Schulchronik: Das Schuljahr 1940/41
(Oberschule: Ostern 1940 bis Juli 1941
Mittelschule: Ostern 1940 bis Ostern 1941)
 
 
   
      F. Germann im Jahresbericht 1940/41       F. Germann   Bek. d. Staatsm. f. Unt. u. Kult. v. 3.7.1940 Nr. VIII 30761 über die Behandlung des außer der Ehe geborenen Kindes in der Schule   Brief der Geheimen Staatspolizei
Augsburg an das Reichssicherheitshaupt-amt Berlin, 1940
  Rundschreiben Gestapo Augsburg, 1940   Aufsatzthemen Deutsch (Auswahl)       Gurs   Reifeprüfung 1941,  Aufgaben (Auswahl)   F. Germann  
                               
Deportationen ehemaliger MT-Schülerinnen

1940 aus Paris nach Gurs:
Marie Bach (geb. 1902)
Else Einstein (geb. 1910)

Oktober
1940 nach Gurs:
Rosa Lieblich (geb. 1887)

1940/41 in Ferramonti interniert:
Adele Obernbreit (geb. 1898)

Februar 1941 in Valfabbrica (bei Perugia) interniert, später geflohen:
Ilse Thanhauser (geb. 1910)
             
 

Die bisherige »Städtische Oberschule für Mädchen an der Gutenbergstraße (Maria-Theresia-Schule) mit hauswirtschaftlicher und sprachlicher Oberstufe und mit Haustöchterschule« wurde ab diesem Schuljahr zur »Maria-Theresia-Oberschule für Mädchen und städtischen Mädchenmittel-schule«. In der 3. Klasse der Mädchenmittelschule wurde als Pflichtfach dreistündig pro Woche unterrichtet: »Pflege des Kindes und Gesundheitslehre, Vererbungslehre und Rassenkunde«.
 
Lehrbuch Deutsch, Klasse I–VIII:
»Ewiges Deutschland«, Deutsches Lesebuch für höhere Schulen, 1.–8. Band.

  »Auch im Schuljahre 1940/41, dem zweiten Kriegsschuljahr, standen wir völlig unter dem Eindruck der großen Taten unserer Wehrmacht. In atemloser Spannung erlebten wir die kühne Eroberung Norwegens, die Niederwerfung Hollands, Belgiens und vor allem Frankreichs, bewunderten den Siegeszug unserer Truppen durch die Balkanhalbinsel bis hinunter nach Kreta und erwarten nun gegen Ende des Schuljahres in fester Zuversicht den Sieg über den neuen Feind, Russland.  
MT »besondere Schulzensur« über Eva Eckert, Klasse IVa, Klassleiter Dr. Wüst:

»
Tadellos erzogen, feinfühlig und bildungsbedürftig. In der Klasse, obwohl Halbjüdin, nicht unbeliebt. Aus ihrer rassischen Abkunft macht sie kein Hehl, vermeidet aber selbstverständlich daraus erwachsende äußere Schwierigkeiten.«
  »Von staatspolitischen Filmvorführungen besuchte die Schule am 22. und 23. April 1940 den ›Feldzug in Polen‹ … Geschenkt wurde vom Unterrichtsministerium am 11.5.40 das Werk ›Der Feldzug in Polen‹ … am 18. Juni 1940 hatten unsere Schülerinnen das Glück, dem Manne, dem es zum erstenmal gelang, die Kraft unseres Volkes in einem Willen zusammenzufassen und der in genialem Weitblick alle Vorbereitungen zu den gewaltigen Leistungen treffen ließ, bei seiner Durchfahrt durch unsere Stadt am Bahnhof zujubeln und ihm damit unsere Dankbarkeit aussprechen zu dürfen. Als am 25. Juni 1940 unsere Jugend zur Schule kam und erfuhr, dass in der Frühe um 1.35 Uhr ...   »Der Herr Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung hat angeordnet:

›Auf Grund einer Anregung des Stellvertreters des Führers weise ich darauf hin, dass die Einordnung außer der Ehe geborener Kinder in die Volksgemeinschaft grundsätzlich von deren rassischem und erbbiologischem Wert bestimmt wird und dass sich hiernach auch die erzieherische Behandlung dieser Kinder zu richten hat. Für die erzieherische Wirkung innerhalb sämtlicher mir unterstellten Schulen ordne ich an ...

  »… An sich bestünde in Augsburg zwar die Möglichkeit der Schaffung eines ›Ghetto‹. Nach Lage und sonstigen Umständen wären die in Frage kommenden Barackensiedlungen (an der Schertlinstr., d.A.) nicht ungünstig … Es wird damit zu rechnen sein, dass ein ziemlich hoher Hundertsatz der Juden beabsichtigt, überhaupt nicht ans Auswandern zu denken. Dies dürfte in Sonderheit dann der Fall sein, wenn nicht eine sehr merkliche Beschneidung ihrer bisherigen Rechte eintreten sollte …   »Nach hier eingegangenen Berichten führen besonders die auf dem Lande wohnenden Juden mit ihren Fahrrädern öfters Spazierfahrten aus. Das in der  Tagespresse veröffentlichte Gebot, das Spazierenfahren auf das allernotwendigste Maß zu beschränken, wird von den Juden nicht genügend beachtet. Dieses Verhalten ist geeignet, in der Bevölkerung größtes Ärgernis zu erregen, da andererseits mancher arbeitende Volksgenosse nicht die notwendige Fahrradbereifung erhalten kann ...   H7:
»Wir deutschen Mädchen im Krieg.«

S7:
»Ursachen und Bedeutung der deutschen
Ostsiedlung.«
»Gemeinschaftsgeist und Opfergesinnung im 3. Reich.«
»Die Entwicklung der Kriegslage bis 29.6.1940.«

AS6:
»Was bedeutet der Luftraum in unserer Zeit?«
»Worauf gründen sich Erfolge im gegenwärtigen Krieg?«
»Es weihnachtet sehr (Stimmungsbilder).«

    In der Stadt Gurs in Südwest-Frankreich gab es seit April 1939 ein Internierungslager. Dort internierten 1940 die französischen Behörden deutsche Staatsangehörige, die in Frankreich lebten. Im Oktober 1940 wurden tausende jüdische Bürger aus Baden und der Saarpfalz nach Gurs verschleppt. Viele von ihnen starben im Lager. 1942 gingen Deportationen aus Gurs nach Auschwitz.
  Deutscher Aufsatz (H8):
»Die Frau ist in besonderem Maße dafür verantwortlich, dass die Geschlossenheit der inneren Front unseres Volkes erhalten bleibt und die der äußeren dadurch geschützt werde.«

Geschichte (G8):
»Adolf Hitlers Kampf um die Gleichberechtigung Deutschlands und den Frieden Europas.«
Englische Sprache
(G8 Nacherzählung): »The Torpedo that jumped.«
(S8 Nacherzählung): »A Brave German Spy.«
Hauswirtschaft
(H8): »Bereite ein Mittagessen für 4 Personen. Die Fleischkarte enthält noch 250g.«
  »Mit besonderer Spannung und Anteilnahme hörten unsere Schülerinnen die Führerreden des Jahres, wozu ihnen in der Anstalt oder zu Hause bei rechtzeitigem Unterrichtsschluss Gelegenheit geboten wurde, so am 10.12.40 und am 30.1.41 … Staatspolitische Filmvorführungen … am 28. April 1941 … ›Sieg im Westen‹.

Die nationalpolitischen Lehrgänge der Maria-theresia-oberschule:

Im Sommer 1940, dem ersten Kriegssommer, wagten wir es nicht diese Lehrgänge weiterzuführen ...