Hedwig Polatschek
geb. 1899 in Prag, Vater Kaufmann,
Wohnung Hallstraße 14, Geschäft Maximilianstraße D 1
Hedwigs Vater Emanuel Polatschek (geb. 1874 in Prag) führte
ein Schuhhaus. Ihre Mutter hieß Olga, geb. Altschul (geb. 1875).
So wie Hedwig besuchten auch ihre Schwestern
Ida und
Laura die Maria-Theresia-Schule. Hedwig hatte außerdem zwei
Brüder, Siegfried (geb. 1903) und Otto (geb. 1904).
Hedwig besuchte die »Städtische Töchterschule«, die ab 1914
»Maria-Theresia-Schule« heißen sollte, von 1910 bis 1913 in
den Klassen 2–4.
1919 heiratete Hedwig Arnold Weinstock (geb. 1889 in Heidenheim),
der ein Schuhhaus in Nürnberg führte. In den beiden folgenden
Jahren bekam das Ehepaar einen Sohn und eine Tochter. 1934 zog
die Familie nach Berlin.
Das zentral gelegene Schuhgeschäft Polatschek war schon Anfang
der 1930er Jahre mehrfach von antijüdischen Aktionen betroffen.
Am 1. April 1933 wurden in Augsburg jüdische Geschäfte boykottiert.
Vor das Schaufenster des Schuhhauses wurde ein Transparent gehängt:
»Deutsche meidet dieses jüdische Geschäft! Unterstützt die Regierung
im Abwehrkampf gegen die Lügenpropaganda des Judentums!«
Später wurde das Schuhhaus »arisiert«. 1938 verkauften die Polatscheks
ihr Wohnhaus, Hallstraße 14, an Karl Wassermann, den Vater von
Margarete Wassermann, und an Max Schwab, den Vater von
Liselotte und
Paula Schwab und Onkel von
Susette Schwab. 1942 wurde dort ein »Judenhaus« eingerichtet,
in dem jüdische Familien auf engstem Raum auf die Deportation
warten mussten.
Hedwigs Brüder Siegfried und Otto wanderten 1938 nach Los Angeles
aus.
Hewigs Eltern emigrierten spätestens 1942 nach Haifa in Palästina.
Olga starb 1948 in Israel, Emanuel 1959 in Haifa.
Die Familie Weinstock wanderte spätestens 1942 nach Johannesburg,
Südafrika, aus. Dort starb Hedwigs Ehemann Arnold 1952.
Hedwig Weinstock, geb. Polatschek, ist 1977 ebenfalls in Johannesburg
gestorben.
Siehe Karl Filser, Hans Thieme, Hakenkreuz und Zirbelnuss.
Augsburg im Dritten Reich, Augsburg 1983, S. 41 (Foto des
Schuhhauses Polatschek mit antijüdischem Transparent).
Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben (Hrsg.),
Ein fast normales Leben. Erinnerungen an die jüdischen Gemeinden
Schwabens. Ausstellung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
nach einem Konzept von Gernot Römer, Augsburg 1995, S. 163
(dasselbe Foto).
Arbeitsgemeinschaft Schulgeschichte des Städtischen Sigena-Gymnasiums
Nürnberg unter der Leitung von Wolf M. Hergert (Hrsg.), »Verfolgt,
vertrieben, ermordet«. Das Schicksal der Jüdinnen an einer Nürnberger
Oberschule 1933–1945, Nürnberg 2007, S. 73 (zu Hedwigs Tochter
Ruth Weinstock). |