Biografien   Johanna Bär
Johanna Bär
geb. 1897 in Augsburg, Vater Viehhändler

Johannas
Eltern waren Max Bär (geb. 1864 od. 1865) und Sophie, geb. Maier (geb. 1866 od. 1867).
Johanna besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, von 1908 bis 1911 in den Klassen 1–3.
1919 bekam Johanna einen Sohn, der zur Adoption freigegeben wurde.
Johannas Eltern starben beide 1932 in Augsburg.
Johanna arbeitete als Kontoristin. Ihre letzte Adresse war Augsburg, Maximilianstraße 12. Johanna wurde am 20. November 1941 von München aus nach dem litauischen Kowno (Kaunas) deportiert, so wie auch die ehemaligen Maria-Theresia-Schülerinnen Rosa Deller, Stella Politzer und Dina Strauss. Fünf Tage später wurden die verschleppten Frauen, Männer und Kinder in Kowno erschossen.
»Für München lag die Federführung dieser Aktion bei der Stapoleitstelle im Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße. ... Bei der Ankunft … wurden die für die Deportation vorgesehenen Personen sofort einer Leibesvisitation unterzogen. Den Betroffenen war die Mitnahme von 50 kg Gepäck gestattet worden; für die ›Reisekosten‹ waren … 50 Reichsmark zu entrichten. … Zahlreiche Gegenstände wurden beschlagnahmt. Gleichwohl bemühte sich die Gestapo, den Menschen eine ›Normalität‹ vorzugaukeln, es wurde versucht, die tödliche Bestimmung des Transports zu verschleiern und den Eindruck zu erwecken, es handle sich tatsächlich um eine ›Evakuierung‹ nach Osten, eine Verschickung zum Arbeitseinsatz an einem bislang noch unbekannten Ort. In den frühen Morgenstunden des 20. November 1941 erfolgte schließlich … der etwa fünfzehnminütige Fußmarsch vom Lager an der Knorrstraße zum Bahnhof Milbertshofen. … Noch unmittelbar vor der Abfahrt des Zuges erhielt der leitende Beamte … die Mitteilung, dass der Transport nicht wie vorgesehen nach Riga, sondern nach Kaunas in Litauen geleitet werde. … Nach Aussage der begleitenden Wachmannschaft verlief der Transport nach Kaunas ›ruhig‹. Lediglich die unzureichende Wasserversorgung sorgte für Unruhe. … Die Zugfahrt dauerte drei Tage; die genaue Streckenführung ist nicht mehr zu rekonstruieren. An einem Samstagabend erreichte der Zug Kaunas. Die Münchner Juden wurden zu Fuß in das etwa sechs Kilometer nordwestlich vor der Stadt gelegene Fort IX geführt. … Am 25. November 1941 – nachdem man sie also noch zwei Tage in den verrotteten Verliesen des Forts festgehalten hatte – wurden die aus München deportierten Menschen gemeinsam mit anderen Juden … erschossen. Die Leichen der Ermordeten wurden in bereits ausgehobenen Gräben verscharrt. Bis zuletzt hatte man die Menschen über das ihnen vorherbestimmte Schicksal im Ungewissen gehalten« (A. Heusler).
Der Name von Johanna Bär ist auf einer Glastafel der Schoa-Gedenkstätte aufgeführt, die im Augsburger Rathaus zu besichtigen ist (Künstler: Klaus Goth).

Literatur:
Andreas Heusler, »Fahrt in den Tod. Der Mord an den Münchner Juden in Kaunas (Litauen) am 25. November 1941«, in: Stadtarchiv München (Hrsg.),
»… verzogen, unbekannt wohin.« Die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941, Zürich – München 2000, S. 13–24.
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