Ilse Marx
geb. 1907 in Buttenhausen (Württemberg), Vater Kaufmann ebendort

Ilses Vater Max Marx (geb. 1874) war Pferde- und Viehhändler in seinem Geburtsort Buttenhausen. Ilses Mutter hieß Rosa, geb. Gruber (geb. 1882 in Augsburg). Ilses Tante Lina Horn, geb. Gruber, war die Mutter von Berta Horn; Ilses Onkel Jacob Gruber war der Ehemann von Ernestine Obernbreit.
Ilse hatte drei jüngere Geschwister: Sittah (geb. 1908), Paula (geb. 1910) und Werner (geb. 1921). Die drei Schwestern wurden im Alter von 10–12 Jahren zu ihren Großeltern, Abraham und Mathilde Gruber, nach Augsburg gegeben, um dort eine bessere Ausbildung zu erhalten, als es in ihrem kleinen Heimatort möglich gewesen wäre.
Ilse besuchte 1918–1920 die ersten beiden Klassen der Maria-Theresia-Schule; vielleicht blieb sie bis 1923 bis zur Klasse 5 auf der Schule. Daran schloss sich, wie auch bei Ilses Schwestern, die Ausbildung auf einer Handelsschule an.
Nach Abschluss der Schule nahm Ilse eine Stellung in dem Büro einer Möbelfabrik in Nürnberg an. Etwa 1927 zog sie nach München zu ihrem Onkel Ludwig Gruber und seiner Frau Erna. Das kinderlose Ehepaar führte ein Tabaksgeschäft am Odeonsplatz. Möglicherweise hätte Ilse das Geschäft geerbt.
In der »Kristallnacht« 1938 verwüsteten Nationalsozialisten das Geschäft. Ludwig wurde zwei Tage später in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Dort kam er am 25. November ums Leben.
Erna Gruber floh 1939 nach England. Ilse emigrierte im selben Jahr über England in die USA, so wie zuvor bereits ihre drei Geschwister. 1940 konnten auch Ilses Eltern über Italien in die USA auswandern. Beide starben in New York: Max 1963, Rosa zwei Jahre später.
Ilses Großmutter Mathilde Gruber wurde im Juni 1942 von München nach Theresienstadt deportiert und starb dort 1944 im Alter von 84 Jahren.
 


In den USA arbeitete Ilse im Gesundheitswesen. Sie heiratete nicht. Ihren Namen änderte sie zu »Jean I. Mar«. Im Alter zog sie in eine jüdische Siedlung für betreutes Wohnen in New York. Als Autorin und Herausgeberin war sie für das  Nachrichtenblatt dieser Organisation tätig.
Ilse feierte im Sommer 2007 ihren hundertsten Geburtstag.

(Der größte Teil dieser Informationen ist Ilses Bruder Werner Marx zu verdanken, der einen Brief und sein Buch über Buttenhausen an die Projektgruppe sandte.)

Siehe den Stammbaum von Ilse Marx im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: April 2007); Website von Eve Miriam Marx Lurie, The Abraham Marx Family Homepage: http://familytreemaker.genealogy.com/users/l/u/r/Eve-M-Lurie/TREE/index.html (Stand: Mai 2008).

Literatur:
Jean Mar (Ilse Marx), »Eyewitness to History. Germany in Two World Wars«, in: Kittay News 1/2002, S. 1–3; auch auf dieser Website (s.u.).
Werner L. Marx, »Buttenhausen«: The History of a Former German-Jewish Community. Personal Recollections and Reflections, privat vervielfältigt, Baltimore (Maryland) 1996.

zu Ilse Marx' Erinnerungen (deutsch)

zu Ilse Marx' Erinnerungen (englisch)

     
 
     
 
 
  Babette Mayer
geb. 1901 in Fürth, Vater Kaufmann in Augsburg

Babettes Eltern waren Albert Mayer (geb. 1868 in Kriegshaber bei Augsburg) und Charlotte, geb. Bergmann (geb. 1870 in Langenzenn). So wie Babette besuchte auch ihre ältere Schwester Jenny die Maria-Theresia-Schule. Weitere Geschwister von Babette waren Emilie (geb. 1896) und Siegfried (geb. 1899).
Babette besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1911 bis 1917 in den Klassen 1–6 und 1918/19 in der »Frauenschule«; vermutlich besuchte sie auch 1917/18 schon die Frauenschule, die regulär zwei Jahre dauerte.
Bei der Schlussfeier des Schuljahrs 1917/18 sprach Babette den Prolog, wie Bertolt Brecht in seinem ironischen Zeitungsartikel über dieses Fest erwähnt.
Babettes Vater Albert starb 1932 in Augsburg. Die verwitwete Charlotte wanderte 1939 zusammen mit ihren Kindern Emilie, Siegfried und vermutlich auch Babette nach Rio de Janeiro aus
. Vermutlich lebte Babettes Schwester Jenny dort schon seit ihrer Heirat 1927.
Babettes Mutter Charlotte starb 1948 in Rio de Janeiro.

(Die meisten Angaben zu Babettes Familie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 304f., 307.)

Literatur:
Jürgen Hillesheim, Bertolt Brecht – Erste Liebe und Krieg, Augsburg 2008 (enthält Brechts Artikel aus den Augsburger Neuesten Nachrichten vom 15. Juli 1918).
    Jenny Mayer
geb. 1897 in Nürnberg, Vater Kaufmann in Augsburg

Jennys Eltern waren Albert Mayer (geb. 1868 in Kriegshaber bei Augsburg) und Charlotte, geb. Bergmann (geb. 1870 in Langenzenn). So wie Jenny besuchte auch ihre jüngere Schwester Babette die Maria-Theresia-Schule. Weitere Geschwister von Jenny waren Emilie (geb. 1896) und Siegfried (geb. 1899).
Jenny besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1909 bis 1913 in den Klassen 2, 4, 5 und 6.
Jenny heiratete 1927 Ignaz Erlanger aus Rio de Janeiro.
Jennys Vater Albert starb 1932 in Augsburg. Die verwitwete Charlotte wanderte 1939 zusammen mit ihren Kindern Emilie, Siegfried und vermutlich auch Babette nach Rio de Janeiro aus. Vermutlich lebte Jenny dort schon seit ihrer Heirat. Charlotte und Jenny wohnten in Rio im selben Haus.
Jennys Mutter Charlotte ist 1948 in Rio de Janeiro gestorben.

(Die Angaben zu Jennys Eltern und Geschwistern stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 304f., 307.)
    Johanna Mayer
geb. 1906 in Augsburg, Vater Viehhändler

Johannas Eltern waren Samson Mayer (geb. 1872 in Horkheim) und Ida, geb. Herrmann (geb. 1879 in Hainsfarth). Johanna hatte zwei Brüder, Ludwig (geb. 1904) und Julius (geb. 1907).
Johanna besuchte die Maria-Theresia-Schule 1919/20 in Klasse 4; möglicherweise blieb sie bis 1922 bis zur Klasse 6 auf der Schule. Danach arbeitete sie als Kassiererin im Schuhhaus Polatschek in der Maximilianstraße (siehe die Biografien von Hedwig, Ida und Laura Polatschek).
Johanna (»Hansi«) heiratete 1936 Fritz Ucko (geb. 1906 in Stuttgart), der bis 1935 in Augsburg für das Kaufhaus Landauer gearbeitet hatte. Das Ehepaar wohnte zunächst in Göppingen und wanderte 1937 in die USA aus. Dorthin kamen auch Johannas Eltern. In Minneapolis machte Johanna Heimarbeit als Näherin, Fritz war Manager bei »Coast to Coast Stores«, einer Kaufhaus-Kette für Eisenwaren.
Johannas Vater Samson starb 1964 in Minneapolis, ihre Mutter Ida 1971 in New York. Johannas Ehemann Fritz Martin starb 1970.
Johanna Ucko, geb. Mayer, ist
2002 in Minneapolis gestorben.

(Die meisten Angaben dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 306f.)
   
 
  Fanny Mendelsohn
geb. 1897 in München, Vater Kaufmann (»Mendelsohn Herren- und Knabenbekleidung«), Wohnung und Geschäft Philippine-Welser-Straße D 279 (heute Nr. 16)

Franziska (Fanny) und ihr Bruder Richard (geb. 1904) waren die Kinder von Heinrich Mendelsohn (geb. 1867 in Königsberg, Ostpreußen)
und Adele, geb. Grünhut (geb. 1877 in Ronsperg, Böhmen).
Fanny besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1909 bis 1912 in den Klassen 1–4, wobei sie die zweite Klasse übersprang.
Nach ihrer Schulzeit arbeitete Fanny als Büroleiterin im Geschäft ihres Vaters Heinrich. Sie heiratete 1924 den Kaufmann Hermann Frank (geb. 1893). 1925 wurde ihre Tochter Hertha Frank geboren. Zunächst wohnten die Franks im Haus von Fannys Eltern, 1926 zogen sie nach Bamberg. 1928 kehrte Fanny mit ihrer Tochter wieder in ihr Elternhaus nach Augsburg zurück, Hermann blieb in Bamberg. Heinrich Mendelsohn starb 1933. Im Jahr darauf wurde Fannys Ehe geschieden. Hermann Frank ging im September 1934 nach Paris und wurde im März 1943 von dort nach Auschwitz deportiert, 1945 vom Internationalen Roten Kreuz für tot erklärt.
Fanny emigrierte im Juni 1937 mit ihrer Tochter Hertha nach New York. Dort änderte sie ihren Vornamen zu Frances. Sie arbeitete zunächst etwa drei Jahre lang als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie, dann während des Krieges in einer Fabrik, in der Armeestiefel hergestellt wurden, schließlich als Buchhalterin in einem Büro.
Schon im Januar 1937 war Fannys Bruder Richard nach Südafrika ausgewandert. 1939 emigrierte auch die Mutter der beiden Geschwister, die verwitwete Adele Mendelsohn, nach Südrhodesien, wo sich Richard zu dieser Zeit aufhielt. Sie hatte
 






zu diesem Zweck ihr Haus an das benachbarte Geschäft Kröll & Nill verkaufen müssen; die Zusage, dass sie noch bis zur Ausreise am Jahresende dort wohnen bleiben dürfe, wurde nicht eingehalten, und auch den Verkaufserlös musste sie abgeben. (Das Haus wurde im Krieg durch Bomben zur »Totalschadenstelle«, ist jedoch wieder aufgebaut worden.)
1947 zog Adele von Südrhodesien in die USA zu ihrer Tochter. Mit dieser lebte sie im Staat New York bis zu ihrem Tod im Juli 1966. Frances (Fanny) zog mit ihrer Tochter Joan und deren Familie 1974 nach Kalifornien.
Frances Frank, geb. Mendelsohn, ist im Dezember 1987 in Kalifornien gestorben.

(Joan Stone, geb. Hertha Frank, gab uns die Informationen für diese Kurzbiografie ihrer Mutter.)

    Karoline Mendle
geb. 1893 in Fischach, Vater Kaufmann

Karolines Vater war der Viehhändler Heinrich Mendle (geb. 1856 od. 1857), ihre Mutter hieß Marianne, geb. Schwarzmann (geb. 1863 in Forchheim). So wie Karoline besuchte auch ihre jüngere Schwester Philippine die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte.
Karoline besuchte die Töchterschule von 1906 bis 1908 in den Klassen 2 und 3.
Karolines Vater Heinrich starb 1933. Ihre Mutter Marianne wohnte 1938 im Jüdischen Altersheim Augsburg in der Frohsinnstraße. Das Heim wurde nach dem Novemberpogrom geräumt; Marianne musste in die Neidhartstraße umziehen. Sie starb 1940.

Literatur:
Albert Dann, Erinnerungen an die Augsburger jüdische Gemeinde (verfasst 1944 udn 1959), unveröffentlicht; darin: Zitate aus dem Tagebuch seiner Tochter Sophie vom 13. und 14. November 1938, in: Gernot Römer, Mitarbeit Ellen Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben. Schicksale von 1933 bis 1945 in Berichten, Dokumenten und Zahlen, Augsburg 1983, S. 40 (zur Räumung des Jüdischen Altersheims Augsburg).
Walter Groos, »Juden in Augsburg«, in: Augsburger Blätter 5 (1979), Heft 1, S. 11–18, hier S. 17 (Zitat derselben Tagebuch-Eintragungen).
    Philippine Mendle
geb. 1899 in Fischach, Vater Kaufmann

Philippines Vater war der Viehhändler Heinrich Mendle (geb. 1856 od. 1857), ihre Mutter hieß Marianne, geb. Schwarzmann (geb. 1863 in Forchheim). So wie Philippine besuchte auch ihre ältere Schwester Karoline die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte.
Philippine besuchte die Töchterschule von 1910 bis 1913 in den Klassen 2–4.
Philippines Vater Heinrich starb 1933. Ihre Mutter Marianne wohnte 1938 im Jüdischen Altersheim Augsburg in der Frohsinnstraße. Das Heim wurde nach dem Novemberpogrom geräumt; Marianne musste in die Neidhartstraße umziehen. Sie starb 1940.
1946 wohnte Philippine unter dem Namen »Phyllis Mendle« in New York. Sie ist 1985 im Staat New York gestorben.

Siehe Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 11, April 1946, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, S. 116–123, hier S. 123 (New Yorker Anschrift von Phyllis Mendle).

Literatur:
Albert Dann, Erinnerungen an die Augsburger jüdische Gemeinde (verfasst 1944 und 1959), unveröffentlicht; darin: Zitate aus dem Tagebuch seiner Tochter Sophie vom 13. und 14. November 1938, in: Gernot Römer, Mitarbeit Ellen Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben. Schicksale von 1933 bis 1945 in Berichten, Dokumenten und Zahlen, Augsburg 1983, S. 40 (zur Räumung des Jüdischen Altersheims Augsburg).
Walter Groos, »Juden in Augsburg«, in: Augsburger Blätter 5 (1979), Heft 1, S. 11–18, hier S. 17 (Zitat derselben Tagebuch-Eintragungen).
   
 
     
 
 
  Irma Metzger
geb. 1901 in Augsburg, Vater Kaufmann

Irmas Vater Leopold Metzger besaß gemeinsam mit den Gebrüdern Maier, Landsberg am Lech, einen Viehhandel. Irmas Mutter hieß Ida, geb. Luchs (geb. 1879). Von den acht Kindern des Ehepaares besuchten die drei Mädchen,
Selma, Irma und Nora, die Maria-Theresia-Schule. Die fünf Brüder hießen Kuno (geb. 1898), Siegfried (geb. 1902), Moritz (geb. 1905), Ernst (geb. 1910) und Arnold (geb. 1921).
Irma war eine Cousine von
Elsa, Ida und Senta Luchs.
Irma besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1911 bis 1917 in den Klassen 1–6.
1930 heiratete Irma den Rechtsanwalt Arthur Luchs (geb. 1899 in Augsburg). Dieser wurde zusammen mit vier jüdischen Augsburger Kollegen 1938 aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossen und musste einen Monat, von November bis Dezember 1938, im KZ Dachau verbringen. Das Ehepaar emigrierte im April 1939 über London in die USA. Arthur arbeitete in der neuen Heimat zunächst als Kassierer einer Kneipe, dann als Steuerberater.
Auch Irmas Eltern und Geschwister flohen in die USA. Irmas Bruder Arnold Metzger war 1944 Soldat in der US-Luftwaffe.
1948 feierten Irmas Eltern, Leopold und Ida, in Washington, D.C., ihre Goldene Hochzeit. Leopold starb noch im selben Jahr.
1965 starb Irmas Ehemann Arthur in New York.
Irma Luchs, geb. Metzger, ist 1990 in New York gestorben.
   

Siehe Susanne Rieger, Gerhard Jochem, »Das Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte in Bayern im Dezember 1938«, im Internet: http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_BY_JU_anwalt01.pdf (Stand: Mai 2008).
Stammbaum von Irma Metzger im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: März 2007).

Literatur:
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006, S. 244 (zu Arthur Luchs).

    Nora Metzger
geb. 1919 Vater Kaufmann

Noras Vater Leopold Metzger besaß gemeinsam mit den Gebrüdern Maier, Landsberg am Lech, einen Viehhandel
. Noras Mutter hieß Ida, geb. Luchs (geb. 1879). Von den acht Kindern des Ehepaares besuchten die drei Mädchen, Selma, Irma und Nora, die Maria-Theresia-Schule. Die fünf Brüder hießen Kuno (geb. 1898), Siegfried (geb. 1902), Moritz (geb. 1905), Ernst (geb. 1910) und Arnold (geb. 1921).
Nora war eine Cousine von Elsa, Ida und Senta Luchs.
Nora besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1929 bis 1931 in den Klassen 1 und 2, wobei sie im Frühjahr 1931 ein zweites Mal mit Klasse 2 begann. Mit 12 Jahren ging sie am 3. November 1931 während des Schuljahres ohne Abschluss von der Schule ab.
Nora wanderte 1937 in die USA aus, so wie auch ihre Eltern und Geschwister. Sie heiratete Herman Kilsheimer. Das Ehepaar bekam 1942 eine Tochter.
Noras Bruder Arnold Metzger war 1944 Soldat in der US-Luftwaffe.
1948 feierten Noras Eltern, Leopold und Ida, in Washington, D.C., ihre Goldene Hochzeit. Leopold starb noch im selben Jahr.
Nora Kilsheimer, geb Metzger, ist 1952 gestorben.

Siehe
den Stammbaum von Nora Metzger im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: März 2007).
   
  Selma Metzger
geb. 1900 in Augsburg, Vater Viehhändler

Selmas Vater Leopold Metzger besaß gemeinsam mit den Gebrüdern Maier, Landsberg am Lech, einen Viehhandel. Selmas Mutter hieß Ida, geb. Luchs (geb. 1879). Von den acht Kindern des Ehepaares besuchten die drei Mädchen, Selma,
Irma und Nora, die Maria-Theresia
-Schule. Die fünf Brüder hießen Kuno (geb. 1898), Siegfried (geb. 1902), Moritz (geb. 1905), Ernst (geb. 1910) und Arnold (geb. 1921).
Selma war eine Cousine von Elsa, Ida und Senta Luchs.
Selma besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1910 bis 1916 in den Klassen 1–6, wobei sie die Klasse 4 wiederholte und die Klasse 5 übersprang.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern der Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde ein allegorisches Stück Die letzte Stunde aufgeführt, in dem Selma die Rolle einer »Klatschhexe« spielte.
Selma emigrierte bereits 1926 in die USA, kehrte aber krankheitshalber nach Augsburg zurück und wanderte 1938 erneut aus. Auf ihr Drängen hin verließen auch ihre Eltern und die sieben Geschwister um diese Zeit Deutschland.
Selmas Bruder Arnold Metzger war 1944 Soldat in der US-Luftwaffe.
1948 feierten Selmas Eltern, Leopold und Ida, in Washington, D.C., ihre Goldene Hochzeit. Leopold starb noch im selben Jahr.
Selma ist 2004, im Alter von 103 Jahren, in New York gestorben.

Siehe
den Stammbaum von Selma Metzger im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: März 2007).
   
  Antonie Miller
geb. 1891 in Augsburg, Vater Kaufmann

Antonie (»Toni«) besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1903 bis 1907 in den Klassen 2–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Toni heiratete Harry Gertjes. Das Ehepaar bekam 1930 eine Tochter. 1931 starb Harry.
1944 wurde Toni nach Theresienstadt deportiert, wo sie als Weißnäherin arbeitete. Im Frühjahr 1945 erlebte sie die Befreiung des Lagers und kehrte nach Augsburg zurück.
Toni Gertjes, geb. Miller, ist 1961 in Augsburg gestorben.

NB: Laut Gernot Römer lautete Antonies Mädchenname »Müller« (G. Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 233).
    Sidonie Münzer
geb. 1913 in Gera, Vater Kaufmann

Sidonie besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1925 bis 1927 in den Klassen 1b und 2b.
Sidonie hieß verheiratet Sternberg. Ihre letzte Adresse war Duisburg, Universitätsstraße 30. Dort wohnte auch Otto Sternberg (geb. 1881), vermutlich ihr Schwiegervater. Beide wurden am 11. Dezember 1941 von Düsseldorf nach Riga deportiert – so wie wenige Tage später von Münster aus Selma Cohen.
»In der Regel erhielten die Betroffenen Ende November 1941, teilweise jedoch auch erst Anfang Dezember … eine schriftliche Mitteilung, die sie über den Zeitpunkt der Deportation und die damit zusammenhängenden Formalitäten, u.a. Abgabe ihres Vermögens, Durchsicht und Plombierung des Gepäcks sowie die Höhe der Transportkosten, informierte. … Die Züge mit den Juden aus den umliegenden Ortschaften trafen im Laufe des 10. Dezember 1941 am Düsseldorfer Hauptbahnhof ein. Von dort aus mussten alle Personen … die rund fünf Kilometer lange Strecke bis zum Schlachthof in einer streng bewachten Kolonne durch eigens zu diesem Zweck abgesperrte Straßen zu Fuß zurücklegen. … [Im Schlachthof] mussten die über tausend Menschen die Nacht vor ihrer Abfahrt aus Düsseldorf in eisiger Kälte und … zumeist stehend verbringen. Zusätzlich sahen sich die Anwesenden permanenten Schikanen durch das Wachpersonal ausgesetzt … Nach einer rund zwölfstündigen Wartezeit im Schlachthof mussten die Juden am 11. Dezember 1941, gegen 4.00 Uhr morgens, den Weg zum Güterbahnhof Derendorf antreten, wo sich die Ankunft des Personen-Sonderzuges ... wesentlich verzögerte. Als Konsequenz dieser Verspätung mussten die Betroffenen zunächst bis zur Einfahrt des Zuges vier Stunden an der
   

Verladerampe warten, um dann unter Gewaltandrohung und größter Hast in die
Abteile gedrängt zu werden. … Verschiedene technische Schwierigkeiten … führten dazu, dass der Zug erst nach einer Fahrtzeit von insgesamt 61 Stunden auf dem Bahnhof Skirotava [bei Riga] ankam. [Da die Ankunft am Abend geschah, mussten die Juden] in dem mittlerweile unbeheizten Zug … die Nacht verbringen.
Erst am Morgen verließen sie die Waggons« (B. Materne).
»In Skirotava wurden die Deportierten von ihren künftigen Peinigern erwartet. … Die nach mehr als dreitägiger Fahrt steif gewordenen Menschen … mussten zusehen, dass sie mit ihrem Handgepäck auf dem Güterbahnhof Aufstellung nahmen. … Hier oder später nach der Ankunft im Ghetto stellte sich Kurt Krause als Ghettokommandant vor, forderte zur Abgabe von Wertsachen auf und drohte jedem, der versuchen würde, sich von der Kolonne zu entfernen, mit Erschießen. Das Gepäck sollte man zurücklassen, es würde später ins Ghetto gebracht werden. Wer nicht genug Kraft hatte, um energisch seinen Rucksack aufzusetzen, gelangte unter Umständen nur mit einem Gepäckstück ins Ghetto. Das in den Abteilen zurückgelassene Gepäck sowie der Inhalt der Güterwagen wurde, nach Transporten sortiert, zur allgemeinen Benutzung in die Kleiderkammer des Ghettos gebracht. … In dem kalten, feuchten Klima … quälten sich die Menschenkolonnen die mehrere Kilometer lange Strecke vom Bahnhof bis zum Ghetto … Der Anblick, den das Ghetto den Deportierten bot, war schockierend.« Erst vor wenigen Tagen waren die vorigen Bewohner, lettische Juden, teils ermordet, teils anderswo untergebracht worden. »Treppenhäuser und Wohnungen machten einen verwüsteten Eindruck. Wie überstürzt der gewaltsame Aufbruch gewesen sein muss, zeigten die gefrorenen Essensreste auf den Tischen und in den Küchen. …


 

 

Die Neuangekommenen, von denen sich acht bis zehn Personen zwei kleine Zimmer teilten, mussten sich schnell auf die widrigen Umstände einstellen. Und in der Tat fanden sich auch volle Kleiderschränke und Holzvorräte vor, so dass ein Anfang gemacht werden konnte. Katastrophal waren die hygienischen Verhältnisse, da die Wasserleitungen eingefroren waren« (W. Scheffler). Die meisten Deportierten starben während der folgenden Jahre bei der Zwangsarbeit oder durch Krankheit oder wurden erschossen.
Mit demselben Transport von Düsseldorf kam Hilde Zander (aus Korschenbroich bei Mönchengladbach) nach Riga; sie berichtet ausführlich in ihren Erinnerungen darüber (Zwischen Tag und Dunkel, 1984).

Literatur:
Barbara Materne, »Die Deportation aus Düsseldorf am 11. Dezember 1941«, in: »Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.« und »Riga-Komitee der deutschen Städte« gemeinsam mit der Stiftung »Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum« und der Gedenkstätte »Haus der Wannsee-Konferenz« (Hrsg.), Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, bearbeitet von Wolfgang Scheffler und Diana Schulle, München 2003, Bd. 2, S. 691–694.
Wolfgang Scheffler, »Das Schicksal der in die baltischen Staaten deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden 1941–1945. Ein historischer Überblick«, ebd., Bd. 1, S. 1–43.
Hilde Sherman-Zander, Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt a. M. – Berlin – Wien 1984.