Alice
Nathan
geb. 1899 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer
(»Bernheim & Co«)
Alices Vater hieß Rudolf Nathan (geb. 1872), ihre Mutter Lina,
geb. Bernheim (geb. 1874). So wie Alice besuchte auch ihre ältere
Schwester
Gertrud die Maria-Theresia-Schule. Die Mädchen hatten einen
Bruder, Ernst (geb. 1905).
Die Firma »R. Bernheim« stellte in Pfersee bei Augsburg (ab
1911 ein Augsburger Stadtteil) Imprägniermittel und andere Produkte
für die Textilindustrie her. Sie war 1888 auf den Namen von
Rosa (Röse) Bernheim gegründet worden. Deren Sohn Siegfried
Bernheim übernahm die Fabrik. Rudolf Nathan, ein Bruder von
Siegfried Bernheims Ehefrau Maria (geb. 1873), wurde Teilhaber.
1933/34 gab es einen Prozess gegen die Firma wegen Steuerhinterziehung.
Alices Eltern waren 1931 nach Zürich gezogen, so war Rudolf
für die deutsche Justiz nicht erreichbar.
Alice besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule«
hieß, von 1910 bis 1916 zuerst in den Klassen 2–4, dann in den
Klassen 5 und 6 der »Realabteilung« und schließlich noch für
ein Jahr, 1915/16, in der »Frauenschule«.
Alice heiratete 1920 den Rechtsanwalt Dr. Ludwig Regensteiner
(geb. 1889 in Augsburg). Dieser arbeitete in München mit Dr.
Max Hirschberg und Dr. Philipp Löwenfeld zusammen; der Schwerpunkt
dieser Kanzlei lag auf politischen Strafprozessen. Um 1929 trat
in die Kanzlei die Rechtsanwältin Elisabeth Kohn (geb. 1902)
ein; deren »linksrepublikanisches Engagement für die SPD, die
Liga für Menschenrechte, den Gewerkschaftsverband ADGB und gegen
den aufkommenden Nationalsozialismus fand hier ein reiches Betätigungsfeld«
(R. Weber).
Das Ehepaar Regensteiner wohnte in München in der Elisabethstraße
20. Alice bekam drei Kinder. Ab 1933 machten die Nationalsozialisten
jüdischen Anwälten die Arbeit immer schwerer, schließlich unmöglich.
Die Familie Regensteiner wanderte 1937 in die USA aus. Ludwig
arbeitete dort bis 1954 für eine chemische Fabrik, dann handelte
er mit Chemikalien. Er starb 1974 in Cranston (Rhode Island).
Alice Regensteiner, geb. Nathan, ist 1994 ebenfalls in Cranston
gestorben.
Elisabeth Kohn wurde im November 1941 nach Kowno (Kaunas) in
Litauen deportiert und dort erschossen.
Alices Bruder Ernst ging 1924 nach Reutlingen, vermutlich um
an der dortigen Fachschule, dem »Technikum für Textilindustrie«,
zu studieren. Später ist er, ebenso wie seine Eltern von der
Schweiz aus, in die USA emigriert. 1991 starb er in Providence
(Rhode Island).
Alices Vater Rudolf starb 1961.
Alices Tante Maria (Marie) Bernheim zog mit ihrem Ehemann nach
München. Von dort wurde sie, inzwischen verwitwet, im Juni 1942
nach Theresienstadt deportiert, wo sie Anfang 1944 starb.
Literatur:
Bernd Serger, Karin-Anne Böttcher, Es gab Juden
in Reutlingen. Geschichte – Erinnerungen – Schicksale. Ein historisches
Lesebuch, Reutlingen 2005, S. 60–84 (zu den jüdischen Studenten
am Reutlinger Technikum für Textilindustrie).
Erhard Bernheim, »Halbjude«
im Dritten Reich. Die Erinnerungen des Augsburger Fabrikanten
Erhard Bernheim, hrsg. von Gernot Römer, Augsburg 2000.
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte
in Bayern nach 1933, München 2006, S. 252 (zu Ludwig Regensteiner).
Reinhard Weber, »Dr. Elisabeth Kohn, Rechtsanwältin«, in:
Mitteilungen des Münchener AnwaltVereins e. V., August/September
2003, S. 8f. (Zitat); im Internet:
www.muenchener.anwaltverein.de/Jahrgang_2003/Mitteilungen_08_09_2003/Mitteilungen_9_03.pdf
Terri d’Arrigo, »In Search of a Better Workout«, in: Diabetes
Forecast, 1. April 2000, im Internet:
www.highbeam.com/doc/1G1-61182034.html
(zu Alices Enkelin, der Diabetes-Forscherin Judith Regensteiner). |