Margarete Wassermann
geb. 1921 in Augsburg (in den
Schul-Jahresberichten ist kein Geburtsort angegeben), Vater
Kaufmann (»Pflaunlacher & Schwab, Sportbekleidung«, heute C&A),
Geschäft Bahnhofstraße / Ecke Burgkmairstraße
Margaretes Vater hieß Karl Wassermann (geb. 1877 in Ulm), ihre
Mutter Jenny, geb. Pflaunlacher (geb. 1890 in Augsburg).
Die Produktion von Karl Wassermanns Firma lag in der Haunstetter
Straße. Margarete hatte einen älteren Bruder, Heinz (1914–1988).
Margaretes Tante mütterlicherseits, Berta Pflaunlacher, hatte
Max Schwab geheiratet; auch Max war Teilhaber der Firma »Pflaunlacher
& Schwab«. Die Töchter von Berta und Max,
Liselotte und
Paula Schwab, waren Cousinen von Margarete.
Margarete wohnte mit ihrer Familie zunächst in der Bismarckstraße,
dann in der Volkhartstraße, Völkstraße, Frohsinnstraße (das
Wohnhaus wurde 1937 jüdisches Altersheim), schließlich in der
Hallstraße 14. Dieses Haus kauften Karl Wassermann und sein
Geschäftspartner Max Schwab 1938 von Emanuel Polatschek (dem
Vater von
Hedwig,
Ida und
Laura Polatschek). Später wurde es von den Nationalsozialisten
als »Judenhaus« zur Einquartierung vieler Juden benutzt. Auf
engem Raum lebten dort zuletzt auch
Marianne und
Gertrud Weil mit ihrer Mutter, bis zur Deportation der Hausbewohner
nach Auschwitz im März 1943. Besitzer des Hauses wurde das Deutsche
Reich. 1944 ist das Haus nach einem Luftangriff völlig ausgebrannt;
nach dem Krieg gab es einen Vergleich mit den Erben der vormaligen
Besitzer, und ein Neubau wurde errichtet.
Margarete besuchte die Maria-Theresia-Schule von 1931 bis 1937
in den Klassen 1–G6. In Berlin lernte sie das Modezeichnen.
Margaretes Vater wurde enteignet und im November 1938 für einige
Zeit inhaftiert. Ihr Bruder Heinz emigrierte 1938 in die USA,
sie selbst ging 1939 nach England und arbeitete dort als Krankenschwester.
1942 heiratete sie Herbert Berlin aus Hamburg (geb. 1918). Das
Ehepaar mit einer Tochter zog 1951 in die USA. Dort bekamen
sie einen Sohn.
Margaretes Ehemann Herbert ist 1999 gestorben.
Im Juli 2004 besuchte Margarete mit ihrem Enkel Augsburg und,
nach fast 70 Jahren seit ihrer Schulzeit, das Maria-Theresia-Gymnasium.
Margarete Berlin, geb. Wassermann, lebt bis heute (2006) in
den USA.
Margaretes Eltern wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert.
Margaretes Großmutter Anna Pflaunlacher, geb. Schwab (geb. 1867
in Nürnberg), wurde im August 1942 nach Theresienstadt deportiert
und starb dort; andere Verwandte erlitten ein ähnliches Schicksal.
Literatur:
Marina Bylinsky, »Gespräch mit Frau Margarete Berlin,
geb. Wassermann, am 14.07.2004 am MT«, in: Peter Wolf (Hrsg.),
Spuren. Die jüdischen Schülerinnen und die Zeit des Nationalsozialismus
an der Maria-Theresia-Schule Augsburg. Ein Bericht der
Projektgruppe »Spurensuche« des
Maria-Theresia-Gymnasiums,
Augsburg 2005, S. 52–54; auch
auf dieser Website (s. u.).
Zeitzeugen-Gespräche: Gespräch mit Frau Margarete Berlin,
geb. Wassermann, am 14. Juli 2004 am MT, aufgezeichnet von Marina
Bylinsky.
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