Emma Heilbronner
geb. 1888 in München, Vater Kaufmann ebendort
Emma (»Emmi«) Heilbronner besuchte für nur ein Jahr Augsburgs
»Städtische Töchterschule« (die spätere »Maria-Theresia-Schule«),
1904/05 in Klasse 5 – das war damals die Abschlussklasse. Emmis
Vater war zu dieser Zeit schon gestorben.
Emmi erwarb dann einen Lyzeumsabschluss und studierte an der
Universität Sprachen, Journalistik und Kunstgeschichte. Zu Studienzwecken
reiste sie in mehrere europäische Länder. Sie heiratete Dr.
Arthur Lesser (geb. 1888); die Ehe wurde 1915 geschieden.
1935 wohnte Emmi in München. Sie vermietete Zimmer ihrer Wohnung
in der Elisabethstraße 31 / I; nach dem Novemberpogrom 1938
war ihr dies verboten.
Am 1. April 1942 musste sich Emmi in München im Barackenlager
an der Knorrstraße einfinden; am 4. April wurde sie nach Piaski
in Polen deportiert und ist dort verschollen.
Zwei Monate lang, von April bis Juni 1942, lebte auch der Ingenieur
Arnold Hindls aus Brno (Brünn) in Piaski – für ihn war dies
nur eine Verschleppungsstation von vielen, zwischen Theresienstadt
und Ossowo. Über Piaski schreibt er in seinen Erinnerungen (Einer
kehrte zurück, 1965): »Piaski, ein kleines Städtchen in
der Lubliner Woiwodschaft, ringsum von Sand und Sümpfen und
Wald umgeben, ist durch die Staatsstraße Lublin–Cholm (= Chelm)
in zwei Teile geteilt, weshalb sich das ehemals große, von etwa
dreitausend einheimischen Juden bewohnte Getto zu beiden Seiten
der Staatsstraße ausbreitete. Nur waren die beiden Gettoteile
jetzt, jeder für sich, mit hohen Bretterzäunen und Stacheldraht
eingefriedet, mit großen, ständig bewachten Toren, die nur vormittags
und nachmittags je eine Stunde am Tage geöffnet wurden und zur
Staatsstraße hin abgeschlossen waren. … Die Häuser des Gettos
waren zumeist aus Holz, mit nur kleinen Höfen, ineinandergeschachtelt,
vorwiegend ebenerdig, manche einstöckig. … Im Städtchen gab
es weder Wasserleitung noch Kanalisierung. Für die rund sechstausend
Menschen zählende Belegschaft der beiden Gettoteile … gab es
nur einen einzigen Brunnen mit annehmbarem Trinkwasser im südlichen
Getto, von dem pro Person und pro Tag nur ein Kübel von zehn
Liter Inhalt geholt werden durfte. … Am Rande des südlich gelegenen
Gettos, an der Staatsstraße, war in einem geräumigen, solid
gebauten Gebäude das Kommando der SS untergebracht, dem das
Getto unterstellt war. Von dem Balkon des Gebäudes konnte die
SS beide Gettoteile sehr gut beobachten. Bei jedem Besuch dieser
›Herrenmenschen‹ gab es reichlich Ohrfeigen, Fußtritte und Peitschenhiebe,
und ›nicht erlaubte‹ Lebensmittel, die ins Getto geschmuggelt
worden waren, wurden beschlagnahmt. … An Hunger starben hier
täglich zwanzig bis dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten
abgemagert waren. … Trotz dieser katastrophalen Verpflegungsverhältnisse
wurden alle arbeitsfähigen Männer und Frauen täglich gruppenweise
zu Erd-, Garten- und Straßenunterhaltungsarbeiten herangezogen
… Auch im Getto selbst gab es genug Arbeit, wie die Reinigung
und Vertiefung der Abflussgräben und Rigolen, die Errichtung
von Latrinen und immer wieder Latrinen, die nie ausreichten.«
Im Herbst 1942 wurden einige Juden aus Piaski nach Belzec, die
übrigen, etwa 4000, nach Sobibor gebracht und dort ermordet.
Sofort wurde das »Ghetto« durch Deportationen erneut belegt.
Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva
Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch
der Münchner Juden 1933-1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv
München, München 2003, S. 805.
Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines
Deportierten, Stuttgart 1965, S. 12–32. |