Peter Wolf (Hrsg.), Spuren.
Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus
an der Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein Bericht der Projektgruppe
»Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums, Augsburg 2005,
S. 57; auch auf dieser Website (s.u.). Michael Spotka, »Dr.
Julius und Dr. Rolf Fabian«, in: Ders., Benigna Schönhagen,
Augsburgs jüdische Ärzte im Nationalsozialismus. Ein
Stadtrundgang, Augsburg o. J. (2016), S. 32–37.
Zeitzeugen-Gespräche:
Gespräch
mit Frau Hannah Gaywood, geb. Fabian, im Herbst 2004 in Genf, geführt
und aufgezeichnet von Elisabeth König.
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Ilse Gunz
geb. 1912 in Augsburg, Vater Justizrat
Ilses Eltern waren Eugen Gunz (geb. 1874 in Augsburg) und Dora,
geb. Rosenstrauss (geb. 1887). Ilse hatte einen jüngeren Bruder,
Franz (geb. 1914).
Ilse besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1928 in den
Klassen 3–6; vermutlich war sie 1922 in Klasse 1 eingetreten.
Von 1929 bis 1935 arbeitete Ilse als Büroangestellte im Kaufhaus
Landauer, Augsburg. 1935 ging sie nach Berlin und ließ sich dort
am Jüdischen Krankenhaus zur Krankenschwester ausbilden. 1939 emigrierte
sie nach England, wo sie weiter als Krankenschwester arbeitete.
Ilse Gunz ist 2002 in London gestorben.
Zusammen mit vier jüdischen
Augsburger Kollegen war Ilses Vater Eugen Gunz 1938 aus der Rechtsanwaltschaft
ausgeschlossen worden. Er und seine Frau Dora wurden im März 1943
aus Augsburg deportiert, vermutlich nach Auschwitz; sie gelten als
im Osten verschollen.
Ilses Bruder Franz emigrierte 1935 nach Palästina. Er starb 2001
in Israel.
Siehe Susanne Rieger, Gerhard Jochem, »Das Berufsverbot
für jüdische Rechtsanwälte in Bayern im Dezember 1938«, im Internet:
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_BY_JU_anwalt01.pdf
(Stand: Mai 2008).
Literatur:
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte
in Bayern nach 1933, München 2006, S. 233 (zu Eugen Gunz). |
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Sophie Günzburger
geb. 1898 in Augsburg, Vater Kaufmann
Sophies Vater war Samuel Günzburger (geb. 1866 in Pfersee bei Augsburg),
ihre Mutter war Flora, geb. Richheimer (geb. 1875 in Mannheim).
Sophie besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule«
hieß, von 1909 bis 1915, zunächst in den Klassen 1–5 (wobei Sophie
die zweite Klasse übersprang), dann in Klasse 6 der Realabteilung
und zuletzt, 1914/15, in der Frauenschule.
Nach der Schulzeit arbeitete
Sophie als Laborantin. Sie heiratete 1920 den Augsburger Krankenhaus-Assistenzarzt
Julius Nördlinger. Schon wenige Monate nach der Hochzeit ist Sophie
gestorben (1921).
Sophies Vater Samuel starb 1924 in Berlin, ihre Mutter um 1940.
NB: Sophie trug als ersten Vornamen »Susi« oder
»Susie«; laut einigen Dokumenten war dies auch ihr Rufname.
Literatur: Michael Spotka, »Dr. Julius
Nördlinger«, in: Ders., Benigna Schönhagen, Augsburgs jüdische
Ärzte im Nationalsozialismus. Ein Stadtrundgang, Augsburg o. J.
(2016), S. 18–21. |
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Thea Günzburger
geb. 1918 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»Braumann & Günzburger«),
Wohnung Schaezlerstraße 19, Kaufhaus Karl- / Ecke Karolinenstraße
Theas Vater war Julius Günzburger (geb. 1880 in Augsburg), ihre
Mutter hieß Paula, geb. Würzburger
(geb. 1889 in Karlsruhe). Julius war Mitinhaber
des Textilkaufhauses »Braumann & Günzburger« und leitete ab 1914
die selbstständige Damenkonfektionsabteilung im Weberhaus, bis diese
1929 wieder mit dem Hauptgeschäft vereinigt werden musste. Thea
hatte drei ältere Brüder: Hans (1911–1976), Fritz (1914–1993) und
Ernst (1916–1996).
Thea besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1928 bis 1934 in den
Klassen 1–6.
1935 ging sie nach Berlin-Weißensee, um dort taubstumme Kinder zu
betreuen.
Thea emigrierte 1939 mit ihren Eltern nach Brasilien, wo ein Bruder
des Vaters eine Orchideenfarm betrieb. Auch ihre Brüder wanderten
nach Brasilien aus. 1940 heiratete ihr Bruder Ernst in einer Ferntrauung
die in Augsburg gebliebene
Gertrud Weil, jedoch ohne sie dadurch retten zu können.
Thea heiratete Gerd Mordstein (geb. 1905 in Berlin) und bekam zwei
Kinder. Sie arbeitete weiterhin als Betreuerin von taubstummen Kindern.
Thea Mordstein, geb. Günzburger, ist 1988 in Rio de Janeiro gestorben.
Theas Vater Julius starb 1957 in Brasilien, ihre Mutter Paula 1977
in Dayton (Ohio), wohin Theas Bruder Fritz nach dem Krieg gezogen
war.
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Ida Gutmann
geb. 1883 in Augsburg, Vater Kaufmann
Idas Eltern waren der Lederhändler Moritz Gutmann (geb. 1851 in
Hainsfarth) und Jette, geb. Rosenfels (geb. 1860 in Dormitz
bei Erlangen).
Ida besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
heißen sollte, von 1895 bis 1899 in den Klassen 1–4; die vierte
Klasse war damals die Abschlussklasse.
Ida heiratete 1906 in Augsburg den Fürther Kaufmann Isaak Schwab
(geb. 1872), Sohn von Isaak Schwab (geb. 1833) und Kehla Karoline,
geb. Heller (geb. 1845). Die deutsche Staatsangehörigkeit von Idas
Ehemann wurde diesem aberkannt. Vermutlich ist das Ehepaar vor dem
Krieg nach England emigriert; jedenfalls wohnte Ida Schwab 1948
in London.
Idas Vater Moritz Gutmann starb 1932 in Augsburg, seine Witwe Jette
1941 in Fürth.
Idas Bruder Leopold (geb. 1888) wurde Anfang April 1942 nach Piaski
in Polen deportiert. |
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