Erna Weil
geb. 1907 in Augsburg, Vater Kaufmann,
Lederhändler (»Leopold Weil & Cie«), Wohnung und Geschäft Hafnerberg
D 139
Ernas Eltern waren der Lederhändler Emil Weil (geb. 1874 in
Augsburg) und Bella, geb. Sundheimer (geb. 1879 in Regensburg).
So wie Erna besuchte auch ihre ältere Schwester
Liselotte die Maria-Theresia-Schule.
Erna wird als ungewöhnlich begabte Schülerin beschrieben. Sie
besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1917 bis 1926 in den
Klassen 1–G9.
1921 feierte Erna gemeinsam mit ihrer Schwester Liselotte und
fünf anderen jüdischen Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg
(Batmizwah: Fest der religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen,
kann individuell am Sabbat nach dem 12. Geburtstag des Mädchens
begangen werden, wurde in Augsburg aber, ähnlich wie die protestantische
Konfirmation, jährlich oder in noch größeren Abständen für mehrere
Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Erna machte im März 1926 das Abitur. Sie studierte Medizin,
zuerst ein Semester lang in Wien, dann in München, wo sie Ende
1931 die ärztliche Staatsprüfung absolvierte. Ihr praktisches
Jahr leistete Erna in Augsburg, Hamburg und Berlin ab, in Augsburg
für vier Monate auf der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses
bei Prof. Friedrich Georg Port. Nach dem Reichstagsbrand 1933
verlor sie ihre Stelle in Berlin. Im folgenden Jahr schrieb
sie sich in Turin ein, um dort erneut ein Staatsexamen abzulegen,
das in Großbritannien anerkannt würde; ihr schloss sich
Lotte Dann an, die jüngste Schwester ihrer Schulfreundin
Elisabeth Dann. Durch die antijüdische Politik in Italien
wurde sie jedoch daran gehindert, dieses Examen abzulegen, kehrte
nach Deutschland zurück und arbeitete als Krankenschwester am
Jüdischen Krankenhaus in Frankfurt am Main.
1938 floh Ernas Mutter Bella, 1939 auch ihr Vater Emil nach
Montreux (Schweiz). Von dort aus emigrierte Emil 1940 in die
USA. Bella meldete sich Ende des Jahres mit unbekanntem Ziel
ab; offenbar konnte sie mit ihrem Mann nach New York entkommen.
Emil starb dort 1946.
Erna zog Anfang 1941 zu ihrer Schwester Liselotte nach Frankreich,
dann noch im selben Jahr in die USA. In New York praktizierte
sie als Kinderpsychiaterin.
Erna Weil ist 1960 bei einem Verkehrsunfall in New York gestorben.
Siehe Erna Weil, Über einen Fall von Chorea Gravidarum
mit Psychose, Diss. München 1933 (mit Lebenslauf).
Literatur:
Monika Ebert, Zwischen Anerkennung und Ächtung.
Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts, Neustadt an der Aisch 2003,
S. 221–223.
Lotte Treves, geb. Dann, »Mit tiefer Dankbarkeit blicke ich
zurück«, in: Gernot Römer (Hrsg.), Vier Schwestern. Die Lebenserinnerungen
von Elisabeth, Lotte, Sophie und Gertrud Dann aus Augsburg,
Augsburg 1998, S. 135–228, hier S. 158–160. |