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Elsa Waitzfelder
geb. 1906 in Augsburg, Vater Kaufmann
Elsas Eltern waren Bernhard Waitzfelder (geb. 1875 in Augsburg)
und Karoline, geb. Levy (geb. 1882 in Augsburg). Bernhard war Teilhaber
der Ledergroßhandlung »Bacharach & Waitzfelder«. Elsa hatte zwei
Brüder, Jacques (geb. 1904) und Kurt (geb. 1911).
Elsa besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1916 bis 1920 in den
Klassen 1–4; möglicherweise blieb sie bis 1922 bis zur Klasse 6
auf der Schule.
1921 feierte Elsa gemeinsam mit sechs anderen jüdischen Mädchen
ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen
Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach
dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg
aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder
in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Elsa heiratete 1928 Dr. Erwin Meyer (oder Mayer) aus Berlin. Noch
im selben Jahr ist sie gestorben.
Elsas Eltern mussten um 1942 in die Hallstraße 14 ziehen, wo die
Nationalsozialisten ein sogenanntes »Judenhaus« einrichteten. Bernhard
und Karoline wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert
und gelten als verschollen.
Elsas älterer Bruder Jacques (gest. 1984) war Doktor der Ökonomie
und der Rechte. Sein 1929 erschienenes Buch über den Augsburger
Kattunfabrikanten Johann Heinrich von Schüle (18. Jh.) widmete er
dem Gedächtnis seiner verstorbenen Schwester. 1933 wurde er in München
als Rechtsanwalt zugelassen. Die Nationalsozialisten schränkten
die Arbeitsmöglichkeiten für jüdische Rechtsanwälte immer stärker
ein. Jacques wanderte 1938 in die USA aus und arbeitete dort unter
dem Namen Whitfield für große Chemiefirmen. |
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Elsas jüngerer Bruder Kurt (gest. 1958) heiratete
Ruth Hirschfeld. Das Ehepaar emigrierte spätestens 1942 in die
USA.
Siehe Jacques Waitzfelder, Der Augsburger Johann Heinrich
von Schüle, ein Pionier der Textilwirtschaft im 18. Jahrhundert,
Leipzig 1929.
Literatur:
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in
Bayern nach 1933, München 2006, S. 264 (zu Jacques/Jakob Waitzfelder). |
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Anni Wallach
geb. 1909 in Köln, Vater Kaufmann, Fabrikant
Annis Eltern waren Jakob Wallach und Paula, geb. Heilbronner (geb.
1887 in Augsburg). Die Ehe wurde geschieden.
Anni (oder »Anny«) besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1919 bis
1925 in den Klassen 1–6.
Annis Mutter wohnte ab 1939 in der Mozartstraße 5½, wo die Nationalsozialisten
ein sogenanntes »Judenhaus« einrichteten. Anfang April 1942 wurde
sie nach Piaski in Polen deportiert. |
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Ruth Wallach
geb. 1911 in Düsseldorf, Vater Fabrikdirektor
in Augsburg
Ruths Eltern waren Simon Wallach (geb. 1880 in Köln) und Hedwig
(geb. 1875 in Braunschweig). Simon war Direktor von verschiedenen
Maschinenfabriken. Ruth hatte einen jüngeren Bruder, Rolf (geb.
1916).
Ruth besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1927 in den
Klassen 4–6; vermutlich war sie 1921 in Klasse 1 eingetreten.
Im Mai 1925 feierte Ruth zusammen mit neun anderen jüdischen Mädchen
ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen
Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach
dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg
aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder
in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Ruth heiratete den Augsburger Eugen Grünhut (geb. 1909). (Eugen
war ein Neffe von Adele Mendelsohn, geb. Grünhut, der Mutter von
Fanny Mendelsohn.) Das Ehepaar bekam eine Tochter.
Ruths Onkel, der Arzt Moritz (Mosche) Wallach (geb. 1866 in Köln),
lebte seit 1892 in Jerusalem. Dort leitete er das Krankenhaus »Shaare
Zedek« (»Tore der Gerechtigkeit«). Aufgrund dieses Kontaktes konnten
viele Mitglieder der Familie Wallach in den 1930er Jahren nach Palästina
emigrieren, so auch Ruth und ihr Ehemann 1936.
Ruths Eltern zogen 1932 nach Mannheim. Auch sie wanderten 1936 nach
Palästina aus. Simon starb 1950 in Jerusalem, Hedwig 1960 in Haifa.
Auch Ruths Bruder Rolf emigrierte nach Palästina. Er kehrte mit
Ehefrau und zwei Söhnen 1956 nach Deutschland zurück, wo er 1990
starb.
Ruth Grünhut, geb. Wallach, ist vor 2006 in Haifa gestorben. |
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Hilde Waluta
geb. 1926 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Prokurist
Hildes Eltern waren Alfred Waluta (geb. 1899 in Wien) und Ilse,
geb. Herrmann (geb. 1904 in Gotha). Alfred war Prokurist in der
Getreidegroßhandlung von Franz Schwarz, dem Vater von
Ilse Schwarz.
Hilde besuchte die Maria-Theresia-Schule 1937 und 1938 in den Klassen
1b und 2b. Mit 12 Jahren
ging sie am 28. Mai 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss
von der Schule ab. Sie wanderte mit ihren Eltern im gleichen Jahr
nach Cali (Kolumbien) aus.
In Cali wurde Alfred Mitinhaber einer Kammfabrik.
Hilde heiratete Hans Zander aus Berlin. Das Ehepaar bekam vier Kinder. |
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Margarete Wassermann
geb. 1921 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»Pflaunlacher &
Schwab, Sportbekleidung«, heute C&A), Geschäft Bahnhofstraße / Ecke
Burgkmairstraße
Margaretes Vater hieß Karl Wassermann (geb. 1877 in Ulm), ihre Mutter
Jenny, geb. Pflaunlacher (geb. 1890 in Augsburg). Die Produktion
von Karl Wassermanns Firma lag in der Haunstetter Straße. Margarete
hatte einen älteren Bruder, Heinz (1914–1988).
Margaretes Tante mütterlicherseits, Berta Pflaunlacher, hatte Max
Schwab geheiratet; auch Max war Teilhaber der Firma »Pflaunlacher
& Schwab«. Die Töchter von Berta und Max,
Liselotte und
Paula Schwab, waren Cousinen von Margarete.
Margarete wohnte mit ihrer Familie zunächst in der Bismarckstraße,
dann in der Volkhartstraße, Völkstraße, Frohsinnstraße (das Wohnhaus
wurde 1937 jüdisches Altersheim), schließlich in der Hallstraße
14. Dieses Haus kauften Karl Wassermann und Max Schwab 1938 von
Emanuel Polatschek (dem Vater von
Hedwig,
Ida und
Laura Polatschek). Später wurde es von den Nationalsozialisten
als »Judenhaus« zur Einquartierung vieler Juden benutzt. Auf engem
Raum lebten dort zuletzt auch
Marianne und
Gertrud Weil mit ihrer Mutter, bis zur Deportation der Hausbewohner
nach Auschwitz im März 1943. Besitzer des Hauses wurde das Deutsche
Reich. 1944 ist das Haus nach einem Luftangriff völlig ausgebrannt;
nach dem Krieg gab es einen Vergleich mit den Erben der vormaligen
Besitzer, und ein Neubau wurde errichtet.
Margarete besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1937 in
den Klassen 1–G6. In Berlin lernte sie das Modezeichnen.
Margaretes Vater wurde enteignet und im November 1938 für einige
Zeit inhaftiert. Ihr Bruder Heinz emigrierte 1938 in die USA, sie
selbst ging 1939 nach England und |
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arbeitete dort als Krankenschwester. 1942 heiratete sie Herbert
Berlin aus Hamburg (geb. 1918). Das Ehepaar mit einer Tochter zog
1951 in die USA. Dort bekamen sie einen Sohn.
Margaretes Ehemann Herbert ist 1999 gestorben.
Im Juli 2004 besuchte Margarete mit ihrem Enkel Augsburg und, nach
fast 70 Jahren seit ihrer Schulzeit, das Maria-Theresia-Gymnasium.
Margaret Berlin, geb. Wassermann, starb Ende 2008 in
Kalifornien.
Margaretes Eltern wurden im März 1943 nach Auschwitz oder in ein
anderes osteuropäisches Konzentrationslager deportiert.
Margaretes Großmutter Anna Pflaunlacher, geb. Schwab (geb. 1867
in Nürnberg), wurde im August 1942 nach Theresienstadt deportiert
und starb dort; andere Verwandte erlitten ein ähnliches Schicksal.
Literatur:
Marina Bylinsky, »Gespräch mit Frau Margarete Berlin, geb.
Wassermann, am 14.07.2004 am MT«, in: Peter Wolf (Hrsg.), Spuren.
Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus
an der Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein Bericht der
Projektgruppe »Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 2005, S. 52–54;
auch auf dieser Website (s. u.).
Zeitzeugen-Gespräche: Gespräch mit Frau Margarete Berlin,
geb. Wassermann, am 14. Juli 2004 am MT, aufgezeichnet von Marina
Bylinsky.
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Edith Weil
geb. 1924, Vater Kaufmann in Augsburg,
Wohnung Alpenstraße 15
Ediths Eltern waren Hermann Weil (geb. 1883 in Buchau am Federsee)
und Selma, geb. Oberdorfer (geb. 1893 in Hainsfarth). Edith hatte
einen älteren Bruder, Leo (geb. 1922).
Auch Hermanns älterer Bruder Siegfried, der Vater von
Gertrud und
Marianne Weil, und sein jüngerer
Bruder Julius (geb. 1887) lebten in Augsburg. Hermann und Siegfried
waren Teilhaber der »Motoren- und Maschinenfabrik Augsburg-Pfersee«.
1931 musste der Betrieb wegen hoher Schulden verkauft werden; Siegfrieds
Sohn Arie Weil ist überzeugt, dass dabei auch schon politische Gründe
im Spiel waren (Auskunft im Jahr 2005).
Edith besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1935 bis 1938 in den
Klassen 1–4.
Mit fast 14 Jahren war Edith durch Ministerialerlass gezwungen,
am 14. November 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss die
Schule zu verlassen.
Ediths Vater und kurz darauf auch sie selbst flohen 1938 in die
Niederlande. Während Hermann bis 1940 in einem Internierungslager
lebte, verbrachte Edith einige Zeit in Wieringen in einem Schulungslager,
wo junge Juden Fertigkeiten erlernen sollten, die ihnen nach der
Auswanderung in Palästina von Nutzen wären. Später arbeitete sie
beim Judenrat in Amsterdam – in einer Organisation, »die auf deutschen
Befehl die zur Deportation vorgesehenen Juden zu registrieren hatte;
sie galt deshalb selbst als gesperrt für die Deportation« (G. Römer
in »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«). Nach Aussage
von Ediths Bruder Leo lehnten es Hermann und Edith ab, sich von
ihm nach Frankreich schleusen zu lassen, weil sie sich vor der Deportation
geschützt glaubten. Von Amsterdam aus wurden beide dennoch im Dezember
1943 oder Januar 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie am 28. Januar
1944 ermordet worden sein sollen. |
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Ediths Mutter Selma war bei ihrer eigenen Mutter in Augsburg geblieben.
Karoline Oberdorfer, geb. Steiner (geb. 1864), wurde am 31. Juli
1942 über München nach Theresienstadt deportiert und starb dort
nach wenigen Tagen am 13. August.
Selma wohnte zuletzt in der Halderstraße 6 (neben der Synagoge).
Sie leistete von August 1942 bis Anfang März 1943, so wie viele
jüdische Frauen und Mädchen, Zwangsarbeit in der Augsburger Ballonfabrik.
Im März 1943 wurde Selma nach Auschwitz oder in ein anderes osteuropäisches
Konzentrationslager deportiert.
Ediths Bruder Leo wohnte seit 1936 in Amsterdam bei seinem Onkel
Herbert Oberdorfer. Im Februar 1941 entkam er einer Razzia der Deutschen
und lebte seitdem im Untergrund. Er arbeitete in den Niederlanden
und in Frankreich im Widerstand, überlebte Folter und Inhaftierung
in mehreren Lagern und vegetierte als Typhuskranker in Theresienstadt,
als dieses Lager 1945 befreit wurde. Nach dem Krieg lebte er in
Paris und Amsterdam, bis er 1951 nach Sao Paulo auswanderte.
Der Name von Edith Weil ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte
aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler:
Klaus Goth).
Literatur:
Gernot Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«.
Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949,
Augsburg 2007, S. 379f.
Gernot Römer, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben
gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg
1995, S. 63–74 (zu Leo Weil).
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Erna Weil
geb. 1907 in Augsburg, Vater Kaufmann,
Lederhändler (»Leopold Weil & Cie«), Wohnung und Geschäft Hafnerberg
D 139 (heute Nr. 2)
Ernas Eltern waren der Lederhändler Emil Weil (geb. 1874 in Augsburg)
und Bella, geb. Sundheimer (geb. 1879 in Regensburg). So wie
Erna besuchte auch ihre ältere
Schwester
Liselotte die Maria-Theresia-Schule.
Erna wird als ungewöhnlich begabte Schülerin beschrieben. Sie besuchte
die Maria-Theresia-Schule von 1917 bis 1926 in den Klassen 1–G9.
1921 feierte Erna gemeinsam mit ihrer Schwester Liselotte und fünf
anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah:
Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell
am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden,
wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation,
jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam
abgehalten).
Erna machte im März 1926 das Abitur. Sie studierte Medizin, zuerst
ein Semester lang in Wien, dann in München, wo sie Ende 1931 die
ärztliche Staatsprüfung absolvierte. Ihr praktisches Jahr leistete
Erna in Augsburg, Hamburg und Berlin ab, in Augsburg für vier Monate
auf der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses bei Prof.
Friedrich Georg Port. Nach dem Reichstagsbrand 1933 verlor sie ihre
Stelle in Berlin. Im folgenden Jahr schrieb sie sich in Turin ein,
um dort erneut ein Staatsexamen abzulegen, das in Großbritannien
anerkannt würde; ihr schloss sich
Lotte Dann an, die jüngste Schwester ihrer Schulfreundin
Elisabeth Dann. Durch die antijüdische Politik in Italien wurde
Erna jedoch daran gehindert, dieses Examen abzulegen, kehrte nach
Deutschland zurück und arbeitete als Krankenschwester am Jüdischen
Krankenhaus in Frankfurt am Main.
1938 floh Ernas Mutter Bella, 1939 auch ihr Vater Emil nach Montreux
(Schweiz). Von dort aus emigrierte Emil 1940 in die USA. Bella meldete
sich Ende des Jahres |
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mit unbekanntem Ziel ab; offenbar konnte sie mit ihrem Mann nach
New York entkommen. Emil starb dort 1946.
Erna zog Anfang 1941 zu ihrer Schwester Liselotte nach Frankreich,
dann noch im selben Jahr in die USA. In New York praktizierte sie
als Kinderpsychiaterin.
Erna Weil ist 1960 bei einem Verkehrsunfall in New York gestorben.
Ernas Eltern starben ebenfalls in den USA, Emil 1946, Bella 1975.
Siehe Erna Weil, Über einen Fall von Chorea
Gravidarum mit Psychose, Diss. München 1933 (mit Lebenslauf).
Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen
der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 221–223.
Lotte Treves, geb. Dann, »Mit tiefer Dankbarkeit blicke ich zurück«,
in: Gernot Römer (Hrsg.), Vier Schwestern. Die Lebenserinnerungen
von Elisabeth, Lotte, Sophie und Gertrud Dann aus Augsburg,
Augsburg 1998, S. 135–228, hier S. 158–160. |
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Gertrud Weil
geb. 1920 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Dipl.-Ingenieur, Klinkerberg
20
Gertruds Vater Siegfried Weil (geb. 1878) stammte aus Buchau
am Federsee (Württemberg). Als Diplomingenieur für Maschinenbau
kam er 1910 nach Augsburg und kaufte hier (im Stadtteil Pfersee,
Leitershoferstraße 40) eine Firma für landwirtschaftlichen Maschinenbau.
Auch seine jüngeren Brüder Hermann (der Vater von
Edith Weil) und Julius (geb. 1887) ließen sich in Augsburg nieder;
Hermann war Teilhaber der Firma.
1919 heiratete Siegfried. Seine Frau Amalie (»Mali«) Weil, geb.
Lamm (geb. 1895), kam aus Nürnberg und war bis zu ihrer Heirat künstlerisch
tätig (Ölmalerei). So wie Gertrud besuchte auch ihre jüngere Schwester
Marianne die Maria-Theresia-Schule. Die Mädchen hatten einen
jüngeren Bruder, Alfred (»Arie«, geb. 1925).
1931 war Siegfried wegen hoher Schulden gezwungen, seinen Betrieb
zu verkaufen; sein Sohn Arie Weil ist überzeugt, dass dabei auch
schon politische Gründe im Spiel waren (Auskunft im Jahr 2005).
Siegfried wurde Vertreter von diversen Firmen für Schreinerartikel.
Am 7. September 1938 starb er im 60. Lebensjahr nach Krankheit.
Gertrud, das erste Kind des Paares, besuchte die Maria-Theresia-Schule
von 1930 bis 1935 in den Klassen 1–5.
1935 feierte Gertrud, zusammen mit anderen jüdischen Mädchen, ihre
»Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit
für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag
des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie
die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren
Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten). Die Feier
in der Synagoge wurde musikalisch u.a. von der Sängerin
Dina Marx, geb.
Strauss, gestaltet. |
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Nach der Schulzeit machte Gertrud eine Ausbildung zur Krankenschwester
in einem jüdischen Kinderheim in München. Ab 1936 arbeitete sie
in einem jüdischen Säuglingsheim in Berlin, ab 1939 bei einem jüdischen
Arzt in Augsburg.
Am 28. Oktober 1940 heiratete Gertrud durch eine Ferntrauung Ernst
Günzburger (geb. 1916 in Augsburg), ihre Jugendliebe. Ernst war
1937 nach Brasilien ausgewandert, als Gertrud noch in der Ausbildung
stand. (Thea
Günzburger war Ernsts Schwester.) Trotz der Heirat erhielt Gertrud
keine Genehmigung zu emigrieren.
Am Klinkerberg wohnte bei der Familie zuletzt auch Gertruds Großmutter
väterlicherseits, Julie Weil (geb. 1855). Sie wurde am 31. Juli
1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort kaum zwei Wochen
später.
Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Marianne musste Gertrud
1942 in ein so genanntes »Judenhaus« in der Hallstraße 14 ziehen
und dort auf engstem Raum leben.
Die drei Frauen wurden Anfang März 1943 nach Auschwitz deportiert.
Dort pflegte Gertrud Kranke und starb im Juli 1943 an Typhus. Mutter
und Schwester lebten da wohl schon nicht mehr. Sie wurden 1946 für
tot erklärt.
Gertruds Bruder Arie konnte 1939 nach Palästina emigrieren. Er
war bei unserem Projekt »Spurensuche« sehr behilflich. Im
Februar 2015 ist er in Israel gestorben.
Gertruds Onkel Julius Weil war mit einer Christin verheiratet. Er
überlebte den Krieg als Zwangsarbeiter und starb 1947 in Augsburg.
Der Name
von Gertrud Günzburger ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte
aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler:
Klaus Goth). |
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Siehe Renate Weggel, »Nicht Stadt, nicht Dorf. Industrialisierung
in Pfersee und die Folgen«, in: Geschichtswerkstatt Augsburg e.V.
(Hrsg.), Nicht Stadt, nicht Dorf. Leben und Arbeiten in Pfersee.
Dokumentation und Ausstellung, Augsburg 1994, S. 1–21, hier
S. 6 (Inserat von S. u. H. Weils »Motoren- u. Maschinenfabrik Augsburg-Pfersee«).
Renate Weggel, Pfersee: Dorf – Industrieort – Vorort. Die Industrialisierung
und ihre Auswirkungen auf eine Gemeinde vor den Toren Augsburgs,
Augsburg 1995, S. 32f. (zur Maschinenfabrik der Gebrüder Demharter,
die S. Weil 1910 kaufte).
Walter Gerlach (Hrsg.), Das Buch der alten Firmen der Stadt und
des Industriebezirkes Augsburg im Jahre 1930, Leipzig 1930,
S. 75 (kurze Selbstbeschreibung von S. u. H. Weils Fabrik).
Literatur:
Sofia Dratva, »Geschichte der Familie Weil«, in: Peter
Wolf (Hrsg.), Spuren. Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit
des Nationalsozialismus an der Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein
Bericht der Projektgruppe »Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 2005, S. 38–42; aktualisierte Fassung auf dieser Website
(s. u.).
Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale
nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg
1987, S. 171–176.
Regina Scheer, Ahawah. Das vergessene Haus. Spurensuche in der
Berliner Auguststraße, Berlin 1992; 4. Aufl. 2004, bes. S. 222–242
(zu einer jüdischen Kinderkrippe in Berlin). |
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Siehe auch
Die Geschichte der Familie Siegfried Weil, Augsburg |
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Liselotte Weil
geb. 1906 in Augsburg, Vater Kaufmann
(»Leopold Weil & Cie«), Wohnung und Geschäft Hafnerberg D 139 (heute
Nr. 2)
Liselottes Eltern waren der Lederhändler Emil Weil (geb.
1874 in Augsburg) und Bella, geb. Sundheimer (geb. 1879 in Regensburg).
So wie Liselotte besuchte auch ihre jüngere Schwester
Erna die Maria-Theresia-Schule.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1916 bis 1920 in
den Klassen 1–4; vielleicht blieb sie bis 1922 bis zur Klasse 6
auf der Schule.
1921 feierte Liselotte gemeinsam mit ihrer Schwester Erna und fünf
anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah:
Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell
am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden,
wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation,
jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam
abgehalten).
Liselotte heiratete den Rechtsanwalt Stefan Oberbrunner (geb. 1901
in Nürnberg). Das Ehepaar bekam 1932 eine Tochter. Die Familie wanderte
1934 nach Frankreich aus. Stefan arbeitete in einem Fotogeschäft
und übernahm andere Arbeiten. 1939 trat Stefan in die französische
Armee ein, 1940 wurde er interniert. Im März 1943 wurde er aus dem
Sammellager Drancy nach Majdanek deportiert; er gilt als verschollen.
1938 floh Liselottes Mutter Bella, 1939 auch ihr Vater Emil nach
Montreux Schweiz). Von dort aus emigrierte Emil 1940 in die USA.
Bella meldete sich Ende des Jahres mit unbekanntem Ziel ab; offenbar
konnte sie mit ihrem Mann nach New York entkommen. Emil starb dort
1946.
Liselotte und ihre Tochter Anne konnten 1941 oder 1942 in die USA
ausreisen, ebenso wie Liselottes Schwester Erna, die 1941 zu ihr
gezogen war. Liselotte arbeitete als Modistin. |
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Liselotte Oberbrunner, geb. Weil, ist 1991 in Koloa, Kauai (Hawaii),
gestorben.
Siehe Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde
in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst
Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 322.
Michael Diefenbacher, Wiltrud Fischer-Pache (Hrsg.), Gerhard Jochem,
Ulrike Kettner (Bearb.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer
der Schoa. Mit einem Essay von Leibl Rosenberg, Nürnberg 1998,
S. 251 (Stefan Oberbrunner, Nr. 1489).
Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen
der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 221–223 (zu Erna
Weil).
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in
Bayern nach 1933, München 2006, S. 249 (zu Stefan Oberbrunner). |
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Marianne Weil
geb. 1922 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Dipl.-Ingenieur, Klinkerberg
20
Mariannes Vater Siegfried Weil (geb. 1878) stammte aus Buchau
am Federsee (Württemberg). Als Diplomingenieur für Maschinenbau
kam er 1910 nach Augsburg und kaufte hier (im Stadtteil Pfersee,
Leitershoferstraße 40) eine Firma für landwirtschaftlichen Maschinenbau.
Auch seine jüngeren Brüder Hermann (der Vater von
Edith Weil) und Julius (geb. 1887) ließen sich in Augsburg nieder;
Hermann war Teilhaber der Firma.
1919 heiratete Siegfried. Seine Frau Amalie (»Mali«) Weil, geb.
Lamm (geb. 1895), kam aus Nürnberg und war bis zu ihrer Heirat künstlerisch
tätig (Ölmalerei). So wie Marianne besuchte auch ihre ältere Schwester
Gertrud die Maria-Theresia-Schule.
Die Mädchen hatten einen jüngeren Bruder, Alfred (»Arie«, geb. 1925).
1931 war Siegfried wegen hoher Schulden gezwungen, seinen Betrieb
zu verkaufen; sein Sohn Arie Weil ist überzeugt, dass dabei auch
schon politische Gründe im Spiel waren (Auskunft im Jahr 2005).
Siegfried wurde Vertreter von diversen Firmen für Schreinerartikel.
Am 7. September 1938 starb er im 60. Lebensjahr nach Krankheit.
Mit sechs Jahren begann Mariannes Schulleben an der St.-Anna-Schule.
Am 7. April 1932 kam sie an die Maria-Theresia-Schule. Hier besuchte
sie von 1932 bis 1938 die Klassen 1–4 sowie die Lyzeumsklassen 5
und 6. Marianne hatte ausgezeichnete Schulnoten und war eine begabte
Grafikerin.
Marianne war eines der neun Mädchen, die im Mai 1937 ihre »Konfirmation«
in Augsburg feierten, ebenso wie
Auguste Wolf und
Johanna Landmann (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit
für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag
des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie
die protestantische Konfirmation, jährlich oder in |
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noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Die Feier in der Synagoge wurde musikalisch u.a. von der Sängerin
Dina Marx, geb.
Strauss, gestaltet.
Während der ersten beiden Jahre war Elisabeth Lang aus Ederheim
(Ries)
Mariannes Klassenkameradin. Als verheiratete Elisabeth Wolf hat
sie ihre Lebenserinnerungen veröffentlicht: Der Funke Ewigkeit,
Berlin 1997. In diesem Buch erzählt sie von mehreren Lehrern, die
an der Maria-Theresia-Schule dem Nationalsozialismus deutlich distanziert
gegenüberstanden. Der Deutschlehrer Dr. Otto Feller etwa habe, als
es um »Sippenforschung« ging, ausgerechnet den Stammbaum von Marianne
Weil als vorbildlich bezeichnet und in der Klasse kursieren lassen;
deswegen sei er vom Vater einer Schülerin denunziert worden (diese
Begebenheit wurde der Projektgruppe auch von Otto Fellers Tochter
bei einem Zeitzeugengespräch bestätigt). Die Kunsterzieherin Lilly
Premauer habe sich besonders um Marianne gekümmert.
Die »Private Tennisgesellschaft Augsburg«, ein jüdischer Sportverein,
verwendete 1937 und 1938 Holzschnitte Mariannes für die Siegerurkunden
seiner Jugend-Sporttreffen. Es waren die letzten derartigen Veranstaltungen
vor der Enteignung des Vereins.
1938 erwarb Marianne den Lyzeumsabschluss (Mittlere Reife). Bis
1940 studierte sie an der Kunstschule der Stadt Augsburg Grafik.
Im Frühjahr 1940 verursachte sie einen Eklat, weil sie bei einer
Klassenaufgabe, betitelt »Leuchte«, einen siebenarmigen Leuchter
– also ein Symbol des Judentums – ablieferte. Marianne wurde 1940
von der Schule ausgeschlossen. |
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Ab September 1941 war Marianne Vorarbeiterein in der Ballonfabrik
Augsburg, die damals Werkstätten in der Augsburger Kammgarnfabrik
unterhielt und wo viele jüdische Frauen und Mädchen Zwangsarbeit
leisteten.
Am Klinkerberg wohnte bei der Familie zuletzt auch Mariannes Großmutter
väterlicherseits, Julie Weil (geb. 1855). Sie wurde am 31. Juli
1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort kaum zwei Wochen
später.
Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Gertrud wurde Marianne
1942 aus ihrer Wohnung vertrieben und musste in ein so genanntes
»Judenhaus« in der Hallstraße 14 ziehen, wo die Familie auf engstem
Raum lebte. Die drei Frauen wurden Anfang März 1943 nach Auschwitz
deportiert. 1946 wurden Marianne und ihre Mutter, 1947 Gertrud für
tot erklärt.
Mariannes Bruder Arie konnte 1939 nach Palästina emigrieren. Er
war bei unserem Projekt »Spurensuche« sehr behilflich. Im
Februar 2015 ist er in Israel gestorben.
Mariannes Onkel Julius Weil war mit einer Christin verheiratet.
Er überlebte den Krieg als Zwangsarbeiter und starb 1947 in Augsburg.
Der Name von Marianne
Weil ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt,
die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).
Siehe Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
(Hrsg.), Ein fast normales Leben. Erinnerungen an die jüdischen
Gemeinden Schwabens. Ausstellung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben nach einem Konzept von Gernot Römer, Augsburg
1995, S. 119 (Holzschnitt mit Widmung von Marianne Weil) und S.
158 (PTGA-Urkunden mit Mariannes Holzschnitten). |
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Renate Weggel, »Nicht Stadt, nicht Dorf. Industrialisierung in Pfersee
und die Folgen«, in: Geschichtswerkstatt Augsburg e. V. (Hrsg.),
Nicht Stadt, nicht Dorf. Leben und Arbeiten in Pfersee. Dokumentation
und Ausstellung, Augsburg 1994, S. 1–21, hier S. 6 (Inserat
von S. u. H. Weils »Motoren- und Maschinenfabrik Augsburg-Pfersee«).
Renate Weggel, Pfersee: Dorf – Industrieort – Vorort. Die Industrialisierung
und ihre Auswirkungen auf eine Gemeinde vor den Toren Augsburgs,
Augsburg 1995, S. 32f. (zur Maschinenfabrik der Gebrüder Demharter,
die Siegfried Weil 1910 kaufte).
Walter Gerlach (Hrsg.), Das Buch der alten Firmen der Stadt und
des Industriebezirkes Augsburg im Jahre 1930, Leipzig 1930,
S. 75 (kurze Selbstbeschreibung von S. u. H. Weils Fabrik).
Literatur:
Sofia Dratva, »Geschichte der Familie Weil«, in:
Peter Wolf (Hrsg.), Spuren. Die jüdischen Schülerinnen und die
Zeit des Nationalsozialismus an der Maria-Theresia-Schule Augsburg.
Ein Bericht der Projektgruppe »Spurensuche« des Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 2005, S. 38–42; aktualisierte Fassung auf dieser Website
(s. u.).
Eugen Nerdinger, Brüder, zum Licht empor. Ein Beitrag zur Geschichte
der Augsburger Arbeiterbewegung, Augsburg 1984, S. 239.
Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale
nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg
1987, S. 171–176. |
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Elisabeth Wolf, Der Funke Ewigkeit. Eine Familienchronik,
Berlin 1997, S. 114–117 u. 236.
Zeitzeugen – Briefe und Erinnerungen: Brief von
Eugen Nerdinger an Arie Weil vom 17. Januar 1986.
zum Text
Siehe auch
Die Geschichte der Familie Siegfried Weil, Augsburg
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Gertrud Wiesenthal
geb. 1923, Vater Kaufmann
Gertruds Eltern waren Siegfried Wiesenthal (geb. 1892) und Katharina
(»Käte«), geb. Gleich (geb. 1899). Siegfried war jüdisch, Käte katholisch.
Käte hatte selbst schon die Maria-Theresia-Schule besucht. 1919
heiratete das Paar. Siegfried war Leiter der Versand-Abteilung
der Aktiengesellschaft Farbwerke – ab 1925 »IG Farben« – in Gersthofen
bei Augsburg.
Die Kinder Gertrud und Fritz wurden katholisch getauft, aber vorerst
spielte die Religion in der Familie keine Rolle. Siegfried trat
1931 aus dem Judentum aus. Erst nach einer schweren Krankheit wurde
die Mutter religiös; davon beeindruckt, ließ sich auch der Vater
1935 katholisch taufen. Zu dieser Zeit war Gertrud auf der Maria-Theresia-Schule.
Sie besuchte die Schule von 1933 bis 1936 in den Klassen 1–3.
Gertrud fühlte sich an der Schule nicht wohl. Ein nationalsozialistischer
Lehrer war ihr unangenehm und sie war mit ihren Noten in zwei Fächern
unzufrieden. Deshalb wechselte sie 1936 nach St. Elisabeth, der
Schule der Franziskanerinnen vom Kloster Maria Stern. Die dortige
Atmosphäre erfuhr sie als sehr liebevoll.
Siegfried Wiesenthal wurde nach dem November-Pogrom 1938 in das
KZ Dachau gebracht. Als Frontkämpfer des 1. Weltkriegs ließ man
ihn nach wenigen Wochen wieder frei. Die Ausreise der Familie (ohne
Fritz, der in Deutschland blieb) über Rotterdam in die USA schlug
fehl, unter schwierigsten Umständen (Razzia der Gestapo, Flucht,
Lager Westerbork, Zwangsarbeit) überstand die Familie den Krieg
in den Niederlanden.
Westerbork war ein Sammellager für jüdische Flüchtlinge in den Niederlanden.
Siegfried Wiesenthal wurde 1940 dort interniert, seine Frau Käte
und seine Tochter Gertrud folgten ihm zunächst freiwillig, durften
dann das Lager aber nicht mehr verlassen. Im Sommer 1942 wurde das
Lager von den Deutschen übernommen |
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und zum »polizeilichen Durchgangslager« umfunktioniert: Die SS deportierte
von hier aus die Juden aus den Niederlanden in die östlichen Vernichtungslager.
Als »jüdisch Versippte« wurden die Wiesenthals vorher, im Juli 1942,
entlassen und kamen in Amsterdam unter. Der Vater musste dann kurzfristig
noch einmal vier Wochen in Westerbork verbringen.
Nach dem Krieg lebte die Familie in Gersthofen und Augsburg. Gertrud
arbeitete als Schneidermeisterin, ihr Bruder Fritz wurde Staatsanwalt
und Landrat im Kreis Augsburg. Siegfried Wiesenthal starb 1951,
die verwitwete Käte 1981.
Gertrud Wiesenthal lebt bis heute (Mai 2007) in Deutschland.
(Gertrud Wiesenthal hat diese Kurzbiografie selbst ergänzt, telefonische
Auskunft Mai 2007.)
Literatur:
Gernot Römer, »Jüdisch versippt«. Schicksale von »Mischlingen«
und nichtarischen Christen in Schwaben, Augsburg 1996, S. 73–83.
Zeitzeugen – Briefe und Erinnerungen:
Brief von Ursula Dorschky vom 15. März 2004 an die Projektgruppe.
zum Text
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Charlotte Wilmersdörffer
geb. 1898 in Bayreuth, Vater K. Landgerichtsdirektor,
K. stellv. Landgerichtsdirektor, Oberlandesgerichtsrat in Augsburg
Charlottes Vater hieß Ernst Wilmersdörffer (geb. 1865), ihre Mutter
Paula, geb. Rau (geb. 1872). Ernst Wilmersdörffer hatte zunächst
in seinem Geburtsort Bayreuth in der Justiz gearbeitet und hatte
dann ab 1899 in Augsburg mehrere Posten bei Gericht inne; erst war er Landgerichtsrat,
dann stellvertretender Landgerichtsdirektor, 1915 wurde er Oberlandesgerichtsrat
und 1917 stellvertretender Vorsitzender des Gewerbe- und Kaufmannsgerichts.
1918 erhielt er einen hohen Verdienstorden. Er starb 1926 in Augsburg.
So wie Charlotte (»Lotte«) besuchte auch ihre jüngere Schwester
Rosa die Maria-Theresia-Schule.
Charlotte besuchte die Maria-Theresia-Schule, die bei ihrem Eintritt
noch einfach »Städtische Töchterschule« hieß, von 1910 bis 1916,
zunächst in den Klassen 2–4, dann in den Klassen 5 und 6 der »Realabteilung«
und schließlich noch für ein Jahr in der »Frauenschule«.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern der
Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule
in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde ein allegorisches
Stück »Die letzte Stunde« aufgeführt, in dem Charlotte die Rolle
des »Philipp Fürwitz« spielte.
Am 31. Mai
desselben Jahres feierte Charlotte zusammen mit zwei anderen jüdischen
Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen
Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach
dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg
aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder
in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten). |
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Charlotte heiratete 1922 den Kaufmann Max Lemle aus München. Das
Ehepaar wohnte in München in der Elisabethstraße 16. 1928 bekam
Charlotte eine Tochter. Die verwitwete Paula Wilmersdörffer
emigrierte 1934 nach Palästina.
(Die Informationen zu
Paula Wilmersdörffer verdanken wir Dr. Reinhard Weber, München.)
Siehe Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
(Hrsg.), Ein fast normales Leben. Erinnerungen an die jüdischen
Gemeinden Schwabens. Ausstellung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben nach einem Konzept von Gernot Römer, Augsburg
1995, S. 76 (Programm der Konfirmationsfeier von Lotte Wilmersdörffer). |
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Rosa Wilmersdörffer
geb. 1902 in Augsburg, Vater K. Landgerichtsdirektor,
K. stellv. Landgerichtsdirektor, Oberlandesgerichtsrat, Landesgerichtsrat
Rosas Vater hieß Ernst Wilmersdörffer (geb. 1865), ihre Mutter Paula,
geb. Rau (geb. 1872). Ernst Wilmersdörffer hatte zunächst in seinem
Geburtsort Bayreuth in der Justiz gearbeitet und hatte dann ab
1899 in Augsburg
mehrere Posten bei Gericht inne; erst war er Landgerichtsrat, dann
stellvertretender Landgerichtsdirektor, 1915 wurde er Oberlandesgerichtsrat
und 1917 stellvertretender Vorsitzender des Gewerbe- und
Kaufmannsgerichts. 1918 erhielt er einen hohen Verdienstorden. Er
starb 1926 in Augsburg.
So wie Rosa besuchte auch ihre ältere Schwester
Charlotte die Maria-Theresia-Schule.
Rosa besuchte die Maria-Theresia-Schule, die bei ihrem Eintritt
noch einfach »Städtische Höhere Mädchenschule« hieß, von 1912 bis
1920, zunächst in den Klassen 1–6, dann noch für zwei Jahre in der
»Frauenschule«.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern der
Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule
in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde Schneewittchen
von Theodor Storm aufgeführt. Rosa, die der Klasse 2a angehörte,
spielte darin einen Zwerg.
Bei der Schlussfeier des Schuljahres 1917/18 spielte Rosa in einer
Aufführung der Riccaut-Szene aus Lessings Minna von Barnhelm
mit, wie Bertolt Brecht in seinem ironischen Zeitungsartikel über
dieses Fest erwähnt.
Rosa heiratete 1924 Paul Aufseeßer (geb. 1899) aus Nürnberg. Das
Ehepaar bekam zwei Kinder und emigrierte mit ihnen in die Schweiz.
Paul Aufseeßer starb 1980 in Vevey.
Rosa (gen. Ole) Aufseeßer, geb. Wilmersdörffer, ist 1993 in La Tour-de-Peilz
(am Genfer See) gestorben. Die verwitwete Paula
Wilmersdörffer emigrierte 1934 nach Palästina.
(Die
Informationen zu Paula Wilmersdörffer verdanken wir Dr. Reinhard
Weber, München.) |
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Siehe die Website »Family Roots« von Shimon Katz:
www.geocities.ws/eyalomer/all.html (Stand: Februar 2017).
Literatur:
Jürgen Hillesheim, Bertolt Brecht – Erste Liebe und
Krieg, Augsburg 2008 (enthält Brechts Artikel aus den Augsburger
Neuesten Nachrichten vom 15. Juli 1918).
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Auguste Wolf
geb. 1922 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten
ist kein Geburtsort angegeben), Vater Juwelier, Wohnung Hermanstraße
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Als Auguste (»Gusti«) 1932 auf die Maria-Theresia-Schule kam, war
ihr Vater Gustav Wolf schon gestorben. Ihre Mutter war Mina oder
Minna, geb. Grünebaum (geb. 1889 od. 1890 in Hellstein). Auguste
war eine Cousine von Heinz,
Irma und
Johanna Landmann, bei deren Familie in der Hermanstraße sie
und ihre Mutter wohnten.
Auguste besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1932 bis 1936 in
den Klassen 1–4. Mit fast 14 Jahren ging sie zusammen mit Johanna
Landmann am 2. April 1936 ohne Abschluss von der Schule ab. Beide
Mädchen fanden Aufnahme im Mittelschulzweig der Klosterschule St.
Elisabeth (Franziskanerinnen-Kloster Maria Stern) und gingen dort
in dieselbe Klasse wie die jüdischen Schülerinnen
Liselotte Stein und Margot Herrmann (Margot kam vom A. B. von
Stettenschen Institut, einer privaten Mädchenschule; 1942 wurde
sie nach Piaski in Polen deportiert). Schwester M. Edelwina (geb.
Kunigunde) Hutzmann, die damals dieselbe Schule besuchte und seit
1945 vorwiegend als Handarbeitslehrerin wieder dort tätig war, erinnert
sich noch heute, dass zwischen den Schülerinnen, ohne Ansehen der
Religion, ein liebevolles Verhältnis herrschte; Margot Herrmann
war ihre beste Freundin (Interview Oktober 2005).
Auguste war eines der neun jüdischen Mädchen, die im Mai 1937 ihre
»Konfirmation« in Augsburg feierten; zu dieser Gruppe gehörten auch
Johanna Landmann und
Marianne Weil (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für
jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag
des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie
die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren
Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten). |
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Auguste machte 1938 ihre Abschlussprüfung an der Klosterschule und
ging dann als Haushaltshilfe nach München. 1939 floh sie aus Deutschland
mit einem Kindertransport nach England und emigrierte dann in die
USA. Dort wohnte sie zunächst wieder bei ihrem Cousin Heinz Landmann
(jetzt Henry Landman), bis sie 1947 Eric Weil aus Mannheim heiratete.
Auguste nannte sich in den USA Anne Weil, sie bekam eine Tochter
und lebte in Florida.
Anne Weil, geb. Auguste Wolf, ist im August 2005 in Florida gestorben.
Augustes Mutter Mina leistete von
November 1941 bis Anfang März 1943, wie viele jüdische Frauen und
Mädchen, Zwangsarbeit in der Augsburger Ballonfabrik. Im März 1943
wurde sie, vielleicht über Theresienstadt,
nach Auschwitz deportiert.
NB: Im Gedenkbuch des Bundesarchivs
(2. Aufl. 2006) und im Theresienstädter Gedenkbuch (Prag
2000) ist Mina Wolf nicht aufgeführt.
Siehe Rick Landman, »Photo Album for the Landman
family of Augsburg, Germany«:
www.infotrue.com/famphoto.html (Stand: Februar 2017). Das
USC Shoah Foundation Institute verzeichnet Video-Interviews
von Überlebenden der Schoa, darunter Anne Weil, geb. Auguste Wolf. |
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Klara Wolf
geb. 1901 in Binswangen, Vater Kaufmann
(»Hermann Gscheidlen«) in Augsburg, Wohnung und Geschäft Elias-Holl-Platz
Klaras Eltern waren Hermann Wolf (geb. 1872 in Binswangen) und Sabine,
geb. Höchstädter (geb. 1877 od. 1879 in Hürben). Hermann Wolf war
Teilhaber der Textilwaren-Großhandlung »Hermann Gscheidlen« am Elias-Holl-Platz.
Klara hatte einen Bruder namens Bernhard.
Klara besuchte die Maria-Theresia-Schule, die bei ihrem Eintritt
noch einfach »Städtische Höhere Mädchenschule« hieß, von 1912 bis
1917 in den Klassen 1–5; vermutlich besuchte sie auch 1917/18 noch
die Abschlussklasse 6.
Zur weiteren Biografie von Klara Wolf gibt es derzeit zwei Versionen.
Laut der ersten Version wurde Klara (Kläry), verheiratete Kurz,
am 26. April 1942 von Stuttgart nach Izbica in Polen deportiert
und gilt als verschollen; unter den 278 Deportierten war auch ihr
Mann Salomon (geb. 1888). Diese Angaben stehen bei M. Zelzer,
Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden (1964).
Der Name von Cläry Kurz ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte
aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler:
Klaus Goth). Ebenso steht der Name (hier in der Form »Kläry Kurz«)
auf einer Mauer des Inneren Nordbahnhofs Stuttgart, die zur Gedenkstätte
»Zeichen der Erinnerung« gehört. An diesem Bahnhof begannen die
meisten Stuttgarter Deportationen, auch diejenige vom 26. April
1942.
Möglicherweise aber hieß Klara verheiratet nicht Kurz, sondern Rosenbaum;
oder sie hieß in erster Ehe Rosenbaum, in zweiter Ehe Kurz. Das
Israelitische Standesregister, Bd. 3 (Augsburg), verzeichnet
unter dem Jahr 1923 die Hochzeit von Claire Wolf mit Julius Rosenbaum.
Unter dem Namen Claire Rosenbaum wird Klara im Gedenkbuch
des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) geführt, ebenso schon in Archivdirektion
Stuttgart (Hrsg.), Die Opfer der nationalsozialistischen |
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Judenverfolgung in Baden-Württemberg 1933–1945 (1969); hier
heißt es, sie habe am 30. Januar 1933 noch in Bayern gelebt.
Für beide Namen wird in den jeweiligen Gedenkbüchern derselbe Termin
der Deportation angegeben. »Ziel des Transports war Izbica, doch
möglicherweise fuhr der Zug wegen Überfüllung des dortigen Lagers
weiter. Ob Izbica oder ein anderer Ort im Distrikt Lublin: Die Deportierten
gerieten in eine Region, die seit 1939 geradezu ein Experimentierfeld
für den Massenmord war. Spätestens bei der Auflösung der letzten
Gettos im Frühjahr 1943 dürften etwa noch lebende Stuttgarter Deportierte
in den nahen Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Majdanek ermordet
worden sein« (R. Müller).
Klaras Eltern, Hermann und Sabine Wolf, wurden Ende Juli 1942 nach
Theresienstadt deportiert. Sabine starb dort am 31. Dezember 1943.
Siehe Israelitisches Standesregister, Bd. 3 (Augsburg),
Kopie im Staatsarchiv Augsburg.
Archivdirektion Stuttgart (Hrsg.), Die Opfer der nationalsozialistischen
Judenverfolgung in Baden-Württemberg 1933–1945. Ein Gedenkbuch,
Stuttgart 1969. |
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Literatur:
Roland Müller, »Von der Entrechtung zum Mord – Stuttgart
im Deportations- und Vernichtungsprozess«, in: Zeichen der Erinnerung
e.V. (Hrsg.), Zeichen der Erinnerung. Gedenkstätte für die aus
Stuttgart, Württemberg und Hohenzollern deportierten Menschen jüdischen
Glaubens im Stuttgarter Nordbahnhof, Stuttgart 2006, S. 16–22.
Maria Zelzer, Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. Ein Gedenkbuch,
hrsg. von der Stadt Stuttgart, Stuttgart o. J. (1964).
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Emma Wolfsheimer
geb. 1886 in München, Vater Kaufmann
ebendort
Emmas Vater Max Wolfsheimer (geb. 1850 in München) besaß in München
ein Band- und Posamentierwarengeschäft. Emmas Mutter hieß Bertha,
geb. Binswanger (geb. 1856 in Osterberg); sie ist schon 1890
in Illertissen gestorben. Emma hatte einen älteren Bruder namens
Julius (geb. 1884). Ihr Vater starb 1934 in München.
Emma besuchte
die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
heißen sollte, von 1900 bis 1902 in den Klassen 3 und 4; die vierte
Klasse war damals die Abschlussklasse.
1908 heiratete Emma den Apotheker Otto Eckstein und lebte fortan
mit ihm in Regensburg, zuletzt als Witwe in der Gesandtenstraße
10. Von dort wurde sie 1942 nach Polen deportiert. Am 2. April
mussten sich ca. 80 Juden unter 65 Jahren auf dem Platz der 1938
niedergebrannten Synagoge einfinden und wurden zum Ostbahnhof
gebracht. Zwei Tage später wurden sie in Waggons gepfercht, die
an einen Zug aus München angehängt wurden. Die Fahrt ging nach
Lublin zum Auffanglager Trawniki. Von dort wurden einige der
Regensburger Deportierten später nach Piaski gebracht; ob Emma
unter ihnen war, ist nicht bekannt. Zwei Monate lang, von April bis Juni 1942, lebte auch
der Ingenieur Arnold Hindls aus Brno (Brünn) in Piaski – für ihn
war dies nur eine Verschleppungsstation von vielen, zwischen Theresienstadt
und Ossowo. Über Piaski schreibt er in seinen Erinnerungen (Einer
kehrte zurück, 1965): »Piaski, ein kleines Städtchen in der
Lubliner Woiwodschaft, ringsum von Sand und Sümpfen und Wald umgeben,
ist durch die Staatsstraße Lublin–Cholm (= Chelm) in zwei Teile
geteilt, weshalb sich das ehemals große, von etwa dreitausend einheimischen
Juden bewohnte Getto zu beiden Seiten der Staatsstraße ausbreitete.
Nur waren die beiden Gettoteile jetzt, jeder für sich, mit hohen
Bretterzäunen und Stacheldraht eingefriedet, mit großen, ständig
bewachten Toren, die nur vormittags und nachmittags je eine Stunde
am Tage geöffnet wurden und zur Staatsstraße hin abgeschlossen waren.
… Die Häuser des Gettos waren zumeist aus Holz, mit nur kleinen
Höfen, ineinandergeschachtelt, vorwiegend ebenerdig, manche einstöckig.
… Im Städtchen gab es weder Wasserleitung noch Kanalisierung. Für
die rund |
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sechstausend Menschen zählende Belegschaft der beiden Gettoteile
... gab es nur einen einzigen Brunnen mit annehmbarem Trinkwasser
im südlichen Getto, von dem pro Person und pro Tag nur ein Kübel
von zehn Liter Inhalt geholt werden durfte. ... Am Rande des südlich
gelegenen Gettos, an der Staatsstraße, war in einem geräumigen,
solid gebauten Gebäude das Kommando der SS untergebracht, dem das
Getto unterstellt war. Von dem Balkon des Gebäudes konnte die SS
beide Gettoteile sehr gut beobachten. Bei jedem Besuch dieser ›Herrenmenschen‹
gab es reichlich Ohrfeigen, Fußtritte und Peitschenhiebe, und ›nicht
erlaubte‹ Lebensmittel, die ins Getto geschmuggelt worden waren,
wurden beschlagnahmt. … An Hunger starben hier täglich zwanzig bis
dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten abgemagert waren.
… Trotz dieser katastrophalen Verpflegungsverhältnisse wurden alle
arbeitsfähigen Männer und Frauen täglich gruppenweise zu Erd-, Garten-
und Straßenunterhaltungsarbeiten herangezogen … Auch im Getto selbst
gab es genug Arbeit, wie die Reinigung und Vertiefung der Abflussgräben
und Rigolen, die Errichtung von Latrinen und immer wieder Latrinen,
die nie ausreichten.«
Im Herbst 1942 wurden einige Juden aus Piaski nach Belzec, die übrigen,
etwa 4000, nach Sobibor gebracht und dort ermordet. Sofort wurde
das »Ghetto« durch Deportationen erneut belegt. |
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Siehe
den Eintrag in der ersten der »Listen der Juden aus Regensburg,
die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern ermordet
wurden«, im Besitz der
Jüdischen
Gemeinde Regensburg (im Februar 2017 nicht mehr im Internet
abrufbar).
Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone
Dicke unter Mitarbeit von Maximilian Strnad, Biographisches Gedenkbuch
der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 2 (M–Z), hrsg. vom Stadtarchiv
München, München 2007, S. 796 (zu Max Wolfsheimer).
Literatur:
Arnold Hindls, Einer kehrte zurück. Bericht eines Deportierten,
Stuttgart 1965, S. 12–32. Andreas Angerstorfer, »Chronik der
Verfolgung: Regensburger Juden während des Nationalsozialismus«,
in: Michael Brenner, Renate Höpfinger (Hrsg.), Die Juden in
der Oberpfalz, München 2009, S. 183–196.
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Liselotte Wolfsthal
geb. 1909 in Regensburg,
Vater Oberlandesgerichtsrat
Liselottes Eltern waren Max Wolfsthal (geb. 1869 in Bamberg) und
Marga, geb. Dilsheimer (geb. 1885 in Nürnberg). Die Familie zog
1920 von Regensburg nach Augsburg. Max starb 1921 in
München.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1924 bis 1928 in
den Klassen G6–G9 und machte 1928 ihr Abitur; möglicherweise war
sie schon seit 1920 auf der Schule.
Liselotte heiratete Adolf Haas und lebte mit ihm in Frankfurt am
Main. Das Ehepaar emigrierte später nach Kalifornien. Liselotte
bekam eine Tochter.
Liselottes Mutter Marga wohnte ebenfalls einige Zeit in Frankfurt;
1938 zog sie nach München. Ihre Bemühungen um eine Emigrationsmöglichkeit
blieben erfolglos. Am 20. November 1941 wurde sie nach Kowno (Kaunas)
in Litauen deportiert und fünf Tage später dort erschossen.
Liselotte Haas, geb. Wolfsthal, ist 2000 in Kalifornien gestorben.
Siehe Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen,
Tobias Weger u. Simone Dicke unter Mitarbeit von Maximilian Strnad,
Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd.
2 (M–Z), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2007, S. 797 (zu
Marga Wolfsthal). |
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