Schulchronik: Das Schuljahr 1939/40
(April 1939 bis März 1940)
     
 
 
       
  Freiheitsbeschränkungen für Juden   SS (Abkürzung für Schutzstaffel)    Karl Wahl (1892–1981)   F. Germann im Jahresbericht 1939/40   Aufsatzthemen Deutsch (Auswahl)   Bek. d. Staatsm. f. Unt. u. Kult. v. 4.8.1939 Nr. VIII 44614 über die Verwendung von Geistlichen im Unterricht       F. Germann   Freiheitsbeschränkungen für Juden   Geheime Staatspolizei Staatspolizeistelle Augsburg, II B (Ve) B.Nr.110/39   Gestapo   F. Germann       F. Germann   Freiheitsbeschränkungen für Juden   Reifeprüfung 1940, Aufgaben (Auswahl)  
                                                               
  Die Mitnahme von Umzugsgut bei Auswanderung kann von einer Abgabe abhängig gemacht werden. Im allgemeinen haben Juden 100 Prozent des Wertes der mitzunehmenden Gegenstände, in einigen süddeutschen Gemeinden sogar bis zu 500 Prozent zu entrichten. (17.4.1939)   Aus dem ursprünglichen Stoßtrupp, der Hitler bei Reisen schützen sollte, wurde eine der am meisten gefürchteten Organisationen des Dritten Reichs. Zur Allgemeinen SS hinzu kamen später SS- Totenkopfverbände, welche die Konzentrations-lager bewachten, sowie ab 1940 die Waffen-SS, die im Zweiten Weltkrieg kämpfte.
(G. Römer, Mutti war Jüdin)
  Karl Wahl, seit 1922 NSDAP-Mitglied, 1925 Ortsgruppenleiter in Augsburg, Kreisleiter, ab 1928 Abgeordneter des Bayerischen Landtags und Gauleiter des neu gegründeten Gaues Schwaben, ab 1934 zugleich Regierungspräsident von Schwaben, nach dem Eintritt in die SS Gruppenführer, später Obergruppenführer, galt als gemäßigter Gauleiter. Vom Schicksal der Juden wollte er erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren haben. 1945 wurde Wahl von US-Truppen verhaftet und interniert. Er war Zeuge in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. 1948 verurteilte ihn die Entnazifizierungs-Spruchkammer zu 3½ Jahren Strafe, auf die 3¼ Jahre Internierungshaft angerechnet wurden. Später war Karl Wahl Textilvertreter und Bibliothekar in der Firma Messerschmitt. (G. Römer, Mutti war Jüdin)   »Am 50. Geburtstage des Führers war schulfrei … Wenige Tage darnach, am 28. April, hörten die Klassen III bis IX die Rede des Führers, die sich gegen die Einkreisungspolitik der Westmächte richtete und in der Kündigung des Flottenvertrags mit England und des Polenvertrags ihren Höhepunkt erreichte … Seit der großen Führerrede vom 28. April 1939 über die Einkreisung Deutschlands durch die Westmächte und Polen sahen wir drohendes Gewölk am politischen Himmel aufsteigen …«   Kl. G9: »Was heißt Totalität der nationalsozialistischen Weltanschauung? Welches sind ihre grundlegenden Begriffe und auf welchen Gebieten erfahren diese ihre vornehmlichste Verwirklichung?«
Kl. G8: »Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt.« »Deutsche Grenzlandnot in Vergangenheit und Gegenwart.«
Kl. G7: »Warum ist die Wiedergewinnung unserer Kolonien eine Lebensfrage des deutschen Volkes?« »Was bedeutet die allgemeine Wehrpflicht für unser Volk? 
Lesestoff Englisch: Klasse Va: »Women’s Work in the World War (Teubner)«.
  »Geistliche dürfen nur mehr im Religionsunterricht und im Unterricht in der hebräischen Sprache verwendet werden. Eine andere Verwendung ist auch vertretungsweise nicht mehr zulässig. Bereits erteilte Genehmigungen erledigen sich durch diese Entschließung.«   Am 1.9.1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. England und Frankreich erklärten dem Deutschen Reich den Krieg.   »Während der Sommerferien schien der am 21. August bekanntgewordene Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Russland die Lage etwas zu mildern, aber die Feinde wollten den Krieg, um in letzter Stunde noch Deutschlands Wiederaufstieg zu zerschlagen. Um unsern Frontsoldaten zu zeigen, dass die Heimat und besonders die Jugend ihrer in herzlicher Dankbarkeit gedenkt, begannen einzelne Schülerinnen schon während des Polenfeldzuges mit Sendungen von Liebesgaben, wobei unser Religionslehrer Herr Karl Meyer beratend mithalf.«   Verbot des Besuchs von Kurgärten, Kurkonzerten und Lesehallen in Heilbädern und Kurorten.

Verbot des Aufenthalts außerhalb ihrer Wohnungen im Sommer nach 21 Uhr, im Winter nach 20 Uhr. (1.9.1939)

  Augsburg, den 21. September 1939

»In Erweiterung der VO. über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen vom 1.9.39 (RGBl.I S.1683) sollen die Juden in Deutschland von jeglichem selbständigen Rundfunkempfang – auch des inländischen – ausgeschlossen werde. Ihre hierzu bestimmten Apparate sollen eingezogen werden, um sie an anderer Stelle zum Nutzen des Deutschen Volkes einsetzen zu können. Der Chef der Sicherheitspolizei hat im Hinblick darauf … eine Reihe von Richtlinien erlassen … Die im Eigentum von Juden stehenden Rundfunkapparate sind zu beschlagnahmen; ihre Einziehung wird allgemein verfügt werden. Sind Juden im Besitze ...

  Abkürzung für die gefürchtete Geheime Staats-polizei des Dritten Reichs, die Gegner des Nationalsozialismus verfolgte und auch folterte. Die Gestapo verhängte ohne richterliche Anordnung Schutzhaft und wies Menschen in Konzentrations-lager ein. In der letzten Phase des Dritten Reichs ließ sie auch Menschen hinrichten. Auch die Deportation der deutschen Juden wurde von dieser Geheimpolizei organisiert.
(G. Römer, Mutti war Jüdin)
  »In allen Unterrichtsfächern und allen Klassen bemühten sich die Lehrer, bei der Jugend Verständnis für den Ernst der Zeit zu erwecken. Die bedeutungsvollen Tagesereignisse an der Front und in der Heimat wurden eingehend besprochen … die große Führerrede vom 6. Oktober nach Beendigung des Polenfeldzugs machte auf unsere Jugend tiefsten Eindruck.

Eine Stunde ernsten Gedenkens widmeten wir am 9. November den Gefallenen von 1923, waren aber auch mit unsern Schülerinnen an diesem Morgen von tiefem Dank erfüllt, dass die Vorsehung das Leben unseres Führers am vorhergehenden Abend vor Schädigung bewahrt hatte.«

  Am 8.9.1939 versuchte Georg Elser durch einen im Bürgerbräukeller München versteckten Sprengsatz mit Zeitzünder Hitler zu töten. Das Attentat sollte die Ausweitung des Krieges verhindern. Kurz vor der Explosion verließ Hitler den Versammlungsraum. Georg Elser war eine Stunde zuvor an der Schweizer Grenze festgenommenworden. Er war jahrelang im KZ inhaftiert und wurde kurz vor Kriegsende am 9.4.1945 im KZ Dachau erschossen.   »Als die Weihnachtszeit sich näherte, bemühten sich viele Schülerinnen ein Feldpostpäckchen für einsame Soldaten zusammenzustellen … Außerdem besuchte IIb mit ihrer Klassleiterin das Augsburger Lazarett und überbrachte Weihnachtsbäckereien, Äpfel und 41 Bücher für die verwundeten und kranken Soldaten. In zahlreichen Feldpostbriefen, die unserer Schülerinnen viel Freude bereiteten, dankten die Empfänger ...   Auswandernde Juden mit einem Vermögen von über 10 000 RM müssen darauf eine Abgabe zwischen 10 und 60 Prozent leisten. (2.2.1940)   Deutsch:

1. »›Wir Deutsche blicken ruhigen und festen Mutes in die Zukunft, was sie uns auch bringen möge.‹
(Rudolf Heß)«

2. »Kampf hält die Kräfte rege.«

Geschichte:

»So groß auch die Schädigungen waren, die Kriegsende und Systemzeit unserem Volk zufügten, Adolf Hitlers Aufbauarbeit war größer.«
 
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