»Im Alter von zehn Jahren verließ ich die Grundschule und wechselte
ans Maria-Theresia-Gymnasium … Ich genoss meine Anfangsjahre
an dieser Schule und schloss viele Freundschaften … Das Leben
an der Schule war in den ersten Jahren angenehm, aber es begann
sich dann spürbar etwas zu ändern. Als ich eines Tages in der
Lateinstunde die Frage des Lehrers nicht richtig beantworten
konnte, ließ er folgende Bemerkung los: ›Ich dachte immer, die
Juden seien so klug, aber offensichtlich muss ich meine Meinung
ändern.‹
Das war typisch
für diese Zeit und die zunehmende Macht der Nazis, und solch
beleidigende Unverschämtheit musste ertragen werden …
Im Januar
1933 wurde Hitler deutscher Kanzler … An der Schule waren damals
28 Mädchen in meiner Klasse, neun davon waren jüdisch. Obwohl
die meisten unserer Lehrer nach wie vor guten Unterricht gaben
und sich normal verhielten, gab es doch einen oder zwei, die
jegliche Gelegenheit nutzten, antisemitische Bemerkungen loszulassen
… Ich habe es dann ausgesprochen verabscheut, in die Schule
gehen zu müssen … Leute, die man kannte und achtete, schauten
plötzlich weg, wenn man sie auf der Straße traf.«
(Übersetzung G. Hornung)
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