Schulchronik: Das Schuljahr 1933/34
(April 1933 bis April 1934)
 
 
 
   
  Juden in Augsburg um 1933   Freiheitsbeschränkungen für Juden       Der Schulleiter Friedrich  Germann im Jahresbericht 1933/34   Bek. d. Staatsm. f. Unt. u. Kult. v. 11.8.1933 Nr. VIII 33058 über den Vollzug des Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen, hier Beschrän-kung des Zuganges nichtarischer Schüler   F. Germann           Bek. d. Staatsm. f. Unt. u. Kult. v. 24.10.1933 Nr. VIII 46072 über den Vollzug des Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen; hier Verringe-rung der Zahl der nichtarischen Schüler   F. Germann           Zum Vergleich Schulfeiern im Schuljahr 1932/33 (F. Germann im Jahresbericht)       F. Germann   Bek. d. Staatsm. f. Unt. u. Kult. v. 9.2.1934
Nr. VIII 4628 über die Teilnahme jüdischer Religionslehrer an den Lehrerratssitzungen
     
                                                                   
  Augsburg hatte im Jahr 1933 ca. 1200 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Von ihnen sind etwa 450 ausgewandert. Deportiert wurden etwa 450 bis 600 Menschen, von denen fast niemand überlebte. Antisemitische Tendenzen waren in Augsburg schon vor der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 spürbar:
Elisabeth Dann und ihre Schwester Sophie wurden bereits 1919 von ...
  1.4.1933 Boykott jüdischer Geschäfte.
7.4.1933 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums: »Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen.«
Juden durften nur dann weiterhin Beamte sein, wenn sie es schon seit 1914 waren, wenn sie im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer gewesen waren oder wenn Vater oder Sohn in diesem Krieg gefallen war. ...
    »Die gewaltigen Geschehnisse des Jahres, die nationalsozialistische Revolution, die Schaffung eines neuen Staates und einer neuen deutschen Volksgemeinschaft erlebten Lehrer und Schülerinnen in tiefster seelischer Ergriffenheit mit. Zahlreiche Feiern und Gedenkstunden vertieften diese Erlebnisse und stärkten die Liebe und Treue zum deutschen Volk und Vaterland und zu seinem großen Führer ...   »… dürfen vom Schuljahr 1933/34 an in allen öffentlichen und privaten Schulen mit Ausnahme der Pflichtschulen nichtarische reichsdeutsche Schüler nur mehr in beschränkter Zahl neu aufgenommen werden. Zuviel aufgenommene Schüler sind sobald als möglich zu entlassen …«   »Die Feier des ›Erntedankfestes‹ und des ›Tages des deutschen Bauern‹ begingen wir am Samstag, den 30. September 1933 mit dem Besuch des Pressmarschen Gutshofes in Siebenbrunn … Am Sonntag, den 1. Okt. 1933 nahm die ganze Schule an dem großen Festzuge teil, der sie von Pfersee bis zur Rosenaustraße führte. An der Spitze ...    
Marianne Veith durfte als jüdisches Mädchen auf der Tennisanlage an der Haunstetter Straße nicht mehr Tennis spielen.
  »… In jenen Anstalten, an denen … die Zahl der gesamten nichtarischen Schüler noch mehr als 5 vom Hundert aller Schüler der Anstalt beträgt, ist noch im laufenden Schuljahr der Bestand der nichtarischen Schüler auf den genannten Prozentsatz herabzumindern … Die auf Grund dieser Bestimmung entlassenen Schüler dürfen an einer anderen höheren Unterrichtsanstalt nicht aufgenommen werden. Diese Vorschriften gelten nicht für die private israelitische Realschule in Fürth und die private israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Auf Grund der vorstehenden Entschließung entlassene Schüler dürfen jedoch in diese beiden Anstalten ebenfalls nicht übertreten ...«   »Am 2. Oktober 1933 gedachten wir in allen Klassen des 86. Geburtstages unseres ehrwürdigen Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg. Der 9. November 1933 war ein Tag der Trauer um die am 9. November 1923 an der Feldherrnhalle in München Gefallenen; bei der in unserer Turnhalle gemeinsam mit der Reischleschen Mädchenhandelsschule ...       »1. anlässlich des 85. Geburtstages des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg am 1. Oktober 1932 in der Turnhalle mit Ansprache des Anstaltsvorstandes
2. am 12. und 13. Oktober 1932 als Bunter Abend (Menuett, Kasperl unter den Wilden, Tanz der Mohnblumen, Walzer, ein chinesisches Märchen)
3. als Elternabend am 25. Januar 1933 (Chöre, H. Sachs: Der tote Mann)
4. als heitere musikalisch-dramatische ...
    »Der Aufruf der bayerischen Staatsregierung zur Beteiligung am ›Strickopfer der bayerischen Frauen und Mädchen‹ für die bayer. Notstandsgebiete fand bei unseren Schülerinnen freudigen Widerhall. Auch die Vorführungen der Lichtspieltheater, die die ganze Schule besuchte, dienten der Vertiefung der nationalsozialistischen Idee; am 14. Juli 1933 ›Blutendes Deutschland‹, am 5. Oktober 1933 ›Hitlerjunge Quex‹, am 18. Dezember 1933  ...   »… wird bestimmt, dass künftig jüdische Religionslehrer nur dann an den Sitzungen des Lehrerrats teilzunehmen haben, wenn über jüdische Schüler beraten wird.«  
Hildegard Levinger verließ das MT ohne Schulabschluss im Alter von 15 Jahren am Ende des Schuljahres, am 22.3.1934.