|
Juden müssen ihr Vermögen
anmelden, wenn es
5000 Reichsmark übersteigt. (26.4.1938) |
|
»Am 26. April 1938 hörte
die ganze Schule um zehn Uhr die Rundfunkübertragung der Rede des
Herrn Reichsministers Rust an die deutsche Jugend.
Zu Beginn des Schuljahres 1938/39 wurde
der Maria-Theresia-Schule eine dreiklassige ›Haustöchterschule‹
angegliedert … Die Haustöchterschule ist eine Mittelschule … gibt
den Mädchen auch noch das Rüstzeug mit für den natürlichsten und
vornehmsten Pflichtenkreis, den der Gattin und Mutter in der Familie
…«
|
|
|
|
|
MT »besondere Schulzensur«
über
Eva Eckert,
Klasse IIa, Klassleiterin Klara Neu:
»Ein sehr wohlerzogenes, liebes
Kind, das sich
in seiner schwierigen Stellung als Halbarierin
immer taktvoll zu benehmen weiß.« Eva
Eckert galt als so genannter »Mischling 1. Grades«,
als »Halbjüdin« (s. auch Schuljahr 1943/44). |
|
|
|
|
»Als am Dienstag, den
10. Mai 1938, der Führer auf der Rückfahrt von Italien durch Augsburg
kam und sein Zug für einige Minuten halt machte, durfte ihm unsere
Jugend auf dem Bahnsteige ihre Begeisterung und Liebe in überschäumender
Weise zum Ausdruck bringen.« |
|
Juden werden vom Besuch
der Börsen ausgeschlossen. (20.6.1938)
Juden dürfen u.a. nicht mehr mit Grundstücken handeln, Häuser und
Grundstücke verwalten und Ehen vermitteln. (6.7.1938)
Die Zulassungen jüdischer Ärzte erlöschen. Sie dürfen in Ausnahmefällen
noch als »Krankenbehandler« Juden behandeln. (25.7.1938)
Aus einem Schriftstück: »Bei dieser Gelegenheit weise ich erneut
darauf hin, dass es allen Juden, gleichgültig ob Rasse- oder Glaubensjuden,
nur gestattet ist, die genannten Behandler in Anspruch zu nehmen.«
Juden müssen ab 1.1.1939 die Zwangsvornamen Israel und Sara annehmen.
(17.8.1938) |
|
|
»Der Vorsitzende Oberstudiendirektor
Dr. Germann … weiß, dass alle noch ganz unter dem Eindruck der prachtvollen
Rede Görings stehen, die die Montagszeitungen gerade brachten, eine
Rede, die unsere Staatsführer 1914 leider nicht halten konnten,
und hofft auf Befreiung der Sudetendeutschen …« |
|
»Gewaltige politische
Spannungen und Taten bildeten den Hintergrund für die Arbeit dieses
Schuljahres. An seinem Anfang war die tiefgehende Erregung unseres
Volkes und unserer Jugend über die glückliche Heimkehr der Ostmark
gerade im Ausklingen. In steigender Ergriffenheit verfolgten wir
dann den tragischen Kampf der Sudetendeutschen im Sommer 1938 und
erlebten im Herbst 1938 mit fieberndem Herzen als Ergebnis genialer
Führung die Wende, die Eingliederung des Sudetenlandes in das großdeutsche
Reich.« |
|
»Ende September 1938 wurden
die Polen aus Deutschland ausgewiesen, die Augsburger polnischen
Familien ausgesucht und bis zum Abtransport eingesperrt. Doch als
der Transport von Südbayern die Grenze erreichte, hatte Polen die
Grenze gesperrt. Es war ganz rührend, aber auch aufregend, zu sehen,
mit welcher Freude, wirklichem Glücksgefühl, die Ausgewiesenen drei
Tage später in 'ihre Heimat' zurückkehrten. Denn wer konnte noch
glauben, dass ihm die Heimat erhalten bleiben würde?«
(S. Dann, Zum 3. Reich in Augsburg) |
|
Unter den Augsburger Juden,
die aus Polen stammten, war auch Simon Kupfer, der Vater der ehemaligen
MT-Schülerin
Ruth Kupfer.
Sophie Dann (geb. 1900) war eine Tochter von Albert Dann, dem Kommerzienrat
und Wohltäter der Stadt Augsburg. Ihre Schwestern
Elisabeth Dann und
Lotte Dann hatten die Maria-Theresia-Schule
besucht. Im Juli 1933 war Sophie Dann als Jüdin von der Augsburger
Mütterschule entlassen worden, die 1930 von ihr selbst gegründet
worden war. In der Folge leitete sie Mütterschulkurse für jüdische
Mädchen. |
|
Jüdische Rechtsanwälte
sind ab 30.11. an deutschen Gerichten nicht mehr zugelassen. Sie
können in Ausnahmefällen als »Konsulenten« Juden beraten und vertreten.
(27.9.1938) |
|
»Eine Postwurfsendung
des jüdischen Kaufhauses Schocken (s. die Kurzbiografien von
Dora und
Elsbeth Landauer) an alle
Haushaltungen in Augsburg gab zu verschiedenen Klagen Anlass … Der
Oberbürgermeister von Augsburg regt das Verbot einer derartigen
Werbung jüdischer Firmen an …«
(G. Römer, Der Leidensweg) |
|
Deutsche Aufsatzthemen
Klassen G9–G7 (Auswahl):
»›Widerstände sind nicht dazu da, dass man vor ihnen kapituliert,
sondern dass man sie bricht.‹
(A. Hitler)«
»Unrecht will sein, Recht muss sein; darum muss Kampf sein.«
»›Der Wille entscheidet, nicht die Zahl.‹ (A. Hitler)«
»Die Gleichstellung der Frau gegenüber dem
Manne bedeutet keine Gleich-, sondern eine
Minderberechtigung der Frau.« |
|
|
|
|
»10.11.
[1938] 4 Uhr 30 früh Anruf, dass Synagoge brennt.
Taxi bestellt. Chauffeur erzählt, dass in den jüdischen
Geschäften die Fenster eingeschlagen und überall
geplündert worden sei.«
(W. Groos, Juden in Augsburg)
|
|
|
|
|
»Die Demonstrationen und
Aktionen am 10. und 11. November 1938 gingen … im allgemeinen reibungslos
vor sich. Fensterscheiben von Geschäften und Synagogen, zum Teil
auch von Privatwohnungen der Juden gingen hierbei in Trümmer …«
(G. Römer, Der Leidensweg) |
|
Nach dem Attentat auf
den deutschen Gesandtschaftsrat vom Rath in Paris wurden überall
in Deutschland Synagogen geschändet und zerstört, Geschäfte und
Wohnungen geplündert, über 26 000 männliche Juden verhaftet (»Reichskristallnacht«).
Auch die Synagoge in der Halderstraße wurde verwüstet. Die Synagoge
Augsburg-Kriegshaber war 1938 religiöse Zufluchtsstätte der jüdischen
Bürger. Als »Sühne« wurde den Juden auferlegt, 1 Milliarde Reichsmark
an das deutsche Reich zu zahlen. (12.11.1938)
(G. Römer, Der Leidensweg) |
|
Aus den meisten jüdischen
Familien Augsburgs wurden die Männer am 10. November 1938 zunächst
ins Gefängnis am Katzenstadel, dann in das Konzentrationslager Dachau
gebracht, wo sie unter quälenden Umständen einige Zeit festgehalten
wurden. Ausführlich bezeugt ist dies z.B. für den Vater und den
Bruder der MT-Schülerin
Irma Landmann. |
|
Verordnung zur Ausschaltung
der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben: Alle jüdischen Geschäfte,
Handwerksbetriebe u.a. werden geschlossen. (12.11.1938)
Juden wird verboten, Theater, Kinos,
Konzerte, Ausstellungen, Lesehallen, Museum, Eislaufplatz, Schwimmbad
usw. zu besuchen. (12.11.1938)
|
|
|
|
|
»13.11. Anordnung, dass
das Altersheim [Frohsinnstraße] am nächsten Abend
geräumt sein muss.
Wohnungssuche für 32 alte Menschen; außerdem auch
für neue Flüchtlinge aus
Schwaben und Franken.«
(W. Groos, Juden in Augsburg)
|
|
|
|
|
»Unter den 489 Schülerinnen
bei Beginn des Jahres befanden sich 7 Jüdinnen, von denen 3 im Sommer
austraten. Die letzten 4 verließen die Anstalt gemäß dem Erlass
des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
am 14. November 1938.« |
|
|
|
|
Die Angabe ist nicht
exakt. Am 28.5.1938, einige Wochen nach Schuljahresbeginn,
trat
Hilde Waluta 12-jährig
aus, am 9.9.1938
Ilse Stein im Alter
von 14 Jahren.
Erika Charon,
Liese Einstein,
Irma Landmann,
Hannah Untermayer
und
Edith Weil, also
fünf Mädchen, mussten am 14.11.1938 das MT verlassen.
Die 10-jährige Erika, das jüngste der Mädchen, besuchte
bis dahin etwa ein halbes Jahr lang die 1. Klasse,
die 15jährige Irma, das älteste der Mädchen, die
Klasse L5.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
»14.11. Die aus den
Schulen gewiesenen Mädchen, Mittelschülerinnen,
helfen mir im Altersheim, da die erregten alten
Leute nicht imstande sind, ihre Habseligkeiten allein
zu packen. Noch ist nicht für alle Unterkunft gefunden;
doch sind um 7 Uhr abends alle Leute untergebracht.
Die wertvolle Einrichtung des Hauses musste dort
bleiben. Fortgesetzte Berichte von Leuten, die Lastautos
mit Juden in Richtung Dachau haben fahren sehen.
Die Chauffeure erzählen Schreckliches über die Behandlung
der Gefangenen beim Transport ... Immer neue Wohnungskündigungen.«
(W. Groos, Juden in Augsburg)
|
|
|
|
|
Führerscheine und Kraftfahrzeugzulassungen
von Juden werden für ungültig erklärt. (3.12.1938)
Juden werden vom Besuch der Universitäten
völlig ausgeschlossen. (8.12.1938)
Das Halten von Brieftauben wird ihnen
verboten.
|
|
»Die Schule besuchte die
Staatsfilme ›Olympia 1. Teil‹ am 28.
September 1938, ›Olympia 2. Teil‹ am 17. November 1938, ›Unternehmen
Michael‹ am 15. Februar 1939. Die Eröffnung der Reichsautobahn München-Augsburg
am 8. Dezember erlebten unsere oberen Klassen als Ehrenstaffel des
BDM.« |
|
Die Zulassungen jüdischer
Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker werden für erloschen erklärt. (17.1.1939) |
|
|
|
»Als Anfang Februar 1939
die Bolschewistenherrschaft in Katalonien zusammenbrach, wussten
wir, dass eine große Gefahr für den Frieden Europas beseitigt war.« |
|
Im Spanischen Bürgerkrieg
(1936–1939) kämpften
Soldaten aus vielen Ländern, darunter auch
Deutsche. Unter den Verteidigern der spanischen
Republik befanden sich – meist kommunistische
– Freiwillige aus Deutschland. Dem späteren
spanischen Diktator General Francisco Franco
(1892–1975) verhalf nicht zuletzt die von Hitler
als Unterstützung geschickte »Legion Condor«
zum Sieg. Traurige Berühmtheit erlangte die Zerstörung der baskischen
Stadt Guernica durch die deutschen Flieger am 26.4.1937.
(G. Römer, Mutti war Jüdin) |
|
»Biologie
Biologische Erkenntnisse als Grundlage der nationalsozialistischen
Weltanschauung
a) Was ist Rassenhygiene?
b) Welche Tatsachen machen sie zu einem dringenden Gebot der Stunde?
c) Mit welchen Gesetzen, Einrichtungen oder Maßnahmen wird im neuen
Deutschland die drohende Volksentartung bekämpft?« |
|
»Wie schon seit sechs
Jahren luden wir die ›Vereinigung ehemaliger Schülerinnen der Maria-
Theresia- Schule‹ in der Faschingszeit am 14. Februar 1939 zu einem
›Bunten Abend‹ in unser Haus ein und ließen dabei von unseren Schülerinnen
Tänze, ein Kasperltheater und einen Einakter ›Luise, beeile dich
doch!‹ aufführen. Die Veranstaltung wurde für die Schülerinnen am
Nachmittag des 16. Februar wiederholt, wobei sie in üblicher Weise
maskiert erschienen.
Am 1. März, dem Tage der Luftwaffe, hörte die ganze Schule die Rede
des Generalfeldmarschalls Göring an das deutsche Volk und die deutsche
Jugend ... |
|
»Der Vorsitzende Oberstudiendirektor
Dr. Germann eröffnet die Sitzung mit dem Hinweis auf die großen
geschichtlichen Ereignisse, die unser Volk in diesen Tagen beglücken.
Am Mittwoch 15. März konnte er bei der Entlassfeier der 9. Klasse
die kurz vorher bei den Frühmeldungen des Rundfunks bekanntgegebene
Eingliederung der Tschechei der Versammlung mitteilen und noch heute
steht unser ganzes Lehrerkollegium unter dem tiefen Eindruck dieser
Geschehnisse.« |
|
Um einen Krieg zu verhindern,
wurde die Tschechoslowakei 1938 durch ein in München zwischen Deutschland,
Italien, Frankreich und England geschlossenes Abkommen gezwungen,
seine von Sudetendeutschen bewohnten Landesteile an Deutschland
abzutreten. Im März 1939 erklärte sich die Slowakei zum unabhängigen
Staat und einen Tag später marschierten deutsche Truppen in die
verbliebenen tschechischen Gebiete ein. Diese wurden zum deutschen
Protektorat Böhmen und Mähren erklärt. Der tschecho-slowakische
Staat bestand damit nicht mehr.
(G. Römer, Mutti war Jüdin) |
|