Edith Schmal
geb. 1898 in Augsburg, Vater Kaufmann (»Schmal & Weil«), Hermanstraße 29 / II

Ediths Vater hieß Maier Judas Schmal, gen. Max (geb. 1862 in Laupheim), ihre Mutter Julie, geb. Rothschild
(geb. 1871 in Stuttgart). Max Schmal führte bis 1919 ein Geschäft für Damenhüte.
Edith besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« hieß, von 1909 bis 1916, zuerst in den Klassen 1–5 (wobei Edith die zweite Klasse übersprang), dann in Klasse 6 der »Realabteilung« und zum Schluss noch für zwei Jahre in der »Frauenschule«.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern der Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde Ernst Johann Groths Stück Madame Breitkopf. Dramatisches Kulturbild aus dem deutschen Frauenleben der Rokokozeit aufgeführt, in dem Edith die Rolle von »Mademoiselle Chenille« spielte. (Quellen des Stücks waren offenbar Goethes Briefe aus der Leipziger Zeit sowie Dichtung und Wahrheit, zweiter Teil, achtes Buch.)
Im Juli 1916 legte Edith »mit sehr gutem Erfolge« die Erzieherinnenprüfung ab.
Edith ist schon 1917 im Alter von 18 Jahren gestorben und wurde auf dem jüdischen Friedhof Augsburg an der Haunstetter Straße begraben. Ihre Mutter starb wenig später (1919), ihr Vater 1927.
 
 
 
Liselotte Schwab
geb. 1917 in Augsburg, Vater Kaufmann (»Pflaunlacher & Schwab«), Wohnung Frölichstraße 10, Firma Bahnhofstraße 18 1/5

Liselottes Eltern waren Max Schwab (geb. 1874 in Kleinsteinach) und Berta, geb. Pflaunlacher (geb. 1888 in Augsburg). Max war Teilhaber der Herrenkleiderfabrik »Pflaunlacher & Schwab«. So wie Liselotte besuchte auch ihre
Schwester Paula die Maria-Theresia Schule, ebenso ihre Cousinen Susette Schwab und Margarete Wassermann.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1927 bis 1933 in den Klassen 1–6.
Liselotte zog 1937 nach Berlin und arbeitete als Putzmacherin für Damenhüte. Später emigrierte sie in die USA. 1945 heiratete sie in Long Island (New York) Max Aub (geb. 1904). Max diente in der US-Army.
Lottie Aub, geb. Schwab, ist 1987 in Suffolk (New York) gestorben. 1992 starb ihr Ehemann Max Aub.
Liselottes Eltern, Max und Berta Schwab, verließen Augsburg am 28. August 1941 und konnten über Berlin, Barcelona, Lissabon, Casablanca und Kuba (wo sie interniert wurden) in die USA auswandern. Max starb im Februar 1948 in New York, seine Frau Berta wenig später, im Juli desselben Jahres.
 
 
 
Paula Schwab
geb. 1912 in Augsburg, Vater Kaufmann (»Pflaunlacher & Schwab«), Wohnung Frölichstraße 10, Firma Bahnhofstraße 18 1/5

Paulas Eltern waren
Max Schwab (geb. 1874 in Kleinsteinach) und Berta, geb. Pflaunlacher (geb. 1888 in Augsburg). Max war Teilhaber der Herrenkleiderfabrik »Pflaunlacher & Schwab«. So wie Paula besuchte auch ihre jüngere Schwester Liselotte die Maria-Theresia-Schule, ebenso ihre Cousinen Susette Schwab und Margarete Wassermann.
Paula besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1928 in den Klassen 3–6; vermutlich war sie 1922 in Klasse 1 eingetreten.
1934 heiratete Paula den Kaufmann Paul Jacobson (geb. 1900 in Göttingen). Das Ehepaar bekam 1937 eine Tochter. 1939 emigrierte die Familie nach England, später in die USA. Paul starb 1972 in New York.
Paula (Pauline) Jacobson, geb. Schwab, ist 2004 in Fresno (Kalifornien) gestorben.
Paulas Eltern, Max und Berta Schwab, verließen Augsburg am 28. August 1941 und konnten über Berlin, Barcelona, Lissabon, Casablanca und Kuba (wo sie interniert wurden) in die USA auswandern. Max starb im Februar 1948 in New York, seine Frau Berta wenig später, im Juli desselben Jahres.
   
 
  Susette Schwab
geb. 1920, Vater Kaufmann

Susettes Eltern Jakob Schwab (geb. 1882) und Flora, geb. Lichtenstetter (geb. 1895), stammten beide aus Kleinsteinach. Jakob arbeitete bei der Bekleidungsfirma »Pflaunlacher & Schwab«, deren Teilhaber sein älterer Bruder Max war. Susette hatte einen jüngeren Bruder, Helmut (geb. 1923).
So wie Susette besuchten auch ihre Cousinen Liselotte und Paula Schwab die Maria-Theresia-Schule.
Susette besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1937, zuerst in den Klassen 1–5, dann noch in Klasse L6 (»L« steht für »Lyzeum«).
Susettes Vater Jakob wurde nach dem November-Pogrom 1938 in das Augsburger Gefängnis, den »Katzenstadel«, gebracht. Dort erlitt er einen Herzanfall und wurde deshalb nicht, wie die meisten anderen inhaftierten Juden, in das Konzentrationslager Dachau transportiert, sondern entlassen. Er starb im Juli 1939 in Augsburg.
Susette emigrierte in die USA. 1942 verlobte sie sich in New York mit Curt Vollweiler aus Stuttgart.
Susettes Mutter Flora emigrierte über Spanien in die USA.
Susettes Bruder Helmut emigrierte nach England und kämpfte in der britischen Armee; später zog auch er in die USA.
Susette Vollweiler, geb. Schwab, ist 2002 in Maryland gestorben.

NB: Bei Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 344, ist als Geburtsjahr von Jakob Schwabs Tochter, »Susi(e)«, 1921 angegeben.
    Ilse Schwarz
geb. 1908 in Augsburg, Vater Kaufmann, Wohnung: Neidhartstraße, Geschäfte: Jakoberstraße

Ilses Eltern waren Franz Schwarz (geb. 1876 in Wien) und Anna, geb. Veith (geb. 1881 in Augsburg). Franz war zusammen mit Hugo Veith, dem Vater von Elisabeth, Margot und Marianne Veith, Teilhaber sowohl der Getreidegroßhandlung »Franz Schwarz« als auch des Großhandels für Gedärme und Gewürze »Sigmund Veith & Co.«. Ilse hatte einen älteren Bruder, Erich (geb. 1906).
Ilse besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1918 bis 1920 in den Klassen 1 und 2; möglicherweise blieb sie bis 1923 bis zur Klasse 5 auf der Schule.
Ilse heiratete einen nicht-jüdischen Mann namens Aschbauer; die Ehe wurde 1938 aufgehoben.
1940 wanderte Ilse auf die Philippinen aus, später in die USA.
Ilses Eltern wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert und sind dort verschollen.
Ilses Bruder Erich heiratete Lisbeth Obermayer. Das Ehepaar mit einer kleinen Tochter wanderte 1937 in die USA aus.

(Fast alle Angaben für diese Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 177 u. 346.)  
    Ilse Selig
geb. 1917 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Rechtsanwalt

Als Ilse 1930 in die Maria-Theresia-Schule eintrat, war ihr Vater schon gestorben. Ihre Mutter Babette, geb. Seligstein (geb. 1892 in Schweinfurt), hatte in zweiter Ehe Hugo Blüthe (geb. 1881 in Kaiserslautern) geheiratet, Ilses Adoptivvater. Hugo war Landgerichtsrat in Augsburg. So wie Ilse besuchte auch ihre ältere Schwester Liselotte die Maria-Theresia-Schule.
Ilse besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1930 bis 1933 in den Klassen 4–6; in den ersten beiden Jahren war sie mit ihrer Schwester Liselotte in derselben Klasse.
Nach der Schulzeit ließ sich Ilse in der Zentrale der Schocken-Kaufhäuser in Zwickau ausbilden.
Hugo Blüthe wurde 1936 die Ausübung seines Amts verboten. Er zog nach Berlin. Von dort emigrierte er 1939 über Chile nach Argentinien; spätestens 1941 kam er nach Buenos Aires, wo er 1943 starb.
Ilse ist zusammen mit ihrer Schwester Liselotte ebenfalls nach Buenos Aires ausgewandert. Durch Heirat nahm Ilse den Namen Schweitzer an. Das Ehepaar bekam eine Tochter.

(Die meisten Angaben in dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 193 und 347.)
    Liselotte Selig
geb. 1915 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Rechtsanwalt

Als Liselotte (oder »Lotte«) 1930 in die Maria-Theresia-Schule eintrat, war ihr Vater schon gestorben. Ihre Mutter Babette, geb. Seligstein (geb. 1892 in Schweinfurt), hatte in zweiter Ehe Hugo Blüthe (geb. 1881 in Kaiserslautern) geheiratet, Liselottes  Adoptivvater. Hugo war Landgerichtsrat in Augsburg. So wie Liselotte besuchte auch ihre jüngere Schwester Ilse die Maria-Theresia-Schule
.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1930 bis 1933 in den Klassen 4–6; in den ersten beiden Jahren war sie mit ihrer Schwester Ilse in derselben Klasse. Anschließend besuchte Liselotte eine Haushaltungsschule.
Hugo Blüthe wurde 1936 die Ausübung seines Amts verboten. Er zog nach Berlin. Auch Liselotte ging nach Berlin und ließ sich dort zur Säuglingsschwester ausbilden.
Hugo emigrierte 1939 über Chile nach Argentinien; spätestens 1941 kam er nach Buenos Aires, wo er 1943 starb.
Liselotte ist zusammen mit ihrer Schwester Ilse ebenfalls nach Buenos Aires ausgewandert. Durch Heirat nahm Liselotte den Namen Brummer an. Das Ehepaar bekam zwei Söhne.

(Die meisten Angaben in dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 193 und 195.)
   
  Ilse Stein
geb. 1924 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann, Wohnung Mozartstraße 5½, Geschäft Untere Maximilianstraße 4
 
Ilses Vater Ferdinand (geb. 1893 in Augsburg) war Teilhaber eines Schuhgeschäfts. Seine Frau hieß Martha
, geb. Rosenau (geb. 1893 in Gunzenhausen). So wie Ilse besuchte auch ihre ältere Schwester Liselotte die Maria-Theresia-Schule.
Ilse besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1935 bis 1938 in den Klassen 1–4. Mit
14 Jahren ging sie am 9. September 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss von der Schule ab. Mit ihrer Schwester und ihrem Vater wanderte sie im Juni 1939 nach England aus. Ihre Mutter blieb in Augsburg, um die todkranke Großmutter zu pflegen. Ferdinand arbeitete als Filmvorführer in London; um 1970 kam er bei einem Autounfall ums Leben.
Ilse heiratete 1947 den gelernten Rechtsanwalt Ernst Faßbänder (anglisiert: Earnest Ferguson, geb. 1915 in Dortmund). Earnest arbeitete als Vertreter für Damenkonfektion. Ilse war Mitinhaberin einer Firma für technische Artikel. Earnest starb 1962.
Ilse Ferguson, geb. Stein, ist 1976 in London gestorben.
Ilses Mutter Martha leistete von Ende 1941 bis März 1943, wie viele jüdische Frauen und Mädchen, Zwangsarbeit in der Augsburger Ballonfabrik. Sie wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und ist für tot erklärt.

NB: Laut Heinz Landmann (Henry Landman) wurde Martha Stein im Herbst 1942 deportiert, und zwar zunächst nach Theresienstadt. Sie ist aber nicht im Theresienstädter Gedenkbuch (Prag 2000) verzeichnet.
   
 
  Liselotte Stein
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann, Wohnung Mozartstraße 5½, Geschäft Untere Maximilianstraße 4

Liselottes Vater Ferdinand (geb. 1893 in Augsburg) war Teilhaber eines Schuhgeschäfts. Seine Frau hieß Martha
, geb. Rosenau (geb. 1893 in Gunzenhausen). So wie Liselotte besuchte auch ihre jüngere Schwester Ilse die Maria-Theresia-Schule.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1935 in den Klassen 1–5. Mit 14 Jahren ging sie am 1. September 1935 während des Schuljahres ohne Abschluss von der Schule ab. Sie wurde im Mittelschulzweig der Klosterschule St. Elisabeth (Franziskannerinnen-Kloster Maria Stern) aufgenommen. In ihrer Klasse war schon eine jüdische Schülerin, Margot Herrmann, die bis 1934 das A. B. von Stettensche Institut (eine private Mädchenschule) besucht hatte. Schwester M. Edelwina (geb. Kunigunde) Hutzmann, die damals dieselbe Klasse besuchte und seit 1945 vorwiegend als Handarbeitslehrerin wieder an St. Elisabeth tätig war, erinnert sich heute noch lebhaft daran, dass zwischen den Schülerinnen ohne Ansehen der Religion ein liebevolles Verhältnis herrschte; Margot war ihre beste Freundin (Interview Oktober 2005). (Margot Herrmann wurde 1942 nach Piaski in Polen deportiert.)
Im Juni 1939 emigrierte Liselotte mit Vater und Schwester nach England. Ihre Mutter blieb in Augsburg, um die todkranke Großmutter zu pflegen. Ferdinand arbeitete als Filmvorführer in London; um 1970 kam er bei einem Autounfall ums Leben.
In England heiratete Liselotte um 1943 Bert Jeruchim (anglisiert: James); das Ehepaar bekam zwei Kinder. Bert arbeitete in der Forschungsabteilung einer Fabrik in Coventry.
 




Liselotte James, geb. Stein, ist um 1954 in Coventry an einer Krankheit gestorben.
Liselottes Mutter Martha leistete von Ende 1941 bis März 1943, so wie viele jüdische Frauen und Mädchen, Zwangsarbeit in der Augsburger Ballonfabrik. Im März 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und ist für tot erklärt.

NB: Laut Heinz Landmann (Henry Landman) wurde Martha Stein im Herbst 1942 deportiert, und zwar zunächst nach Theresienstadt. Sie ist aber nicht im Theresienstädter Gedenkbuch (Prag 2000) verzeichnet.
   
  Bianka Steinfeld
geb. 1892 in Karlsruhe, Vater Oberkantor in Augsburg
 
Biankas Vater Samuel Steinfeld (geb. 1863 in Josbach) wurde 1895 von der jüdischen Gemeinde Augsburgs dazu gewählt, das Amt des Oberkantors an der (alten) Synagoge in der Wintergasse
zu versehen. Er blieb vielleicht noch bis 1896 in Karlsruhe, wo er an der israelitischen Religionsschule unterrichtete. Nach Augsburg brachte er seine Familie mit: seine Ehefrau Cäcilie, geb. Cahn (geb. 1862 in Sinsheim), und sechs Kinder; eine weitere Tochter wurde 1897 in Augsburg geboren. Vier Töchter der Steinfelds sollten die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, besuchen: Martha, Rosa, Bianka und Elsa. Die übrigen Geschwister hießen Karola (geb. 1889), Selma (geb. 1893) und Julius (geb. 1895).
Samuel Steinfeld unterrichtete ab 1895 oder 1896 jüdische Schülerinnen der  Töchterschule außerhalb der Schule in Religion; von 1907 bis 1929 war er als Religionslehrer an der Schule tätig.
Bianka besuchte die »Städtische Töchterschule« von 1903 bis 1906 in den Klassen 1–3.
Bianka führte nach ihrer Schulzeit ein Süßwarengeschäft in der Bahnhofstraße. Um 1933 war sie Inhaberin des Geschäfts »B. Neuburger«, Maximilianstraße B8 (»Kaffee aus eigener Rösterei, Tee, Kakao, Schokoladen«). Sie wanderte nach Palästina aus.
Samuel Steinfeld starb 1933 in Augsburg. Die verwitwete Cäcilie zog 1938 nach München, wo ihre Tochter Selma wohnte (vielleicht auch noch ihre Töchter Karola und Elsa), und von dort spätestens Anfang 1941 in die USA. Dort wohnte sie in Des Plaines (Illinois) in dem Sanatorium, das ihr Sohn Julius gegründet hatte. Sie  starb 1950.
 


Biankas Schwester Karola heiratete den Kaufmann Juda Hecht (geb. 1881 in Unterriedenberg), der in München einen Großhandel für Textil- und Webwaren führte; die Familie wanderte spätestens 1941 nach Buenos Aires aus.
Biankas Schwester Selma, die in Augsburg das A. B. von Stettensche Institut besuchte hatte (eine private Mädchenschule) und in München als Zahnärztin arbeitete, ging 1938 in die USA und führte eine Praxis in New York.
Biankas Bruder Julius ist 1922 nach Mannheim gezogen. Er war Nervenarzt. 1936 emigrierte er mit Frau und Kindern über Frankreich in die USA. In Des Plaines (Illinois) gründete er ein Sanatorium. Er starb 1956 in Zürich.

Siehe Esther Ramon, »Geschichte der jüdischen Erziehung in Karlsruhe 1730–1933«, in: Heinz Schmitt (Hrsg.), Ernst Otto Bräunche und Manfred Koch (Mitarb.), Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988, S. 301–310, hier S. 308 (Erwähnung von Samuel Steinfeld).

Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 213f. (zu Selma Steinfeld).
    Elsa Steinfeld
geb. 1897 in Augsburg, Vater Oberkantor und Lehrer

Elsas Vater Samuel Steinfeld (geb. 1863 in Josbach) wurde 1895 von der jüdischen Gemeinde Augsburgs dazu
gewählt, das Amt des Oberkantors an der (alten) Synagoge in der Wintergasse zu versehen. Er blieb vielleicht bis 1896 in Karlsruhe, wo er an der israelitischen Religionsschule unterrichtete. Nach Augsburg brachte er seine Familie mit: seine Ehefrau Cäcilie, geb. Cahn (geb. 1862 in Sinsheim), und sechs Kinder. Elsa, das siebte Kind, wurde 1897 in Augsburg geboren. Vier Töchter der Steinfelds sollten die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, besuchen: Martha, Rosa, Bianka und Elsa. Die übrigen Geschwister hießen Karola (geb. 1889), Selma (geb. 1893) und Julius (geb. 1895).
Samuel Steinfeld unterrichtete ab 1895 oder 1896 jüdische Schülerinnen der  Töchterschule außerhalb der Schule in Religion; von 1907 bis 1929 war er als Religionslehrer an der Schule tätig.
Elsa besuchte die »Städtische Töchterschule« von 1908 bis 1913 in den Klassen 1–6, wobei sie die dritte Klasse übersprang.
Im Juli 1922 zog Elsa nach München. Später wanderte sie nach Brooklyn (New York) aus.
Samuel Steinfeld starb 1933 in Augsburg. Die verwitwete Cäcilie zog 1938 nach  München, wo ihre Tochter Selma wohnte (vielleicht auch noch ihre Töchter Karola und Elsa), und von dort spätestens Anfang 1941 in die USA. Dort wohnte sie in Des Plaines (Illinois) in dem Sanatorium, das ihr Sohn Julius gegründet hatte. Sie starb 1950.
Elsas Schwester Karola heiratete den Kaufmann Juda Hecht (geb. 1881 in Unterriedenberg), der in München einen Großhandel für Textil- und Webwaren führte; die Familie wanderte spätestens 1941 nach Buenos Aires aus.
 


Elsas Schwester Selma, die in Augsburg das A. B. von Stettensche Institut besucht hatte (eine private Mädchenschule) und in München als Zahnärztin arbeitete, ging 1938 in die USA und führte eine Praxis in New York.
Elsas Bruder Julius ist 1922 nach Mannheim gezogen. Er war Nervenarzt. 1936 emigrierte er mit Frau und Kindern über Frankreich in die USA. In Des Plaines (Illinois) gründete er ein Sanatorium. Er starb 1956 in Zürich.

Siehe
Esther Ramon, »Geschichte der jüdischen Erziehung in Karlsruhe 1730–1933«, in: Heinz Schmitt (Hrsg.), Ernst Otto Bräunche und Manfred Koch (Mitarb.), Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988, S. 301–310, hier S. 308 (Erwähnung von Samuel Steinfeld).

Literatur
:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 213f. (zu Selma Steinfeld).
   
  Martha Steinfeld
geb. 1887 in Sinsheim, Vater Oberkantor in Augsburg

Marthas Vater Samuel Steinfeld (geb. 1863 in Josbach) wurde 1895 von der jüdischen Gemeinde Augsburgs dazu gewählt, das Amt des Oberkantors an der (alten) Synagoge in der Wintergasse
zu versehen. Er blieb vielleicht bis 1896 in Karlsruhe, wo er an der israelitischen Religionsschule unterrichtete. Nach Augsburg brachte er seine Familie mit: seine Ehefrau Cäcilie, geb. Cahn (geb. 1862 in Sinsheim), und sechs Kinder. Elsa, das siebte Kind, wurde 1897 in Augsburg geboren. Vier Töchter der Steinfelds sollten die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, besuchen: Martha, Rosa, Bianka und Elsa. Die übrigen Geschwister hießen Karola (geb. 1889), Selma (geb. 1893) und Julius (geb. 1895).
Samuel Steinfeld unterrichtete ab 1895 oder 1896 jüdische Schülerinnen der Töchterschule außerhalb der Schule in Religion; von 1907 bis 1929 war er als Religionslehrer an der Schule tätig.
Martha besuchte die »Städtische Töchterschule« von 1899 bis 1903 in den Klassen 1–4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse. Um einen Studienplatz für Zahnmedizin zu bekommen, besuchte Martha dann das Realgymnasium in Mannheim; die Augsburger Töchterschule hatte damals noch keinen Gymnasialzweig. Ab 1906 konnte Martha in München studieren und wurde einige Jahre später dort als Zahnärztin approbiert.
1911 heiratete Martha den Nürnberger Zahnarzt Ernst Spitzer. Das Ehepaar bekam eine Tochter und einen Sohn. Die Familie wanderte nach Chicago aus. Marthas Sohn Helmuth kämpfte in der US-Army auf den Philippinen. Nach der Befreiung Manilas von der japanischen Besatzung half er den dort zwischen die Fronten
 


geratenen jüdischen Emigranten (darunter Claire Straußer, geb. Klara Thanhauser) mit Lebensmitteln.
Martha Spitzer, geb. Steinfeld, ist 1946 in Chicago gestorben.
Marthas Vater Samuel Steinfeld starb 1933 in Augsburg. Die verwitwete Cäcilie zog 1938 nach München, wo ihre Tochter Selma wohnte (vielleicht auch noch ihre Töchter Karola und Elsa), und von dort spätestens Anfang 1941 in die USA. Dort wohnte sie in Des Plaines (Illinois) in dem Sanatorium, das ihr Sohn Julius gegründet hatte. Sie starb 1950.
Marthas Schwester Karola heiratete den Kaufmann Juda Hecht (geb. 1881 in Unterriedenberg), der in München einen Großhandel für Textil- und Webwaren führte; die Familie wanderte spätestens 1941 nach Buenos Aires aus.
Marthas Schwester Selma, die in Augsburg das A. B. von Stettensche Institut besucht hatte (eine private Mädchenschule) und in München als Zahnärztin arbeitete, ging 1938 in die USA und führte eine Praxis in New York.
Marthas Bruder Julius ist 1922 nach Mannheim gezogen. Er war Nervenarzt. 1936 emigrierte er mit Frau und Kindern über Frankreich in die USA. In Des Plaines (Illinois) gründete er ein Sanatorium. Er starb 1956 in Zürich.

Siehe Esther Ramon, »Geschichte der jüdischen Erziehung in Karlsruhe 1730–1933«, in: Heinz Schmitt (Hrsg.), Ernst Otto Bräunche und Manfred Koch (Mitarb.), Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988, S. 301–310, hier S. 308 (Erwähnung von Samuel Steinfeld).
 




Claire Strausser, geb. Klara Thanhauser, Brief aus New York, um 1946/47; Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 13, März 1947, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des
Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 129–135, hier S. 132 (zu Marthas Sohn Helmuth Spitzer).

Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 135 (zu Martha Steinfeld), S. 213f. (zu Selma Steinfeld).

    Rosa Steinfeld
geb. 1890 in Karlsruhe, Vater Oberkantor in Augsburg

Rosas Vater Samuel
Steinfeld (geb. 1863 in Josbach) wurde 1895 von der jüdischen Gemeinde Augsburgs dazu gewählt, das Amt des Oberkantors an der (alten) Synagoge in der Wintergasse zu versehen. Er blieb vielleicht bis 1896 in Karlsruhe, wo er an der israelitischen Religionsschule unterrichtete. Nach Augsburg brachte er seine Familie mit: seine Ehefrau Cäcilie, geb. Cahn (geb. 1862 in Sinsheim), und sechs Kinder. Elsa, das siebte Kind, wurde 1897 in Augsburg geboren. Vier Töchter der Steinfelds sollten die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, besuchen: Martha, Rosa, Bianka und Elsa. Die übrigen Geschwister hießen Karola (geb. 1889), Selma (geb. 1893) und Julius (geb. 1895).
Samuel Steinfeld unterrichtete ab 1895 oder 1896 jüdische Schülerinnen der  Töchterschule außerhalb der Schule in Religion; von 1907 bis 1929 war er als Religionslehrer an der Schule tätig.
Rosa besuchte die »Städtische Töchterschule« nur für ein Jahr, 1903/04 in Klasse 1.
Rosa zog nach Nürnberg, Theodorstraße 5. Von dort wurde sie am 24. März 1942 nach Izbica deportiert und gilt als verschollen. »Sammelpunkt war … das Lager der Politischen Leiter auf dem Reichsparteitagsgelände, das von einem SS-Kommando bewacht wurde … 432 Transportteilnehmer aus Nürnberg, keine Überlebenden … In den Nachkriegsprozessen gegen die an den Deportationen beteiligten Beamten gaben alle Beschuldigten an, sie hätten vom Massenmord im Osten nichts gewusst« (Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa). »Über die Transportroute ist nichts bekannt. … Von den mit dieser Deportation insgesamt nach Izbica verschleppten Juden gelangte möglicherweise ein Teil nach Majdanek,
 


wo keiner der Häftlinge überlebte. Die übrigen blieben zum überwiegenden Teil im Ghetto Izbica bis zu dessen Auflösung im Oktober/November 1942. Dabei wurde die Mehrzahl der noch lebenden Ghettobewohner ins Vernichtungslager Sobibor gebracht« (H. Schott).
Rosas Vater Samuel Steinfeld starb 1933 in Augsburg. Die verwitwete Cäcilie zog 1938 nach München, wo ihre Tochter Selma wohnte (vielleicht auch noch ihre Töchter Karola und Elsa), und von dort spätestens Anfang 1941 in die USA. Dort wohnte sie in Des Plaines (Illinois) in dem Sanatorium, das ihr Sohn Julius gegründet hatte. Sie starb 1950.
Rosas Schwester Karola heiratete den Kaufmann Juda Hecht (geb. 1881 in Unterriedenberg), der in München einen Großhandel für Textil- und Webwaren führte; die Familie wanderte spätestens 1941 nach Buenos Aires aus.
Rosas Schwester Selma, die in Augsburg das A. B. von Stettensche Institut besucht hatte (eine private Mädchenschule) und in München als Zahnärztin arbeitete, ging 1938 in die USA und führte eine Praxis in New York.
Rosas Bruder Julius ist 1922 nach Mannheim gezogen. Er war Nervenarzt. 1936 emigrierte er mit Frau und Kindern über Frankreich in die USA. In Des Plaines (Illinois) gründete er ein Sanatorium. Er starb 1956 in Zürich.
Der Name von Rosa Steinfeld ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).
 




Siehe Esther Ramon, »Geschichte der jüdischen Erziehung in Karlsruhe 1730–1933«, in: Heinz Schmitt (Hrsg.), Ernst Otto Bräunche und Manfred Koch (Mitarb.), Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988, S. 301–310, hier S. 308 (Erwähnung von Samuel Steinfeld).
Michael Diefenbacher, Wiltrud Fischer-Pache (Hrsg.), Gerhard Jochem, Ulrike Kettner (Bearb.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa. Mit einem Essay von Leibl Rosenberg, Nürnberg 1998, S. 335 (Nr. 1995).

Literatur
:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 213f. (zu Selma Steinfeld).
Herbert Schott, »Die ersten drei Deportationen mainfränkischer Juden 1941/42«,
in: Albrecht Liess (Red.), Wege in die Vernichtung. Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941–1943. Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken, München 2003, S. 73–166, bes. S. 117 (Zitat).

    Ilse Sternberg
geb. 1919, Vater Versicherungsdirektor, Kaufmann

Ilse trat am 2. September 1930 in die Klasse 1a der Maria-Theresia-Schule ein. Schon ein Jahr später, am 27. Oktober 1931, ging sie während des zweiten Schuljahres ohne Abschluss von der Schule ab.
   
 
     
  Dina Strauss
geb. 1900 in Binswangen, Vater Kaufmann in Binswangen, ab 1913/14 in Augsburg

Dinas
Eltern waren der Binswanger Getreidehändler Salomon Strauss und Betty, geb. Binswanger (geb. 1866). Als Zweck von Dinas Aufenthalt in Augsburg wurde amtlich festgehalten: »besucht die Mädchenschule für höhere Töchter«.
Dina besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, von 1911 bis 1916 in den Klassen 1–5.
Anschließend besuchte Dina das Konservatorium, machte ihren Abschluss im Fach Gesang und arbeitete fortan als Opernsängerin. Bis 1937 sang sie auch bei Feierlichkeiten in der Augsburger Synagoge, so etwa bei der »Konfirmation«  (Batmizwah) von Gertrud und Marianne Weil.
Dina heiratete 1929 den Kaufmann Leo Marx (geb. 1896 in Bettingen). Das Ehepaar wohnte zunächst in Augsburg, wo Leo in der Frauentorstraße ein Geschäft für Radios und Grammophone führte. Ihr erster Sohn, Heinz, wurde nur ein Jahr alt. 1932 wurde ihr Sohn Gert geboren.
Von April 1934 bis November 1935 war Leo in Dachau inhaftiert. Die Familie zog 1937 nach München, wo Brigitte (geb. 1937, nach nur drei Wochen gestorben) und Joel (geb. 1939) geboren wurden. Leo wurde 1938 für etwa ein Jahr in das KZ Oranienburg-Sachsenhausen gebracht und konnte dann nach Shanghai emigrieren. Seine Familie aber konnte nicht nachkommen.
Ab Februar 1939 mussten Juden die sogenannte »Silberzwangsabgabe« leisten. Gegenstände aus Silber waren in Leihhäusern abzuliefern; nur eine geringe Entschädigung wurde gezahlt. Das Bayerische Nationalmuseum in München erwarb damals etliche dieser Kunstgegenstände. 112 von ihnen, für die bis Anfang 2019 noch kein rechtmäßiger Besitzer ermittelt werden konnte, versammelte das Museum in einer Ausstellung mit dem Titel »Silber für das Reich«. Darunter sind ein silbernes Gewürzgefäß und ein vergoldeter Silberpokal aus dem Besitz von Dina Marx; künftig werden sie im Besitz eines Sohns von Leo Marx aus dritter Ehe sein.
 





Dinas letzte Adresse war München, Herzog-Heinrich-Straße 3. Am 20. November 1941 wurde Dina zusammen mit ihren beiden Söhnen nach dem litauischen Kowno (Kaunas) deportiert, so wie auch Johanna Bär, Rosa Deller und Stella Politzer. Fünf Tage später wurden die verschleppten Frauen, Männer und Kinder in Kowno erschossen.
»Für München lag die Federführung dieser Aktion bei der Stapoleitstelle im Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße. Der hier für Judenfragen zuständige SS-Hauptsturmführer Johann Pfeuffer ... beauftragte ... den Syndikus der Israelitischen Kultusgemeinde München, Julius Hechinger, mit der Benennung von 1000 Personen für die bevorstehende Evakuierung‹. ... Die Information und Vorbereitung der Personen auf die Deportation war ebenfalls Aufgabe der Kultusgemeinde. Manche der zur Deportation bestimmten Menschen wurden schon Tage vorher, manche erst am Vortag des Transports an ihrem Wohnsitz abgeholt und mit Omnibussen in das Lager Milbertshofen an der Knorrstraße 148 gebracht. Bei der Ankunft … wurden die für die Deportation vorgesehenen Personen sofort einer Leibesvisitation unterzogen. Den Betroffenen war die Mitnahme von 50 kg Gepäck gestattet worden; für die ›Reisekosten‹ waren … 50 Reichsmark zu entrichten. … Zahlreiche Gegenstände wurden beschlagnahmt. Gleichwohl
bemühte sich die Gestapo, den Menschen eine ›Normalität‹ vorzugaukeln, es wurde versucht, die tödliche Bestimmung des Transports zu verschleiern und den Eindruck zu erwecken, es handle sich tatsächlich um eine ›Evakuierung‹ nach Osten, eine Verschickung zum Arbeitseinsatz an einem bislang noch unbekannten Ort. In den frühen Morgenstunden des 20. November 1941 erfolgte schließlich … der etwa fünfzehnminütige Fußmarsch vom Lager an der Knorrstraße zum Bahnhof Milbertshofen. … Noch unmittelbar vor der Abfahrt des Zuges erhielt der leitende Beamte … die Mitteilung, dass der Transport nicht wie vorgesehen nach Riga, sondern nach Kaunas in Litauen geleitet werde. … Nach Aussage der begleitenden Wachmannschaft verlief der Transport nach Kaunas ›ruhig‹. Lediglich die unzureichende Wasserversorgung sorgte für Unruhe. … Die Zugfahrt

 





dauerte drei Tage; die genaue Streckenführung ist nicht mehr zu rekonstruieren.
An einem Samstagabend erreichte der Zug Kaunas. Die Münchner Juden wurden zu Fuß in das etwa sechs Kilometer nordwestlich vor der Stadt gelegene Fort IX geführt. … Am 25. November 1941 – nachdem man sie also noch zwei Tage in den verrotteten Verliesen des Forts festgehalten hatte – wurden die aus München deportierten Menschen gemeinsam mit anderen Juden … erschossen. Die Leichen der Ermordeten wurden in bereits ausgehobenen Gräben verscharrt. Bis zuletzt hatte man die Menschen über das ihnen vorherbestimmte Schicksal im Ungewissen gehalten« (A. Heusler).

Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke unter Mitarbeit von Maximilian Strnad, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 2 (M–Z), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2007, S. 48f., 52 u. 54.

Literatur:
Andreas Heusler, »Fahrt in den Tod. Der Mord an den Münchner Juden in Kaunas (Litauen) am 25. November 1941«, in: Stadtarchiv München (Hrsg.),
»… verzogen, unbekannt wohin.« Die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941, Zürich – München 2000, S. 13–24.
Angela Bachmair, »Augsburger Silber: Geraubt, verkauft, zurückgegeben«, in: Augsburger Allgemeine 2019, Nr. 39 (15. Februar), S. 15.
Evelyn Vogel, »Vaters verlorenes Leben«, in: Süddeutsche Zeitung 2019, Nr. 50 (28. Februar).

   
 
     
 
 
  Gertrud Strauß
geb. 1910 in Augsburg, Vater Rechtsanwalt, Justizrat

Gertruds Vater hieß Eugen Strauß (geb. 1879 in Ulm), ihre Mutter Irma, geb. Moos (geb. 1890 in Reutlingen). Eugen Strauß war von 1923 bis zu seiner Emigration 1939 Vorstand der Jüdischen Gemeinde Augsburg. Gertrud hatte einen jüngeren Bruder, Rudolf (geb. 1913).
Gertrud (»Trude«) besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1930 in den Klassen G4–G9; vermutlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Gertrud zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens gefeiert werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Gertruds Vater Eugen ließ sich 1930
in der Nibelungenstraße von dem gebürtigen Augsburger Architekten Fritz Landauer eine avantgardistische Villa im Bauhaus-Stil bauen, wo die Familie fortan wohnte.
Gertrud studierte in München, Heidelberg und Frankfurt Jura. Im November 1933 legte sie die 1. Staatsprüfung ab, bekam aber wegen der neuen antijüdischen Gesetze keine Zulassung zum Vorbereitungsdienst (Referendariat) und konnte deshalb ihren Beruf nicht ausüben.
1934 heiratete Gertrud den Ingenieur Adolf Salzburg (geb. 1909 in Dresden). Das Ehepaar bekam drei Kinder.
1935 erstattete die Polizeidirektion Augsburg gegen Eugen Strauß Strafanzeige, weil er ohne Genehmigung Verwaltungs- und Ausschusssitzungen in der Augsburger Synagoge einberufen und damit gegen die »Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat v. 28.2.33« verstoßen habe. Zusammen mit vier jüdischen Augsburger Kollegen wurde Eugen Strauß 1938 aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossen. Aus den Erinnerungen von Albert Dann: »Es war in dieser schweren Zeit [Nov. 1938] ein Segen, dass an der Spitze der Gemeinde Justizrat Strauss stand … Da gab es für ihn, trotz seiner beruflichen
 


Inanspruchnahme, keine Tages- oder Abendzeit, wo er nicht für Beratung zur Verfügung stand.« 
Eugen und Irma Strauß wanderten 1939 nach London aus, etwa um dieselbe Zeit auch Gertrud und Adolf mit ihren bis dahin geborenen beiden Kindern. In England nannten sich Gertrud und Adolf Salzburg Trude und Allan Salisbury.
1966 erhielt Gertrud im Zuge eines Wiedergutmachungsverfahrens den Titel »Landgerichtsrätin a.D.« und den Anspruch auf 80% Pension.
Trude Salisbury, geb. Strauß, ist 1995 in London gestorben.
Gertruds Ehemann Allan starb 1997 ebenfalls in London.
Auch Gertruds Eltern starben in London, Eugen 1965, Irma 1976.
Gertruds Bruder Rudolf Strauß (gest. 2001) trug als Zeitzeuge zur Entstehung der Monografie über Fritz Landauer bei, die Sabine Klotz 2001 veröffentlichte.

(Die Informationen über Gertruds Studium und Wiedergutmachungsverfahren verdanken wir Dr. Reinhard Weber, München.)

Siehe Otto Dov Kulka, Eberhard Jäckel (Hrsg.), Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933–1945, Düsseldorf 2004, S. 124, Abschnitt Nr. 98 (zur Strafanzeige gegen Eugen Strauß, 1935).
Susanne Rieger, Gerhard Jochem, »Das Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte in Bayern im Dezember 1938«, im Internet: http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_BY_JU_anwalt01.pdf (Stand: Mai 2008).
 




Literatur
:
Sabine Klotz, Fritz Landauer (1883–1968). Leben und Werk eines jüdischen Architekten, Berlin 2001.
Albert Dann, Erinnerungen an die Augsburger jüdische Gemeinde (verfasst 1944 und 1959), unveröffentlicht; Auszüge in: Gernot Römer, Mitarbeit Ellen Römer, Der Leidensweg der Juden in Schwaben. Schicksale von 1933–1945 in Berichten, Dokumenten und Zahlen, Augsburg 1983, S. 27–41, hier S. 40f. (zu Eugen Strauß).
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006, S. 166 u. 262 (zu Eugen Strauß).

   
  Isabella Strauss
geb. 1893 in Binswangen, Vater Kaufmann in Augsburg, Wohnung Hermanstraße 8 / I, Geschäft Bahnhofstraße (heute C&A)

Isabellas
Eltern waren der Lederhändler Samuel Strauss (geb. 1859 in Binswangen) und Maria, geb. Kohlmeier (geb. 1866 in Forth bei Erlangen). So wie Isabella besuchte auch ihre ältere Schwester Selma die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt werden sollte.
Isabella besuchte die Töchterschule von 1904 bis 1909 in den Klassen 1–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
1914 starb Isabellas Vater Samuel.
1920 heiratete Isabella den Münchner Kaufmann Emil Kahn. 1924 wurde ihr Sohn Ernst Siegfried geboren. Emil besaß zusammen mit einem Teilhaber die Firma »Benedikt Kahn & Sohn«, die einen Großhandel mit Fellen und Häuten betrieb. 1931 schied Emil aus der Firma aus, galt aber noch 1938 als Gewerbetreibender.
1938 starb Isabellas Mutter Maria.

NB
: Isabella wird im Familien-Bogen von Samuel Strauß als Bella geführt (Stadtarchiv Augsburg).

Siehe
Wolfram Selig, »Arisierung« in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937–1939, Berlin 2004, S. 500f. (zur Firma »Benedikt Kahn & Sohn«).
   
  Selma Strauss
geb. 1892 in Binswangen, Vater Kaufmann in Augsburg, Wohnung Hermanstraße 8 / I, Geschäft Bahnhofstraße (heute C&A)

Selmas
Eltern waren der Lederhändler Samuel Strauss (geb. 1859 in Binswangen) und Maria, geb. Kohlmeier (geb. 1866 in Forth bei Erlangen). So wie Selma besuchte auch ihre jüngere Schwester Isabella die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt werden sollte.
Selma besuchte die Töchterschule von 1903 bis 1908 in den Klassen 1–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
1914 starb Selmas Vater Samuel.
1918 heiratete Selma den Kaufmann Alex Stiel (geb. 1891 in Eschweiler). Dieser trat in das Pelzhaus Strauß ein. Das Ehepaar bekam zwei Kinder.
Selma Stiel, geb. Strauss, starb 1931 in München.
1938 starb Selmas Mutter Maria.
Selmas Ehemann, der verwitwete Alex Stiel, heiratete in zweiter Ehe Betty Uhlmann. Das Ehepaar emigrierte 1939 nach Nordrhodesien, 1947 weiter in die USA. 1957 ist Alex in Los Angeles gestorben.
Selmas Tochter Isabella ging 1939 mit ihrem Vater Alex und dessen zweiter Frau nach Nordrhodesien und zog später nach Südafrika.
Selmas Sohn Walter wanderte 1938 nach London aus, spätestens Anfang 1948 weiter in die USA.