Biografien   Hedwig Frank
Hedwig Frank
geb. 1893 in Augsburg, Vater Metzgermeister, Dominikanergasse 14

H
edwigs Vater Adolf Frank (geb. 1864 in Bütthard) schlachtete für die jüdische Gemeinde nach den jüdischen Vorschriften. Hedwigs Mutter hieß Laura, geb. Lemle, gesch. Herzog (geb. 1862). Hedwig hatte aus der ersten Ehe ihrer Mutter eine ältere Halbschwester namens Bella, geb. Herzog (geb. 1884). Aus der zweiten Ehe der Mutter hatte Hedwig drei Geschwister, von denen eine Schwester, Rosa Frank (geb. 1897), wie sie selbst die Maria-Theresia-Schule besuchen sollte; die anderen beiden hießen Ida Jette (geb. 1892) und Arthur (geb. 1900). Zwei weitere Geschwister waren schon als kleine Kinder gestorben.
Hedwig war eine Cousine von Rosa Frank (geb. 1898) und von Herta Frank.
Hedwig besuchte die »Städtische Töchterschule«, die später »Maria-Theresia-Schule« genannt wurde, von 1904 bis 1907 in den Klassen 1–3.
Hedwig heiratete 1920 Alexander Wormser (geb. 1893). Dieser war Prokurist und Abteilungsdirektor der Dresdner Bank in Augsburg. Er wurde unter der Herrschaft der Nationalsozialisten entlassen und im November 1938 für einige Zeit in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Wie zuvor schon ihre Schwester Rosa, emigrierte Hedwig 1939 mit ihrem Ehemann und ihren beiden Töchtern (geb. 1921 und 1922) nach Buffalo (New York).
Hedwig Wormser, geb. Frank, starb 1980 in Amarillo (Texas).
Eine von Hedwigs Töchtern heiratete 1948 Eric Teutsch, einen Bruder von Ruth Teutsch.
Hedwigs Vater starb 1930 in Augsburg. Die verwitwete Laura Frank zog 1939 nach München und wurde im Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert, drei Monate später in Treblinka ermordet.
Hedwigs Bruder Arthur Frank arbeitete als Schlächter in Berlin. Einer von Hedwig stammenden Aufzeichnung zufolge, die in der Familie aufbewahrt wird, starb er 1941 in Grafeneck. Auf Schloss Grafeneck (Württemberg) brachten die Nationalsozialisten 1940 über 10.000 behinderte oder kranke Menschen um; auch aus bayerischen Krankenanstalten wurden Pfleglinge zwecks »Euthanasie« dorthin gebracht. Die Aktion endete im Dezember 1940. Laut Auskunft von Franka Rößner (Gedenkstätte Grafeneck e.V.) ist Arthur Frank nicht unter den 8000 Opfern, deren Namen derzeit bekannt sind (Dezember 2006).
Hedwigs Schwester Ida Jette war in zweiter Ehe mit Raphael Weil (geb. 1881 in Friesenheim) verheiratet. Das Ehepaar wohnte in Berlin-Charlottenburg. Beide wurden im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert.
Hedwigs Halbschwester Bella heiratete Leopold Homburger. Sie lebte in München. Von dort wurde sie als Witwe im November 1941 nach Kowno (Kaunas) in Litauen deportiert und wenige Tage nach der Ankunft erschossen.

Siehe
Andreas Heusler, Brigitte Schmidt, Eva Ohlen, Tobias Weger u. Simone Dicke, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Bd. 1 (A–L), hrsg. vom Stadtarchiv München, München 2003, S. 365 (zu Laura Frank) und S. 628 (zu Bella Homburger).
Stammbaum von Hedwig Frank im Internet: JewishGen, »The Family Tree of the Jewish People« (Stand: März 2007).

Literatur:
Thomas Stöckle, Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland, Tübingen 2002.
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