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Jüdische Schülerinnen am MT 1936/37: 13
 
»Als ich von 1936 bis Juni 1937 die Maria-Theresia-Schule besuchte, war Französisch die Fremdsprache, in der ich unterrichtet wurde. Ein wenig erinnere ich mich immer noch an das Französische.

Aber unglücklicherweise kam ich in den USA an, ohne Englisch zu können – und ohne Geld. Uns wurde lediglich erlaubt, 10 Mark pro Person mitzunehmen, was damals vier Dollars entsprach. Das Fehlen von Englischkenntnissen verursachte anfangs Probleme, für die Erwachsenen bei der Arbeitssuche, für die Kinder in der Schule. Aber wir waren alle begierig, uns in der neuen Heimat zu etablieren.«
 
 
»Zur Ausstellung ›Wir helfen dem Führer‹ stellten unsere Schülerinnen im Handarbeitsunterricht ... unter dem Leitgedanken ›Altmaterial- und Resteverwertung‹ schöne Mundtücher, Handtaschen, Kinderschuhe, weiße Deckchen, Nadelkissen, eine schöne Tischdecke u. a. her ...
 
Die national-politischen Lehrgänge der Maria-Theresia-Schule wurden im Sommer 1937 in der gleichen Weise durchgeführt wie im Sommer 1936 ... in Zusamzell im Landheim unserer Schule ... So glauben wir ... dem völkisch-politischen Ziel dieser Lehrgänge näher gekommen zu sein, indem wir unsere Großstadtjugend mit der schwäbischen Landschaft vertraut machten und sie in eine gewisse Lebensnähe zu Land und Leuten, zu Bauer und Scholle brachten, indem wir vor allem aber auch die Klassengemeinschaft zusammenwachsen ließen und aus dem Zusammenleben in dieser kleinen Kameradschaft Lehren und Hinweise auf die große Kameradschaft ›Deutsches Volk‹ gewannen ... führte unsere Mädchen in hausfrauliche Aufgaben und Arbeiten ein, denen sie sich zum größten Teil willig und eifrig unterzogen ...«
 
 
»Die Schule besuchte die Staatsfilme ‹Der Verräter‹ am 2. Juni 1937, ›Tannenberg‹ am 14. Oktober 1937 und ›Männer, die Geschichte machen‹ am 21. Februar 1938.

Daneben fanden zahlreiche Schmalfilm-vorführungen ... im Physiksaal statt, darunter der Film ›Braune Schwestern‹ ... besuchten die Klassen auch Ausstellungen, z.B. ›Kampf dem Verderb‹, ›Volksgemeinschaft – Wehrgemeinschaft‹.

Am Samstag, den 25. September 1937 erlebten 39 unserer Schülerinnen als Angehörige des BDM den Empfang Mussolinis in München ... Am Sonntag, den 21. und Montag, den 22. November 1937 hatten wir die große Freude unseren geliebten Führer in unserer Stadt begrüßen zu können. Unseren Schülerinnen gaben wir am 22. November 1937 nach der 4. Stunde frei, so dass sie nach kurzem Warten den Führer bei seiner Besichtigung des Theaters ganz aus der Nähe nochmals sehen und grüßen konnten ...«
 
 
Aufsatzthemen im Fach Deutsch
G 8: »›Die nationale Politik eines Volkes findet ihren beredtesten Ausdruck im Buch und Schwert. Das Buch ist die Waffe des friedlichen Aufbaugeistes, das Schwert die Waffe der Sicherung der nationalen Lebensgüter. Sie sind keine Gegensätze, sie bedingen einander.‹ (Dr. Goebbels)«
G 7: »‹Das deutsche Reich wird ein Bauernland sein oder es wird nicht sein.‹ (Adolf Hitler)«

Lesestoffe Deutsch, G 5 und L 6:
»Familienkunde und Familienforschung«
 
 
»Dr. Germann weist einleitend darauf hin, welche grundlegende Stellung die Erkenntnisse der modernen Vererbungslehre und Rassenkunde in unserm neuen Staate einnehmen. Die Schule hat die wichtige Aufgabe diese Erkenntnisse der Jugend zu vermitteln. Dabei könne es sich nicht um ein einzelnes Fach unter vielen handeln, sondern eine ganze Reihe von Unterrichtsfächern (wie Biologie, Geschichte, Deutsch, Kunstgeschichte, u. a.) müssten an dieser Aufgabe konzentrisch mitarbeiten. Somit ergebe sich die Notwendigkeit für alle Lehrer, sich mit den einschlägigen Fragen gründlich vertraut zu machen.
 
In diesem Zusammenhang verliest der Vorsitzende die Bekanntmachung des Ministeriums vom 5.2.35 über ›Vererbungslehre und Rassenkunde im Unterricht‹ und erläutert die einzelnen Punkte ausführlich. Hierauf sprechen die Fachlehrer für Biologie in Klassen 6 und 9, Fräulein Sauer und Oberstudienrat Zöllner, über ihre bisher gemachten Unterrichtserfahrungen und betonen vor allem das sehr grosse Interesse, das von seiten der Schülerinnen dem Stoff entgegengebracht wird.«

Vom Ministerium empfohlene »Wandtafeln für den rassen- und vererbungskundlichen Unterricht«:
»Minderwertiges Erbgut ›Familie Zero‹«
»Die Schädel der heutigen Menschenrassen«
 
 
Die Familie Zöllner hatte am Ammersee ein Ferienhaus, in dem auch die Familie Sturzenegger oft zu Besuch war.

Dieser Ort ist zum Schauplatz eines tragischen Unglücks geworden, als sich im Oktober des Jahres 1934 Klärle Zöllner, geb. Rosenthal, Siegfried Zöllners Ehefrau, das Leben nahm. Sie war Jüdin und ein Aufrechterhalten der Ehe hätte für Siegfried Zöllner womöglich die Konsequenz gehabt, aus dem Schuldienst entlassen zu werden.

Dieser Opfertod leitete das tragische Ende einer Familie ein. Denn im Sommer 1935 starb auch Siegfried Zöllner. Somit blieben die beiden Kinder, Marga und Walter, ohne Eltern.
 
 
»Ich habe noch eine Erinnerung an das ›Maria-Theresia‹. Ich weiß nicht mehr, ob es 1936 oder 1937 war. Es war Hitlers Geburtstag, und da war unten im Garten eine grosse Feier mit Ansprachen und Musik. Die jüdischen Mädel mussten oben an den Fenstern stehen und das beobachten. Jemand war da und hat darauf gesehen, dass wir nicht von den Fenstern wegtreten.«
 
Jüdische Schülerinnen am MT 1937/38: 9
Hertha Frank, heute Joan Stone, geht während des Schuljahres am 19. Juni 1937 11-jährig ohne Schulabschluss vom MT ab. Sie emigriert noch im Juni 1937 mit ihrer Mutter Franziska Frank, geb. Mendelsohn, in die USA.
 
»Von den Lehrern im Nebenamt legte der Lehrer für jüdischen Religionsunterricht, Herr Dr. Ernst Fränkl, der seit 1. Januar 1926 an unserer Schule Religionsunterricht erteilte, am 27. Mai 1936 seinen Dienst nieder, da er von seiner Kultusgemeinde in den erbetenen Ruhestand versetzt wurde. Auch Herr Bezirksrabbiner Dr. Ernst Jacob schied am Ende des Sommertrimesters infolge der Einstellung des jüdischen Religionsunterrichts aus ... Den ausgeschiedenen Mitarbeitern sei im Namen der Schule für ihre Tätigkeit herzlich gedankt ...
 
... Für folgende Geschenke wird ... herzlich gedankt: für das am 4. September 1936 als Geschenk des Führers überwiesene vierbändige Werk von H. Stegemann ›Geschichte des Krieges‹ ...

Am 12. September 1936 erlebten wir im Gemeinschaftsempfang den Aufmarsch der HJ auf dem Nürnberger Parteitag und die Rede des Führers. ... besuchten ... am 23. November 1936 die Klassen 4–9 die Ausstellung ›Weltfeind Nr.1‹ ...

Im Physiksaale wurden folgende Lehrfilme gezeigt ... im Auftrag der NSDAP der Film ›Erbkrank‹ für die Klassen 6 – 9 am 30. November 1936 ...«
 
 
»Wir gedachten ... am 9. Januar 1937 des genialen Sehers des Dritten Reiches, H. St. Chamberlain ...

Einmal besuchte die Schule einen Staatsfilm: am 29. Januar 1937 den Film ›Der Choral von Leuthen‹ im Gloria Lichtspieltheater. feierten ... am 30. Januar 1937 die Gründung des Dritten Reiches mit einführenden Worten des Professors Dr. Feller, woran sich die Übertragung der Rede des Herrn Reichsministers Dr. Goebbels schloss.«
 
 
»Lehrziel. Der Unterricht soll die grundlegenden Kenntnisse über Rasse und Vererbung vermitteln und die Bedeutung zeigen, die der Rassenfrage und den Vererbungserscheinungen für das Leben und Schicksal des deutschen Volkes zukommt. Dadurch schafft er Verständnis für die Aufgaben der Staatsführung auf dem Gebiete der Erbgesundheitspflege, Rassenpflege und Bevölkerungspolitik und weckt den Willen zur bewussten Mitarbeit an der rassischen Ausartung unseres Volkes.«
 
 
1936 wird bestimmt, dass die jüdischen Schülerinnen am MT fortan nicht mehr am Wahlfach »Maschinenschreiben« teilnehmen dürfen. Dass es gerade die beste Freundin war, die auf ihrer Schreibmaschine den Zettel mit der Aufschrift

»Zugunsten der arischen Schüler müssen die jüdischen austreten«

befestigt hat, ist für Margarete Berlin bis heute eine der schmerzvollsten und bittersten Erfahrungen ihrer Jugend.
 
 
»Am 13. Februar 1936 beteiligten sich 37 Schülerinnen der Klassen 5–7 an der Augsburger Schülerfahrt nach Garmisch zum Besuch der Olympischen Winterspiele, wo einige Mädchen auch dem Führer aus nächster Nähe zujubeln konnten ...

Den gewaltigsten Eindruck hinterließ aber doch jene geschichtliche Stunde am 7. März 1936, als einige Klassen, ohne Ahnung dessen, was kommen werde, die Übertragung der großen Reichstagsrede des Führers über die Wiederherstellung der politischen Gleichberechtigung Deutschlands klopfenden Herzens anhören durften.

Ein besonderes Gepräge erhielt die erste Flaggenhissung ... Schon gegen Ende des Schuljahres 1935/36 hatte sich die Zahl der dem BDM angehörenden Schülerinnen auf 91,8% erhöht, so dass die Führerin des Obergaus II/19 Schwaben die Anstalt ermächtigte, die HJ-Fahne zu führen ...
 
Am 22. April 1936 nun marschierten in Anwesenheit geladener Gäste sowie des Lehrerkollegiums unserer Anstalt und desjenigen der Reischleschen Mädchenhandelsschule, die ebenfalls dieses Recht während der Osterferien erhalten hatte, die Schülerinnen beider Schulen auf dem sonnigen, grünen Schulhofe in ihrer braunen Uniform auf. Der Berichterstatter grüßte die Gäste, drückte seine Freude aus, dass die Maria-Theresia-Schule als erste unter den Augsburger höheren Unterrichtsanstalten für Mädchen sich die Anwartschaft auf die HJ-Fahne erworben habe, und betonte, dass sie auch als einzige unter den Augsburger fünf Lyzeen den Gedanken der deutschen Gemeinschaftsschule, die über alle Konfessions- und Standesunterschiede hinweg die Volksgemeinschaft verwirklichen will, immer schon vertreten habe. Die Fahne bedeute für die Lehrerschaft die heilige Verpflichtung, dem Führer die Herzen der Schülerinnen zu gewinnen und sie ihm in unwandelbarer Treue zu erhalten. Die Untergauführerin, Frl. Luise Baudoin, eine ehemalige Schülerin der Anstalt ... gab den Befehl zur Flaggenhissung ...«
 
 
»Die Rede des Führers vor der HJ auf dem Parteitag in Nürnberg hörten wir gemeinsam am Samstag, den 14. September 1935, ebenso am Mittwoch, den 9. Oktober 1935, die Reden des Führers und des Reichsministers Dr. Goebbels bei Eröffnung des Winterhilfswerks ...

Bei einem unerwarteten Besuch des Führers in Augsburg am 25. September 1935 hatten einige Schülerinnen das Glück, den Führer begrüßen zu dürfen.

Schulluftschutzleiter ist Oberstudienrat Bamberg ... während andere Mitglieder des Lehrerkollegiums als Block- oder Hauswarte ... Kurse mitmachten.

In den Handarbeits- und Bastelstunden wurde fleißig gearbeitet, um armen Kindern mit warmen Hemdchen, Stricksachen, Puppenspielsachen usw. eine Freude zu bereiten. An einem kalten Wintertage … verteilte Frl. Premauer eine Anzahl Halbhandschuhe, die am Samstag gestrickt worden waren, auf dem Markt an alte Weiblein.«
 
Marianne Weil, das einzige jüdische Mädchen in der Klasse L 6, darf laut Ministerialerlass vom 31. Juli 1935 am Landheimaufenthalt vom 11. bis 25. Juni nicht teilnehmen, wie auch Irma Landmann im Schuljahr 1938/39.
 
Auch das im Jahr 1935 eingeführte Schulfach »Vererbungslehre / Rassenkunde« unterrichtete Herr Zöllner rein wissenschaftlich unter Einbeziehung der Mendelschen Regeln und vermied jegliche Ideologisierung im Sinne des Nationalsozialismus.

Was den Antisemitismus angeht, so Gertrud Prechter, »war das MT 1935 absolut keine NS-Schule«. Ab und zu fielen in Bezug auf die jüdischen Schülerinnen anfeindende Bemerkungen, doch dies war eher die Ausnahme. Stattdessen gab es durchaus Erlebnisse, die die Absurdität der NS-Ideologie offenbarten. Beispielsweise ergaben einmal Kopfabmessungen an den Schülerinnen, dass gerade das jüdische Mädchen Marianne Landauer den Vorstellungen von der »arischen Rasse« am meisten entsprach.
 
 
»... sieht sich die Stadtverwaltung veranlasst, mit sofortiger Wirkung den Juden das Baden in den städtischen Familienbädern und dem Sportbad zu verbieten ...

Auch an uns sind bereits von verschiedenen Seiten Badebesucher mit Beschwerden über das auffallende und Missfallen erregende Auftreten der Juden in den Sommerbädern herangetreten. Nun hat die Stadt mit diesem Verbot, das von vielen schon seit langem erwartet wird, jenen Missständen gründlich abgeholfen. Die Sommerbadebesucher wissen für diese Maßnahme zu danken.«
 
 
»... verboten in Judengeschäften einzukaufen. Ein gleiches Verbot für Beamte und die baldige Einschränkung der wirtschaftlichen Betätigungsfreiheit der Juden wird in Partei- und Geschäftskreisen vielfach gewünscht.«
 
Jüdische Schülerinnen am MT 1935/36: 18