Rosa Lieblich
geb. 1887 in Augsburg, Vater Kaufmann
Rosa besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
genannt werden sollte, von 1899 bis 1903 in den Klassen 1–4;
die vierte Klasse war damals die Abschlussklasse.
Rosa (oder Rosel) lebte als verheiratete Wolff in Mannheim.
Sie wurde am 22. Oktober 1940 zusammen mit ca. 7500 badischen
und saarpfälzischen Juden nach Gurs in Südfrankreich deportiert
und ist für tot erklärt.
»Völlig überraschend für die Betroffenen erscheinen am Morgen
Angehörige der Gestapo, der Gendarmerie oder auch Hilfspolizisten
vor ihren Wohnungen und befehlen ihnen, sich für den Abtransport
fertig zu machen. Mitgenommen werden dürfen 50 kg Gepäck und
100 RM für eine erwachsene Person. … Mit der Bahn beginnt eine
mehrtägige Odyssee durch Frankreich. Das besiegte Land soll
die aus ihrer Heimat Vertriebenen aufnehmen. Die von der Anmaßung
völlig überraschten französischen Behörden reagieren bestürzt
und suchen in aller Eile nach einer Unterbringungsmöglichkeit.
Die findet sich … in den mittlerweile nur noch spärlich belegten
Barackenlagern, die nach dem Zusammenbruch der spanischen Republik
im Frühjahr 1939 zur Unterbringung von Hunderttausenden von
Flüchtlingen angelegt wurden. Bei der Ortschaft Gurs am Rande
der Pyrenäen befindet sich eines dieser Lager. … Nach über einjähriger
wechselnder Einquartierung sind die für eine kurzzeitige Nutzung
gedachten Baracken in einem erbärmlichen Zustand. Zusammen mit
der Witterung, schlechter Ernährung und einem häufig schon angegriffenen
Gesundheitszustand der überwiegend älteren, heimatlos gewordenen
Menschen führt dies dazu, dass viele schon im ersten Winter
entkräftet sterben« (H.-J. Hirsch). Die weiblichen Deportierten
wurden in den Frauen-Blocks des Lagers von einigen hundert Internierten
empfangen, die seit Mai 1940 dort waren. Als
Deutschland
den Krieg gegen Frankreich ernsthaft zu führen begann, waren
ledige und kinderlos verheiratete Frauen, die mit deutscher
Staatsangehörigkeit in Frankreich lebten, in Gurs interniert
worden, und ein Teil von ihnen – vor
allem Jüdinnen
– hatte im Sommer die vorübergehend leichten
Fluchtmöglichkeiten
nicht nutzen wollen oder können. Unter diesen weiterhin in
Gurs Internierten war auch die
ehemalige Maria-Theresia-Schülerin
Marie Bach.
Vermutlich
wurde Rosa im September
1942 nach Auschwitz deportiert. Am 16. September verließ einer
der vielen Züge mit Ziel Auschwitz das Durchgangslager Drancy
(bei Paris). Auf der Liste der Juden, die diesen Zug besteigen
mussten, steht auch Rosel Wolff.
2003 wurde im Zentrum Mannheims ein Denkmal für die Mannheimer
Juden enthüllt, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden
(Bildhauer: Jochen Kitzbihler). Der Name von Rosel Wolff ist
darauf zu finden, ebenso wie auf einer Glastafel
der Schoa-Gedenkstätte
im Augsburger Rathaus (Künstler: Klaus Goth).
Siehe
Serge Klarsfeld, Le Mémorial de la déportation des Juifs
de France, Paris 1978, Liste von Convoi Nr. 33 (mit dem
Namen Rosel Wolffs).
Barbara Vormeier, Die Deportierungen deutscher und österreichischer
Juden aus Frankreich (1942–1944),
Paris 1980, S. 107 (der Name von Rosel Wolff auf derselben Deportationsliste).
Literatur:
Hans-Joachim Hirsch, »Ich
habe Dich bei Deinem Namen gerufen«.
Die Gedenkskulptur für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus
in Mannheim. Mit Beiträgen von Peter Kurz, Jochen Kitzbihler
und Helmut Striffler, Mannheim 2005. |