Deportationen von MT-Schülerinnen

deportiert im Dezember 1943 nach Auschwitz
Edith Weil (geb. 1924)

deportiert im Januar 1944 nach Theresienstadt, 1945 dort befreit
Elisabeth Kahn (geb. 1898)
Antonie Miller (geb. 1891)

deportiert im August 1944 nach Auschwitz, 1945 in Liebau befreit
Adele Obernbreit (geb. 1898)

 
»Der Krieg ist nicht nur ein Zerstörer, sondern auch ein großer Gestalter.«

Betr. Aufnahme der Neueintretenden in die 1. Klasse der Mädchenmittelschule, deutscher Aufsatz:
»a. Wie das deutsche Mädchen siegen hilft.
b. Ein Fronturlauber besucht uns.
c. Als ich einmal Hausmütterchen war.«
 
1943    
 
»Die Deportation der Großeltern: Die Tage vor dem Abtransport verbringen die alten Leute in der Synagoge in der Halderstraße. Auf dem Fußboden liegen Matratzen. Darauf müssen die Menschen schlafen, bis zur Abfahrt aufgerufen wird. Jüngere jüdische Männer begleiten die Alten, Kranken und Gebrechlichen zum Bahnhof Morellstraße. Zu den Männern und Frauen, denen der Vater behilflich ist, als sie in Viehwagen klettern müssen, gehören seine eigenen Eltern. Der Abschied übersteigt seine Kräfte. Ihm wird übel. ... berichtet, dass ein Gestapo-Mann gefragt hat, was los sei. ›Das sind meine Eltern‹, habe der Vater geantwortet. Der Gestapo-Mann habe dem Vater eine Zigarette gegeben. Die Großmutter stirbt auf dem Transport nach Theresienstadt. Der Großvater wird in Auschwitz ermordet.«
 
 
»Es war ein warmer, sonniger Augusttag. Nach der Selektion an der Rampe brachten sie mich in den Block 14 des Quarantänelagers. Die Sonne stand am Himmel, doch die Strahlen schienen hier nicht anzukommen. Es war kalt und grau. Es existierten keine Farben. Kein Grün. Alles war anders hier. Menschen vegetierten und starben hier im Dunkeln, tagein tagaus. Vergessen von allen. Auch heute ist hier keine Erde wie anderswo, keine Luft wie anderswo und kein Licht wie anderswo. Es ist nur noch beklemmende Stille. Jeder, der hier steht, wird es fühlen.«
 
Deportationen von MT-Schülerinnen

deportiert im März 1943 nach Auschwitz
Erika Charon (geb. 1928)
Irma Hummel (geb. 1903)
Else Neuburger (geb. 1905)
Selma Reis (?) (geb. 1891)
Gertrud Weil (geb. 1920)
Marianne Weil (geb. 1922)

deportiert im April 1943 nach
Theresienstadt, im September 1943 nach Auschwitz
Martha Fleischmann (geb. 1903)
 
9. März 1943
Aus Augsburg (Bahnhof Morellstraße) und mehreren Orten Schwabens werden jüdische Männer, Frauen und Kinder zuerst nach München, einige Tage später (13.03.) nach Auschwitz deportiert.

»Der schwäbische NS-Gauleiter Wahl will vom Schicksal der deportierten Juden erst nach dem Zusammenbruch des braunen Terrorstaats erfahren haben. Viele Juden dagegen wissen oder ahnen, dass ihnen Schreckliches bevorstehen würde. In Augsburg nehmen sich vor der Abfahrt dieses Transports drei Ehepaare das Leben. Ein viertes will ebenfalls gemeinsam in den Tod gehen, doch die Frau überlebt. Gnadenlos wird auch sie deportiert.«
 
 
»Gemäß M.E. vom 24.09.1943 wird vom Anstaltsleiter verlangt, dass das Lehrerkorps politisch aktiv gehalten wird und der Unterricht deutsch und politisch ausgerichtet bleibt ... Vermeidung defaitistischer Reden auch im Lehrerzimmer, wenn sie auch nur leichthin geführt werden ... Die Schuljugendwalterin berichtet über die in Gang zu setzende Spielzeugaktion, nach der für jedes Kind Augsburgs 1 Spielzeug zu fertigen ist. Darüber hinaus sollen 30000 zusätzliche Spielzeuge für Kinder der Luftnotstandsgebiete gebastelt werden. Schulzucht. Dauernde Überwachung erforderlich ... Grußpflicht beachten. Auf den Gängen, wie angeordnet, nur paarweise gehen lassen. Nicht dulden, dass während der Pausen in Schulbüchern gelernt wird ... Haltung der Lehrkräfte ... Jede überflüssige oder lächerlich klingende Anspielung auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien – die Achse – ist unter allen Umständen untersagt ...
  Die Jugend darf nicht Zeuge von Äußerungen durch Lehrkräfte sein, denen es an starken Herzen gebricht. Der Anstaltsleiter verlangt, dass der deutsche Gruß ›Heil Hitler‹ zu Beginn und am Ende der Stunde auch von den Lehrkräften anordnungsgemäß deutlich und korrekt gegeben wird. Besonders in den oberen Klassen sind hier Mängel festzustellen ... Schlusswort Dr. Sohr: ... größte Pflichterfüllung und Einsatzbereitschaft ... Gedenken der kämpfenden Front und der schaffenden, leidenden und duldenden Heimat.«  
 
»Am 1.10. hielten sich im Regierungsbezirk 68 reichsangehörige und 3 ausländische Juden auf.«