Emmy Hecht
geb. 1892 in Nürnberg, Vater Fabrikant ebendort

Emmys Eltern waren Gustav Hecht (geb. 1854) und Frieda, geb. Heilbronner (geb. 1862).
Emmy besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1906 bis 1908 in den Klassen 4 und 5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Emmy heiratete Sigmund Hecht (geb. 1884). Das Ehepaar emigrierte in die USA. Emmy ist 1970 in New York gestorben.
Emmys ältere Schwester Irma (geb. 1885) war Privatlehrerin für alte Sprachen und wissenschaftliche Hilfsarbeiterin in München. Von dort wurde sie am 20. November 1941 nach Kowno (Kaunas) in Litauen deportiert und fünf Tage später dort ermordet.

Siehe
Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 541 (zu Irma Hecht).
   
 
  Emma Heilbronner
geb. 1888 in München, Vater Kaufmann ebendort

Emma (»Emmi«) Heilbronner besuchte Augsburgs »Städtische Töchterschule« (die spätere »Maria-Theresia-Schule«) nur für ein Jahr, 1904/05 in Klasse 5 – das war damals die Abschlussklasse. Emmis Vater war zu dieser Zeit schon gestorben.
Emmi erwarb dann einen Lyzeumsabschluss und studierte an der Universität Sprachen, Journalistik und Kunstgeschichte. Zu Studienzwecken reiste sie in mehrere europäische Länder. Sie heiratete Dr. Arthur Lesser (geb. 1888); die Ehe wurde 1915 geschieden.
1935 wohnte Emmi in München. Sie vermietete Zimmer ihrer Wohnung in der Elisabethstraße 31 / I; nach dem Novemberpogrom 1938 war ihr dies verboten.
Am 1. April 1942 musste sich Emmi in München im Barackenlager an der Knorrstraße einfinden; am 4. April wurde sie nach Piaski in Polen deportiert und ist dort verschollen.
Zwei Monate lang, von April bis Juni 1942, lebte auch der Ingenieur Arnold Hindls aus Brno (Brünn) in Piaski – für ihn war dies nur eine Verschleppungsstation von vielen, zwischen Theresienstadt und Ossowo. Über Piaski schreibt er in seinen Erinnerungen (Einer kehrte zurück, 1965): »Piaski, ein kleines Städtchen in der Lubliner Woiwodschaft, ringsum von Sand und Sümpfen und Wald umgeben, ist durch die Staatsstraße Lublin–Cholm (= Chelm) in zwei Teile geteilt, weshalb sich das ehemals große, von etwa dreitausend einheimischen Juden bewohnte Getto zu beiden Seiten der Staatsstraße ausbreitete. Nur waren die beiden Gettoteile jetzt, jeder für sich, mit hohen Bretterzäunen und Stacheldraht eingefriedet, mit großen, ständig bewachten Toren, die nur vormittags und nachmittags je eine Stunde am Tage geöffnet wurden und zur Staatsstraße hin abgeschlossen waren. … Die Häuser des Gettos waren zumeist aus Holz, mit nur kleinen Höfen, ineinandergeschachtelt, vorwiegend ebenerdig, manche einstöckig. … Im
 


Städtchen gab es weder Wasserleitung noch Kanalisierung. Für die rund sechstausend Menschen zählende Belegschaft der beiden Gettoteile ... gab es nur einen einzigen Brunnen mit annehmbarem Trinkwasser im südlichen Getto, von dem pro Person und pro Tag nur ein Kübel von zehn Liter Inhalt geholt werden durfte. … Am Rande des südlich gelegenen Gettos, an der Staatsstraße, war in einem geräumigen, solid gebauten Gebäude das Kommando der SS untergebracht, dem das Getto unterstellt war. Von dem Balkon des Gebäudes konnte die SS beide Gettoteile sehr gut beobachten. Bei jedem Besuch dieser ›Herrenmenschen‹ gab es reichlich Ohrfeigen, Fußtritte und Peitschenhiebe, und ›nicht erlaubte‹ Lebensmittel, die ins Getto geschmuggelt worden waren, wurden beschlagnahmt. … An Hunger starben hier täglich zwanzig bis dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten abgemagert waren. … Trotz dieser katastrophalen Verpflegungsverhältnisse wurden alle arbeitsfähigen Männer und Frauen täglich gruppenweise zu Erd-, Garten- und Straßenunterhaltungsarbeiten herangezogen … Auch im Getto selbst gab es genug Arbeit, wie die Reinigung und Vertiefung der Abflussgräben und Rigolen, die Errichtung von Latrinen und immer wieder Latrinen, die nie ausreichten.«
Im Herbst 1942 wurden einige Juden aus Piaski nach Belzec, die übrigen, etwa 4000, nach Sobibor gebracht und dort ermordet. Sofort wurde das »Ghetto« durch Deportationen erneut belegt.
 




Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 805.

Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines Deportierten, Stuttgart 1965, S. 12–32.

   
 
   
   
 
  Charlotte Heimann
geb. 1915 in Bromberg, Vater Oberkantor in Augsburg, Halderstraße 8 / II

Charlottes Vater hieß Wilhelm Heimann (geb. 1878 in Schwersenz, heute Swarzedz, Polen). Er war 1917 als Oberkantor an die neu erbaute Augsburger Synagoge
in der Halderstraße berufen worden. Seine Ehefrau hieß Hanna, geb. Berg (geb. 1885 in Samotschin, heute Szamocin, Polen). Der Oberkantor erteilte auch Religionsunterricht außerhalb der Schulen. Charlotte hatte einen älteren Bruder namens Harri (geb. 1910).
Charlotte (»Lotte«) besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1926 bis 1935 in den Klassen 1–G9.
Am 2. Juni 1930 feierte Lotte gemeinsam mit acht anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Bei der Reifeprüfung 1935 gab Lotte als Berufswunsch Hauswirtschaft an. Mit ihren Eltern emigrierte sie Anfang 1939 nach England; ihr Bruder Harri war schon 1938 in die USA ausgewandert. Auch Lotte ging 1940 in die USA, ihre Eltern folgten 1941.
Lotte heiratete 1943 in New York Sigwart Wertheimer (geb. 1904 in Karlsruhe), der in Deutschland bis 1933 Rechtsanwalt gewesen war und nun als Steuerberater arbeitete. In den USA nannte er sich »Stephen S. Wertheimer«. Das Ehepaar bekam eine Tochter (geb. 1945) und einen Sohn.
Lotte Wertheimer, geb. Heimann, starb 1983 in New York.
Auch Lottes Eltern starben in New York, Wilhelm 1967, Hanna 1984.
Lottes Bruder lebte als Rabbiner Harry Hyman in Los Angeles, wo er 1993 starb.
 


Literatur:
Irmgard Hirsch-Erlund, Irmgard. Eine jüdische Kindheit in Bayern und eine Vertreibung, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg 1999, S. 65 u. 96 (zu Kantor Wilhelm Heimann).
   
  Sophie Heimann
geb. 1883 in Oberdorf, Vater Kaufmann ebendort

Sophie kam aus Oberdorf am Ipf (heute ein Stadtteil von Bopfingen) in Ost-Württemberg. Die weit verzweigte Familie Heimann besaß dort u.a. ein Textilunternehmen (»H. L. Heimann«). Sophies Eltern waren Julius Heimann (1840–1903) und Mina, geb. Einstein (geb. 1845 in Ichenhausen).
Sophie besuchte Augsburgs »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt werden sollte, 1895/96 in Klasse 1 und von 1897 bis 1899 in den Klassen 3 und 4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Als verheiratete Grünsfelder lebte Sophie später in Frankfurt am Main. Am 15. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt, von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert.
Der Frankfurter Kaufmann Ferdinand Levi (1879–1967) war im September 1942 im selben Deportationszug wie Sophie Grünsfelder. Er hat in Theresienstadt überlebt und schrieb 1955 seine Erinnerungen. Darin heißt es: »Zwei Tage und zwei Nächte verbrachten wir in dem früheren Jüdischen Altersheim [in Frankfurt] … Der Aufenthalt dort war ein Vorgeschmack auf das KZ. Voll angezogen … ›schliefen‹ Männer und Frauen Kopf an Kopf, Seite an Seite auf dem Fußboden. Unsere Decken und Kissen waren uns weggenommen worden. Die SS-Posten annektierten alles, was schön und gut war, aus Rucksäcken und Koffern … Beamte der Gestapo stellten sodann fest, dass alle zum Transport bestimmten Personen zugegen waren. … Diese Personen und ihr Gepäck wurden scharf überprüft. Bei dieser Gelegenheit war auch ein Gerichtsvollzieher anwesend, der im Auftrag des Regierungspräsidenten den zur Deportation Bestimmten den Ausbürgerungsbescheid zustellte, mit dem ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und ihr Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen wurde. … Nirgends ein Wehklagen, kein Jammern, kein Zähneklappern, – nur tiefe
 


Trauer lag über den völlig überfüllten Räumen. ... Auf Lastwagen stehend oder auf unseren Bündeln hockend, wurden wir zu einem offenen Bahngeleise in der Nähe des Osthafens befördert. Während der ganzen Fahrt wurden wir von einer johlenden Menge beschimpft und verhöhnt. Schlagt sie doch tot, warum die teuren Kohlen für den Transportzug!‹ Immer wieder diese Zurufe, offenbar einstudiert. ... Lange, lange standen wir, bis endliche ein Zug kam, der uns aufnahm: 1300 Menschen … Möge der Leser dieser Zeilen sich selbst ein Bild davon machen, wie diese müde, gequälte, zitternde Herde mit ihren Bündeln, Koffern und Taschen, Säcken und Bettrollen unter Faustschlägen und Fußtritten der SS- und Gestapo-Zugbegleiter in den Zug eingeladen wurde. Nachdem das endlich geschehen war, erschienen in jedem Wagen zwei Uniformierte. ›Koffer und Bündel auf‹, befahlen sie. Und wieder wurde geraubt, gestoßen und getreten … Nach weiteren Kontrollen … wurden die Waggons ... verschlossen. Es folgte die Abfahrt in Richtung Theresienstadt. … Schließlich [am nächsten Tag, dem 16. September] erreichten wir unser Ziel: die Station Bauschowitz. Eine Anzahl Toter – einige hatten sich unterwegs das Leben genommen – waren zu beklagen. Die Waggontüren wurden aufgerissen. Empfangen wurden wir von dem Lagerkommandanten Dr. Seidl und seinen SS-Leuten sowie zwei ungeheuren Doggen, die auf einen Wink hin ihre Tatzen auf die Schulter eines Häftlings legten und bei der geringsten Bewegung nach dessen Kehle schnappten. … Einigermaßen geordnet traten wir den etwa fünf Kilometer weiten Weg ins Lager an. … Mühselig und beladen standen wir endlich vor den Kasematten, in die wir allmählich zum ersten Appell hineingedrängt wurden. … In dem nur schlecht erleuchteten Gewölbe wurden wir eingeteilt und gruppiert. Unsere Persönlichkeit –
 


viel mehr hatten wir ja nicht mehr – wurde uns auch noch geraubt. Mir verblieb fortan die Nummer: XII / 3–601. L.«

Literatur:
Ferdinand Levi, »Überleben in Theresienstadt«, in: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.), Elfi Pacht (Bearb.), Frankfurter jüdische Erinnerungen. Ein Lesebuch zur Sozialgeschichte 1864–1951, Sigmaringen 1997, S. 275–287 (gekürzt aus: F. Levi, Erinnerungen an eine nicht vergessene Zeit meines Lebens, aufgezeichnet 1955 in Buenos Aires, aufbewahrt im Jüdischen Museum Frankfurt a. M.).
Felix Sutschek, Bernhard Hildebrand, Museum zur Geschichte der Juden im Ostalbkreis in der ehemaligen Synagoge Bopfingen-Oberdorf, Bopfingen 2004.
   
  Eva Herrmanns
geb. 1908 in Barmen, Vater Großkaufmann in Augsburg

Eva besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1918 bis 1925 in den Klassen 1–G7. Nach ihrer Schulzeit arbeitete sie als Kinderpflegerin, später war sie Teilhaberin am Textilgeschäft ihres Vaters.
Eva heiratete 1931 Hans Freimann (geb. 1903 in Beuthen, Oberschlesien). Das Ehepaar bekam 1932 und 1935 einen Sohn und eine Tochter. Hans war Schaufensterdekorateur beim Schuhhaus Polatschek (siehe die Biografien von
Hedwig, Ida und Laura Polatschek). 1936 bekam er Berufsverbot, im Jahr darauf wanderte er nach Brasilien aus. 1939 konnte Eva mit den Kindern nachkommen. Die Familie lebte in Belo Horizonte.
Eva, Hans und ihre Tochter Ruth kehrten 1980 nach Deutschland zurück. Hans starb 1983 in Bad Oeynhausen.
Eva Freimann, geb. Herrmanns, ist 1991 ebenfalls in Bad Oeynhausen gestorben.
Evas Bruder Leo (geb. 1911) wanderte nach Indien aus; 1990 starb er in Bombay.
 
(Fast alle Angaben zu dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 229 und 253.)
    Edith Heymann
geb. 1912 in Augsburg, Vater Viehhändler, Wohnung Kaiserstraße 57 (heute Konrad-Adenauer-Allee)

Ediths Eltern waren beide gebürtige Augsburger. Vater Salo(mon) Heymann (geb. 1876) besaß in Augsburg ein Grundstück mit Stall für das Vieh, mit dem er handelte.
Ediths Mutter war Meta, geb. Neumayer (geb. 1887). So wie Edith und ihre Mutter besuchten auch Ediths Schwestern Ruth und Lina die Maria-Theresia-Schule.
Edith besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1926 in den Klassen 3a und 4b; vermutlich war sie 1922 in Klasse 1 eingetreten. Nach der Schulzeit arbeitete sie als Verkäuferin in Augsburg und Landshut.
1935 emigrierte Edith in die Niederlande, 1938 weiter nach England, 1940 schließlich in die USA. Dort arbeitete sie als Reisende. In Baltimore heiratete sie in erster Ehe Ernst Bacharach, in zweiter Ehe Walter Laupheimer.
Edith Laupheimer, geb. Heymann, ist 1973 in Baltimore gestorben.
Ediths Mutter Meta starb 1936 in München, Ediths Vater Salo wurde im August 1942 von München nach Theresienstadt deportiert und starb dort knapp zwei Jahre später, am 18. Juni 1944.

Siehe bei Yad Vashem die »Page of Testimony«, die Edith Laupheimer 1971 für ihren Vater eingereicht hat (im Februar 2017 im Internet nicht mehr abrufbar).
   
  Frieda Heymann
geb. 1886 in Augsburg, Vater Viehhändler

Friedas Eltern waren Michael Heymann (geb. 1848 in Steinhart im Ries) und seine Cousine Johanna, geb. Heymann (geb. 1850 in Pfersee bei Augsburg). Frieda war das zwölfte von dreizehn Kindern des Paares. Ihr Vater betrieb in Pfersee (das 1911 ein Stadtteil Augsburgs wurde) zusammen mit seinen Brüdern David, Heinrich und Albert einen Viehhandel.
Frieda besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, von 1898 bis 1902 in den Klassen 1–4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Frieda heiratete Willi Kraus (geb. 1881 in Augsburg), der aus katholischer Familie stammte, aber Agnostiker war. Er betrieb zusammen mit seinem Bruder Carl ein Geschäft für Glas- und Porzellanwaren in der Jakobervorstadt (Firma Th. Kraus, Jakoberstr. 17); beide Familien wohnten im selben Haus. Frieda bekam drei Kinder, die katholisch erzogen wurden. Ab 1933 wurden Familie und Geschäft wegen Friedas »nichtarischer« Herkunft schikaniert. Nachdem ihr Ehemann 1938 gestorben war, ließ sich Frieda – laut dem Zeugnis ihrer Tochter Lore aus tiefer Überzeugung – katholisch taufen; Vorteile durfte sie sich dadurch von den rassistisch-antijüdischen Nationalsozialisten nicht erwarten.
Der älteste Sohn, Max (geb. 1922), konnte 1937 in die USA auswandern. Frieda wurde im August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie war zu dieser Zeit fast taub – was ihr, wie sie später gegenüber ihrer Tochter bemerkte, das Überleben im Lager erleichterte, da viele Gerüchte und die damit verbundenen Aufregungen und Ängste an ihr vorübergingen. In Theresienstadt übernahm sie ein Amt in der Blindenfürsorge; um die oft ohne Möbel dahinvegetierenden Kranken zu verstehen, musste sie sich zu ihnen auf den Boden legen. Sie überlebte die Haftzeit und kehrte im Juli 1945 nach Augsburg zurück. Im Gepäck waren 28 Gedichte, die sie im Lager verfasst hatte.
 


Friedas Kinder Willy (geb. 1922) und Lore (geb. 1926), die einen Vormund erhalten hatten, waren in der elterlichen Wohnung geblieben, bis diese am 25. Februar 1944 ausgebombt wurde. Lore wurde von der Familie Mayer in Westheim (bei Augsburg) aufgenommen, wo sie im Mai 1945 wieder mit ihrem Bruder Max, der amerikanischer Soldat geworden war, zusammentraf. Willy war von der Universität München das Studium aus rassistischen Gründen verwehrt worden, er wurde Ende 1944 als Zwangsarbeiter nach Jena geschickt. Eine Freundin konnte ihn von dort retten.
Friedas Bruder August Heymann (geb. 1879) und seine Frau Hedwig, geb. Herrmann (geb. 1889), sind im März 1943 nach Auschwitz deportiert worden und kamen dort ums Leben.
1947 wanderten Frieda, Willy und Lore in die USA aus. Willy wurde Kardiologe in Dallas (Texas). Lore wurde Literaturdozentin in New York, später in Duisburg und zog 1989 zu ihren Töchtern nach Israel. Ihr Bruder Max war Diplomat in verschiedenen Ländern. Frieda kehrte 1961 nach Augsburg zurück.
Frieda Kraus, geb. Heymann, ist 1962 in Augsburg gestorben.
Lore Kraus, die heute Liora Seewi heißt, hat in Büchern Gernot Römers ihre Erinnerungen veröffentlicht. Am 5. November 2006 hat sie anlässlich der Wiedereröffnung des Jüdischen Kulturmuseums in Augsburg über sich und ihre Mutter erzählt.
 


Literatur:
Liora Seewi, »Die stillen Helfer der Familie Kraus«, in: Gernot Römer, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 201–212.
Liora Seewi, »Heute weiß ich endlich, wo ich hingehöre«, in: Gernot Römer, »Jüdisch versippt.« Schicksale von »Mischlingen« und nichtarischen Christen in Schwaben, Augsburg 1996, S. 55–73.
Benigna Schönhagen, »Getrennt von allem, was uns geblieben …«. Der Weg der Familie Kraus aus Augsburg, dt.-engl., Augsburg 2008 (enthält sieben von Friedas Theresienstädter Gedichten).
     
  Lina Heymann
geb. 1922 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann, Wohnung Kaiserstraße 57 (heute Konrad-Adenauer-Allee)

Linas Eltern waren beide gebürtige Augsburger. Vater Salo(mon) Heymann (geb. 1876) besaß in Augsburg ein Grundstück mit Stall für das Vieh, mit dem er handelte. Linas Mutter war
Meta, geb. Neumayer (geb. 1887). So wie Lina und ihre Mutter hatten auch Linas ältere Schwestern Ruth und Edith die Maria-Theresia-Schule besucht.
Lina wurde seit frühester Kindheit »Liesl« (später »Lysl«) genannt.
Lysl besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1933 bis 1936 in den Klassen 1–3. Mit 13 Jahren
ging sie am 2. April 1936 ohne Abschluss von der Schule ab und wechselte an die Klosterschule St. Elisabeth (Franziskanerinnen-Kloster Maria Stern), was mehrere jüdische Schülerinnen um diese Zeit taten; sie erhofften sich, an der Klosterschule vor rassistischen Angriffen geschützt zu sein. Schwester M. Edelwina (geb. Kunigunde) Hutzmann, die damals dieselbe Schule besuchte und seit 1945 vorwiegend als Handarbeitslehrerin wieder dort tätig war, erinnert sich noch heute daran, dass das Verhältnis zwischen den Schülerinnen, ohne Ansehen der Religion, liebevoll war (Interview Oktober 2005).
Lysl machte nach der Schulzeit eine Ausbildung als Kinderpflegerin. 1939 emigrierte sie nach England, 1946 in die USA. Dort heiratete sie 1947 Ernst Sundheim (geb. 1916 in Frankfurt a. M.). Das Ehepaar bekam zwei Kinder. Lysls Ehemann Ernst (in den USA: Ernest) starb 1988 in Baltimore.
Im Oktober 1992 hat Lysl Sundheim zusammen mit anderen emigrierten Augsburger Juden ihre alte Heimatstadt besucht.
Lysl Sundheim, geb. Lina Heymann, lebt bis heute (Juni 2007) in den USA.
 






Lysls Mutter Meta starb 1936 in München, Lysls Vater Salo wurde im August 1942 von München nach Theresienstadt deportiert und starb dort knapp zwei Jahre später, am 18. Juni 1944.

(Lysl Sundheim hat diese Kurzbiografie selbst korrigiert und ergänzt.)

Literatur:
Eva-Maria Knab, »›Hände zur Versöhnung ausgestreckt‹. Jüdische Gäste suchen am Lech eigene Erinnerungen und neuen Kontakt zur Heimat«, in: Augsburger Allgemeine Zeitung vom 20. Oktober 1992.

    Paula Heymann
1893 in Augsburg, Vater Viehhändler

Paulas Eltern hießen Albert Heymann (1859–1929) und Rosa, geb. Lang (1866–1927).
Paula besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, von 1905 bis 1909 in den Klassen 1–4.
1917 heiratete Paula den Oberingenieur Ludwig Ebermann.
   
  Ruth Heymann
geb. 1910 in Augsburg, Vater Viehhändler, Wohnung Kaiserstraße 57 (heute Konrad-Adenauer-Allee)

Ruths Eltern waren beide gebürtige Augsburger. Vater Salo(mon) Heymann (geb. 1876) besaß in Augsburg ein Grundstück mit Stall für das Vieh, mit dem er handelte. Ruths Mutter war
Meta, geb. Neumayer (geb. 1887). So wie Ruth und ihre Mutter sollten auch Ruths jüngere Schwestern Edith und Lina die Maria-Theresia-Schule besuchen.
Ruth besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1926 in den Klassen 4a und 5a; vermutlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Ruth zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Ruth besuchte nach ihrer Augsburger Schulzeit eine Haushaltsschule in Frankfurt a. M. und fand dann eine Anstellung in Köln. 1937 emigrierte sie
nach Frankreich. Derzeit ist nicht bekannt, ob Ruth, so wie Marie Bach und Else Einstein, in Gurs interniert wurde. 1941 konnte sie in die USA fliehen, wo schon ihre Schwester Edith lebte. In New York arbeitete Ruth als Haushälterin.
Ruth Heymann ist 1990 in New York gestorben.
Ruths Mutter Meta starb 1936 in München, Ruths Vater Salo wurde im August 1942 von München nach Theresienstadt deportiert und starb dort knapp zwei Jahre später, am 18. Juni 1944.
   


(Die meisten Angaben zu dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 255.)

   
  Selma Heymann
geb. 1895 in Augsburg, Vater Viehhändler

Selma besuchte die »Städtische Töchterschule« (die spätere »Maria-Theresia-Schule«) von 1907 bis 1912 in den Klassen 1–5. Dabei wiederholte sie die Klasse 1, übersprang dann aber die Klasse 3.
Selma heiratete den Apotheker Anton Dietrich, der nicht jüdisch war, und überlebte das Regime des Nationalsozialismus in Augsburg.
Selma Dietrich, geb. Heymann, ist 1983 in Augsburg gestorben.
    Käthe Hirsch
geb. 1916 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»H & A Gerstle«), Wohnung Beethovenstraße 1, Firma Annastraße D 216

Käthes
Vater Fritz Hirsch, ein gebürtiger Kölner (geb. 1877), war in die Firma seines Schwiegervaters Hermann Gerstle eingetreten, die Damenmäntel herstellte. Fritz starb plötzlich im März 1930 und hinterließ seine Frau Anna (»Aennie«), geb. Gerstle (geb. 1891), mit drei Töchtern. Käthe war die älteste, die zweite hieß Margot. Die jüngste Schwester, Irmgard (1922–2002), hat 1999 ihre Erinnerungen veröffentlicht.
Käthe besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1927 bis 1933 in den Klassen 1–6. Ab 1934 arbeitete sie als Erzieherin beim französischen Gesandten in Genf. Nach einigen Jahren lernte sie Jo Jolles kennen, als der gebürtige Pole, der seit 1934 in Palästina lebte und von dort aus in den Spanischen Bürgerkrieg gezogen war, auf der Rückreise in seine Wahlheimat war. Um ebenfalls nach Palästina übersiedeln zu können, musste Käthe zunächst eine Pro-forma-Ehe mit einem anderen Palästinenser eingehen. 1941 konnte sie dann Jo Jolles heiraten. In Palästina arbeitete Käthe als Sekretärin.
Aus klimatischen Gründen wanderte das Paar 1956 nach Europa aus; da sie in Dänemark, wo Käthes Schwester Irmgard lebte, nicht zugelassen wurden, ließen sie sich in Frankfurt a. M. nieder. Käthe arbeitete dort als Dolmetscherin.
Käthe Jolles, geb. Hirsch, ist 1972 in Frankfurt a. M. gestorben.

Literatur:
Irmgard Hirsch-Erlund, Irmgard. Eine jüdische Kindheit in Bayern und eine Vertreibung, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg 1999, S. 88, 138–140.

    Margot Hirsch
geb. 1918 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»H & A Gerstle«), Wohnung Beethovenstraße 1, Firma Annastraße D 216

Margots Vater Fritz Hirsch, ein gebürtiger Kölner (geb. 1877), war in die Firma seines Schwiegervaters
Hermann Gerstle eingetreten, die Damenmäntel herstellte. Fritz starb plötzlich im März 1930 und hinterließ seine Frau Anna (»Aennie«), geb. Gerstle (geb. 1891), mit drei Töchtern. Margot war die mittlere; die älteste hieß Käthe. Die jüngste Schwester, Irmgard (1922–2002), hat 1999 ihre Erinnerungen veröffentlicht.
Margot besuchte zunächst, wie bereits ihre Mutter Anna und wie ihre ältere Schwester Käthe, die Maria-Theresia-Schule, von 1929 bis 1932 in den Klassen 1–3. Dann aber wechselte sie auf die Klosterschule St. Elisabeth (Franziskanerinnen-Kloster Maria Stern), in die schon ihre jüngere Schwester Irmgard gleich nach der Volksschule eingetreten war. Auf der Klosterschule erhoffte die Mutter für ihre Töchter Schutz vor rassistischen Repressionen. Schwester M. Edelwina (geb. Kunigunde) Hutzmann, die damals dieselbe Schule besuchte und seit 1945 vorwiegend als Handarbeitslehrerin wieder dort tätig war, erinnert sich noch heute daran, dass das Verhältnis zwischen den Schülerinnen, ohne Ansehen der Religion, liebevoll war (Interview Oktober 2005).
Margot wanderte spätestens 1938 nach England aus und heiratete um 1941 den Niedersachsen Manfred Silbermann (geb. 1919), der eine Zeit lang im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert gewesen war. Im Sommer 1939 war auch Margots Mutter Aennie nach England gekommen. Aennie wurde um 1940 in Manchester Mitleiterin eines Heims für 30 jüdische Kinder, die mit einem Kindertransport aus Deutschland und Österreich nach England geflohen waren. Margot arbeitete in der Küche mit.
 






1954 starb Margots Ehemann Manfred. Von den drei Kindern des Paares starb eines 1958 im Alter von erst neun Jahren.
Margot Silbermann, geb. Hirsch, ist 1963 in Manchester gestorben.

Literatur:
Irmgard Hirsch-Erlund, Irmgard. Eine jüdische Kindheit in Bayern und eine Vertreibung, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg 1999, S. 88, 140f., 145, 162f.

   
 
  Ruth Hirschfeld
geb. 1916 in Augsburg, Vater Kaufmann, Am Schmiedberg 2

Ruths Eltern waren
Emil Hirschfeld (geb. 1877 in Talheim) und Paula, geb. Drucker (geb. 1886 in Offenbach a. M.). Emil hatte 1912 das Fahrradgeschäft am Schmiedberg von Hans Härter gekauft (das als »Fahrrad Härter« noch heute besteht). Emil starb 1932.
Ruth besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1928 bis 1934 in den Klassen 1–6.
1936 heiratete Ruth den Augsburger Kaufmann Kurt Waitzfelder (geb. 1911), den jüngeren Bruder von
Elsa Waitzfelder. Ruth und Kurt emigrierten spätestens 1942 in die USA, so wie auch Ruths zwei Jahre älterer Bruder Fritz. Das Ehepaar amerikanisierte seinen Namen zu »Whitefield«. 1947 bekam Ruth in New York eine Tochter.
Kurt starb 1958 in Andover (Minnesota). Ruth heiratete ein zweites Mal und hieß seither Ruth Freedman.
Ruths Mutter Paula leistete von November 1941 bis Anfang März 1943 Zwangsarbeit in der Ballonfabrik Augsburg, so wie viele jüdische Frauen und Mädchen. Am 8./9. März 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert.

Siehe
Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben (Hrsg.), Ein fast normales Leben. Erinnerungen an die jüdischen Gemeinden Schwabens. Ausstellung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben nach einem Konzept von Gernot Römer, Augsburg 1995, S. 93 (zum Fahrradgeschäft Emil Hirschfelds).
   
  Eugenie Hirschmann
geb. 1907 in Augsburg, Vater Kaufmann

Eugenie besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1918 bis 1924 in den Klassen 1–6.
Eugenie heiratete 1934 Julius Silber (geb. 1902) aus Straubing. Im folgenden Jahr wurde dem Paar in Straubing oder München eine Tochter geboren. Die Familie emigrierte in die USA.
Julius Silber starb 1969.
Eugenie Silber, geb. Hirschmann, ist 1986 in Denver (Colorado) gestorben.

Siehe den »Adler/Bechmann/Eichberg family tree« im Internet:
http://www.ahirsh.com/pdfs/A-B-E_TREE.pdf (Stand: Mai 2008).
   
 
  Trude Höchstädter
geb. 1915 in Augsburg, Vater Kaufmann, Wohnung Frohsinnstraße 8, Geschäft Karolinenstraße

Trudes Vater Hermann Höchstädter (geb. 1879 in Hürben) war Mitinhaber der Manufaktur- und Kurzwarenhandlung »Regensburger« in der Karolinenstraße. Trudes Mutter hieß Amalie, geb. Bach (geb. 1891 in Laupheim).
Trude besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1926 bis 1932 in den Klassen 1–6.
Am 2. Juni 1930 feierte Trude gemeinsam mit acht anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
1939 wanderte Trude zunächst nach Bolivien, später nach Brasilien aus. Sie heiratete Carl Nußbaum (geb. 1906 in Oschersleben). In Rolandia betrieb das Ehepaar auf einer Hazienda Kaffeeanbau und eine Gerberei
. Trude bekam zwei Töchter.
Trude Nußbaum, geb. Höchstädter, lebt bis heute (2005) in Brasilien.
Trudes Eltern emigrierten 1940 nach Shanghai, kamen 1946 zu ihrer Tochter nach Brasilien und ließen sich schließlich in New York nieder. Dort starb Hermann 1965, Amalie 1982.
Trudes Bruder Walter (geb. 1914) war schon 1934 nach Shanghai ausgewandert, 1938 siedelte er nach New York über und wohnte später auch in Hongkong und Australien.
 



Siehe
Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben (Hrsg.), Ein fast normales Leben. Erinnerungen an die jüdischen Gemeinden Schwabens. Ausstellung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben nach einem Konzept von Gernot Römer, Augsburg 1995, S. 95 (Foto mit Trudes Vater, Hermann Höchstädter, vor seinem Augsburger Geschäft).
Brief Trude Nußbaums aus Rolandia, 1943 oder 1944, Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 7, März 1944, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, S. 81–87, hier S. 84.
   
  Berta Horn
geb. 1912 in Fulda, Vater Kaufmann

Bertas Vater hieß Emil Horn (geb. 1876), ihre Mutter Lina, geborene Gruber (geb. 1886). Der Vater war in Geisa (Kreis Eisenach), die Mutter in Kriegshaber bei Augsburg geboren. Eine Cousine von Berta war
Ilse Marx. Bertas Onkel Jacob Gruber war mit Ernestine Obernbreit verheiratet.
Berta besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1927 in den Klassen 2–4; vermutlich war sie 1923 in Klasse 1 eingetreten.
Bertas Eltern zogen 1936 von Augsburg nach München. Dort hatte Emil Horn einen Großhandel für Textilwaren und Scheuertücher inne, bis ihm dieses Gewerbe 1938 nicht länger genehmigt wurde.
Berta (»Bertl«) wanderte in die USA aus und heiratete im August 1941 in New York Arthur Loeb aus Bretten (geb. 1906). Das Ehepaar wohnte und arbeitete in New York, Bertl hatte eine wichtige Stelle bei einer Versicherungsgesellschaft inne. Im Ruhestand zogen beide nach Miami Beach (Florida), wo Arthur 1989 starb.
Bertl Loeb, geb. Horn, starb Ende 2005 in Cleveland (Ohio).
Bertas Vater Emil starb 1940 in München, ihre Mutter Lina wurde am 20. November 1941 zusammen mit vielen anderen Augsburger und Münchner Juden nach Kowno (Kaunas) in Litauen deportiert und fünf Tage später dort ermordet.

Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 628f. (zu Emil und Lina Horn).
Todesanzeige für Bertas Schwiegervater Leopold Loeb, in: Aufbau 13 (1947) vom 22. August, S. 28.
Nachruf auf Bertl Loeb, in: Cleveland Jewish News, 6. Januar 2006.
 




Literatur:
Wolfram Selig, »Arisierung« in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937–1939, Berlin 2004, S. 470 (zum Handelsbetrieb von Emil Horn in München).

   
 
 
  Irma Hummel
geb. 1903 in Buttenwiesen

Irma besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1915 bis 1917 in den Klassen 1b und 2b; möglicherweise war sie auch im folgenden Jahr, 1917/18, noch auf der Schule.
Anfang der 1940er Jahre führte Irma den Schriftverkehr für die jüdische Gemeinde Augsburgs, die jetzt zu München gehörte. In dieser Zeit heiratete Irma den Kaufmann Julius Lichtenauer (geb. 1887 in Brünnau). Julius war Teilhaber des Schuhwarengeschäfts gewesen, das unter dem Namen seines Vaters bestand: »Sigmund Lichtenauer«, Kaiserstraße 8 (heute Konrad-Adenauer-Allee).
Im März 1943 wurde das Ehepaar nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort getrennt. Julius ist für tot erklärt. Irma musste in einem Arbeitskommando Steine schleppen, bis sie nach einigen Monaten ins Hauptlager Auschwitz verlegt wurde. Dort arbeitete sie als Schreibkraft in einem Büro. Im Januar 1945 wurde sie zusammen mit mehreren tausend Häftlingen aus Auschwitz evakuiert. Nach Zwischenaufenthalten in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Malchow blieb sie erschöpft in Plau (Mecklenburg) zurück und wurde dort von einer Frau aufgenommen, wenige Stunden vor der Befreiung durch die russische Armee. Irma kam in ein Krankenhaus und kehrte dann nach Augsburg zurück. In der Folgezeit wurde sie mehrfach bei Gerichtsverfahren gegen frühere Nationalsozialisten vernommen.
Irma Lichtenauer, geb. Hummel, ist 1974 in Augsburg gestorben.

Siehe Aussageprotokolle von Irma Lichtenauer im Staatsarchiv München.