Nationale
Ereignisse
  1938  
Nationale
Ereignisse
  1939  
  »Während der Sommerferien schien der am 21. August bekanntgewordene Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Russland die Lage etwas zu mildern, aber die Feinde wollten den Krieg, um in letzter Stunde noch Deutschlands Wiederaufstieg zu zerschlagen. Um unsern Frontsoldaten zu zeigen, dass die Heimat und besonders die Jugend ihrer in herzlicher Dankbarkeit gedenkt, begannen einzelne Schülerinnen schon während des Polenfeldzuges mit Sendungen von Liebesgaben, wobei unser Religionslehrer Herr Karl Meyer beratend mithalf ...  
Die große Führerrede vom 6. Oktober nach Beendigung des Polenfeldzugs machte auf unsere Jugend tiefsten Eindruck. Eine Stunde ernsten Gedenkens widmeten wir am 9. November den Gefallenen von 1923, waren aber auch mit unsern Schülerinnen an diesem Morgen von tiefem Dank erfüllt, dass die Vorsehung das Leben unseres Führers am vorhergehenden Abend vor Schädigung bewahrt hatte. Als die Weihnachtszeit sich näherte, bemühten sich viele Schülerinnen ein Feldpostpäckchen für einsame Soldaten zusammenzustellen ... Außerdem besuchte 2b mit ihrer Klassleiterin das Augsburger Lazarett und überbrachte Weihnachtsbäckereien, Äpfel und 41 Bücher für die verwundeten und kranken Soldaten. In zahlreichen Feldpostbriefen, die unseren Schülerinnen viel Freude bereiteten, dankten die Empfänger.«
 
 
»Zu Beginn des Schuljahres 1938/39 wurde der Maria-Theresia-Schule eine dreiklassige ›Haustöchterschule‹ angegliedert ... Die Haustöchterschule ist eine Mittelschule ... gibt den Mädchen auch noch das Rüstzeug mit für den natürlichsten und vornehmsten Pflichtenkreis, den der Gattin und Mutter in der Familie ...«
 
Erika Charon stirbt 1943 im Alter von 15 Jahren in Auschwitz.
 
»Einzeln traten wir vor das Pult, hinter dem freundlich lächelnd der Klassenlehrer saß. Charon (wir wurden fast immer mit Nachnamen angesprochen), ein blasses, etwas rundliches, recht verlegen wirkendes Mädchen, trat vor. Die Vornamen konnte ich trotz meiner guten Position in der ersten Bank nicht verstehen.

›Kommen deine Vorfahren aus Frankreich?‹ fragte der Lehrer. Heftiges Kopfschütteln. ›Geh‹, sagte er aufmunternd, ›das darfst du doch sagen! Franzosen sind ja keine Juden. – Beruf des Vaters?‹ – ›Kaufmann.‹ – ›Konfession?‹ – Fast nur gehaucht: ›Israelitisch.‹ – Da wurde er so rot, wie ich das noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. ›Entschuldigung!‹ stammelte er. – Das blasse Mädchen hatte schon Englischstunden gehabt, vom Turnen war es aber befreit,
es mied Kontakte mit den anderen, in der Pause aber wollte man es nicht allein gehen lassen, da ging immer eine neben ihm her und versuchte mit ihm zu sprechen, aber es war sehr, sehr scheu.
  Nach der sog. Kristallnacht (1938) kam es nicht mehr in die Schule. Das Dienstmädchen holte die Bücher und Hefte unter seiner Bank, und man sagte uns auf unser erstauntes Fragen hin, es gehe jetzt in eine Schule bei der Synagoge. Das sei einfacher mit dem Religionsunterricht und auch mit dem Sabbath, wo wir ja Schule hatten. Wieder ein Anflug von Röte im Gesicht des Lehrers, aber wir verstanden nicht. Es müsse auch mehr Englischstunden haben als wir, denn es werde wohl bald nach England oder Amerika auswandern. (Hoffentlich hat die Charon das noch geschafft; wir haben nie mehr von ihr gehört.)«  
 
»Am 1. März, dem Tage der Luftwaffe, hörte die ganze Schule die Rede des Generalfeldmarschalls Göring an das deutsche Volk und die deutsche Jugend. Als Geschenke überwiesen uns zwei Bücher das Unterrichtsministerium: ›Hitler in seinen Bergen‹, die Deutsche Bank ihr Buch: ›Das Sudetenland im deutschen Wirtschaftsraum‹.

Am 13. März beging die Schule den 1. Jahrestag der Vollendung des Großdeutschen Reiches durch Feiern in den Klassen, bei denen der Klassleiter eine von Gedichten und Liedern umrahmte Ansprache hielt ...

Für den Alarm der Schule bei Fliegergefahr ist in den Gängen eine Sirenenanlage eingebaut. Wiederholt fanden Alarmübungen statt, sodass jede Klasse weiß, wie man sich bei Alarm zu verhalten hat.«
 
 
Aufsatzthemen im Fach Deutsch, Klassen G 7 – G 9
– ›Widerstände sind nicht dazu da, dass man vor ihnen kapituliert, sondern dass man sie bricht.‹ (A. Hitler)
– Unrecht will sein, Recht muss sein; darum muss Kampf sein.
– ›Der Wille entscheidet, nicht die Zahl.‹ (A. Hitler)
– Die Gleichstellung der Frau gegenüber dem Manne bedeutet keine Gleich-, sondern eine Minderberechtigung der Frau.
– Was heißt Totalität der nationalsozialistischen Weltanschauung? Welches sind ihre grundlegenden Begriffe und auf welchen Gebieten erfahren diese ihre vornehmlichste Verwirklichung?
– Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt.
– Deutsche Grenzlandnot in Vergangenheit und Gegenwart.
– Warum ist die Wiedergewinnung unserer Kolonien eine Lebensfrage des deutschen Volkes?
– Was bedeutet die allgemeine Wehrpflicht für unser Volk?
  Lesestoff Englisch Klasse 5a: Women’s Work in the World War (Teubner).

Reifeprüfung 1939, Biologie: Biologische Erkenntnisse als Grundlage
der nationalsozialistischen Weltanschauung
a) Was ist Rassenhygiene?
b) Welche Tatsachen machen sie zu einem dringenden Gebot der Stunde?
c) Mit welchen Gesetzen, Einrichtungen oder Maßnahmen wird im neuen Deutschland die drohende Volksentartung bekämpft?
 
 
»Die aus den Schulen gewiesenen Mädchen, Mittelschülerinnen, helfen mir im Altersheim, da die erregten Leute nicht imstande sind, ihre Habseligkeiten allein zu packen. Noch ist nicht für alle Unterkunft gefunden; doch sind um 7 Uhr abends alle Leute untergebracht. Die wertvolle Einrichtung des Hauses musste dort bleiben. Fortgesetzte Berichte von Leuten, die Lastautos mit Juden in Richtung Dachau haben fahren sehen. Die Chauffeure erzählen Schreckliches über die Behandlung der Gefangenen beim Transport. Immer neue Wohnungskündigungen.«
 
 
Deutscher Aufsatz: »Das Problem des deutschen Lebensraumes im Dritten Reich und die Versuche es zu lösen.«

Biologie: »›Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben.‹ Folgerungen aus den im Biologieunterricht gewonnenen Einsichten in die menschliche Erblehre, in die Wichtigkeit der Familienforschung und in die Notwendigkeit gediegener rassen-hygienischer Kenntnisse.«
 
Nach sechsjährigem Besuch des MT hat eine Schülerin die Lyzeumsklassen abgeschlossen und z.B. folgende Ausbildungsberechtigungen erworben: Ausbildung zur Kindergärtnerin, Handarbeitslehrerin, Wirtschaftslehrerin, Turnlehrerin, Zeichenlehrerin, Haushalt- oder Wohlfahrtspflegerin, Gutssekretärin, Beamtin im mittleren Archiv-, Bibliotheks-, Gewerbeaufsichts-, Staats- oder Gemeindeverwaltungsdienst, Sozialversicherungsanstalt, kaufmännischer Beruf. Für jüdische Mädchen, z.B. Marianne Weil, sind diese Möglichkeiten stark eingeschränkt.

Mit dem Schuljahr 1938/39 wird die Maria-Theresia-Schule achtklassige »Oberschule für Mädchen« mit hauswirtschaftlichem (H) und sprachlichem Zweig (S). Die Klassen des Realgymnasiums (G) werden nach und nach abgebaut. Ab dem Schuljahr 1940/41 wird die »Haustöchterschule« umbenannt in »Mädchenmittelschule« mit den Klassen M I bis M III.

Erika Charon
Liese Einstein
Irma Landmann
Hannah Untermayer
Edith Weil

müssen am 14. November 1938 das MT verlassen. Die 10jährige Erika, das jüngste der Mädchen, besuchte bis dahin etwa ein halbes Jahr lang die 1. Klasse, die 15jährige Irma, das älteste der Mädchen, die Klasse L 5.
Die Augsburger Synagoge in der Halderstraße wird im Inneren verwüstet, wenn auch nicht im Ganzen zerstört. Die Synagoge Augsburg-Kriegshaber ist 1938 religiöse Zufluchtsstätte der jüdischen Bürger.

12. November 1938

 
»Am 30. Januar 1938 feierten wir um 11.15 Uhr den Tag der Machtübernahme mit Gesang, Gedichten und einer Ansprache des Herrn Studienprofessors Lederer von der Mädchenhandelsschule, ahnten aber damals nicht, dass im März eine zweite Machtübernahme das deutsche Volk mit tiefster Freude erfüllen würde. Die gewaltigen Ereignisse in Österreich und die Rückkehr dieses deutschen Stammes ins Reich am 12. März 1938 empfand auch unsere Jugend als Wendepunkt deutscher Geschichte.«

»Obwohl am letzten Prüfungstage, Freitag, 11. März, die Teilmobilmachung in Augsburg schon im Gange war, vollendeten die Schülerinnen doch ungestört ihre französischen Prüfungsarbeiten ...«
 
Marianne Weil erwirbt 1938 den Lyzeumsabschluss (Mittlere Reife). Sie geht nach Abschluss der Klasse L 6 am 12. April 1938 vom MT ab.
Jüdische Schülerinnen am MT 1938:
April: 7
15. November: 0