Lore Lämmle
geb. 1914 in Fischach, Vater Kaufmann in Zusmarshausen

Lores Vater war der Öl- und Fettwarengroßhändler Isaak Lämmle (1874–1938), ihre Mutter hieß Elsa, geb. Erlanger (1882–1936).
Lore besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1930 in den Klassen 1–6.
1935 heiratete Lore
den Münchner Erich Liebermann. Das Ehepaar wohnte in München in der Elisabethstraße 34. Lore und Erich emigrierten 1939 mit einer 14 Monate alten Tochter in die USA.
Lore Lieberman, geb. Lämmle, ist 2002 in New York gestorben.
   
 
 
 
  Dora Landauer
geb. 1916 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (»M. S. Landauer«), Wohnung Schießgrabenstraße 4, Firma Färberstraße 25

Die Textilfabrik »M. S. Landauer« lag in Augsburg-Oberhausen, Doras Vater Paul (geb. 1879 in Augsburg) war einer von mehreren Teilhabern aus der Landauer-Familie (der Name der Firma stammte von ihrem Gründer, dem Weber Moses Samuel Landauer, der 1808 in Hürben – heute ein Stadtteil von Krumbach – geboren worden war).
Paul Landauer heiratete 1910 Hedwig Schnebel aus Nürnberg (geb. 1890). Das Paar bekam vier Töchter, die alle die Maria-Theresia-Schule besuchten: Elsbeth, Herta, Dora und Marianne. Dora war die dritte. Sie besuchte die Schule von 1926 bis 1935 in den Klassen 1–G9.
Am 2. Juni 1930 feierte Dora gemeinsam mit acht anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Dora machte 1935 das Abitur. Wenige Jahre später emigrierte sie und heiratete Theodor Schocken (geb. 1914 in Zwickau). Theodor war der zweite Sohn von Salman Schocken (1877–1959), dem Inhaber der berühmten Kaufhaus-Kette Schocken und Gründer des »Schocken Verlags«. Dieser Verlag bestand in Berlin von 1931 bis zu seinem Verbot 1938. Hier erschien ein reiches Spektrum jüdischer Literatur, u.a. Die Schrift, die berühmte Übersetzung der hebräischen Bibel von Martin Buber und Franz Rosenzweig, sowie seit 1934 die Werke Franz Kafkas. Salman Schocken wanderte 1934 nach Palästina aus. Dort wurde er wiederum
 



zum Verlagsgründer, und schließlich noch ein drittes Mal 1945 in den USA, wohin er 1940 emigriert war.
Bis 1938 blieb Theodor Schocken in Deutschland und war in führender Position im Kaufhauskonzern und im Verlag seines Vaters tätig. 1938 wurde die Firma Schocken – zu der auch ein Kaufhaus in Augsburg gehörte – »arisiert«; Theodor ging nach Palästina und später, wie sein Vater, in die USA. Auch Theodors Vetter Georg Spiro, der Ehemann von Dora Landauers Schwester Elsbeth, war im Schocken-Konzern tätig gewesen. Georg und Elsbeth emigrierten mit ihren Kindern nach Ramat Gan in Palästina (bei Tel Aviv).
Um 1938 musste auch die Augsburger Fabrik »M. S. Landauer«, seit vier Generationen in Familienbesitz, weit unter Wert verkauft werden und wurde »arisiert«. Doras Eltern, Hedwig und Paul Landauer, emigrierten 1939 ebenfalls nach Ramat Gan. Dora wanderte in die USA aus. Dort heirateten sie und Theodor, der sich nun »Theodore« nannte, 1941. Etwa um dieselbe Zeit erwarb Dora an der Universität von Chicago ihren »Bachelor of Arts« als Sozialarbeiterin.
Theodore Schocken kämpfte in der US-Army gegen das nationalsozialistische Deutschland. Nach dem Krieg arbeitete er in der amerikanischen Verlagsgründung seines Vaters, nahm aber zeitweise auch Aufgaben im Aufsichtsrat der Firma »Merkur« wahr, in die die Schocken-Kaufhäuser übergegangen waren.
Nach Salmans Tod 1959 übernahmen Theodore und sein Schwager Herzl Rome die Leitung des amerikanischen Verlags. Als Teil des Verlagskonzerns »Random House Inc.« existiert »Schocken Books« noch heute.
Dora und Theodore bekamen drei Töchter. Theodore starb 1975 mit 60 Jahren.
 



Doras Eltern starben in Ramat Gan, Israel: Paul 1976, Hedwig 1979.
Dora war Sozialarbeiterin in einem Krankenhaus in Westchester (New York).
Dora Schocken, geb. Landauer, ist 2005 in Longmeadow (Massachusetts) gestorben.

(Dora Schockens Tochter Naomi Landau hat zu dieser Kurzbiografie ihrer Mutter beigetragen.)

Siehe im Staatsarchiv Augsburg die Kopie einer Chronik der Firma M. S. Landauer (ein Anhang, »Die Nachfahren des M. S. Landauer und seiner Ehefrau Klara aus Hürben bei Krumbach«, endet beim Stand vom 15. März 1936).
Nachricht über den Tod Dora Schockens, New York Times vom 7. Mai 2005.
Nachricht über den Tod Theodore Schockens, Time vom 31. März 1975.

Literatur:
Anthony David, The Patron. A Life of Salman Schocken, 1877–1959, New York 2003.
Konrad Fuchs, Ein Konzern aus Sachsen. Das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901–1953, Stuttgart 1990.
Saskia Schreuder und Claude Weber, in Verbindung mit Silke Schaeper und Frank Grunert (Hrsg.), Der Schocken Verlag / Berlin. Jüdische Selbstbehauptung in Deutschland 1931–1938. Essayband zur Ausstellung »Dem suchenden Leser unserer Tage« der Nationalbibliothek Luxemburg, Berlin 1994.
   
 
   
   
  Elsbeth Landauer
geb. 1911 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (»M. S. Landauer«), Wohnung Frölichstraße 10½ / II, Firma Färberstraße 25

Die Textilfabrik »M. S. Landauer« lag in Augsburg-Oberhausen, Elsbeths Vater Paul (geb. 1879 in Augsburg) war einer von
mehreren Teilhabern aus der Landauer-Familie (der Name der Firma stammte von ihrem Gründer, dem Weber Moses Samuel Landauer, der 1808 in Hürben – heute ein Stadtteil von Krumbach – geboren worden war).
Paul Landauer heiratete 1910 Hedwig Schnebel aus Nürnberg (geb. 1890). Das Paar bekam vier Töchter, die alle die Maria-Theresia-Schule besuchten: Elsbeth, Herta, Dora und Marianne. Elsbeth war die älteste.
Elsbeth besuchte die Schule von 1924 bis 1930 in den Klassen G4–G9 und machte 1930 das Abitur; wahrscheinlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Elsbeth zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Elsbeth heiratete 1932 Georg Spiro (geb. 1896 in Znin, heute Polen). Dieser war bis 1933 Direktor der Augsburger Kaufhaus-»Schocken«-Filiale, Untere Maximilianstraße C 7 (heute Nr. 11), dann Generaldirektor der Firma in Zwickau; ein Vetter von ihm war Theodor Schocken, der Ehemann von Elsbeths Schwester Dora. In Augsburg bekam Elsbeth 1933 ihr erstes Kind, in Zwickau 1935 das zweite.
 





Die Familie Spiro wanderte 1938 nach Ramat Gan in Palästina aus (bei Tel Aviv). Die Kaufhaus-Kette Schocken wurde »arisiert« und hieß von nun an »Merkur«.
In Ramat Gan wurde 1939 Elsbeths drittes Kind geboren.
Um 1938 musste auch die Augsburger Firma »M. S. Landauer«, seit vier Generationen in Familienbesitz, weit unter Wert verkauft werden und wurde »arisiert«. Auch Elsbeths Eltern, Hedwig und Paul Landauer, emigrierten 1939 nach Ramat Gan.
Georg Spiro ist 1972 im Ramat Gan, Israel, gestorben. Elsbeths Vater Paul starb dort 1976, ihre Mutter Hedwig 1979.
Elsbeth lebt bis heute (April 2007) in Israel in einem Seniorenheim.

(Shimon Spiro, Elsbeths Sohn, hat diese Kurzbiografie seiner Mutter ergänzt.)

Siehe im Staatsarchiv Augsburg die Kopie einer Chronik der Firma M. S. Landauer (ein Anhang, »Die Nachfahren des M. S. Landauer und seiner Ehefrau Klara aus Hürben bei Krumbach«, endet beim Stand vom 15. März 1936).

Literatur:
Anthony David, The Patron. A Life of Salman Schocken, 1877–1959, New York 2003.
Konrad Fuchs, Ein Konzern aus Sachsen. Das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901–1953, Stuttgart 1990.

   
 
   
   
  Herta Landauer
geb. 1912 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (»M. S. Landauer«), Wohnung Frölichstraße 10½ / II, Firma Färberstraße 25

Die Textilfabrik »M. S. Landauer« lag in Augsburg-Oberhausen, Hertas Vater Paul (geb. 1879 in Augsburg) war einer von me
hreren Teilhabern aus der Landauer-Familie (der Name der Firma stammte von ihrem Gründer, dem Weber Moses Samuel Landauer, der 1808 in Hürben – heute ein Stadtteil von Krumbach – geboren worden war).
Paul Landauer heiratete 1910 Hedwig Schnebel aus Nürnberg (geb. 1890). Das Paar bekam vier Töchter, die alle die Maria-Theresia-Schule besuchten: Elsbeth, Herta, Dora und Marianne. Herta war die zweite.
Herta besuchte die Schule von 1924 bis 1931 in den Klassen 3–G9 und machte 1931 das Abitur; wahrscheinlich war sie 1922 in Klasse 1 eingetreten.
Herta heiratete den Kunsthistoriker Ernst Leopold Neustätter (geb. 1909 in München). Das Paar wanderte 1934 nach Florenz aus. Einige Jahre später emigrierten sie in die USA; dort nannten sie sich »Newton«. 
Die Fabrik »M. S. Landauer«, seit vier Generationen in Familienbesitz, musste um 1938 weit unter Wert verkauft werden und wurde »arisiert«. Hertas Eltern, Hedwig und Paul Landauer, emigrierten 1939 nach Ramat Gan in Palästina (bei Tel Aviv), ebenso wie Hertas Schwester Elsbeth mit ihrer Familie. Paul starb dort 1976, Hedwig 1979.
Herta und Ernest Newton bekamen zwei Kinder. Herta war Fotografin; 1981 erschien ein Band über die chinesischen Frottagen des Field-Museums, Chicago, zu dem sie die Abbildungen angefertigt hatte. Im übrigen spezialisierte sie sich auf Kinderfotografie. Ernest arbeitete als Buchhalter; er starb 1993 in Chicago.
Herta Newton, geb. Landauer, ist 2005 ebenfalls in Chicago gestorben.
 





(Shimon Spiro, der Sohn von Hertas Schwester Elsbeth, hat zu dieser Kurzbiografie seiner Tante beigetragen.)

Siehe im Staatsarchiv Augsburg die Kopie einer Chronik der Firma M. S. Landauer (ein Anhang, »Die Nachfahren des M. S. Landauer und seiner Ehefrau Klara aus Hürben bei Krumbach«, endet beim Stand vom 15. März 1936).
Ernst Neustätter, Johann Evangelist Holzer (1709–1740), Diss. München 1933.
Hartmut Walravens (Hrsg.), Catalogue of Chinese Rubbings from Field Museum. Researched by Hoshien Tchen and M. Kenneth Starr, prepared by Alice K. Schneider, photographs by Herta Newton and Field Museum, Division of Photography, Chicago 1981.

   
 
  Marianne Landauer
geb. 1920 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Fabrikbesitzer (»M. S. Landauer«), Wohnung Frölichstraße 10½ / II, Firma Färberstraße 25

Die Textilfabrik »M. S. Landauer« lag in Augsburg-Oberhausen, Mariannes Vater Paul (geb. 1879 in Augsburg) war einer von
mehreren Teilhabern aus der Landauer-Familie (der Name der Firma stammte von ihrem Gründer, dem Weber Moses Samuel Landauer, der 1808 in Hürben – heute ein Stadtteil von Krumbach – geboren worden war).
Paul Landauer heiratete 1910 Hedwig Schnebel aus Nürnberg (geb. 1890). Das Paar bekam vier Töchter, die alle die Maria-Theresia-Schule besuchten: Elsbeth, Herta, Dora und Marianne. Marianne war die vierte. Sie trat 1931 in Klasse 1 der Schule ein und besuchte dann den Gymnasialzweig bis Klasse 6.
1935 feierte Marianne zusammen mit einigen anderen jüdischen Mächen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Am 24. März 1937 ging Marianne ohne Reifeprüfung von der Schule ab. In München ließ sie sich zur Kindergärtnerin ausbilden.
Um 1938 musste die Firma »M. S. Landauer«, seit vier Generationen in Familienbesitz, weit unter Wert verkauft werden und wurde »arisiert«. Mariannes Eltern wanderten 1939 nach Ramat Gan in Palästina (bei Tel Aviv) aus, so wie auch Mariannes Schwester Elsbeth und deren Familie. Marianne ging mit ihnen.
In Palästina schloss sich Marianne einer Gruppe junger Pioniere an, die einen Kibbuz namens Giv’at Haim gründeten. Dort lernte sie den Künstler Paul (Pinchas)
 






Butschowitz (geb. 1923) aus Wien kennen und heiratete ihn. Im Kibbuz arbeitete
Marianne viele Jahre lang als Kindergärtnerin, später als Buchbinderin, Pinchas als Maler, Bildhauer, Zimmermann und Lehrer.
Mariannes Eltern starben beide in Ramat Gan, Israel: Paul 1976, Hedwig 1979.
Marianne und Pinchas bekamen drei Kinder. Das Ehepaar lebt bis heute (April 2007) in Israel.

(Shimon Spiro, der Sohn von Mariannes Schwester Elsbeth, hat zu dieser Kurzbiografie seiner Tante beigetragen.)

Siehe im Staatsarchiv Augsburg die Kopie einer Chronik der Firma M. S. Landauer (ein Anhang, »Die Nachfahren des M. S. Landauer und seiner Ehefrau Klara aus Hürben bei Krumbach«, endet beim Stand vom 15. März 1936).
Brief von Marianne Landauer aus Palästina, 1941; Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 2, September 1941, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 36–46, hier S. 42.

   
 
  Irma Landmann
geb. 1923 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann, Wohnung Hermanstraße 3, Fabrik Ravenspurgerstraße 41

Irmas Vater war der Pelzwarenhändler Joseph Landmann (geb. 1895 in Zaslaw, Galizien, heute Izyaslav, Ukraine). Irmas
Mutter hieß Regina, geb. Grünebaum (geb. 1891 in Hellstein). So wie Irma besuchten auch ihre Schwester Johanna Landmann und ihre Cousine Auguste Wolf die Maria-Theresia-Schule.
Irma besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1934 bis 1938 in den Klassen 1–3, G4 und L5. Mit 15 Jahren war sie durch Ministerialerlass gezwungen, die Schule am 14. November 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss zu verlassen.
Irmas Bruder Heinz (geb. 1920) und ihr Vater Joseph wurden nach dem Novemberpogrom 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Da sie beweisen konnten, dass ihre Auswanderung bereits beantragt war, wurden sie nach einigen Wochen freigelassen. Über England emigrierte zunächst Joseph, dann auch Heinz in die USA; während Heinz noch in London wartete, konnten auch seine Mutter und seine beiden Schwestern 1939 in die USA reisen. Heinz, der sich nun Henry Landman nannte, kam als amerikanischer Soldat 1945 bei der Einnahme der Stadt nach Augsburg zurück.
Während des Krieges war Irma Hilfsschwester in einem New Yorker Krankenhaus und absolvierte eine Militärzeit in einem Medizinisch-Technischen Labor des Women-Army-Corps. Sie heiratete Guy Avery und bekam eine Tochter. Mit Guy zusammen führte sie ein Restaurant in New York.
Irma Avery, geb. Landmann, ist 1985 in New York gestorben.
Irmas Großeltern Gerson (geb. 1858) und Sofie Landmann (geb. 1868) waren 1901 aus Galizien nach München gezogen. Sie wurden im Juni 1942 nach
 




Theresienstadt deportiert und lebten dort nur noch wenige Tage: Sofie starb am 19. Juni, Gerson am 13. Juli 1942.

Siehe Richard Landman, »Photo Album for the Landman Family of Augsburg, Germany«, im Internet: www.infotrue.com/landman.html (Stand: Mai 2008).
Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 777 u. 779 (zu Gerson und Sofie Landmann).
Brief Johanna Landmanns, 1943; Auszug bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 6, September 1943, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 74–80, hier S. 78 (zum Hilfsdienst von Johanna und Irma Landmann in einem New Yorker Krankenhaus).

Literatur:
Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg 1987, S. 219–227.
Ders., »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 82, 87–101.
Paul Rosenau und Henry Landman, »Erinnerungen an die 20er und 30er Jahre in Augsburg«, in: Peter Fassl (Hrsg.), Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben II. Neuere Forschungen und Zeitzeugenberichte, Stuttgart 2000, S. 319–337.
   
 
 
 
  Johanna Landmann
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann, Wohnung Hermanstraße 3, Fabrik Ravenspurgerstraße 41

Johannas Vater
war der Pelzwarenhändler Joseph Landmann (geb. 1895 in Zaslaw, Galizien, heute Izyaslav, Ukraine). Johannas Mutter hieß Regina, geb. Grünebaum (geb. 1891 in Hellstein). So wie Johanna besuchten auch ihre Schwester Irma Landmann und ihre Cousine Auguste Wolf die Maria-Theresia-Schule. Johanna hatte einen älteren Bruder, Heinz (geb. 1920).
Johanna besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1932 bis 1936 in den Klassen 1–4. Zusammen mit ihrer Cousine Gusti Wolf ging sie am 2. April 1936 ohne Abschluss von der Schule ab. Beide Mädchen wurden, wie zuvor schon Liselotte Stein, im Mittelschulzweig der Klosterschule St. Elisabeth (Franziskanerinnen-Kloster Maria Stern) aufgenommen. In derselben Klasse war auch Margot Herrmann (geb. 1921), die vom A. B. von Stettenschen Institut kam (Margot wurde 1942 nach Piaski in Polen deportiert). Schwester M. Edelwina (geb. Kunigunde) Hutzmann, die damals dieselbe Klasse besuchte und seit 1945 vorwiegend als Handarbeitslehrerin wieder an St. Elisabeth tätig war, erinnert sich heute noch lebhaft an das liebevolle Verhältnis, das ohne Ansehen der Religion zwischen den Schülerinnen herrschte (Interview Oktober 2005).
Im Mai 1937 feierte Johanna zusammen mit acht anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg
(Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
 




Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden Johannas Bruder Heinz und ihr Vater Joseph verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Da sie beweisen konnten, dass ihre Auswanderung bereits beantragt war, wurden sie nach einigen Wochen freigelassen. Über England emigrierte zunächst Joseph, dann auch Heinz in die USA; während Heinz noch in London wartete, konnten auch seine Mutter und seine beiden Schwestern 1939 in die USA reisen. Heinz kam als amerikanischer Soldat Henry Landman 1945 bei der Einnahme der Stadt nach Augsburg zurück.
In Amerika hielt Johanna Kontakt mit dem früheren Augsburger Rabbiner Ernst Jacob. Im fünften seiner Rundschreiben an die zerstreute jüdische Gemeinde Augsburgs, im April 1943 von Springfield (Missouri) aus versendet, zitiert Ernst Jacob aus einem Brief Johannas: »Ich möchte eine gute und loyale Amerikanerin werden. Aber die Lehren, die ich in Deutschland bekommen habe, werden mich alle Zeit erinnern, nie mein Erbteil zu verleugnen, eine immer bessere und bessere Jüdin zu werden all mein Leben lang.«
Während des Krieges war Johanna, die sich jetzt »Joan« nannte, Hilfsschwester in einem New Yorker Krankenhaus. Sie heiratete Sol Weinstein; das Ehepaar bekam eine Tochter. Joan arbeitete als Pelznäherin.
Joan Weinstein, geb. Johanna Landmann, ist 1970 in New York gestorben.
Johannas Großeltern Gerson (geb. 1858) und Sofie Landmann (geb. 1868) waren 1901 aus Galizien nach München gezogen. Sie wurden im Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert und lebten dort nur noch wenige Tage: Sofie starb am 19. Juni, Gerson am 13. Juli 1942.
 




Siehe Richard Landman, »Photo Album for the Landman Family of Augsburg, Germany«, im Internet: www.infotrue.com/landman.html (Stand: Mai 2008).
Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 777 u. 779 (zu Gerson und Sofie Landmann).
Zwei Briefe Johanna Landmanns, ca. 1942/43; Auszüge bei Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 5 (April 1943) und 6 (September 1943), in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 65–73, hier S. 68f., und S. 74–80, hier S. 78.

Literatur:
Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg 1987, S. 219–227.
Gernot Römer
, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg 1995, S. 82 und 87–101.
Paul Rosenau und Henry
Landman, »Erinnerungen an die 20er und 30er Jahre in Augsburg«, in: Peter Fassl (Hrsg.), Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben II. Neuere Forschungen und Zeitzeugenberichte, Stuttgart 2000, S. 319–337.
Irmgard Hirsch-Erlund, Irmgard. Eine jüdische Kindheit in Bayern und eine Vertreibung, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg 1999, S. 96f. (zur Batmizwah 1937).
   
  Margot Lehrburger
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Chemiker

Margots Vater war Dr. Karl Lehrburger (geb. 1880 in München), ihre Mutter hieß Ida, geb. Löwenthal (geb. 1881 in Hörstein). Karl Lehrburger war Inhaber der »Chemischen Fabrik« in Haunstetten (bei Augsburg).
Margot besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1932 bis 1934 in den Klassen 1–3. 1933 wurde die Ehe ihrer Eltern geschieden; im August desselben Jahres wurde ihr Vater Karl in das Konzentrationslager Dachau gebracht.
Mit 12 Jahren ging Margot während des Schuljahres am 30. Mai 1934 ohne Abschluss von der Maria
-Theresia-Schule ab. Margots Mutter emigrierte in diesem Jahr in die USA und nahm ihre beiden Kinder, Norbert (geb. 1919) und Margot, mit. Karl wurde noch bis Mai 1937 in Dachau festgehalten und konnte erst 1938 über Prag nach Palästina auswandern. In Haifa arbeitete er als Chemie-Ingenieur und starb 1945 bei einem Verkehrsunfall.
Margot heiratete 1942 in den USA Morris Ray; das Ehepaar bekam zwei Kinder. Margot arbeitete als Sekretärin in Bekleidungsfirmen. Margots Mutter starb 1976 in New York.
Margot Ray, geb. Lehrburger, ist 2000 in Florida gestorben und wurde in New York begraben.

(Fast alle Angaben dieser Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 290.)
    Mira Lemle
geb. 1888 in Fischach, Vater Kaufmann ebendort

Miras Vater Samson Lemle (1858–1912) war Viehhändler in Fischach, ihre Mutter Mina, geb. Rothschild (1863–1911), war in Buttenwiesen geboren.
Mira besuchte die Augsburger »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1901 bis 1904 in den Klassen 1, 2 und 4.
Mira starb 1936 und ist auf dem Jüdischen Friedhof von Fischach begraben. Im hebräischen Teil der Inschrift des Grabsteins wird sie »die Ehefrau Mirjam« genannt. Daneben steht ein gleich gestalteter Stein für Albert Fromm (1876–1936), so dass vermutet werden darf, dass Albert Miras Ehemann war.

Siehe Andreas Angerstorfer, Der Jüdische Friedhof in Fischach. Aufnahme der 403 noch vorhandenen Grabstätten mit ihren noch lesbaren hebräischen und deutschen Inschriften (2000–2004), Regensburg 2004 (ungedruckt, ein Exemplar wird im Fischacher Rathaus aufbewahrt).
   
 
 
Anneliese Lerchenthal
geb. 1913 in Augsburg, Vater Bankier (»Bankhaus August Gerstle«), Wohnung Hochfeldstraße 2

Annelieses Vater Dr. med. Robert Lerchenthal (geb. 1880 in Gostenhof) war Teilhaber des genannten Bankhauses. Annelieses Mutter hieß Alice (»Liesl«), geb. Schwartz (geb. 1885 in Greiz). So wie Anneliese besuchte auch ihre ältere Schwester Gertrud die Maria-Theresia-Schule.
Anneliese oder »Anneli« besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1932 in den Klassen 2–G9 und machte 1932 das Abitur; vermutlich war sie 1923 in Klasse 1 eingetreten. Sie war mit Lotte Dann in einer Klasse. Lotte Treves, geb. Dann, erinnert sich: »Anneli war eine Künstlernatur … Sie war sehr schön mit tiefblauen Augen und pechschwarzem Haar, immer braungebrannt, weil die Familie im Sommer Bergtouren machte und im Winter zum Skifahren ging; mehr noch als schön war sie apart und außergewöhnlich, so dass sie schon mit 15 einen Freund hatte, was damals durchaus nicht die Norm war, und dazu noch zahllose Verehrer. Unsere Freundschaft entstand ganz plötzlich im Herbst 1928 und dauerte solange Anneli lebte.«
1929 starb Annelis Mutter Liesl.
Anneli emigrierte 1936 über Paris nach London. Dort lernte sie Claud Bunyard kennen und heiratete ihn. In der zweiten Jahreshälfte von 1940, als ihr Mann beim Militär war und sie schon einen kleinen Sohn hatte, wohnte ihre Freundin Lotte Dann bei ihr.
In den 1940er Jahren arbeitete Anneli als Fotografin für die Modezeitschrift Vogue. Sie porträtierte britische Schauspieler und steuerte um 1945 auch die Fotografien für ein kleines Buch bei: What A Thread Can Do (»Was ein Faden alles kann«). Dabei handelt es sich um ein Kinder-Sachbuch, das die maschinelle Kleiderproduktion vom Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück zeigt. Die
 





ganzseitigen Farbfotos stehen jeweils einer Seite mit Text und Kohlezeichnungen gegenüber.
Anneli Bunyard, geb. Lerchenthal, starb Silvester 1949 in Rom bei einem Verkehrsunfall.
Annelis Schwester Gertrud verließ Deutschland 1933 und ließ sich mit ihrer Familie schließlich in Neuseeland nieder. Robert Lerchenthal folgte seiner ältesten Tochter und emigrierte 1937 nach Neuseeland, wo er eine chemische Fabrik gründete. 1956 ist er in Akaroa, Neuseeland, gestorben.
Annelis Bruder Hans Rudolf Lerchenthal (geb. 1917) starb 1946 in Neuseeland bei einem Bergunfall.

(
Annelis Sohn Peter Bunyard hat diese Kurzbiografie seiner Mutter ergänzt.)

Siehe
What A Thread Can Do. Shown in colour photography by Anneli Bunyard and described by Margaret Fisher, London – Glasgow o. J. (vermutlich 1945). 

Literatur:
Gernot Römer (Hrsg.), Vier Schwestern. Die Lebenserinnerungen von Elisabeth, Lotte, Sophie und Gertrud Dann aus Augsburg, Augsburg 1998, S. 151f. (Zitat), 184, 189.
Adam Yamey, »The ecologist and his midwife«, in: Shemot 13, 3 (2005), S. 20–23.

   
 
   
   
  Gertrud Lerchenthal
geb. 1911 in Augsburg, Vater Bankier (»Bankhaus August Gerstle«), Wohnung Hochfeldstraße 2

Gertruds Vater Dr. med. Robert Lerchenthal (geb. 1880 in Gostenhof) war Teilhaber des genannten Bankhauses. Gertruds Mutter hieß Alice (»Liesl«), geb. Schwartz (geb. 1885 in Greiz). So wie Gertrud besuchte auch ihre jüngere Schwester Anneliese die Maria-Theresia-Schule.
Gertrud besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1930 in den Klassen G4–G9; vermutlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Gertrud zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Ihrem Sohn Claude Kahn hat Gertrud von ihrer Schulzeit erzählt. Demnach war sie gewöhnlich unter den drei Klassenbesten, die heftig miteinander wetteiferten. Gertrud betrachtete ihre Kindheit als sehr glücklich. Ihren Vater, einen Alpinisten, verehrte sie sehr; gern begleitete sie ihn bei seinen Touren, die oft in die Dolomiten führten.
1929 starb Gertruds Mutter Liesl.
Im Frühjahr 1930 legte Gertrud das Abitur ab. An der Münchner Universität lernte sie den Jurastudenten Joachim-Friedrich Kahn kennen (geb. 1907). Die beiden heirateten 1932 in Augsburg. Joachim war ein älterer Halbbruder von
Ruth Kahn. Er wurde 1933, kurze Zeit nachdem er als Rechtsanwalt zugelassen worden war, durch die antijüdischen Gesetze an der Ausübung seines Berufs gehindert. Gertrud und Joachim wanderten noch im selben Jahr nach Paris aus, wo sie sich
 





zusammen mit einem anderen Ehepaar an einer großen Gemüsehandlung beteiligten. Nach einem Jahr zerbrach die Geschäftspartnerschaft. Die Kahns zogen weiter nach Barcelona und drei Monate später nach London. Dort wurde 1935 ihr Sohn Claude geboren.
Für deutsche Juden in England war es schwierig, Arbeit zu finden. Joachim emigrierte deshalb weiter nach Neuseeland. Gertrud ließ sich für einige Monate in München als Zahnarztgehilfin ausbilden und folgte dann, im Oktober 1936, zusammen mit Sohn Claude ihrem Mann nach. Gertruds verwitweter Vater, Robert Lerchenthal, zog 1937 seinem ältesten Kind nach und gründete in Neuseeland eine chemische Fabrik (»Ados Chemicals«).
Gertruds Bruder Hans Rudolf Lerchenthal (geb. 1917) starb als noch junger Mann 1946 in Neuseeland bei einem Bergunfall.
Nach dem Tod ihres Vaters 1956 führte Gertrud die Fabrik weiter. Produziert wurden u. a. Kleb- und Bindestoffe, später auch Kosmetika.
Gertrud Kahn, geb. Lerchenthal, ist 2005 in Neuseeland gestorben.

(Diese Biografie beruht zum großen Teil auf einem Brief, den Gertruds Sohn Claude Kahn im Oktober 2006 an die Projektgruppe schrieb.)

Siehe Joachim-Friedrich Kahn, Die Stellung der Staaten in der Nordamerikanischen Union, Diss. Darmstadt 1934 (mit Lebenslauf).

   
  Elsa Levinger
geb. 1886 in Augsburg, Vater Fabrikant

So wie Elsa besuchte auch ihre ältere Schwester Karoline die »
Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte.
Elsa war eine Tante von
Hildegard Levinger.
Elsa besuchte die Töchterschule von 1898 bis 1902 in den Klassen 1–4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Elsa hieß verheiratet Türkheimer. 1916 wurde ihre Tochter
Gertrud geboren. Die Familie wohnte in der Haunstetter Straße. Eine Zeit lang wohnten im selben Haus auch Gerda Ruppin und ihre Eltern.
Elsa emigrierte wie ihre Tochter Gertrud und deren Familie nach Brasilien; 1949 lebte sie in Curitiba.
   
  Hildegard Levinger
geb. 1918 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Fabrikbesitzer, Wohnung Hochfeldstraße 4

Hildegards Vater Siegfried Levinger (geb. 1881 in Hürben) war Schuhfabrikant und Mitinhaber der Schuhwarengroßhandlung Sigmund Levinger. Hildegards Mutter hieß Gertrud, geb. Jeidel (geb. 1893). Gertrud starb 1929, noch während Hildegard die Schule besuchte. Hildegard hatte einen älteren Bruder, Max (geb. 1916).
Hildegard war eine Nichte von Elsa und Karoline Levinger und eine Cousine von Gertrud Türkheimer.
Hildegard besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1929 bis 1934 in den Klassen 1–5. Mit 15 Jahren ging sie am 22. März 1934 ohne Abschluss von der Schule ab. Durch die antijüdischen Boykotte war 1933 der Absatz der Fabrik ihres Vaters und seines Bruders eingebrochen, 1935 wurde die Firma durch Zwangsversteigerung aufgehoben.
Hildegard wurde Kontoristin und zog Anfang 1936 nach München. Seit 1938 bemühte sie sich vergeblich um eine Emigrationsmöglichkeit. Im Mai 1939 wurde sie mit einer Passsperre belegt, weil sie die »Judenvermögensabgabe« noch nicht geleistet hatte.
Im Juli 1940 heiratete Hildegard den kaufmännischen Angestellten Walter Wilmersdörfer (geb. 1909). Am 4. April 1942 wurde das Ehepaar nach Piaski in Polen deportiert. Hildegard ist für tot erklärt.

Zwei Monate lang, von April bis Juni 1942, lebte auch der Ingenieur Arnold Hindls aus Brno (Brünn) in Piaski – für ihn war dies nur eine Verschleppungsstation von vielen, zwischen Theresienstadt und Ossowo. Über Piaski schreibt er in seinen Erinnerungen (Einer kehrte zurück, 1965): »Piaski, ein kleines Städtchen in der Lubliner Woiwodschaft, ringsum von Sand und Sümpfen und Wald umgeben, ist durch die Staatsstraße Lublin–Cholm (= Chelm) in zwei Teile geteilt, weshalb sich das ehemals große, von etwa dreitausend einheimischen Juden bewohnte Getto zu beiden Seiten der Staatsstraße ausbreitete. Nur waren die beiden Gettoteile jetzt, jeder für sich, mit hohen Bretterzäunen und Stacheldraht eingefriedet, mit
 





großen, ständig bewachten Toren, die nur vormittags und nachmittags je eine Stunde am Tage geöffnet wurden und zur Staatsstraße hin abgeschlossen waren. ... Die Häuser des Gettos waren zumeist aus Holz, mit nur kleinen Höfen, ineinandergeschachtelt, vorwiegend ebenerdig, manche einstöckig. ... Im Städtchen gab es weder Wasserleitung noch Kanalisierung. Für die rund sechstausend Menschen zählende Belegschaft der beiden Gettoteile ... gab es nur einen einzigen Brunnen mit annehmbarem Trinkwasser im südlichen Getto, von dem pro Person und pro Tag nur ein Kübel von zehn Liter Inhalt geholt werden durfte. … Am Rande des südlich gelegenen Gettos, an der Staatsstraße, war in einem geräumigen, solid gebauten Gebäude das Kommando der SS untergebracht, dem das Getto unterstellt war. Von dem Balkon des Gebäudes konnte die SS beide Gettoteile sehr gut beobachten. Bei jedem Besuch dieser ›Herrenmenschen‹ gab es reichlich Ohrfeigen, Fußtritte und Peitschenhiebe, und ›nicht erlaubte‹ Lebensmittel, die ins Getto geschmuggelt worden waren, wurden beschlagnahmt. … An Hunger starben hier täglich zwanzig bis dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten abgemagert waren. … Trotz dieser katastrophalen Verpflegungsverhältnisse wurden alle arbeitsfähigen Männer und Frauen täglich gruppenweise zu Erd-, Garten- und Straßenunterhaltungsarbeiten herangezogen … Auch im Getto selbst gab es genug Arbeit, wie die Reinigung und Vertiefung der Abflussgräben und Rigolen, die Errichtung von Latrinen und immer wieder Latrinen, die nie ausreichten.«
Im Herbst 1942 wurden einige Juden aus Piaski nach Belzec, die übrigen, etwa 4000, nach Sobibor gebracht und dort ermordet. Sofort wurde das »Ghetto« durch Deportationen erneut belegt.

 





Hildegards Vater Siegfried Levinger ist spätestens 1939 nach Italien (Mailand) emigriert. Er starb 1962.
Hildegards Bruder Max ging 1938 nach Italien, später nach Curitiba, Brasilien, wo seine Tante Elsa Türkheimer lebte, schließlich nach New York, wo er 1949 starb. Der Name von Hildegard Wilmersdörfer ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).

Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke unter Mitarbeit von Maximilian Strnad, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 2 (M–Z), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2007, S. 777f.

Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines Deportierten, Stuttgart 1965, S. 12–32.
Maren Janetzko, »Anfänge der ›Arisierung‹ in Augsburg«, in: Michael Cramer-Fürtig, Bernhard Gotto (Hrsg.), »Machtergreifung« in Augsburg. Anfänge der NS-Diktatur 1933–1937, Augsburg 2008, S. 159–166, hier S. 161 (zur Abwicklung der Schuhfabrik Levinger).

   
  Karoline Levinger
geb. 1884 in Augsburg, Vater Fabrikant

So wie Karoline besuchte auch ihre jüngere Schwester Elsa die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte.
Karoline war eine Tante von Hildegard Levinger und von Gertrud Türkheimer.
Karoline besuchte die Töchterschule von 1897 bis 1901 in den Klassen 1–4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
   
  Rosa Lieblich
geb. 1887 in Augsburg, Vater Kaufmann

Rosa besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt werden sollte, von 1899 bis 1903 in den Klassen 1–4; die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Rosa (oder Rosel) lebte als verheiratete Wolff in Mannheim. Sie wurde am 22. Oktober 1940 zusammen mit ca. 7500 badischen und saarpfälzischen Juden nach Gurs in Südfrankreich deportiert und ist für tot erklärt.
»Völlig überraschend für die Betroffenen erscheinen am Morgen Angehörige der Gestapo, der Gendarmerie oder auch Hilfspolizisten vor ihren Wohnungen und befehlen ihnen, sich für den Abtransport fertig zu machen. Mitgenommen werden dürfen 50 kg Gepäck und 100 RM für eine erwachsene Person. … Mit der Bahn beginnt eine mehrtägige Odyssee durch Frankreich. Das besiegte Land soll die aus ihrer Heimat Vertriebenen aufnehmen. Die von der Anmaßung völlig überraschten französischen Behörden reagieren bestürzt und suchen in aller Eile nach einer Unterbringungsmöglichkeit. Die findet sich … in den mittlerweile nur noch spärlich belegten Barackenlagern, die nach dem Zusammenbruch der spanischen Republik im Frühjahr 1939 zur Unterbringung von Hunderttausenden von Flüchtlingen angelegt wurden. Bei der Ortschaft Gurs am Rande der Pyrenäen befindet sich eines dieser Lager. … Nach über einjähriger wechselnder Einquartierung sind die für eine kurzzeitige Nutzung gedachten Baracken in einem erbärmlichen Zustand. Zusammen mit der Witterung, schlechter Ernährung und einem häufig schon angegriffenen Gesundheitszustand der überwiegend älteren, heimatlos gewordenen Menschen führt dies dazu, dass viele schon im ersten Winter entkräftet sterben« (H.-J. Hirsch). Die weiblichen Deportierten wurden in den Frauen-Blocks des Lagers von einigen hundert Internierten empfangen, die seit Mai 1940 dort waren. Als Deutschland den Krieg gegen Frankreich ernsthaft zu führen
 




begann, waren ledige und kinderlos verheiratete Frauen, die mit deutscher Staatsangehörigkeit in Frankreich lebten, in Gurs interniert worden, und ein Teil von ihnen – vor allem Jüdinnen – hatte im Sommer die vorübergehend leichten Fluchtmöglichkeiten nicht nutzen wollen oder können. Unter diesen weiterhin in Gurs Internierten war auch die ehemalige Maria-Theresia-Schülerin Marie Bach. Vermutlich wurde Rosa im September 1942 nach Auschwitz deportiert. Am 16. September verließ einer der vielen Züge mit Ziel Auschwitz das Durchgangslager Drancy (bei Paris). Auf der Liste der Juden, die diesen Zug besteigen mussten, steht auch Rosel Wolff.
2003 wurde im Zentrum Mannheims ein Denkmal für die Mannheimer Juden enthüllt, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden (Bildhauer: Jochen Kitzbihler). Der Name von Rosel Wolff ist darauf zu finden, ebenso wie auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte im Augsburger Rathaus (Künstler: Klaus Goth).

Siehe
Serge Klarsfeld, Le Mémorial de la déportation des Juifs de France, Paris 1978, Liste von Convoi Nr. 33 (mit dem Namen Rosel Wolffs).
Barbara Vormeier, Die Deportierungen deutscher und österreichischer Juden aus Frankreich (19421944), Paris 1980, S. 107 (der Name von Rosel Wolff auf derselben Deportationsliste).

Literatur:
Hans-Joachim Hirsch,
»Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen«. Die Gedenkskulptur für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mannheim. Mit Beiträgen von Peter Kurz, Jochen Kitzbihler und Helmut Striffler, Mannheim 2005.

   
 
  Gertrud Loeb
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»Max Ginsberger & Co.«), Geschäft Moritzplatz (Weberhaus)

Gertruds Vater Bernhard Loeb (geb. 1893 in Augsburg) war Inhaber des Modewarengeschäfts »Max Ginsberger & Co.« im Weberhaus. Gertruds Mutter hieß Rosa, geb. Gruenhut (geb. 1895 in Regensburg). Gertrud hatte einen jüngeren Bruder namens Fritz (geb. 1925).
Gertrud besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1937 in den Klassen 1–5 und L6.
1935 feierte Gertrud zusammen mit einigen anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Ende 1936 verweigerte das städtische Grundstücksreferat die Verlängerung des Mietvertrags, durch den Bernhard Loeb seinen Laden im Weberhaus (das der Stadt gehörte) führen konnte. Das Geschäft musste deshalb verkauft werden.
Während des Krieges leistete Gertrud in der Ballonfabrik Augsburg, so wie viele andere jüdischen Mädchen und Frauen auch, Zwangsarbeit. Am 1. April 1942 wurde sie im Alter von 21 Jahren nach
Piaski in Polen deportiert und gilt als verschollen, ebenso ihr Bruder Fritz und ihre Eltern Bernhard und Rosa Loeb.
Zwei Monate lang, von April bis Juni 1942, lebte auch der Ingenieur Arnold Hindls aus Brno (Brünn) in Piaski – für ihn war dies nur eine Verschleppungsstation von vielen, zwischen Theresienstadt und Ossowo. Über Piaski schreibt er in seinen Erinnerungen (Einer kehrte zurück, 1965): »Piaski, ein kleines Städtchen in der
 




Lubliner Woiwodschaft, ringsum von Sand und Sümpfen und Wald umgeben, ist durch die Staatsstraße Lublin–Cholm (= Chelm) in zwei Teile geteilt, weshalb sich
das ehemals große, von etwa dreitausend einheimischen Juden bewohnte Getto zu beiden Seiten der Staatsstraße ausbreitete. Nur waren die beiden Gettoteile jetzt, jeder für sich, mit hohen Bretterzäunen und Stacheldraht eingefriedet, mit großen, ständig bewachten Toren, die nur vormittags und nachmittags je eine Stunde am Tage geöffnet wurden und zur Staatsstraße hin abgeschlossen waren. ... Die Häuser des Gettos waren zumeist aus Holz, mit nur kleinen Höfen,
ineinandergeschachtelt, vorwiegend ebenerdig, manche einstöckig. ... Im Städtchen gab es weder Wasserleitung noch Kanalisierung. Für die rund sechstausend Menschen zählende Belegschaft der beiden Gettoteile ... gab es nur einen einzigen Brunnen mit annehmbarem Trinkwasser im südlichen Getto, von dem pro Person und pro Tag nur ein Kübel von zehn Liter Inhalt geholt werden durfte. ... Am Rande des südlich gelegenen Gettos, an der Staatsstraße, war in einem geräumigen, solid gebauten Gebäude das Kommando der SS untergebracht, dem das Getto unterstellt war. Von dem Balkon des Gebäudes konnte die SS beide Gettoteile sehr gut beobachten. Bei jedem Besuch dieser Herrenmenschengab es reichlich Ohrfeigen, Fußtritte und Peitschenhiebe, und ›nicht erlaubte‹ Lebensmittel, die ins Getto geschmuggelt worden waren, wurden beschlagnahmt. … An Hunger starben hier täglich zwanzig bis dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten abgemagert waren. … Trotz dieser katastrophalen Verpflegungsverhältnisse wurden alle arbeitsfähigen Männer und Frauen täglich gruppenweise zu Erd-, Garten- und Straßenunterhaltungsarbeiten herangezogen
 






... Auch im Getto selbst gab es genug Arbeit, wie die Reinigung und Vertiefung der Abflussgräben und Rigolen, die Errichtung von Latrinen und immer wieder Latrinen, die nie ausreichten.«
Im Herbst 1942 wurden einige Juden aus Piaski nach Belzec, die übrigen, etwa 4000, nach Sobibor gebracht und dort ermordet. Sofort wurde das »Ghetto« durch Deportationen erneut belegt.
Der Name von Gertrud Loeb ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).

Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines Deportierten, Stuttgart 1965, S. 12–32.
Maren Janetzko, »Die Arisierungvon Textileinzelhandelsgeschäften in Augsburg am Beispiel der Firmen Heinrich Kuhn und Leeser Damenbekleidung GmbH«, in: Andreas Wirsching (Hrsg.), Nationalsozialismus in Bayerisch-Schwaben. Herrschaft –Verwaltung – Kultur, Ostfildern 2004, S. 153–183, hier S. 163 (zum Verkauf von Bernhard Loebs Geschäft).

   
  Martha Löwenstein
geb. 1892 in Stuttgart, Vater Privatier

Marthas Vater war der Bankier oder, nach den Schul-Jahresberichten, Privatier Liebmann (Lippmann) Löwenstein (geb. 1854). Er war in Heilbronn geboren, seine Frau Elise, geb. Löwengard (geb. 1871), in Hechingen. Liebmann starb schon 1899, als seine Tochter Martha erst sieben Jahre alt war.
Martha besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1903 bis 1908 in den Klassen 1–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Martha heiratete im Dezember 1928 in München den Taxichauffeur Karl Joseph Maria von La Hausse (geb. 1896), einen gebürtigen Münchner, der in Niederndorf bei Kufstein (Österreich) lebte.
Marthas Mutter Elise zog 1928 von Augsburg nach München und starb dort 1939.

Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 855 (zu Elise Löwenstein).
Stammbaum der Familie von La Hausse im Internet: gw.geneanet.org/isa5?lang=en&p=henry&n=de+la+hausse (Stand: Februar 2017), hier: »Rameau 17-XV«..
    Elsa Luchs
geb. 1898 in Binswangen, Vater Kaufmann (Pferdehändler), Bahnhofstraße 18

Elsas Eltern waren Siegmund Luchs (geb. 1868) und Paula, geb. Günzburger. So wie Elsa besuchten auch ihre jüngeren Schwestern Ida und Senta die Maria-Theresia
-Schule. Außerdem hatte Elsa noch einen Bruder namens Stefan (geb. 1904 in Augsburg).
Elsa war eine Cousine von Selma, Irma und Nora Metzger.
Elsa besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1909 bis 1914 in den Klassen 1–6.
Elsa wanderte spätestens Anfang 1941 nach Sao Paulo, Brasilien, aus, ebenso ihr Bruder Stefan. Sie leitete dort einen Betrieb, in dem Pyjamas hergestellt wurden. Später heiratete sie Hans Scheidemann.
Elsa Scheidemann, geb. Luchs, ist 1984 in Sao Paulo gestorben.

Siehe
den Stammbaum von Elsa (Else) Luchs im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: April 2007).
   
 
     
     
  Ida Luchs
geb. 1901 in Augsburg, Vater Kaufmann, Bahnhofstraße 18

Idas Eltern waren Siegmund Luchs (geb. 1868) und Paula, geb. Günzburger. So wie Ida besuchten auch ihre Schwestern Elsa und Senta die Maria-Theresia-Schule. Außerdem hatte Ida noch einen Bruder namens Stefan (geb. 1904 in Augsburg).
Ida war eine Cousine von Selma, Irma und Nora Metzger.
Ida besuchte die »Städtische Töchterschule«, die 1914 den Namen »Maria-Theresia-Schule« erhielt, von 1911 bis 1917 in den Klassen 1–6.
Ida heiratete 1929 den Psychoanalytiker Dr. Julius Mändle. Das Ehepaar bekam 1931 eine Tochter, Ruth. 1938 musste Julius einen Monat »Schutzhaft« im Lager Dachau verbringen. 1940 floh die Familie nach Brasilien.

Siehe
den Stammbaum von Ida Luchs im Internet: JewishGen, »
The Family Tree of the Jewish People« (Stand: April 2007).
Melanie Marks, »Kölner Opfer des NS-Regimes. Stolpersteine erinnern an Psychoanalytiker«, in: Kölnische Rundschau, 5. Oktober 2016, im Internet: http://www.rundschau-online.de/region/koeln/koelner-opfer-des-ns-regimes-stolpersteine-erinnern-an-psychoanalytiker-24846644 (Stand: Februar 2017).
    Senta Luchs
geb. 1905 in Augsburg, Vater Kaufmann, Bahnhofstraße 18

Sentas Eltern waren Siegmund Luchs (geb. 1868) und Paula, geb. Günzburger. So wie Senta besuchten auch ihre älteren Schwestern Elsa und Ida die Maria-Theresia-
Schule. Außerdem hatte Senta noch einen Bruder namens Stefan (geb. 1904 in Augsburg).
Senta war eine Cousine von Selma, Irma und Nora Metzger.
Senta besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1915 bis 1920 in den Klassen 1–5, vermutlich auch noch 1920/21 in Klasse 6.

Siehe
den Stammbaum von Senta Luchs im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: April 2007).
    Antonie Lustig
geb. 1904 in Laufen, Vater Kaufmann (im Schul-Jahresbericht ist der Beruf des Vaters nicht angegeben)

Antonies Eltern hießen Heinrich Lustig (1868–1929) und Rosalie (Rosa), geb. Eigner (1873–1934). So wie Antonie besuchten auch ihre Schwestern
Ernestine, Martha und Olga die Maria-Theresia-Schule.
Antonie besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1915 bis 1917 in den Klassen 1b und 2b; möglicherweise war sie auch im folgenden Jahr noch auf der Schule.
Antonie heiratete Dr. med. Ernst Steinitz (geb. 1907 in Breslau) und lebte mit ihm ab 1930 in Breslau. Sie arbeitete als Krankenschwester. Das Ehepaar emigrierte nach Palästina. 1939 wurde ihnen eine Tochter geboren. Ernst war 1945 Soldat der britischen Truppen in Indien. Er starb 1980 in Jerusalem.
Antonie Steinitz, geb. Lustig, ist 1990 in Arad (Israel) gestorben.
    Ernestine Lustig
geb. 1902 in München, Vater Kaufmann

Ernestines Eltern hießen Heinrich Lustig (1868–1929) und Rosalie (Rosa), geb. Eigner (1873–1934). So wie Ernestine (Erna
) besuchten auch ihre Schwestern Antonie, Martha und Olga die Maria-Theresia-Schule.
Ernestine besuchte die Maria-Theresia-Schule, die bei ihrem Eintritt noch bloß »Städtische Höhere Mädchenschule« hieß, von 1913 bis 1916 in den Klassen 1–3.
1929 heiratete Ernestine (Erna) den Angestellten Ludwig Grünbaum (geb. 1901 in Nürnberg). Das Ehepaar wohnte in Augsburg in der Rosenaustraße. Ludwig führte zusammen mit seinem Vater Martin Grünbaum eine Vertretung der Miele-Werke. 1938 zogen Ernestine und Ludwig nach Berlin, im November 1939 emigrierten sie in die USA. In San Diego machte Ludwig, der sich nun Louis Gruenbaum nannte, ein Geschäft für Elektrozubehör auf.
Ernestine Gruenbaum, geb. Lustig, starb 1961 in San Diego.
In zweiter Ehe heiratete Louis Gruenbaum die ehemalige Maria-Theresia-Schülerin Betty Uhlmann. Er starb 1996 in San Diego.

(Die meisten Angaben für diese Kurzbiografie stammen aus Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 235.)
    Martha Lustig
geb. 1905 in Laufen (Oberbayern), Vater Kaufmann

Marthas Eltern hießen Heinrich Lustig (1868–1929) und Rosalie (Rosa), geb. Eigner (1873–1934). So wie Martha besuchten
auch ihre Schwestern Antonie, Ernestine und Olga die Maria-Theresia-Schule.
Martha besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1916 bis 1925 in den Klassen 1–G9. 1925 legte sie die Reifeprüfung ab und schrieb sich in München als Medizinstudentin ein. 1930 absolvierte sie dort das Staatsexamen. Ihr praktisches Jahr leistete sie am Städtischen Krankenhaus in Augsburg ab.
Martha heiratete 1931 Dr. med. Georg Zeitler, der Protestant war, wohnte mit ihm am Kesselmarkt D 75 / I und praktizierte dort auch. 1932 wurde dem Ehepaar eine Tochter geboren.
1934 wurde Martha die Kassenzulassung entzogen, 1938 auch die Approbation.
Am 7. März 1943 töteten Hedwig und Paul Englaender, die Eltern von Elisabeth Englaender, sich selbst mit Leuchtgas, um der Deportation von Augsburg nach Auschwitz zu entgehen. Das Ehepaar Zeitler verbrachte die letzte Nacht der Englaenders mit ihnen.
Ab 1944 wurden auch Juden, die mit nicht-jüdischen Partnern verheiratet waren, nach Theresienstadt deportiert. Martha verbarg sich in der Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld bei Augsburg und konnte so der Deportation entgehen.
Aus Dankbarkeit für die Rettung nahm die Familie Zeitler (oder nur Ehemann Georg?) nach dem Krieg den katholischen Glauben an. Martha praktizierte wieder in Augsburg, zunächst zehn Jahre lang vorwiegend als Assistentin ihres Mannes, nach dessen Tod 1956 allein. Ende 1956 wurde sie in München promoviert.
Martha Zeitler, geb. Lustig, starb 2001 in Düsseldorf.
   

Siehe: Martha Zeitler, Die Strahlentherapie bei weiblichen Genitalcarcinomen. Behandlungsergebnisse, sowie andere statistische Unterlagen, an der II. Frauenklinik der Universität München im Jahre 1950, Diss. München 1956 (mit Lebenslauf).

Literatur:
Auszug aus Aufzeichnungen von Maria Caritas Schmidberger, Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld bei Augsburg (1949 zur Äbtissin gewählt), in: Gernot Römer, »Jüdisch versippt«. Schicksale von »Mischlingen« und nichtarischen Christen in Schwaben, Augsburg 1996, S. 54.
Elisabeth Friedrichs, Beitrag zur Veranstaltung der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), »Schicksal unserer rassisch und politisch verfolgten Kollegen während des Dritten Reiches. Verantwortlichkeit der deutschen Ärzteschaft« am 26. Oktober 1989 im Zeughaus, Augsburg (unveröffentlicht)
Michael Spotka, »Dr. Martha Zeitler«, in: Ders. & Benigna Schönhagen, Augsburgs jüdische Ärzte im Nationalsozialismus. Ein Stadtrundgang, Augsburg o. J. (2016), S. 42–45.  

    Olga Lustig
geb. 1910 in Augsburg, Vater Kaufmann

Olgas Eltern hießen Heinrich Lustig (1868–1929) und Rosalie (Rosa), geb. Eigner (1873–1934). So wie Olga besuchten auch ihre älteren Schwestern
Antonie, Ernestine und Martha die Maria-Theresia-Schule.
Olga besuchte die Maria-Theresia-Schule 1924 in Klasse 5a. Vermutlich war sie 1920 in Klasse 1 eingetreten. Mit
14 Jahren ging sie am 15. Juli 1924 während des Schuljahres ohne Abschluss von der Schule ab.
Olga heiratete den Kaufmann Erich Mayer. Das Ehepaar wohnte eine Zeit lang in Paris und bekam eine Tochter. Während des Austrags einer Rechtssache 1937 (Zwangsversteigerung eines Hauses der Familie, das für die Hälfte des Wertes verkauft wurde) war Olgas Aufenthaltsort unbekannt.
Olga Mayer, geb. Lustig, ist 1961 in Dijon gestorben.

Siehe
im Staatsarchiv Augsburg Bd. 3 (Augsburg) des Israelitischen Standesregisters und die Steuerakten der Familie Lustig.