Biografien   Liselotte Weil
Liselotte Weil
geb. 1906 in Augsburg, Vater Kaufmann (»Leopold Weil & Cie«), Wohnung und Geschäft Hafnerberg D 139

Liselottes Eltern waren der
Lederhändler Emil Weil (geb. 1874 in Augsburg) und Bella, geb. Sundheimer (geb. 1879 in Regensburg). So wie Liselotte besuchte auch ihre jüngere Schwester Erna die Maria-Theresia-Schule.
Liselotte besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1916 bis 1920 in den Klassen 1–4; vielleicht blieb sie bis 1922 bis zur Klasse 6 auf der Schule.
1921 feierte Liselotte gemeinsam mit ihrer Schwester Erna und fünf anderen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Liselotte heiratete den Rechtsanwalt Stefan Oberbrunner (geb. 1901 in Nürnberg).
Das Ehepaar bekam 1932 eine Tochter. Die Familie wanderte 1934 nach Frankreich aus. Stefan arbeitete in einem Fotogeschäft und übernahm andere Arbeiten. 1939 trat Stefan in die französische Armee ein, 1940 wurde er interniert. Im März 1943 wurde er aus dem Sammellager Drancy nach Majdanek deportiert; er gilt als verschollen.
1938 floh Liselottes Mutter Bella, 1939 auch ihr Vater Emil nach Montreux (Schweiz). Von dort aus emigrierte Emil 1940 in die USA. Bella meldete sich Ende des Jahres mit unbekanntem Ziel ab; offenbar konnte sie mit ihrem Mann nach New York entkommen. Emil starb dort 1946.
Liselotte und ihre Tochte Anne konnten 1941 oder 1942 in die USA ausreisen, ebenso wie Liselottes Schwester Erna, die 1941 zu ihr gezogen war. Liselotte arbeitete als Modistin.
Liselotte Oberbrunner, geb. Weil, ist 1991 in Koloa, Kauai (Hawaii), gestorben.

Siehe Gernot Römer, Hrsg., »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 322.
Michael Diefenbacher, Wiltrud Fischer-Pache (Hrsg.), Gerhard Jochem, Ulrike Kennter (Bearb.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa. Mit einem Essay von Leibl Rosenberg, Nürnberg 1998, S. 251 (Stefan Oberbrunner, Nr. 1489).

Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003, S. 221–223 (zu Erna Weil).
Reinhard Weber, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006, S. 249 (zu Stefan Oberbrunner).
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