Erika
Charon
geb. 1928, Vater Kaufmann
Erikas Vater Willy Charon (geb.
1898 in München) war Teilhaber der Bauartikel-Großhandlung »Charon
& Högg«. Erikas Mutter hieß Gertrud, geb. Hahn (geb. 1902 in
Vilsbiburg bei Landshut).
Die 10-jährige Erika war durch Ministerialerlass
gezwungen, am 14. November 1938 nach nur wenigen Monaten
Schulzeit in der Klasse 1a die Maria-Theresia-Schule zu verlassen.
Von November 1942 bis März 1943 leistete sie zusammen mit ihrer
Mutter Gertrud und vielen anderen jüdischen Mädchen und Frauen
Zwangsarbeit in der Ballonfabrik Augsburg. Im März 1943, am
Tag nach ihrem 15. Geburtstag, wurde sie nach Auschwitz deportiert.
Sie gilt als verschollen, ebenso wie ihr zwei Jahre jüngerer
Bruder Günther (geb. 1930) und ihre Mutter.
Willy Charon, Erikas Vater, ist spätestens Anfang 1941 nach
Shanghai ausgewandert, wahrscheinlich aber schon vor August
1939, als die Einreise von Flüchtlingen nach Shanghai an schwer
erfüllbare Bedingungen geknüpft wurde. Seine Familie hat er
nicht mehr nachholen können. Er ist 1966 in Dallas (Texas) gestorben.
Von der Filmemacherin Ulrike Ottinger (Film Exil Shanghai,
Deutschland / Israel 1997) erhielten wir die Auskunft, dass
im Emigranten Adressbuch für Shanghai Willy Charons Name
nicht zu finden ist, ebensowenig in der Shanghaier Halbmonatsschrift
Gelbe Post (1939) und in der Broschüre Drei Jahre
Emigranten in Shanghai (1942). Auch in dem Sammelband
Exil Shanghai 1938–1947 (2000) erscheint der Name Charon
in keinem der reproduzierten Dokumente.
Der Name von Erika Charon
ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die
im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).
Siehe Emigranten Adressbuch für Shanghai.
Mit einem Anhang Branchen-Register, Shanghai 1939, Nachdruck
Hongkong 1995.
Gelbe Post. Ostasiatische illustrierte Halbmonatsschrift,
Heft 1–7, Shanghai 1939, Nachdruck hrsg. von Paul Rosdy, Wien
1999, ²2006.
Drei Jahre Emigranten in Shanghai. Ihr Beginn: 1939. Ihre
Leistungen: 1940. Ihr Erfolg: 1941, Shanghai 1942 (ungedruckt).
Georg Armbrüster, Michael Kohlstruck, Sonja Mühlberger (Hrsg.),
Exil Shanghai 1938–1947. Jüdisches Leben in der Emigration,
Teetz 2000.
Zeitzeugen – Briefe und Erinnerungen:
Gertraud Fendt,
von 1957 bis 1990 Lehrerin und Vertreterin des Schulleiters
am MT, 1938 zusammen mit Erika Charon Schülerin der Klasse 1a,
erinnert sich an den ersten Schultag (in: 100 Jahre Maria-Theresia-Gymnasium.
Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 1992).
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