Biografien   Selma Reis
Selma Reis
geb. 1891 in Augsburg, Vater Kaufmann

Selmas Eltern waren Ludwig Reis (geb. 1855 od. 1856) und Ricka, geb. Gutmann (geb. 1862 od. 1863).
Selma besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1903 bis 1908 in den Klassen 1–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Selmas Vater Ludwig starb 1930 in Augsburg, ihre Mutter Ricka 1932.
Selma verkaufte 1938 ihr Wohnhaus, Am Katzenstadel 24, unter Vorbehalt ihres Wohnrechts. Später leistete sie, wie viele andere jüdischen Mädchen und Frauen, in der Ballonfabrik Augsburg Zwangsarbeit.
Laut einer »Page of Testimony«, die bei Yad Vashem aufbewahrt wird, wurde Selma Anfang April 1942 nach Polen deportiert; Ziel dieser Deportation war Piaski. Unter den Deportierten aus Augsburg waren Klara Cramer, geb. Berberich, und weitere ehemalige MT-Schülerinnen. Im Herbst 1942 wurden einige der Juden, die unter der Zwangsarbeit bisher überlebt hatten, aus Piaski nach Belzec gebracht, die übrigen, etwa 4000, nach Sobibor, wo sie ermordet wurden. Sofort wurde das »Ghetto« von Piaski durch Deportationen neu belegt.
Laut einer Kartei hingegen, die in der jüdischen Gemeinde Augsburgs geführt wurde und heute (2006) im Jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben ausgestellt ist, wurde Selma nicht 1942 nach Piaski, sondern Anfang März 1943 nach Auschwitz deportiert. Sie gilt als verschollen. Sie war nicht verheiratet.
Der Name von Selma Reis ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).

NB:
Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurde Selma 1943 mit unbekanntem Ziel deportiert.

Siehe im Internet die »Page of Testimony«, die Selmas Vetter Bruno Gutmann 1978 in der Gedenkstätte Yad Vashem eingereicht hat.

Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines Deportierten, Stuttgart 1965, S. 12–32 (Augenzeugenbericht über das »Ghetto« von Piaski April – Juni 1942).
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