»[Meine Mutter Ruth Rosenbaum, geb. Kahn,] war eine
wunderbare Hausfrau. Sie liebte das Kochen, ihren Garten und
unser ›Häuschen‹ am Strand, auch klassische Musik und
Bridge.
Mein Vater Kurt Rosenbaum (er kam aus Gießen) emigrierte
1934 nach Chicago, Illinois, kurz nachdem seine Zulassung
aufgehoben worden war – was ihm die Nazi-Regierung 1933 per
Postkarte mitgeteilt hatte. Er hatte an den Universitäten
Frankfurt a. M. und Heidelberg studiert und war
Rechtsgelehrter geworden, in den USA aber musste er eine
andere Arbeit annehmen, um die Überfahrt seiner Eltern
bezahlen zu können. Schließlich wohnten sie alle in
Philadelphia (meine Eltern lernten sich durch beiderseitige
Freunde in New York kennen), wo ich 1943 geboren wurde. Mein
Vater wurde Repräsentant einer Fabrik für Büromöbel und war
dabei recht erfolgreich. Meine beiden Eltern lernten perfekt
Englisch und waren in den USA völlig assimiliert – genauso,
wie sie es in Deutschland gewesen waren.
Mein Vater konnte jedoch der deutschen Regierung niemals
verzeihen, dass sie ihm seinen Beruf und seinen Rang
genommen hatte (für Männer ist das wichtig). Viele Jahre
später ging er dennoch häufig auf Reisen, traf sich mit
guten deutschen Freunden und besuchte auch wieder Gießen,
als die Regierung die Reisekosten übernahm.
Meine Mutter klagte niemals, und für uns war die
Kahn-Familie recht interessant, da wir alle aufgrund des
Holocausts über die ganze Welt verstreut waren. Wenigstens
waren alle am Leben!
Heute stehen diejenigen von uns, die noch übrig sind,
mittels E-Mail in Kontakt, und da fast alle die USA besucht
haben, konnte ich sie persönlich kennenlernen.«
(Übersetzung: M. v. Perger) |