Elisabeth Kahn
geb. 1898 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (»Kahn & Arnold«), Am Sparrenlech

Elisabeths Eltern waren Aaron Kahn (1841–1926) und Flora, geb. Farnbacher (geb. 1852
). Nach der Hochzeit des Paares in Augsburg 1870 hatte Flora bis 1884 neun Kinder geboren. Als dann 1898 Elisabeth folgte, starb ihre Mutter Flora wenige Wochen nach der Entbindung.
Teilhaber der Spinnerei und Weberei »Kahn & Arnold« waren Elisabeths Vater Aaron Kahn und Alban Arnold.
Elisabeth war eine Tante von Ruth Kahn. Statt »Elisabeth« wurde sie stets »Else« genannt.
Else besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1909 bis 1915, zuerst in den Klassen 1–5 (wobei sie die zweite Klasse übersprang), dann in Klasse 6 der »Realabteilung« und zum Schluss noch für ein Jahr, 1914/15, in der »Frauenschule«.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern der Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde Ernst Johann Groths Stück Madame Breitkopf. Dramatisches Kulturbild aus dem deutschen Frauenleben der Rokokozeit aufgeführt, in dem Else die Rolle des »Fräulein von Ploto« spielte. (Quellen des Stücks waren offenbar Goethes Briefe aus der Leipziger Zeit sowie Dichtung und Wahrheit, zweiter Teil, achtes Buch.)
1921 heiratete Else den Arzt Heinz Eckert (geb. 1892 in Rheydt), der evangelisch war. Ihre Kinder Wolfgang (»Wolf«, geb. 1922) und Eva (geb. 1927) wurden evangelisch getauft. Heinz starb 1926, vier Monate vor Evas Geburt.
Während des Krieges (Juli 1942 – Januar 1944) arbeitete Else, zunächst freiwillig, in einem Rüstungsbetrieb, was ihr für einige Zeit Schutz vor der Deportation gab. Im Januar 1944 aber wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Dort erlebte sie im
 




Frühjahr 1945 die Befreiung des Lagers und kehrte nach Augsburg zurück, wo ihre Tochter Eva geblieben war und den Krieg überlebt hatte.
Wolf hatte als »Mischling 1. Grades« die Ingenieurschule verlassen müssen. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit in ein Lager nach Jena geschickt. Er starb im Januar 1947 in Augsburg.
1947 gab Else Englisch-Stunden für polnische Juden, die nach Augsburg gekommen waren. Mit ihrer Tochter Eva wanderte sie 1948 nach New York aus. Sie bekam die Parkinsonsche Krankheit und starb, nachdem sie 17 Jahre lang von ihrer Tochter gepflegt worden war, 1978 in New York.
Die Fabrik »Kahn & Arnold« gehörte 1933 Benno und Arthur Arnold sowie Elses Brüdern Alfred (geb. 1876) und Berthold Kahn (geb. 1879). Das Unternehmen wurde »arisiert«: 1940 erfolgte der Verkauf an die NAK, die »Neue Augsburger Kattunfabrik«. Wegen bestimmter Auflagen bekamen die Familien Kahn und Arnold nichts für die Fabrik, nach dem Krieg kam ein Vergleich zustande.
Berthold Kahn floh nach London, später weiter nach Neuseeland; dorthin waren auch sein Sohn Joachim und dessen Frau Gertrud, geb. Lerchenthal, ausgewandert. Alfred Kahn ging zunächst nach Bombay, später emigrierte er wie seine Schwester Else nach New York.
Die Brüder Arnold wurden aus Augsburg deportiert und kamen in Lagern ums Leben: Arthur Arnold starb in Dachau am 23. November 1941, Benno Arnold (1941 Vorstand der Augsburger jüdischen Gemeinde) wurde zusammen mit seiner Ehefrau, Elses Schwester Anna, geb. Kahn (geb. 1882), im August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo Anna schon nach wenigen Wochen im September 1942 starb, Benno im März 1944.

 




Literatur:
Auszug aus einem Brief Else Eckerts über die Hilfe, die einzelne Augsburger den jüdischen Mitbürgern vor ihrer Deportation und in den Lagern zuteil werden ließen, bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 14, September 1947, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung.« Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob (1941–1949), Augsburg 2007, S. 136–143, hier S. 140.

 
 
 
Martha Kahn
geb. 1911 in Regensburg, Vater Kaufmann ebendort

Martha Kahn aus Regensburg besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1927 in den Klassen 4–6; sie könnte schon 1921 in Klasse 1 eingetreten sein.
   
 
  Ruth Kahn
geb. 1913 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (»Kahn & Arnold«), Am Sparrenlech

Ruths Eltern waren Berthold Kahn (geb. 1879) und Charlotte, geb. Schreiber (geb. 1892). Berthold war wie sein Bruder Alfred (geb. 1876) Teilhaber der Spinnerei und Weberei »Kahn & Arnold«. Alfred war verheiratet mit Gertrud, geb. Schreiber; Berthold hatte auf der Hochzeit seines Bruders die Schwester der Braut kennengelernt, Charlotte, die er später heiratete.
Berthold hatte aus einer früheren Beziehung einen Sohn, Joachim (geb. 1907), den er zu sich nahm, nachdem Joachims Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war (Joachim heiratete später Gertrud Lerchenthal). Außerdem hatte Ruth einen jüngeren Bruder, Hans Günther Kahn (geb. 1918). Sie war eine Nichte von Elisabeth (Else) Kahn, verh. Eckert, und eine Cousine von deren Tochter, Eva Eckert.
Ruth besuchte nur zwei Jahre lang, 1926–1928, die Maria-Theresia-Schule in den Klassen 4 und 5. Es muss eine schwierige Zeit für sie gewesen sein, denn als 13-jährige Schülerin erlebte sie die Scheidung ihrer Eltern (1926); die Kinder blieben beim Vater, ein damals ungewöhnlicher Weg.
Das Abitur legte Ruth in Montreux ab. Danach studierte sie Radiologie an der Universität Zürich. Dort lernte sie junge Mediziner aus New York kennen, die in der Schweiz studierten, weil sie durch die »jewish quota« (eine Art Numerus clausus für Juden) in ihrer Heimat daran gehindert wurden. Aufgrund dieser Bekanntschaft emigrierte Ruth etwa 1935 nach New York.
Dort arbeitete Ruth zunächst als Kindermädchen und Sprechstundenhilfe. 1941 heiratete sie Kurt Rosenbaum (geb. 1903). Kurt war studierter Jurist, die Nationalsozialisten hatten ihm jedoch 1933 verboten, seinen Beruf auszuüben. So war er nach Chicago ausgewandert. Um dort Jurist werden zu können, hätte er nochmals 1½ Jahre studieren müssen. Statt dessen nahm er andere Arbeit an und
 




konnte dadurch auch die Emigration seiner Eltern finanzieren. In Philadelphia, wo die Familie dann lebte, wurde 1943 Ruths und Kurts Tochter Joyce geboren. Kurt arbeitete als Vertreter einer Fabrik für Büroeinrichtung. Ruth war passionierte Hausfrau, Köchin und Gärtnerin und liebte klassische Musik und Bridge.
Ruth Rosenbaum, geb. Kahn, ist 1964 in Philadelphia gestorben.
Das Unternehmen »Kahn & Arnold« wurde »arisiert«: 1940 erfolgte der Verkauf an die NAK, die »Neue Augsburger Kattunfabrik«. Wegen bestimmter Auflagen bekamen die Familien Kahn und Arnold nichts für die Fabrik, nach dem Krieg kam ein Vergleich zustande.
Die Augsburger Familie Kahn wurde durch das Nazi-Regime über die ganze Welt verstreut, von den älteren Familienmitgliedern überlebten nicht alle die Verfolgung. Mangels Alternativen emigrierten Ruths älterer Bruder Joachim, den sie sehr verehrte, ihr Vater Berthold und dessen zweite Ehefrau Jossy nach Neuseeland. Ruths jüngerer Bruder Hans, ihre Mutter Charlotte und deren zweiter Ehemann wanderten hingegen nach Südamerika aus. Andere Familienmitglieder ließen sich in New York nieder, darunter Ruths Tante Else Eckert und deren Tochter Eva Eckert sowie Ruths Onkel Alfred und dessen Frau Trude; zu diesen pflegte Ruth engen Kontakt, während sie ihre beiden Eltern nicht mehr wiedersah.
Die Brüder Arnold wurden aus Augsburg deportiert und kamen in Lagern ums Leben: Arthur Arnold starb in Dachau am 23. November 1941, Benno Arnold (1941 Vorstand der Augsburger jüdischen Gemeinde) wurde zusammen mit seiner Ehefrau, Ruths Tante Anna, geb. Kahn (geb. 1882), im August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo Anna schon nach wenigen Wochen im September 1942 starb, Benno im März 1944.

 




(Die meisten Angaben für diese Kurzbiografie erhielten wir von Ruths Tochter Joyce Meltz.)

Zeitzeugen – Briefe und Erinnerungen: Brief von Joyce Meltz, der Tochter Ruth Kahns, vom November 2006 an die Projekgruppe.
zum Text

   
  Erna Katzenstein
geb. 1913 in Augsburg, Vater Textilkaufmann (»Heinrich Kuhn«), Wohnung Prinzregentenstraße 3, Kaufhaus Bahnhofstraße 5

Ernas Vater Ernst Katzenstein war Inhaber des großen Herren-, Knaben- und Sportbekleidungsgeschäfts »Heinrich Kuhn« in der Bahnhofstraße. Ernas Mutter Josefine war nicht-jüdisch. Erna hatte einen jüngeren Bruder namens Rudolf (geb. 1916).
Erna besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1929 in den Klassen 2–6; vermutlich war sie 1923 in Klasse 1 eingetreten.
Am 25. Mai 1928 feierte Erna in Augsburg gemeinsam mit drei anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Das Bekleidungshaus von Ernas Vater war am 1. April 1933 von der nationalsozialistischen Boykottaktion betroffen. Einige Monate später wurde Ernst Katzenstein willkürlich verhaftet, in das Münchner Polizeigefängnis gebracht und dort vier Tage lang misshandelt. Im November 1933 verkaufte er das Geschäft.
Erna ging im selben Monat in die Schweiz, um in Lausanne zu studieren. 1936 heiratete sie. Ihre Eltern zogen nach Berlin, dann nach Baden-Baden; schließlich zog Ernst Katzenstein Ende 1938 zu seiner Tochter nach Lausanne, seine Frau Josefine folgte 1940. Auch Ernas Bruder Rudolf emigrierte nach Lausanne.
Ernas Vater Ernst starb 1946 in Lausanne.
 



Literatur:
Maren Janetzko, »Die Arisierungvon Textileinzelhandelsgeschäften in Augsburg am Beispiel der Firmen Heinrich Kuhn und Leeser Damenbekleidung GmbH«, in: Andreas Wirsching (Hrsg.), Nationalsozialismus in Bayerisch-Schwaben. Herrschaft – Verwaltung – Kultur, Ostfildern 2004, S. 153–183.
     
  Lisbeth Kaufmann
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann

Lisbeths Vater Artur Kaufmann und seine Frau Klara, geb. Metzger (geb. 1893 in Binswangen), wurden geschieden. Klara wanderte 1928 in die USA aus und starb
1937 in Denver (Colorado).
Lisbeth besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1934 in den Klassen 1–4. Mit 13 Jahren ging sie während des Schuljahres am 10. Oktober 1934 ohne Abschluss von der Schule ab. Sie emigrierte noch im selben Jahr in die USA, zusammen mit ihrer Tante Marta Weikersheimer, geb. Metzger, und deren Mann Max. Mit Familie Weikersheimer lebte sie zunächst in New York, dann in Denver. Als diplomierte Krankenschwester meldete sie sich 1943 zum »Army Nurse Corps« und arbeitete dort im Rang eines 1st Lieutenant. 1944 wurde ihr Lazarett erst nach Schottland, dann in die Normandie verlegt, 1945 schließlich nach Deutschland.
Im Dezember 1945 heiratete Lisbeth, in die USA zurückgekehrt, Werner Gross aus Bingen am Rhein (geb. 1914). Werner arbeitete als Handlungsreisender für Möbelfabriken. Lisbeth arbeitete weiter als Krankenschwester, bis sie 1950 das erste von vier Kindern bekam. Lisbeths Ehemann Werner starb 1999.
Lisbeth Gross, geb. Kaufmann, ist 2000 in Denver gestorben.

Literatur:
Gernot Römer, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 108–111.
Beate Goetz, »Weinrebe ziert Grab in Colorado«, in: Allgemeine Zeitung (Rhein-Main-Presse) vom 28. Oktober 2003 (zu Werner Gross).

   
  Selma Klein
geb. 1895 in Mitterteich, Vater Kaufmann ebendort

Die Eltern von Selma Klein hießen Josef Klein (geb. 1854 in Malinetz, Böhmen) und Paula, geb. Welsch (geb. 1869 in Ottensoos bei Nürnberg). Sie besaßen in der oberpfälzischen Stadt Mitterteich, Vorstadt (so die Bezeichnung der Straße), einen Gemischtwarenhandel.
Nur für ein Jahr besuchte Selma die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt werden sollte: 1906/07 in Klasse 1.
Selma heiratete Sigmund Schuster und wohnte mit ihm ab Juli 1921 in Hofheim. 1922 bekam das Ehepaar eine Tochter, Ruth. 1933 oder 1934 ist die Familie emigriert, laut einer früheren Nachbarin Selmas in die USA. 1944 wohnten Selma und Sigmund jedoch in Wimbledon bei London. Nur Ruth, verheiratet mit Sidney S. Sperling, lebte damals wohl schon in den USA; die Eltern sind wohl später nachgekommen.
Selmas Vater starb 1923. Die verwitwete Paula Klein zog vorübergehend nach Regensburg, wohnte aber ab Sommer 1925 wieder in Mitterteich. Sohn Heinrich (geb. 1898) übernahm das väterliche Geschäft. Beide Eltern Selmas waren jüdischer Abstammung, und im Standesamtsregister der Stadt Mitterteich ist für Eltern und Kinder als Religion »isr.« (für »israelitisch«) eingetragen. Es heißt jedoch, Paula sei katholisch getauft gewesen, und zusammen mit Sohn Heinrich seien die Eltern in Waldsassen – auf einem christlichen Friedhof – beerdigt.
Selma hatte fünf Geschwister: zwei Schwestern und drei Brüder. Eleonora (Lore) Freimann, geb. Klein (geb. 1896), besaß in Mitterteich ein Textilgeschäft, das sie um 1937/38, anlässlich ihrer Emigration in die USA, verkaufte, nach dem Zweiten Weltkrieg aber zurückforderte.
Betty Klein (geb. 1901) hieß in erster Ehe Schneider, wohnte in Falkenau und hatte aus dieser Ehe mindestens einen Sohn. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete Betty ein zweites Mal. Zusammen mit ihrem zweiten Mann, Max Rederer (geb. 1896), lebte sie zuletzt in Pilsen. Das Ehepaar Rederer wurde im Januar 1942 ins »Ghetto« Theresienstadt deportiert, im März 1942 weiter nach Izbica in Polen, wo sie wahrscheinlich beide ums Leben kamen.
 




Von den Brüdern Ernst (geb. 1894), Arnold (geb. 1900) und Heinrich Klein soll Arnold ebenfalls während der NS-Zeit umgekommen sein. Heinrich musste 1938 das »Kleingeschäft« verkaufen; Oberlehrer Max Rüth notierte in seiner Heimatchronik: »Seit dieser Zeit lebt unser Ort judenfrei.« Nach dem Krieg kehrte Heinrich, der in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau inhaftiert gewesen war, nach Mitterteich zurück und übernahm mit seiner alten Mutter wieder das Kaufhaus.
Selma Schuster, geb. Klein, ist 1986 in St. Petersburg (Florida) gestorben.

(Diese Kurzbiografie beruht zum großen Teil auf Auskünften einer Nachbarin der Familie Klein. Werner Männer vom »Arbeitskreis Heimatpflege der Stadt Mitterteich« hat die Angaben aufgezeichnet und, zusammen mit weiterem Material, der Projektgruppe zur Verfügung gestellt.)

Siehe Standesamtsregister der Stadt Mitterteich, Eintrag zur Familie Josef Klein.
Anzeige von Selma und Sigmund Schuster zur Geburt ihrer Enkelin Judith Ann Sperling, in: Aufbau 10 (1944), Nr. 20 vom 19. Mai, S. 18.

Literatur:
Ingild Janda-Busl, »Die Familie Klein/Pick«, in: Dies., Juden in der oberpfälzischen Kreisstadt Tirschenreuth (1872–1942), Bamberg 2009, S. 58–78 und 186–189.
Max Rüth, »No. 27. Vorstadt«, in: Ders., [Chronik von Mitterteich], handschriftl., ca. 1939.

   
 
  Luise Kohn
geb. 1903 in Augsburg, Vater Rentner

Luise besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1913 bis 1920 oder 1921, zunächst in den Klassen 1–6, zuletzt noch für ein oder zwei Jahre in der »Frauenschule«.
1931 heiratete Luise (»Liesl«) den Darmstädter Rechtsanwalt Lucian Loeb (geb. 1889). Um 1936 engagierte sich Lucian Loeb für die Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina; er war Mitglied im »Ortsausschuss Darmstadt der Jewish Agency for Palestine«.
Das Ehepaar Loeb ist in die USA emigriert. Der ehemalige Augsburger Rabbiner Ernst Jacob erwähnt Liesl Kohn-Loeb in seinen Rundschreiben an die ehemalige Augsburger jüdische Gemeinde 1941 und 1949.
Liesel (Luise) Loeb, geb. Kohn, ist 1991 in Gwynedd (Pennsylvania) gestorben.  

Siehe
Lucian Loeb, Allgemeine Falschbeurkundung. (§§ 271–273 RStGB.), Diss. Berlin 1914 (mit Lebenslauf).
Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 2, September 1941, und Nr. 18, Oktober 1949, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 36–46, hier S. 43, und S. 164–170, hier S. 166.

Literatur:
Eckhart G. Franz, Heinrich Pingel-Rollmann, »Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Darmstädter Juden unter der Terror-Herrschaft des NS-Regimes«, in: E. G. Franz (Hrsg.), Juden als Darmstädter Bürger, Darmstadt 1984, S. 159–189, bes. S. 169 (Abb. unten rechts: der Name von Lucian Loeb unter der gedruckten Einladung zu einer zionistischen Kundgebung, Darmstadt, 28. Mai 1936).
    Gertrud Kominik
geb. 1914 in Augsburg, Vater Kaufmann

Gertrud besuchte die Maria-Theresia-Schule nur für ein Jahr, 1925/26 in Klasse 1b.
1930
emigrierte Gertrud in die USA.
    Silva Krailsheimer (fälschlich auch »Krailshaimer«)
geb. 1890 in Augsburg, Vater Kaufmann

Silvas Eltern waren Gustav Krailsheimer (geb. 1850 in Pfersee bei Augsburg) und Flora, geb. Einstein (geb. 1863 in Fellheim). Silva hatte einen älteren Bruder, Wilhelm (geb. 1894), und einen jüngeren, Max (geb. 1893).
Silva besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1903 bis 1906 in den Klassen 1–3.
Nach der Schulzeit arbeitete Silva als Kontoristin. Nachdem zuerst der Vater (Juli 1906), wenige Jahre darauf auch die Mutter (1910) in Augsburg gestorben war, zogen Silva und ihr jüngerer Bruder Max nach Nürnberg, wo bereits ihr älterer Bruder Wilhelm lebte.
Als verheiratete May wohnte Silva später in Straubing. Sie und Karl May (geb. 1871 in Gerolzhofen) wurden am 27. Mai 1942 nach Regensburg abgemeldet und von dort im September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Karl starb im August 1943 in Theresienstadt. Im Mai 1944 brachte man Silva nach Auschwitz.
Silvas Brüder Wilhelm und Max wurden am 29. November 1941 von Nürnberg nach Riga-Jungfernhof deportiert und gelten als dort verschollen.
Der Name von Silva May ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).

Siehe Michael Diefenbacher, Wiltrud Fischer-Pache (Hrsg.), Gerhard Jochem, Ulrike Kettner (Bearb.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa. Mit einem Essay von Leibl Rosenberg, Nürnberg 1998, S. 179 (Max und Wilhelm Krailsheimer, Nr. 1059 und 1061).
Anita Unterholzner, Straubinger Juden – jüdische Straubinger, Straubing 1995, S. 136 u. 140.
    Jeanette Kupfer
geb. 1908 in München, Vater Kaufmann

Jeanette besuchte nur für ein Jahr die Augsburger Maria-Theresia-Schule, 1918/19 in Klasse 1a.
    Ruth Kupfer
geb. 1925, Vater Kaufmann, Wohnung Karolinenstraße

Ruths Eltern waren Simon Kupfer (geb. 1899 in München) und Berta, geb. Priester (geb. 1900 in Augsburg). Simon führte ein Lederwarengeschäft am Annaplatz. Ruth hat eine ältere Schwester, Edith (geb. 1924).

Ruth ging am 2. April 1936 nach nur einem Schuljahr in Klasse 1 von der Maria-Theresia-Schule ab. Ihr Vater war polnischer Staatsangehörigkeit. Wie viele Augsburger und Münchner Juden, die aus Polen stammten, wurde er mitsamt seiner Familie (?) Ende September 1938, also wenige Wochen vor dem Novemberpogrom, zwangsweise nach Polen gebracht, dort aber nicht ins Land gelassen. Am 2. Oktober trafen die Kupfers mit den anderen Verschleppten wieder in Augsburg ein. Simon wurde dann nach der »Reichskristallnacht« am 10. November 1938 inhaftiert und für einige Zeit in das KZ Dachau gebracht. Am Ende des Jahres wanderte die Familie an Bord der »Washington« in die USA aus.
In den USA verdienten sich Simon zunächst als Fabrikarbeiter, Berta als Putzfrau den Lebensunterhalt. Auch die Töchter konnten nicht länger zur Schule gehen, sondern mussten Geld verdienen. Nach einigen Jahren aber konnten Berta und Simon wieder ein Lederwarengeschäft eröffnen.
Ruth heiratete Joseph Greco; das Ehepaar bekam ein Kind. Ruth lebt bis heute (2005) in den USA. Sie hat Deutschland nie mehr besuchen wollen.
Ruths Eltern starben in Brooklyn (New York), Berta 1952, Simon 1954.
Ruths Großeltern mütterlicherseits wurden Anfang August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Aloisia Priester, geb. Stein (geb. 1870), ist dort am 11. Januar 1943 gestorben; Albert Priester (geb. 1872) wurde im Mai 1944 nach Auschwitz gebracht.
 




NB:
Ende Oktober 1938 wurden aus ganz Deutschland jüdische Polen zur deutsch-polnischen Grenze gebracht, in vielen Fällen mitsamt ihren Familien (»Polenaktion«). Zum Teil mussten sie mehrere Monate lang in Barackenlagern ausharren. Wenn die Angaben von Albert und Sophie Dann stimmen (s.u.), dann wurde von Augsburg (und München) aus schon einen Monat früher ein solcher Deportationsversuch gemacht.

Literatur
:
Albert Dann, Erinnerungen an die Augsburger jüdische Gemeinde (verfasst 1944 und 1959), unveröffentlicht; Auszüge in: Gernot Römer, Mitarbeit Ellen Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben. Schicksale von 1933–1945 in Berichten, Dokumenten und Zahlen, Augsburg 1983, S. 27–41, hier S. 34 (zur versuchten Deportation der polnischstämmigen Augsburger Juden Ende September 1938).
Sophie Dann, »Zum 3. Reich in Augsburg«, in: Augsburger Blätter 4 (1978), Heft 1, S. 26f. (zum selben Deportationsversuch).
Alfred Schmidt, »Viele schöne Erlebnisse, doch der Schmerz bleibt. Wie die Jüdin Edith Schwarz ihre Heimatstadt erlebte«, in: Augsburger Allgemeine Zeitung vom 27./28. Oktober 1990, S. 46 (zu einem Besuch von Ruths Schwester Edith in Augsburg, mit Ediths Bericht über ihre Emigration).