Marianne Landauer
geb. 1920 in Augsburg (in den
Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater
Fabrikbesitzer (»M. S. Landauer«), Wohnung Frölichstraße 10½
/ II, Firma Färberstraße 25
Die Textilfabrik »M. S. Landauer« lag in Augsburg-Oberhausen,
Mariannes Vater Paul (geb. 1879 in Augsburg) war einer von
mehreren Teilhabern aus der Landauer-Familie (der Name
der Firma stammte von ihrem Gründer, dem Weber Moses Samuel
Landauer, der 1808 in Hürben – heute ein Stadtteil von Krumbach
– geboren worden war).
Paul Landauer heiratete 1910 Hedwig Schnebel aus Nürnberg (geb.
1890). Das Paar bekam vier Töchter, die alle die Maria-Theresia-Schule
besuchten:
Elsbeth,
Herta,
Dora und Marianne. Marianne war die vierte. Sie trat 1931
in Klasse 1 der Schule ein und besuchte dann den Gymnasialzweig
bis Klasse 6.
1935 feierte Marianne zusammen mit einigen anderen jüdischen
Mädchen ihre »Konfirmation« in Augsburg (Batmizwah: Fest der
religiösen Mündigkeit für jüdische Mädchen, kann individuell
nach dem 12. Geburtstag des Mädchens gefeiert werden, wurde
in Augsburg aber, konfirmationsartig, jährlich oder in noch
größeren Abständen für mehrere Jahrgänge gemeinsam abgehalten).
Am 24. März 1937 ging Marianne ohne Reifeprüfung von der Schule
ab. In München ließ sie sich zur Kindergärtnerin ausbilden.
Um 1938 musste die Firma »M. S. Landauer«, seit vier Generationen
in Familienbesitz, weit unter Wert verkauft werden und wurde
»arisiert«. Mariannes Eltern wanderten 1939 nach Ramat Gan in
Palästina (bei Tel Aviv) aus, so wie auch Mariannes Schwester
Elsbeth und deren Familie. Marianne ging mit ihnen.
In Palästina schloss sich Marianne einer Gruppe junger Pioniere
an, die einen Kibbuz namens Giv'at Haim gründeten. Dort lernte
sie den Künstler Paul (Pinchas)
Butschowitz (geb. 1923) aus Wien kennen und heiratete ihn. Im
Kibbuz arbeitete Marianne viele Jahre lang als Kindergärtnerin,
später als Buchbinderin, Pinchas als Maler, Bildhauer, Zimmermann
und Lehrer.
Mariannes Eltern starben beide in Ramat Gan, Israel: Paul 1976,
Hedwig 1979.
Marianne und Pinchas bekamen drei Kinder. Das Ehepaar lebt bis
heute (April 2007) in Israel.
(Shimon Spiro, der Sohn von Mariannes Schwester Elsbeth, hat
zu dieser Kurzbiografie seiner Tante beigetragen.)
Siehe im Staatsarchiv Augsburg die Kopie einer Chronik
der Firma M. S. Landauer. Ein Anhang, »Die Nachfahren des M.
S. Landauer und seiner Ehefrau Klara aus Hürben bei Krumbach«,
endet beim Stand vom 15. März 1936.
Brief von Marianne Landauer aus Palästina, 1941; Auszug bei
Ernst Jacob, Rundschreiben Nr. 2, September 1941, in: Gernot
Römer (Hrsg.), »An meine Gemeinde in der Zerstreuung«. Die
Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949,
Augsburg 2007, S. 36–46, hier S. 42. |