Elisabeth Kahn
geb. 1898 in Augsburg, Vater Fabrikbesitzer
(»Kahn & Arnold«), Am Sparrenlech
Elisabeths Eltern waren Aaron Kahn (1841–1926) und Flora, geb.
Farnbacher (geb. 1852). Nach der Hochzeit des Paares
in Augsburg 1870 hatte Flora bis 1884 neun Kinder geboren. Als
dann 1898 Elisabeth folgte, starb ihre Mutter Flora wenige Wochen
nach der Entbindung.
Teilhaber der Spinnerei und Weberei »Kahn & Arnold« waren Elisabeths
Vater Aaron Kahn und Alban Arnold.
Else besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914 »Maria-Theresia-Schule«
hieß, von 1909 bis 1915, zuerst in den Klassen 1–5 (wobei sie
die zweite Klasse übersprang), dann in Klasse 6 der »Realabteilung«
und zum Schluss noch für ein Jahr (1914/15) in der »Frauenschule«.
Elisabeth war eine Tante von
Ruth Kahn. Statt »Elisabeth« wurde sie stets »Else«
genannt.
Am 23. April 1914 fand eine Feier statt, nach der die Eltern
der Schülerinnen den soeben fertiggestellten Neubau der Maria-Theresia-Schule
in der Gutenbergstraße besichtigen konnten. Dabei wurde Ernst
Johann Groths Stück Madame Breitkopf. Dramatisches Kulturbild
aus dem deutschen Frauenleben der Rokokozeit aufgeführt,
in dem Else die Rolle des »Fräulein von Ploto« spielte. (Quellen
des Stücks waren offenbar Goethes Briefe aus der Leipziger Zeit
sowie Dichtung und Wahrheit, zweiter Teil, achtes Buch).
1921 heiratete Else den Arzt Heinz Eckert (geb. 1892 in Rheydt),
der evangelisch war. Ihre Kinder Wolfgang (»Wolf«, geb. 1922)
und
Eva (geb. 1927) wurden evangelisch getauft. Heinz
starb 1926, vier Monate vor Evas Geburt.
Während des Krieges (Juli 1942 – Januar 1944) arbeitete Else,
zunächst freiwillig, in einem Rüstungsbetrieb, was ihr für einige
Zeit Schutz vor der Deportation gab. Im Januar 1944 aber wurde
sie nach Theresienstadt deportiert. Dort erlebte sie im Frühjahr
1945 die Befreiung des Lagers und kehrte nach Augsburg zurück,
wo ihre Tochter Eva geblieben war und den Krieg überlebt hatte.
Wolf hatte als »Mischling 1. Grades« die Ingenieurschule verlassen
müssen. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit in ein Lager in Jena
geschickt. Er starb im Januar 1947 in Augsburg.
1947 gab Else Englisch-Stunden für polnische Juden, die nach
Augsburg gekommen waren. Mit ihrer Tochter Eva wanderte sie
1948 nach New York aus. Sie bekam die Parkinsonsche Krankheit
und starb, nachdem sie 17 Jahre lang von ihrer Tochter gepflegt
worden war, 1978 in New York.
Die Fabrik »Kahn & Arnold« gehörte 1933 Benno und Arthur Arnold
sowie Elses Brüdern Alfred (geb. 1876) und Berthold Kahn (geb.
1879). Das Unternehmen wurde »arisiert«: 1940 erfolgte der Verkauf
an die NAK, die »Neue Augsburger Kattunfabrik«. Wegen bestimmter
Auflagen bekamen die Familien Kahn und Arnold nichts für die
Fabrik, nach dem Krieg kam ein Vergleich zustande.
Berthold Kahn floh nach London, später weiter nach Neuseeland;
dorthin waren auch sein Sohn Joachim und dessen Frau
Gertrud, geb.
Lerchenthal, ausgewandert. Alfred Kahn ging zunächst
nach Bombay, später emigrierte er wie seine Schwester Else nach
New York.
Die Brüder Arnold wurden aus Augsburg deportiert und kamen in
Lagern ums Leben: Arthur Arnold starb in Dachau am 23. November
1941, Benno Arnold (1941 Vorstand der Augsburger jüdischen Gemeinde)
wurde zusammen mit seiner Ehefrau, Elses Schwester Anna, geb.
Kahn (geb. 1882), im August 1942 nach Theresienstadt deportiert,
wo Anna schon nach wenigen Wochen im September 1942 starb, Benno
im März 1944.
Literatur:
Auszug aus einem Brief Else Eckerts über die Hilfe,
die einzelne Augsburger den jüdischen Mitbürgern vor ihrer Deportation
und in den Lagern zuteil werden ließen, bei Ernst Jacob, Rundschreiben
Nr. 14, September 1947, in: Gernot Römer (Hrsg.), »An meine
Gemeinde in der Zerstreuung«. Die Rundbriefe des Augsburger
Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949, Augsburg 2007, S. 136–143,
hier S. 140. |