Berta Priester
geb. 1900 in Augsburg, Vater Käufler,
Kaufmann
Bertas Vater hieß Albert Priester (geb. 1872), ihre Mutter
Aloisia, geb. Stein (geb. 1870). Der Beruf von Bertas Vater
wird im Jahresbericht der Schule von 1910/11 als »Käufler« angegeben.
Als Käufler bezeichnete man Kleinhändler, Trödler (nach dem
Wörterbuch der Brüder Grimm im Alt-Augsburgischen auch Versteigerer).
Ab dem nächsten Schuljahr lautet die Berufsbezeichnung »Kaufmann«.
Berta besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule«
heißen sollte, von 1910 bis 1914 in den Klassen 1–4.
Berta heiratete 1923 Simon Kupfer (geb. 1899 in München), der
ein Geschäft für Lederwaren am Annaplatz führte. Das Ehepaar
bekam zwei Töchter, Edith (geb. 1924) und
Ruth (geb. 1925).
Simon war polnischer Staatsangehörigkeit. Wie viele Augsburger
und Münchner Juden, die aus Polen stammten, wurde er mitsamt
seiner Familie (?) Ende September 1938, also wenige Wochen vor
dem Novemberprogrom, zwangsweise nach Polen gebracht, dort aber
nicht ins Land gelassen. Am 2. Oktober trafen die Kupfers mit
den anderen Verschleppten wieder in Augsburg ein.
Simon wurde dann nach der »Reichskristallnacht« am 10. November
1938 inhaftiert und für einige Zeit in das Konzentrationslager
Dachau gebracht. Am Ende des Jahres wanderte die Familie an
Bord der »Washington« in die USA aus.
In den USA verdienten sich Simon zunächst als Fabrikarbeiter,
Berta als Putzfrau den Lebensunterhalt. Auch die Töchter konnten
nicht länger zur Schule gehen, sondern mussten Geld verdienen.
Nach einigen Jahren aber konnten Berta und Simon wieder ein
Lederwarengeschäft eröffnen.
Berta Kupfer, geb. Priester, starb 1952 in Brooklyn (New York),
ihr Ehemann Simon zwei Jahre später.
Bertas Eltern wurden Anfang August 1942 nach Theresienstadt
deportiert. Aloisia Priester ist dort am 11. Januar 1943 gestorben;
Albert Priester wurde im Mai 1944 nach Auschwitz gebracht.
NB: Ende Oktober 1938 wurden aus ganz Deutschland
jüdische Polen zur deutsch-polnischen Grenze gebracht, in vielen
Fällen mitsamt ihren Familien (»Polenaktion«). Zum Teil mussten
sie mehrere Monate lang in Barackenlagern ausharren. Wenn die
Angaben von Albert und Sophie Dann stimmen (s.u.), dann wurde
von Augsburg (und München) aus schon einen Monat früher ein
solcher Deportationsversuch gemacht.
Literatur:
Albert Dann, Erinnerungen an die Augsburger jüdische
Gemeinde (verfasst 1944 und 1959), unveröffentlicht; Auszüge
in: Gernot Römer, Mitarbeit Ellen Römer, Der Leidensweg der
Juden in Schwaben. Schicksale von 1933 bis 1945 in Berichten,
Dokumenten und Zahlen, Augsburg 1983, S. 27–41, hier S.
34 (zur Deportation der polnischstämmigen Augsburger Juden im
September 1938).
Sophie Dann, »Zum 3. Reich in Augsburg«, in: Augsburger Blätter
4 (1978), Heft 1, S. 26f. (zum selben Deportationsversuch).
Alfred Schmidt, »Viele schöne Erlebnisse, doch der Schmerz bleibt.
Wie die Jüdin Edith Schwarz ihre Heimatstadt erlebte«, in:
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 27./28. Oktober 1990,
S. 46 (zu einem Besuch von Bertas Tochter Edith in Augsburg,
mit Ediths Bericht über ihre Emigration). |