Schulchronik: Das Schuljahr 1937/38
(April 1937 bis April 1938)
     
 
 
     
      Bek. d. Staatsmin. f. Unt. u. Kult. v. 5.4.1937 Nr. VIII 16286 über Erziehungs- und Unterrichtsgrundsätze für die höheren Schulen   Freiheitsbeschränkungen für Juden   Bek. d. Staatsmin. f. Unt. u. Kult. v. 15.4.1937 Nr. VIII 21913 über die Feier des Geburtstages des Führers in den Schulen       F. Germann im Jahresbericht 1937/38       »Deutsche Kurzpost« vom 22.7.1937, Nr. 29 (Archiv MT)       Deutsche Aufsatzthemen   F. Germann   Lehrerratssitzung am 16.12.1937 (Protokoll)   F. Germann   Freiheitsbeschränkungen für Juden   Aufgaben der Reifeprüfung 1938 (Auswahl)   Reifeprüfung 1938, Sitzung Prüfungsausschuss am 18.3.1938 (Protokoll)      
                                                                 
 
Eva Eckert, evangelisch, geb. 1927, trat in die Klasse 1a am MT ein. Sie musste im Dezember 1943 gemäß Anordnung des Reichsministeriums als »Mischling 1. Grades« das MT verlassen.
  »Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit der Schule im völkischen Staat ist gemäß der Forderung des Führers darauf einzustellen, dass sie ›den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und standesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend brennt. Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit geführt worden zu sein‹ … Und ›Männer braucht das Vaterland, die stark und fest wie Eisen‹. Es gilt die Schüler zum Staat und zum ...   Juden können nicht mehr Diätassistenten und Diätküchenleiter werden. (5.4.1937)

Juden können nicht mehr die Doktorwürde erwerben. (15.4.1937)
  »Am Geburtstag des Führers ist in allen bayerischen Schulen unterrichtsfrei. Die Schulen haben würdige Feiern zu veranstalten … Die Feiern sind möglichst so zu legen, dass die Schüler und Schülerinnen Gelegenheit haben, den örtlichen Paraden der Wehrmacht anzuwohnen.«  
Hertha Frank verließ das MT am 19.6.1937 im Alter von 11 Jahren.


  »Wir feierten am 20. April 1937 gemeinsam mit der städtischen Mädchenhandelsschule in tiefer Ergriffenheit den Geburtstag unseres Führers. Die Ansprache hielt der Anstaltsvorstand. Nach der Feier war schulfrei …

Seit 1924 besteht an unserer Anstalt eine Schulgruppe des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA) unter Führung des Herrn Professors Dr. Keßler … im Schuljahre 1937/38 318 Mitglieder … also sämtliche Schülerinnen der Anstalt …

 
Marianne Weil, Kl. L6, durfte gemäß Ministerialerlass vom 31.7.1935 am Landheimaufenthalt vom 11. bis 25. Juni nicht teilnehmen, wie auch Irma Landmann im Schuljahr 1938/39.
  »Die Rechtsstellung der Juden im Deutschen Schulwesen ist in einem Erlass des Reichserziehungsministers wie folgt zusammengefasst:

1. Grundsätzlich sind für Juden besondere öffentliche oder Privatschulen vorhanden. Wo dies nicht der Fall ist, nehmen die jüdischen Schüler am Pflichtunterricht der allgemeinen öffentlichen Schulen teil. Die Errichtung besonderer Sammelklassen wird in solchen Fällen nahegelegt ...

 
Edith Fleischmann trat am 15.9.1937 ohne Schulabschluss im Alter von 13 Jahren aus dem MT aus.

Eine damalige Klassenkameradin berichtet in einem Brief vom 7.1.2004: »Edith Fleischmann soll mit Familie nach Argentinien ausgewandert sein. Von Edith Fleischmann und Liesl Einstein habe ich noch Eintragungen in meinem Poesiealbum vom 17. bzw. 18. Jan. 37.« – Tatsächlich emigrierte die Familie Fleischmann nach Pittsburgh (Pennsylvania, USA).

  G8: »›Die nationale Politik eines Volkes findet ihren beredtesten Ausdruck im Buch und Schwert. Das Buch ist die Waffe des friedlichen Aufbaugeistes, das Schwert die Waffe der Sicherung der nationalen Lebensgüter. Sie sind keine Gegensätze, sie bedingen einander‹. (Dr. Goebbels)«

G7: »›Das deutsche Reich wird ein Bauernland sein oder es wird nicht sein‹. (Adolf Hitler)«

  »Der Herr Oberbürgermeister der Stadt Augsburg hatte schon im vorausgegangenen Schuljahr Herrn Studienrat Dr. Wüst mit der wissenschaftlichen Leitung des neueinzurichtenden Augsburger Tiergartens betraut, so dass Dr. Wüst nur einen Teil seiner Unterrichtsstunden im Sommer 1937 geben konnte …

Am Samstag, den 25. September 1937 ...

  »Der Vorsitzende … gibt zunächst einige Verfügungen der Behörden bekannt: …
 
– M.E. [Ministerial-Entschließung] vom 25.11
.1937 über den Schulbesuch jüdischer Schülerinnen ...«
  »… am 22. Dezember 1937 schlossen wir das zweite Schuljahrdrittel in ernster, würdiger Form, indem wir die Rundfunkübertragung der Staatstrauerfeier für den Feldherrn Ludendorff anhörten … Am 30. Januar 1938 feierten wir um 11.15 Uhr den Tag der Machtübernahme mit Gesang, Gedichten und einer Ansprache des Herrn Studienprofessors Lederer von der Mädchenhandelsschule, ahnten aber damals nicht, dass im März eine zweite Machtübernahme das deutsche Volk mit tiefster Freude erfüllen würde. Die gewaltigen Ereignisse in Oesterreich und die Rückkehr dieses deutschen Stammes ins Reich am 12. März 1938 empfand ...   Für Kinder, die Juden sind, wird bei der Einkommensteuer keine Kinderermäßigung mehr gewährt. (6.2.1938)   Deutscher Aufsatz:
»Das Problem des deutschen Lebensraumes im Dritten Reich und die Versuche es zu lösen.«

Biologie:
»›Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben.‹ Folgerungen aus den im Biologieunterricht gewonnenen Einsichten in die menschliche Erblehre, in die Wichtigkeit der Familienforschung und in die Notwendigkeit gediegener rassenhygienischer Kenntnisse.«
  »Obwohl am letzten Prüfungstage, Freitag, 11. März, die Teilmobilmachung in Augsburg schon im Gange war, vollendeten die Schülerinnen doch ungestört ihre französischen Prüfungsarbeiten …«