Biografien   Marianne Oberdorfer
Marianne Oberdorfer
geb. 1907 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer (Schirmfabrikant), Wohnung Schaezlerstraße 15 / III, Geschäft Maximilianstraße 19

Mariannes Vater Eugen Oberdorfer (geb. 1875 in Augsburg) betrieb eine Schirmfabrik. Im Ersten
Weltkrieg wurde er Landsturmjäger. Seine Ehefrau hieß Emma Karolina, geb. Binswanger (geb. 1884 in Augsburg). So wie Marianne besuchte auch ihre jüngere Schwester Elisabeth die Maria-Theresia-Schule.
Marianne besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1918 bis 1925, zunächst in den Klassen 2–6, dann noch zwei Jahre zur Vorbereitung auf die Erzieherinnenprüfung.
1921 feierte Marianne gemeinsam mit sechs anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Nach ihrer Schulzeit wurde Marianne Röntgen-Gehilfin. 1936 heiratete sie Robert Weil (geb. 1904 in München). Mit ihm emigrierte sie 1938 über London in die USA, als ihre Schwester Elisabeth noch in Rom weilte. Das Ehepaar lebte zunächst in Houston (Texas), dann in Los Angeles. Marianne arbeitete als Hilfe in einer Bäckerei, später war sie in einem Waisenhaus angestellt. Robert war Vertreter für Textilfirmen. Das Ehepaar bekam einen Sohn.
Marianne Weil, geb. Oberdorfer, ist 2001 in Los Angeles gestorben.
Eugen und Emma Karolina Oberdorfer, Mariannes Eltern, mussten im Mai 1942 in die Hallstraße 14 ziehen, wo die Nationalsozialisten ein sogenanntes »Judenhaus« einrichteten. Beide leisteten von Sommer 1942 bis Anfang März 1943 Zwangsarbeit in der Augsburger Ballonfabrik. Sie wurden deportiert, vermutlich am 8./9. März 1943 nach Auschwitz (vielleicht über Theresienstadt), und gelten als verschollen.

(Miriam Friedmann, Mariannes Nichte, hat zu dieser Kurzbiografie beigetragen.)

NB
: Von Eugen und Emma Karolina Oberdorfer heißt es im Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006), sie seien zu unbekannter Zeit mit unbekanntem Ziel deportiert worden. Das Ehepaar ist nicht im Theresienstädter Gedenkbuch (Prag 2000) verzeichnet.
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