Biografien   Liese Einstein
Liese Einstein
geb. 1925 in Augsburg (in den Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater Kaufmann (»Gebrüder Einstein«), Wohnung Ulmer Straße 185, Firma Ulmer Straße 139

Lieses Vater Moritz Einstein (geb.
1886 in Kriegshaber) war einer von sechs Teilhabern einer der führenden schwäbischen Viehhandelsfirmen. Die Firma war in Kriegshaber ansässig (seit 1916 ein Stadtteil von Augsburg); die übrigen Teilhaber waren Moritz’ Brüder Samuel (geb. 1870), Ludwig (geb. 1873), Heinrich (geb. 1878), Hermann (geb. 1880) und Isaak (geb. 1884). Ein weiterer Bruder, Max (geb. 1876), war der einzige, der nicht der Firma angehörte.
Moritz war verheiratet mit Lydia (Liddy), geb. Seligmann (geb. 1900 in Lambsheim). Die Familie hatte auch einen Sohn, Siegbert. Sie lebte zusammen mit zwei Brüdern des Vaters, dem Junggesellen Heinrich Einstein und Max Einstein, der erst spät heiratete, im Erdgeschoss der Wohnung in der Ulmer Straße 185. Im ersten Stock wohnte ein weiterer der Einstein-Brüder, Isaak, mit seiner Familie.
Liese ist eine Cousine von Beate, Brunhilde und Erna Einstein.
Liese besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1935 bis 1938 in den Klassen 1–4. Mit 13 Jahren war sie durch Ministerialerlass gezwungen, am 14. November 1938 während des Schuljahres ohne Abschluss die Schule zu verlassen. Sie besuchte dann die jüdische Schule, die in der Synagoge in der Halderstraße eingerichtet wurde. Zusammen mit ihrem Bruder erhielt sie Privatunterricht in Englisch.
Beide Kinder emigrierten im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England, wie kurz zuvor schon ihre Cousinen Beate und Brunhilde Einstein. Die Geschwister kamen in Westgate on Sea unter. Dort starb Siegbert 1940 an einer Krankheit. Liese wurde nach Manchester in eine Familie geholt, wo schon ihre Cousine Brunhilde Einstein als Haushaltshilfe arbeitete. Eine solche Arbeit nahm Liese im nächsten Jahr ebenfalls an. Später ließ sie sich zur Kinderkrankenschwester ausbilden und ging 1947 nach New York. Dort arbeitete sie am »Beth Israel«-Krankenhaus. 1954 heiratete sie Harry Fischer aus Breslau. Das Ehepaar bekam zwei Kinder.
Liese Fisher, geb. Einstein, lebt bis heute (April 2006) mit ihrem Mann Harry in den USA.
Lieses Eltern, Moritz und Lydia Einstein, wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und gelten als verschollen, ebenso Lieses Onkel Hermann Einstein und seine Frau Mina, geb. Schloßberg, sowie Lieses Onkel Isaak und seine Frau Ida, geb. Schloßberg.
Lieses Onkel Ludwig und Samuel Einstein starben 1936 bzw. 1939.
Lieses Onkel Max Einstein und seine Frau Johanna, geb. Stern (geb. 1882), wurden Anfang April 1942 nach Piaski in Polen deportiert und sind für tot erklärt, ebenso Lieses Onkel Heinrich Einstein.
Lieses Cousin Martin Einstein heiratete 1935 in Palästina Marianne Veith.

NB: Bei Heinz Landmann (Henry Landman) ist angegeben, dass Isaak und Ida Einstein unter den vielen Augsburger Juden waren, die im März 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (2. Aufl. 2006) wurde das Ehepaar jedoch schon 1942 nach Auschwitz deportiert.

Lite
ratur:
Gernot Römer, »In der Fremde leben meine Kinder …«. Lebensschicksale kindlicher jüdischer Auswanderer aus Schwaben unter der Naziherrschaft, Augsburg 1996, S. 28–37.

Das USC Shoah Foundation Institute verzeichnet Video-Interviews von Überlebenden der Schoa, darunter Liese Fischer, geb. Einstein.
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