Frieda
Aufhäuser
geb. 1892 in Augsburg, Vater Likörfabrikant (»Adolf
Rosenfelder«), Hermanstraße 23
Friedas Vater Hermann Aufhäuser (geb. 1847 in Hainsfarth) leitete
eine Augsburger »Branntwein-, Liqueur-, Essig-, Spiritus- &
Puntsch-Essenzen-Fabrik«. Er starb 1931; das Geschäft wurde
da schon seit längerem von seinem Sohn Albert, Friedas Bruder,
weitergeführt. Friedas Mutter hieß Julie, geb. Reitlinger (geb.
1857 in Pappenheim).
Frieda (Friedl) besuchte die »Städtische Töchterschule«, die
später »Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1903 bis 1908
in den Klassen 1–5; die fünfte Klasse war damals die Abschlussklasse.
1922 heiratete Frieda in der Augsburger Synagoge Sali Löbl (geb.
1890), der in Bamberg Mitinhaber einer Großhandlung und Fabrik
für Elektroartikel und Fahrräder war, und wohnte fortan mit
ihm in Bamberg. In einem Brief vom 28. Juli 2006 schreibt Friedas
Sohn Werner M. Loval aus Jerusalem: »Meine Mutter hing sehr
an Augsburg, liebte die Stadt und besuchte Augsburg und ihre
Familie fünf- oder sechsmal jährlich.«
Friedas Kinder Erika (geb. 1924) und Werner (geb. 1926) entkamen
im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England den Nationalsozialisten.
Im selben Sommer starb Friedas Mutter, die verwitwete Julie
Aufhäuser, in Augsburg. Frieda selbst wanderte 1940 mit ihrem
Ehemann aus Bamberg über Moskau – Wladiwostok – Japan – Hawaii
– USA – Mexiko – Panama nach Ecuador aus. Dorthin kamen 1942
auch die beiden Kinder. Sali starb 1944 in Quito. 1946 zog Frieda
mit ihren Kindern nach New York.
Frieda Loebl, geb. Aufhäuser, ist 1952 in New York gestorben.
Friedas ältester Bruder, Albert Aufhäuser (geb. 1877), wurde
als Leiter des Familienunternehmens 1937 von einem Nazi wegen
»Rassenschande« verklagt und mit Gefängnis bestraft, weil er
nach den regelmäßigen Arbeitsstunden oft seiner »arischen« Sekretärin
Briefe diktierte. 1940 kam er in krankem und sehr gebrechlichem
Zustand in das jüdische Altersheim in Regensburg. Von dort wurde
er im September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er kaum
zwei Wochen nach seiner Ankunft starb. Seine Tochter
Gertrud, eine Nichte von Frieda, konnte rechtzeitig emigrieren.
Friedas zweiter Bruder, David Aufhäuser (geb. 1879), Chemiker,
Fabrikinhaber und Professor, wanderte 1938 aus Hamburg in die
USA aus. Er starb 1949 in New York.
Der dritte Bruder, Siegfried Aufhäuser (geb. 1884), war 1915
maßgeblich an der Gründung der AfA (Arbeitsgemeinschaft freier
Angestelltenverbände) beteiligt. Als SPD-Mitglied und Reichstagsabgeordneter
floh er 1933 vor der Verhaftung ins Ausland. In New York wirkte
er in Gremien deutscher Exilpolitiker mit. Dort ist er 1969
gestorben.
(Diese Kurzbiografie wurde von Werner M. Loval, Friedas Sohn,
ergänzt.)
Literatur:
Gernot Römer, »In der Fremde leben meine Kinder
…«.
Lebensschicksale kindlicher jüdischer Auswanderer aus
Schwaben unter der Naziherrschaft, Augsburg 1996, S. 37–46.
Erika Löbl-Steinberger, Erika’s Tagebuch, unveröffentlicht.
Eine Transkription dieser Aufzeichnungen, die Friedas Tochter
zwischen 1937 und 1943 niederschrieb, hat Friedas Sohn Werner
Löbl (Loval) mit Anmerkungen versehen (Leo Baeck Institute,
New York).
Herbert Loebl, Juden in Bamberg. Die Jahrzehnte vor dem Holocaust,
Bamberg 1999; 2., verb. Aufl. 2000, bes. S. 273–276 (zu Sali
Löbl).
Thomas Starz, Kapitel »Glauben – Leben – Arbeiten. Handel, Banken
und Industrien jüdischen Ursprungs in Bamberg. Die Elektroindustrie«,
auf seiner Website
www.juden-in-bamberg.de
(Stand: Mai 2008).
Werner Korthaase, »Siegfried Aufhäuser (1884–1969). Der Organisator
der ›Kopfarbeiter‹«, in: Peter Lösche, Michael Scholing, Franz
Walter (Hrsg.), Vor dem Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer
Sozialdemokraten, Berlin 1988, S. 15–37.
Gernot Römer, »Wir haben uns gewehrt.« Wie Juden aus Schwaben
gegen Hitler kämpften und wie Christen Juden halfen, Augsburg
1995, S. 21–29 (zu Siegfried Aufhäuser).
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